Steht ein weiterer milder Winter bevor?16. November 2016In der letzten Zeit kursierten Berichte durch die Medien, wir würden vor einem eisigen Winter stehen. Unterstützt wurden diese Berichte durch die kalte Witterungsepisode Anfang November und über eine ungewöhnliche Kältewelle über weiten Teilen Russlands.Der vorangegegangene Oktober war der erste zu kalte Monat des Jahres 2016. Der September 2016 war hingegen extrem warm; mit einer Abweichung von + 3,7° war er in der bis 1761 zurückreichenden Temperaturreihe des Klimaforschers Franz Baur der zweitwärmste nach 2006 mit + 3,8°. Franz Baur hat seine statistisch abgeleiteten Vorhersageregeln darauf aufgebaut, dass seinen Analysen zufolge eine ungewöhnliche Witterung zu einer bestimmten Jahreszeit oftmals später ebenfalls durch eine ungewöhnliche Witterung gefolgt wurde. Eine Temperaturabweichung von 3,7° C stellt ein recht ungewöhnliches Ereignis dar, das nur durch dramatische Änderungen der atmospärischen Zirkulationsverhältnisse über dem Ostatlantik und Europa erklärt werden kann, was zur Frage führt, wie denn in ähnlichen Fällen der darauffolgende Winter ausfiel. Um dieser Frage nachzugehen, sollen alle Septembermonate seit Kriegsende betrachtet werden, die mindestens um 2° zu warm waren. Dies ist vor 2016 in zehn Jahren aufgetreten: 1947, 1949, 1961, 1975, 1982, 1999, 2005, 2006, 2011 und 2014. In keinem dieser Jahre hat es anschließend einen zu kalten Winter gegeben, wenn man die Durchschnittstemperatur des gesamten meteorologischen Winters Dezember – Februar betrachtet. Lediglich der Winter 2006 hatte eine Abweichung von genau 0,0° war also gerade nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm. Im Mittel wiesen die Winter nach einem sehr warmen September eine Abweichung von 2,15° auf, waren also deutlich zu warm. Läßt man den Winter 2006 außen vor, so ist in 9 von 10 Fällen, also in 90%, ein milder, oft sogar ein sehr milder Winter, eingetreten. Aber auch in diesen insgesamt zu milden Wintern sind gelegentlich sehr kalte Monate aufgetreten, wie z. B. Februar 2012. Allein auf dieser Grundlage würde man einen insgesamt zu milden Winter in Deutschland erwarten. Zusätzlich hierzu soll die Oktoberwitterung betrachtet werden. Hier hat Franz Baur Ergebnisse abgeleitet, die darauf hindeuten, dass ein kalter Oktober von einem milden Winter gefolgt wird. Umgekehrt soll auf einen sehr warmen Oktober ein kalter Januar folgen. Um der Frage nachzugehen, welche Winterwitterung auf einen kalten Oktober folgte, betrachten wir, wie bereits zuvor für warme September, zu kalte Oktobermonate seit Kriegsende. Dies waren: 1946, 1947, 1950, 1951, 1952, 1955, 1964, 1965, 1972, 1973, 1974, 1975, 1992, 1994, 1997, 2003 und 2010. In 15 von diesen 17 Fällen, in 88%, folgte auf einen zu kalten Oktober ein insgesamt zu milder Winter. Im Mittel betrug die Abweichung der Wintertemperatur nach einem kalten Oktober + 1,25°. Die einzigen, allerdings bemerkenswerten, Ausnahmen waren die Winter 1947 und 1956. Der Winter 1946/47 war der zweitkälteste seit Kriegsende (nach 1962/63). 1955/56 folgte auf eine recht milde Witterung im Dezember und Januar ein extrem kalter Februar (Die Temperaturabweichung betrug – 9,2°). Nach 1956 ist ein zu kalter Oktober aber kein einzges Mal von einem zu kalten Winter gefolgt worden. Betrachtet man nur die 11 zu kalten Oktobermonate nach 1956, dann betrug die Temperaturabweichung des nachfolgenden Winters im Mittel +1,97°. Aber auch in diesen insgesamt zu milden Wintern sind gelegentlich kalte Monate aufgetreten, wie z. B. der Dezember 2010. Mit anderen Worten: Nicht nur die extrem warme Septemberwitterung, sondern auch der kalte Oktober in diesem Jahr liefern eindeutige Hinweise auf einen insgesamt zu milden Winter. Auf dieser Grundlage geben wir hiermit die Vorhersage ab, dass der Winter 2016/17 in Deutschland insgesamt zu mild, mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar sehr mild wird, nämlich um mehr als etwa 1,6°C. Auch wenn man berücksichtigt, dass die Wintertemperaturen der Klimanormalperiode 1961 – 1990 um 0,86° höher waren als die Mittelwerte 1761 – 1960, würde man auch gegenüber 1961 – 1990 einen zu milden Winter erwarten, nämlich um ca. mindestens 0,8° zu mild. Das soll nicht heißen, es kommt zu überhaupt keinen Schnee- und Kälteperioden, sondern lediglich, dass die Mitteltemperatur des gesamten Winters Dezember – Februar um mehr als 1,6° C über dem Mittel 1761 – 1960 liegen wird. |
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