Peter und Ursulas Märchenstunde - und nun auch Boris´und Joe´s: Wir schaffen Klimaneutralität bis 2050

18. Dezember 2020

Wer glaubte, 2020 sei das Jahr des Coronavirus (und wir leiden alle unter dem Coronavirus bzw. unter den Corona Abwehr – Massnahmen ), wird über kurz oder lang begreifen, dass die wirklich wichtigen, dramatischen Entscheidungen, die unser Leben wesentlich einschneidender verändern werden, als Corona, im Jahre 2020 in der Klimapolitik getroffen wurden.

Fast überall in der westlichen Welt wurde Klimaneutralität bis 2050 beschlossen. Es findet praktisch ein Wettlauf statt, bei dem niemand der Letzte sein will.

So hat z. B. Wirtschaftsminister Altmaier im September ein Programm zur Totaldekarbonisierung der deutschen Wirtschaft bis 2050 vorgelegt, die EU Kommission einen Plan zur Total – Dekarbonisiertung der EU und auch der designierte US Präsident Joe Biden will die USA bis 2050 total dekarbonisieren.

Am ambitioniertesten scheint der Britische Premierminister Boris Johnson zu sein, der bereits bis 2030 die Stromerzeugung auf Windkraft umstellen, sowie Gasheizungen und Kaftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verbieten will (s. z. B. hier).

Klimaneutralität bedeutet Totalverzicht auf fossile Energieträger bis 2050, also die völlige Abschaffung des gegenwärtigen Energieversorgungssystems und den Aufbau eines neuen, kohlenstoffreien Energieversorgungssystems. Dabei soll Klimaneutralität allerdings nicht die völlige Abschaffung des heutigen Energieversorgungssystems bedeuten, da es geringfügige Ausgleichsmassnahmen geben soll. Darauf werden wir im Folgenden aber nicht weiter eingehen, da die grundlegenden Schlussfolgerungen hier nicht dadurch beeinflusst werden.

Fossile Energieträger bestreiten heute in Deutschland (und weltweit) mehr als 80% des Energiebedarfs.

Energiewenden brauchen Zeit. Es hat in der Menschheitsgeschichte noch nie eine Energiewende, d. h. einen vollständigen Übergang von einem Energieträger auf einen anderen, innerhalb von 30 Jahren gegeben. Dafür brauchte man eher zwei bis drei Generationen, also etwa 50 – 100 Jahre.

Hier wird beispielweise ein sehr detaillierter und umfassender Überblick über Energiewenden in der Menschheitsgeschichte gegeben, der auch ausführliche Hinweise darauf gibt, wie lange Energiewenden in der Vergangenheit gedauert haben.

Was die jetzt angestrebte Energiewende – Total – Dekarbonisierung der Wirtschaft – von den Energiewenden der Vergangenheit unterscheidet, ist, dass sie von oben verordnet wird und dass sich ein neues Energieversorgungssystem nicht gegen das alte durchsetzt, weil es Vorteile gegenüber dem alten bietet, sondern weil es von der Politik so verfügt wurde.

Früher hat sich ein neuer Energieträger, oder eine neues Energieversorgungssystem gegen das alte durchgesetzt, weil es Vorteile gegenüber dem alten bot, die für die Menschen erkennbar und nachvollziehbar waren – sonst hätte sich das neue System nicht gegen das alte durchgesetzt.

Eine grundsätzlich gültige Erkenntnis: Eine neue Technologie setzt sich gegen die alte nur durch, wenn sie Vorteile gegenüber der alten bietet.

So hat sich z. B. vor Hunderten von Jahren Holzkohle gegen Holz durchgesetzt, weil man damit Eisenerz schmelzen konnte, Kohle hat sich gegen Holzkohle durchgesetzt, später hat sich Öl gegen Kohle durchgesetzt, ein Vorgang, der auch gegen Ende des 20. Jahrhunderts noch nicht beendet war. Kohle und Öl warden auch heute noch parallel in verschiedenen Anwendungsbereichen eingesetzt.

Wichtig ist, dass historisch gesehen nicht ein bestimmter Energieträger innerhalb kurzer Zeit einen anderen ersetzt hat, sondern mehrere Energieträger parallel gleichzeitig über Jahrzehnte genutzt wurden, wobei es große regionale Unterschiede gab. So wurde beispielsweise Öl in den USA seit den 1860er Jahren gefördert, gleichzeitig stellte Holz in vielen Regionen die Hauptenergiequelle dar, in anderen Regionen wurde mehr Kohle genutzt.

Der Höhepunkt der Kohlenutzung in Europa war vor dem 1. Weltkrieg, aber Kohle war noch bis weit in die 1950er Jahre hinein die Hauptenergiequelle, obwohl Öl seinen Anteil Ende der 1950er und in den 1960er Jahren rasch ausweitete.

Ein weiterer Punkt ist wichtig für die Einschätzung von Energiewenden der Vergangenheit. Grundsätzlich wurde ein früher genutzter Energieträger immer durch einen neuen ersetzt, der eine höhere Energiedichte pro kg hatte, als der alte.

So hat Holz eine höhere Energiedichte als Torf und Stroh, Holzkohle eine höhere Energiedichte als Holz, Kohle eine höhere als Holzkohle; Öl hat eine höhere als Kohle und Erdgas wiederum eine höhere als Öl. Die weitaus höchste Energiedichte pro kg hat Uran, das in Kernkraftwerken zur Stromerzeugung eingesetzt wird.

Die Nutzung von Energieträgern mit hoher Leistungsdichte bildet die Grundlage unserer Industriegesellschaft und unseres Wohlstandes, der unter anderen durch die fortlaufenden Produktivitätsgewinne im Einsatz von Energieträgern mit hoher Leitungsdichte geschaffen wurde.

Das heißt im Gegenzug, dass das Aufwenden größerer gesellschaftlicher Ressourcen zur Energiegewinnung zu Produtivitätsverlusten und mithin zu Wohlstandsverlusten führen wird, denn die zur Energiegewinnung aufgewandten gesellschaftlichen Ressourcen stehen dann nicht mehr zur Verfügung, um den Wohlstand der Gesellschaft zu vermehren.

Auf die jetzt geplante Energiewende und Dekarbonisierung bezogen bedeutet das Folgendes:

1. Gibt es ein Energieversorgungssystem, das die fossilen Energien bis 2050 vollständig oder zumindest fast vollständig zeitlich und räumlich bedarfsgerecht ersetzen kann?

2. Verfügt dieses Energieversorgungssystem über eine vergleichbar hohe Leistungsdichte, wie das fossile oder nukleare?

3. Kann dieses Energieversorgungssystem Energie zu vergleichbaren Kosten bereitstellen, wie das existierende fossile (oder nukeare) Energieversorgungssystem?

Die Antwort auf alle drei Fragen lautet nein.
Trotzdem wird in der aktuellen politischen, medialen und öffentlichen Diskussion behauptet, die Antwort auf jede dieser Fragen laute nicht nur ja, sondern ein Ersatz des fossilen Energiesystems sei auch noch mit Kosteneinsparungen für den Bürger verbunden.

Diejenigen, die das behaupten, u. a. hier, haben wohl zumindest übersehen, dass z. B. der Ausbau Erneuerbarer Energien in Deutschland pro Jahr 25 – 30 Mrd. Euro kostet, je nach Abgrenzung und Definition der Kosten, bis 2025 kumuliert ca. 500 Mrd Euro, ohne – und jetzt kommt´s – ohne dass dadurch nennenswert CO2 eingespart wurde, denn der Ausbau der Erneuerbaren hat im Wesentlichen nur die abgeschaltete - CO2 freie - Kernenergie ersetzt.

Man kann nicht aus der CO2 freien Kernenergie aussteigen und sich dann wundern, dass die CO2 Emissionen nicht so sinken, wie man gehofft hatte.

Ferner wird die Förderung Erneuerbarer in Deutschland parallel zum Europäischen Emissionshandelssystem EU – ETS gefahren, weswegen auch tatsächliche CO2 Minderungen z. B. durch geringeren Einsatz von Kohlekraftwerken in Deutschland im europäischen Gesamtkontext kein zusätzliches CO2 einsparen würden. Deswegen ist das EEG teuer aber wirkungslos.

Das scheint jedoch offenkundig niemand zu begreifen, wie u. a. auch hier dargelegt wird, oder es scheint gleichgültig zu sein, weil der politische Druck zu groß ist, subventionsgewohnte Wirtschaftszweige des öko - industriellen Komplexes weiter fett zu mästen. Oder weil man glaubt, man könne in der Öffentlichkeit weiter die Illusion aufrecht erhalten, die Energiewende würde "gelingen". Es wird schon keiner merken, dass es nicht funktioniert.

Die Politik in Deutschland, Grossbritannien, Europa und in den USA plant, das bestehende fossile Energieversorgungssystem in den kommenden 30 Jahren, bis 2050, im Wesentlichen durch Wind und Solarenergie und zu einem kleinen Teil durch Wasserkraft und Biomasse zu ersetzen; in einigen Ländern soll auch die Kernenergie ausgebaut werden.

Ein Ersatz des bestehenden Energieversorgungssystems würde zunächst eine massive Kapitalvernichtung bedeuten, denn wenn man ein Investitionsgut aus dem Verkehr ziehen muss, obwohl es weiter betrieben und Gewinn erwirtschaften könnte, kommt dies einer Enteignung gleich, so als ob es durch Kriegseinwirkung zerstört würde.
Auf privater Ebene würde man z. B. enteignet oder teilenteignet, wenn man sein Kraftfahrzeug oder eine Öl- bzw. Gasheizung wegen CO2 nicht mehr betreiben dürfte. Oder wenn eine Pflicht zur Isolierung bestehender Gebäude eingeführt würde, deren Kosten höher wären als die Einsparungen durch geringeren Brennstoffbedarf.

Auch eine CO2 Steuer oder ein CO2 Preis, wie die ab 2021 eingeführte Steuer, läuft auf eine Teilenteignung hinaus, denn dadurch steigen die Betriebskosten eines Kfz oder einer Öl- oder Gasheizung, wodurch sie teilweise entwertet werden.

In einigen Ländern, mit Sicherheit nicht in Deutschland, ist auch ein Ausbau der Kernenergie geplant, wie z.B. in Frankreich, in Grossbritannien, in Polen und in der Tschechischen Republik.

Der Ausbau der Kernenergie in den westlichen Industriestaaten leidet allerdings unter dem BER Syndrom, will heißen, es wird alles mindestens doppelt so teuer und dauert mindestens doppelt so lange wie geplant, weswegen der Ausbau der Kernenergie in einigen Ländern nicht wegen der Ablehnung der Öffentlichkeit oder grüner Gruppierungen stockt, sondern wegen immer stringenteren regulatorischen Auflagen, die die Kosten in astronomische Höhen treiben.

Unabhängig von regulatorischen Massnahmen und den hohen Kosten hat man abgeschätzt, dass ein Ersatz der heutigen weltweiten fossilen Energieversorgung durch Kernenergie bis zum Jahre 2050 den Bau von etwa 10.000 Kernkraftwerken erfordern würde – das heißt bis 2050 etwa eines pro Tag! (Bis 2050 sind es ca. 10.000 Tage).

Das ist natürlich völlig illusorisch und soll nur demonstrieren, welche Aufgabe vor einem stehen würde, wenn man die Energieversorgung der Welt bis 2050 dekarbonisieren und durch Kernenergie ersetzten wollte – nämlich eine unbewältigbare. Der erwartete steigende Energiebedarf bis 2050 ist dabei noch nicht einmal eingerechnet.

Die Wirtschaft soll im großen Maßstab elektrifiziert werden, will heißen, überall dort, wo heute fossile Energieträger zum Einsatz kommen, soll, wenn irgendwie möglich, aus Wind und Sonne gewonnener elektrischer Strom eingesetzt werden. Ein Teil der Energieversorgung soll durch Wasserstoff abgedeckt werden, der größtenteils durch Elektrolyse mit erneuerbaren Strom gewonnen werden soll.

Jedoch gibt es mit dem Ausbau von Wind und Sonnenenergie einige Probleme, die in der Literatur und auch auf diesen Seiten (z. B. hier ) häufiger und umfassender dargelegt wurden.

Das soll nicht heißen, Wind- und Sonnenenergie können nicht weiter ausgebaut werden. Die Frage ist jedoch nicht, ob sie weiter ausgebaut werden können, sondern, ob sie die Rolle der fossilen Energieträger bis 2050 komplett übernehmen können und ob eine bedarfsgerechte Energievollversorgung bis dahin möglich sein wird.

Nach allem, was wir heute auf Expertenbasis wissen, und damit sind nicht irgendwelche Behauptungen grüner Energieideologen gemeint, sondern die Auffassungen von Wissenschaftlern und Technikern, die teilweise auf jahrzehntelange Berufserfahrung auf dem Gebiete der Energietechnik bzw. der Energiewirtschaft zurückblicken können, werden Wind und Sonne nicht in der Lage sein, das bestehende fossile Energieversorgungssystem zu ersetzen.

Noch nicht einmal die Stromerzeugung, die nur für ca. 20% des Endenergiebedarfs verantwortlich ist, wird man vollständig durch Wind und Sonne ersetzen können, egal, wie stark man Wind und Sonne ausbaut.

Dies insbesondere aus folgenden Gründen:

1. Zu hoher Fächenbedarf wegen der geringen Energiedichte von Anlagen zur Stromerzeugung aus Wind und Sonne

2. Keine oder nur geringe Stromerzeugung, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint; niedriger Kapazitätsfaktor der erneuerbaren Energieanlagen

3. Intermittierende Erzeugung; nicht am Bedarf orientiert, Stromerzeugung muss aber genauso hoch sein, wie der Strombedarf wegen Netzstabilität

4. Duale Erzeugungsstruktur erforderlich (Back – up Kraftwerke), die dann Strom erzeugen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, was meistens der Fall ist

5. Stromspeicher im industriellen Maßstab nicht verfügbar


Zu Ziffer 1. Deutschland ist ein flächenmässig kleines Land, aber eines der führenden Industrieländer und verbraucht deswegen auch pro Kopf mehr Energie als z. B. Costa Rica oder Burkina Fasu. Deutschlands Fläche reicht nicht für eine Energievollversorgung durch Erneuerbare.

Zu Ziffer 2. Soll man künftig nur noch kochen, fernsehen, sein Handy aufladen, Industriegüter produzieren, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint? Ist noch niemandem aufgefallen, dass in Erneuerbaren Anlagen kein Strom erzeugt wird, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Was meistens der Fall ist, denn Windstrom hat nur einen Kapazitätsfaktor von ca. 15 – 20% und Sonne nur etwa 10% (und nachts immer Null). Den Bundestagsabgeordneten, die just das EEG novelliert haben wohl nicht.

Und ganz generell wohl auch nicht den Politikern der EU, der britischen Regierung und auch nicht dem Klimateam des gewählten US Präsidenten Joe Biden. Die cognitive Dissonanz dieser Leute und vor allem die der Grünen hüben und drüben scheint keine Grenzen zu kennen.

Zu Ziffern 3 und 4. Auch wenn in einem Denkmodell die Bruttostromerzeugung Erneuerbarer im Jahresmittel genauso hoch wäre wie der Strombedarf, wäre dies keine Vollversorgung, denn es gibt Zeiten, in denen wesentlich mehr Strom erzeugt wird, als gebraucht wird, und dann wieder Zeiten, in denen wesentlich weniger erzeugt wird, als gebraucht wird. Da man Strom nicht speichern kann, muss der zuviel erzeugte Strom “entsorgt” werden, während man in den Zeiten, wenn Erneuerbare zu wenig oder gar nichts beitragen, auf konventionelle Erzeugung zurückgreifen muss, wie z. B. Gas- oder Kohlekraftwerke.

Es wird deswegen nie eine 100%ige Vollversorgung mit Strom durch Erneuerbare geben. Besonders dann nicht, wenn künftig wesentlich mehr Strom erzeugt werden soll, als heute, um den Verkehr, die Industrie und die Haushalte zu elektrifizieren, wo heute noch fossile Energieträger eingesetzt werden.

Unter Energieexperten überwiegt die Meinung, dass der komplette Ersatz des heutigen fossilen und nukearen Energieversorgungssystems mit einem anderen, das heute entweder nicht existiert, oder von dem man weiß, dass es nicht in der Lage sein wird, das bestehende System zu ersetzen, nicht möglich ist.

Dies erfordert entweder nobelpreiswürdige Durchbrüche in der Physik der Energietechnik, wie beispielsweise in der Kernfusion (seit ca. 50 Jahren soll die Kernfusion in spätestens 20 Jahren in der Energieversorgung einsatzfähig sein, sie ist es natürlich bis heute und absehbar in den kommenden 20 Jahren nicht; sie ist nach wie vor im Experimentierstadium), oder dramatische Einschnitte im Lebensstandard gegenüber heute, weil die verfügbaren Energie Alternativen nicht in der Lage sind, das heutige Energieversorgungsniveau zu gewährleisten.

Es droht also eine massive Energiearmut, die unseren gewohnten Lebensstandard drastisch reduzieren wird. Ein Teil der zivilisatorischen und technologischen Fortschritte, die durch bezahlbare Energienutzung möglich gemacht wurden, werden den Bach runtergehen.

Obwohl die Erneuerbaren bis 2050 keine bedarfsgerechte Vollversorgung mit Energie liefern werden, werden sie mit Sicherheit weiter ausgebaut werden, vor allem, weil die Subventionen wegen des politischen Drucks weiter üppig fliessen werden, dafür wird die Lobby Arbeit der Erneuerbaren Energiewirtschaft schon sorgen.

Ohne Subventionen würde nahezu keine der Erneuerbare Energie Anlagen gebaut, das hat auch die Diskussion über die Novellierung des Erneuerbare Energiegesetzes (EEG) gezeigt. Der Ausbau der Erneuerbaren hat in den letzten Jahren gestockt, weil die Subventionen zu niedrig waren.

Die Erneuerbaren sind nicht wettbewerbsfähig mit dem bestehenden Stromerzeugungssystem auf fossiler und nuklearer Basis, deswegen sind sie ohne Subventionen und Vorgaben zur Zwangseinspeisung nicht überlebensfähig.

Die Grenzen der Erneuerbaren werden z. B. hier detaillierter erläutert:

“Zahlreiche Studien behaupten, dass eine rasche Dekarbonisierung der Weltwirtschaft nicht nur technisch möglich ist, sondern sogar gegenüber den fossilen Energieträgern sogar noch billiger ist.

Bei allen diesen Studien sollte man den Grundsatz nicht vergessen, dass man keiner Studie glauben kann, deren Eingangsprämissen und Annahmen man nicht selbst festgelegt hat. Denn in Abhängigkeit von diesen Prämissen ist ein breites Spektrum von Ergebnissen möglich – genauso und nicht anders, wie bei allen Szenarienstudien, mit denen man die Auswirkung von Treibhausgasemissionen auf das Klima zu berechnen sucht.

Es hat in den letzten Jahren viele Studien gegeben, in denen behauptet wurde, eine völlige Umstellung auf Erneuerbare Energien sei problemlos und zu geringen Kosten möglich.

Nur: Es gibt fast genausoviele Studien, die diese Studien widerlegt haben, vor allem, indem sie die Eingangsprämissen und sonstige Annahmen hinterfragt haben. Denn diesen Studien liegen meistens Annahmen über die technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit zugrunde, die wesentlich zu optimistisch bzw. unrealistisch sind, bzw. in Studien widerlegt worden sind, die sich nicht an theoretisch möglichen Annahmen orientieren, sondern an in der Realität beobachteten.

Denn dann sieht es für die Erneuerbaren nicht so toll aus. So wurde z. B. gezeigt, dass die Annahmen einer derartigen Studie, der zufolge eine Umstellung auf erneuerbare Energien in den USA problemlos möglich sei, wenig realistisch sind:

"In particular, we point out that this work used invalid modeling tools, contained modeling errors, and made implausible and inadequately supported assumptions."

Wenig ermutigend für die Photovoltaik sieht z. B. eine Studie aus, in der gezeigt wird, dass der Energieaufwand zur Herstellung von Photovoltaikanlagen deren Energieertrag in Ländern mit wenig Sonne, wie in Europa nördlich der Alpen, überschreitet. D. h., in Deutschland würde die Photovoltaik weder einen Beitrag zu einer CO2 Einsparung noch zur Energieversorgung leisten.

Auch bei der Windenergie sieht es in Deutschland nicht besonders gut aus, da der Kapazitätsfaktor hier – im Gegensatz zu den windreicheren Gegenden in den USA, wo er bei 30 – 40% liegt – nur bei 15 – 19% bei Onshore Anlagen liegt. Der Windertrag für bestehenden Windkraftanlagen in den USA wurde auf etwa 0,5 - 1,0W/m2 Flächeninanspruchnahme geschätzt, entsprechend weniger wären es hier. Auch für die von Erneuerbaren Energien begünstigten USA wäre eine Umstellung auf Erneuerbare kaum machbar.

Ähnliches gilt für das ebenfalls von Erneuerbaren begünstigte Australien Ein Umstieg auf Erneuerbare ist entweder technisch nicht machbar, oder nur zu prohibitiv hohen Kosten, die zum Ruin der Volkswirtschaft führen würde.

Auch für Europa sieht es nicht besonders gut aus.

Einen Austausch der Argumente pro und contra der Durchführbarkeit einer Total – Dekarbonisierung der Energieversorgung kann man auch hier nachlesen.

Wenn die Chancen Erneuerbarer sogar in großen Flächenstaaten, wie den USA und Australien, nicht besonders gut sind, dann sieht es in Ländern mit wenig Fläche, wie Deutschland sehr schlecht aus, da Erneuerbare eine sehr geringe Energiedichte pro Fläche haben und deswegen der Flächenbedarf zur Erzeugung einer bestimmten Energiemenge sehr groß ist.

Wenn die Politik in Deutschland, England, Europa und auch in Amerika trotzdem behauptet, Erneuerbare können das bestehende Energieversorgungssystem vollständig ersetzen, wozu sie allein aufgrund physikalischer Grenzen nicht in der Lage sind (wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint erzeugen sie keinen Strom; zudem reicht bspw. die Fläche Deutschlands nicht für eine Vollversorgung aus), von den Kosten mal ganz zu schweigen, wirft das Fragen auf, wieso das so ist.

Die Klimapolitik und das Ziel einer Klimaneutralität bis 2050 hat in den westlichen Industriegesellschaften die Rolle eines zentralen Politikziels eingenommen. Diesem Ziel wird alles andere untergeordnet.

Es gibt keinen Poitikbereich mehr, der eigenständig und unabhängig von klimapolitischen Zielvorgaben existieren kann. Die Klimaneutralität übt de facto eine diktatorische Gewalt auf die Politik und somit auf die Gesellschaft aus, deren Vorgaben nicht in Frage gestellt werden dürfen.

Ein selbst gestecktes politisch – ideologisches Ziel nimmt einen höheren Rang ein, als das Wohlergehen der Bevölkerung. Die Arroganz und Überheblichkeit der politischen und gesellschaftlichen Führungsebene, die de facto der Bevölkerung den Krieg erklärt hat, ist fast ohne Beispiel.

Schlimmer war wahrscheinlich nur die Diktatur des Proletariats – die natürlich keine Diktatur des Proletariats war, sondern die Diktatur selbst ernannter Eliten über das Proletariat. Aber immerhin stand dabei vorgeblich das Wohlergehen der Menschen im Mittelpunkt.

In der Klimadiktatur ist das Wohlergehen der Menschen nachrangig, zählen tut allein die klimaideologische Vorgabe einer Klimaneutralität, egal zu welchem Preis.

Der Aberwitz dabei ist, dass sogar eine Klimaneutralität Deutschlands am weltweiten Klimatrend nicht das allergeringste ändern würde; die Auswirkungenauf das Klima lägen etwa eine Zehnerpotenz unter der Meßbarkeitsgrenze.


Das sollte die Politik der Öffentlichkeit einmal vermitteln; sie wird es mit Sicherheit nicht tun, weil sie damit ihre politischen Ziele konterkarieren würde.

Das Gebaren einzelner Akteure wird dabei immer extremer, wie z. B. Boris Johnsons klimapolitische Vorgaben, die, wären sie vor einem Jahr von Extinction Rebellion gekommen, man als Unfug zur Seite gewischt hätte; heute sind es offizielle Politikziele eines konservativen Ministerpräsidenten.

In Deutschland kristallisiert sich immer deutlicher ein Schulterschluss zwischen der CDU/CSU und den Grünen heraus. Besonders Markus Söder, der sich grüner als die Grünen geriert, positioniert sich unverhohlen als Kanzlerkandidat einer Schwarz – grünen Koaltion nach den Wahlen 2021. Den Grünen ist es gleichgültig, wer unter ihnen als Kanzler dient, sie werden ihre Politik so oder so durchsetzten.

Worauf die Grünen schon mal richtig größenwahnsinnig werden und mal so nebenbei wissen lassen, wie sie sich eine Grüne Republik vorstellen. Dass sie sich so ungeniert aus der Deckung wagen, zeigt einem, wie sicher sie sich fühlen und wer in einer Schwarz – grünen Koalition den Ton angibt, egal wer Junior- oder Seniorpartner ist. Denn auch die Konservativsten der Konservativen umarmen die Grünen mit beiden Armen.

Da wird einem richtig Angst und Bange und es wird einem klar, wie tief der wirtschaftliche Absturz werden wird – mit grün – deutscher Gründlichkeit noch etwas heftiger, als in dden europäischen Nachbarstaaten und in den USA.

Wie bereits auf diesen Seiten häufiger gesagt, sind Lüge Täuschung und Irreführung zentrale Mittel des politischen Diskurses. Wenn man ein politisches Ziel erreichen will, muss man die damit einher gehenden negativen Auswirkungen verschweigen, darüber lügen, täuschen und irreführen.

Das gilt natürlich besonders in der Umwelt und Klimapolitik. Eine Total – Dekarbonisierung, also eine Klimaneutralität bis 2050 wird es bei Aufrechterhaltung des heutigen Lebensstandards in den westlichen Industriestaaten, wie Grossbritannien, Deutschland, Europa oder den USA nicht geben. Wer das behauptet, lügt oder täuscht die Öffentlichkeit bewußt oder ist schlecht informiert über das tatsächliche Ausmaß der Herausforderung einer Total – Dekarbonisierung.

So heiß es z. B. hier:

"Designing hypothetical roadmaps outlining complete elimination of fossil carbon from the global energy supply by 2050 (Jacobson et al. 2017) is nothing but an exercise in wishful thinking that ignores fundamental physical realities. And it is no less unrealistic to propose legislation claiming that such a shift can be accomplished in the US by 2030 (Ocasio-Cortez 2019). Such claims are simply too extreme to be defended as aspirational. The complete decarbonization of the global energy supply will be an extremely challenging undertaking of an unprecedented scale and complexity that will not be accomplished –- even in the case of sustained, dedicated and extraordinarily costly commitment in a matter of few decades."

Wieso wird trotzdem behauptet, Klimaneutralität bis 2050 (die vollständige Umstellung auf Erneuerbare Energien) sei kein Problem? Es gibt zumindest zwei mögliche Erklärungen.

Die erste ist Zynismus der Politik. Der Politik ist klar, dass es eine Total – Dekarbonisierung der Wirtschaft bis 2050 nicht geben wird, behauptet es aber trotzdem, um im veröffentlichten Diskurs, der von den Grünen und den Grünen Medien (in Deutschland mindestens 75%) beherrscht wird, gut dazustehen. Man setzt sich Ziele, für deren Einhaltung man ohnehin nicht verantwortlich ist, weil sie soweit in der Zukunft liegen, dass man dann sowieso nicht mehr Regierungsverantwortung tragen wird. Man kann aber jetzt gleich die Zustimmung der Medien und der Grünen geniessen. So wird Klimapolitik zum Genuss ohne Reue, instant gratification also.

Die zweite Erklärung ist, dass die Grünen ernsthaft glauben, eine Totaldekarbonisierung sei möglich bis 2050, obwohl die Mehrheit der Ernst zu nehmenden Studien dies bezweifelt. Der Druck, den sie in der veröffentlichten Meinung ausüben, ist so groß, dass niemand ihre Behauptungen anzweifelt. Die Politik, die Wirtschaft, die Medien folgen ihnen, auch wenn sich herausstellt, dass Dekarbonisierung zur De – Industrialisierung und massiven Wohlstandsverlusten führt. Das wird die Grünen jedoch nicht stören, vielleicht ist das sogar beabsichtigt.

Denn die Grüne Bewegung ist grundsätzlich gegen die Industriegesellschaft, gegen Wirtschaftswachstum, gegen den Kapitalismus. Die De-karbonisierung und die damit einhergehende De-Industrialisierung wird zur Abschaffung der Industriegesellschaft und schlussendlich zur Abschaffung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung führen; das Ziel wäre also eine durchgreifende Gesellschaftsveränderung und nicht nur die Einhaltung eines selbstgesteckten, abstrakten Klimazieles.

Diese Erklärung scheint zutreffend zu sein, wenn man die Grünen Vordenker und die Stimmung in grünen Kreisen aufmerksam verfolgt.

Schlußendlich schliessen sich beide Erklärungen aber nicht aus: Denn ein Teil der politischen und wirtschaftlichen Eliten machen mit, weil sie in die erste Erklärung passen, wie Teile der eher konservativeren Politik und der Wirtschaft, während ein anderer Teil aus tiefer Überzeugung mitmacht, wie der härtere Kern der Grünen Bewegung, die tatsächlich glauben, was sie da verkünden.

Man fragt sich welcher Teil dieser Bewegung der gefährlichere ist für Wohlstand, Wachstum und Beschäftigung.

Die Zeichen in den kommenden Jahren stehen auf Sturm. Die gesellschaftlichen Konflikte wegen der Klimapolitik werden massiv zunehmen, wenn breitere Bevölkerungsschichten begreifen, was ihnen wegen der Klimapolitik blüht. Es droht der Klimakrieg.

Wir haben in Deutschland schon einmal eine Total – Dekarbonisierung erlebt und das war 1945, am Ende des 2. Weltkrieges, als Deutschland in Schutt und Asche lag.

Wollen wir unseren Lebensstandard auf dieses Niveau absenken?