Erst weiße Ostern - dann Sommer im April!

11. April 2018

Weiße Ostern in Teilen Norddeutschland kam wenig überraschend, denn die von Computern errechneten Wettervorhersagen hatten dies bereits eine Woche vor Ostern als möglich erscheinen lassen.
Allerdings muss man hinzufügen, dass die Vorhersage des Osterwetters in diesem Jahr absolut chaotisch war: Die Vorhersagen unterschieden sich nicht nur von Modell zu Modell sehr stark, sondern auch von Vorhersagedatum zu Vorhersagedatum.

Will heißen: Ein Modell berechnete für Ostern sonniges und warmes Wetter, das nächste kaltes und trockenes und das nächste mäßig warmes aber nasses Wetter. 12 Std. später war alles umgekehrt. Das Modell, dass zuvor noch warmes und sonniges Wetter vorhersagte, rechnete nun mit Schnee, das nächste mit Regen und das andere, das warmen Regen vorhersagte, rechnete nun mit Schnee. Und so ging das tagelang. Erst hü, dann hott.

Was lernen wir daraus: Die Wettervorhersage(aber auch die Klimavorhersage!) mit Computern ist keineswegs eine abgesicherte Wissenschaft, sondern weist – besonders für längere Vorhersagezeiträume von mehr als etwa 5 Tagen – teilweise erhebliche Unsicherheitsbandbreiten auf, die die Vorhersage praktisch wertlos machen.

Denn wenn sie eine Bandbreite aufweisen, die alles abdeckt, was klimatologisch für die fragliche Zeit möglich ist, kann man auch würfeln. Die Vorhersage ist dann wertlos.

Dies ist aber jetzt alles Geschichte und bereits ab Osterdienstag endete die kalte Witterungsperiode und es stellte sich eine Wetterlage ein, die in den letzten 2 – 3 Jahrzehnten im April sehr häufig auftrat: Nämlich ein kräftiges Tief über dem Ostatlantik, auf dessen Vorderseite aus Südwesten und Süden Warmluft nach Deutschland transportiert wird.

Diese Wetterlage war in vielen Jahren im April sehr stabil, wie z. B. 2007, 2009 und 2011. Wir haben diese Wetterlage oft als TR20W Wetterlage bezeichnet, also als stationäres Tiefdruckgebiet auf der Position 50N, 20W.

Wir hatten bereits für den März 2018 mit einer derartigen Wetterlage gerechnet und deswegen einen mindestens 2° C zu warmen März vorhergesagt. Diese Vorhersage ist voll daneben gegangen, da der März 2018 deutschlandweit um mehr als 1°C zu kalt ausgefallen ist.

Das soll uns aber nicht daran hindern, auf der Grundlage des bisherigen Witterungsverlaufs im April und der bis heute vorliegenden, weitgehend übereinstimmenden längerfristigen Vorhersagen der Wetterdienste GFS, GEM und ECMWF (in wetterzentrale.de verfolgbar), sowie auf Grundlage ähnlichen Witterungsverlaufs in den vorangegangenen April Monaten gleich noch einmal eine Vorhersage zu wagen.

Wir sagen vorher, dass der diesjährige April im Vergleich zum Mittel 1961 – 1990 deutschlandweit um mindestens 2°C, wahrscheinlich aber um mehr als 3° C zu warm und überdies, wegen des vorwiegend antizyklonalen Wetters, zu trocken werden wird.

Der diesjährige April folgt dem seit einer Reihe von Jahren zu beobachtenden Muster. Der April ist nicht mehr der nass – kalte Schreckensmonat der Jahrzehnte vor 1990, sondern einer der besten Monate des ganzen Jahres mit viel Sonne und Wärme.

Ursache ist eine grundsätzliche Umstellung der atmosphärischen Zirkulation über dem Ostatlantik und Westeuropa in den letzten Jahrzehnten. Einige Veröffentlichungen der letzten Jahre deuten darauf hin, dass die Zirkulationsumstellung im April über dem Atlantik Teil einer generellen Umstellung des sog. planetarischen Wellenmusters in der gesamten Nordhemisphäre ist, bei der bestimmte Wellenmuster in einen Resonanzmodus eintreten und über längere Zeit hinweg an einem bestimmten Ort verharren und in einigen Regionen teilweise extreme Witterungsereignisse verursachen. Dies könnte auch die Ursache der dramatischen Zirkulationsänderungen im April nach etwa 1990 Hoffmann, 2017; Petoukhov et al, 2013) sein.

Sommer im April hat aber einen Wermutstropfen: Ein sonniger und warmer April (mehr als 2° C zu warm in der Baur´schen Mitteleuropa - Temperaturreihe) wird häufig von einem eher regnerischen Hochsommer (Juli) gefolgt. Das war z. B. 1993, 2000, 2005, 2007, 2009, 2011 und 2014 der Fall.

Man sollte also den Sommer im April geniessen, solange es geht. Der Hochsommer könnte schauderhaft werden.




Nachtrag 20. Mai 2018

Die Vorhersage für einen mindestens 2°C zu warmen April ist eingetroffen.

Der April 2018 war mit einer Abweichung von mehr als 3° der wärmste seit mindestens 1881.

Aber auch der Mai 2018 wird möglicherweise in die Geschichtsbücher der Meteorologie eingehen, denn er ist bislang ebenfalls erheblich zu warm, zu trocken und sonniger als normal. Auch die kommenden 10 Tage bis zum Monatsende soll den aktuellen Vorhersagen zufolge die sehr stabile Hochdruckwetterlage (im Meteorologen - Jargon: Oma - Wetterlage, weil sogar Omas eine zutreffende Vorhersage abgeben könnten) über Mittel- und Nordeuropa andauern, die vor allem im Norden durchweg sonniges, trockenes und warmes Wetter bringt. Lediglich im Süden und Südwesten ist mit gelegentlichen Schauern und Gewittern zu rechenen.

Deswegen ist es kein Kunststück mehr, an dieser Stelle erneut zu prognostizieren, dass auch der Mai 2018 deutschlandweit um mindestens 2°C zu warm weden wird, in einigen Regionen wahrscheinlich mehr als 3°.

An der Einschätzung für die Witterung des kommenden Hochsommers hat sich nichts geändert; vor allem auch deswegen nicht, weil es keinen belastbaren Zusammenhang zwischen der Witterung im Mai und der des Hochsommers gibt.