Es grünt so grün: Zur Psychopathologie der Klimaangst

31. Mai 2019

Bei der Europa Wahl am 26. Mai 2019 haben die Grünen in Deutschland mit ca. 21% ein historisches, großes Ergebnis erzielt. Erstmals wurden sie bei einer bundesweiten Wahl zweitstärkste Partei.
In fast allen Großstädten wurden sie mit Abstand stärkste Partei und erzielten generell einen Stimmenanteil zwischen 25 und 30%.

Vor allem bei jungen Wählern unter 30 waren sie sehr stark. Aufgeteilt nach Berufsgruppen waren sie sehr stark bei Studenten, Angestellten und bei Selbstständigen.

Das bedeutet: Besonders gut ausgebildete Angehörige der Mittelschicht und der oberen Mittelschicht, also der gesellschaftlichen Mitte, haben Grün gewählt.

Wahlanalysen zufolge war das wahlentscheidende Thema der Klimaschutz.

Den Grünen wird hier die größte Kompetenz zugetraut; die etablierten Parteien, wie CDU, SPD, FDP und AfD hätten das Thema verschlafen und seien dafür abgestraft worden – das war auch das Thema von Rezo´s Youtube Video (s. hier ).

Obgleich es in den deutschen Medien anders dargestellt wurde, rollte diese Grüne Welle nicht durch ganz Europa, sondern sie war im Wesentlichen ein deutsches Phänomen:

Von den 17 Sitzen, die die Grünen europaweit hinzugewonnen haben, entfallen 10 auf Deutschland und sieben auf die restlichen 27 EU Mitgliedsstaaten. Sie halten jetzt 70 von 751 Sitzen, etwas mehr als 9 Prozent.

Keine beeindruckende Grüne Welle. Die populistischen Parteien haben 34 Sitze hinzugewonnen, also erheblich mehr als die europäischen Grünen. Die bisherigen Parteien der Mitte haben verloren, die Liberalen haben deutlich dazu gewonnen, im Wesentlichen wegen Macron, dessen Bewegung es 2014 bei der letzten Europawahl noch gar nicht gab.

Europa ist kaum grüner, aber wesentlich fragmentierter geworden. Mehrheitsfindungen werden deutlich schwieriger.

Wie ist es zu erklären, dass Klimaschutz das entscheidende deutsche Thema bei den Europawahlen war?

Wir hatten bereits im November 2018 in dem Beitrag: Deutschland – Land der Grünen Illusionen darüber philosophiert und versucht Antworten auf die Frage zu geben, wieso ein großer Teil der bürgerlichen Intelligentsia, der bürgerlichen Mitte und der politischen und medialen Führungsebene unseres Landes Grünen Illusionen nachhängt, besonders im Klimaschutz.

Bereits damals hatten wir über die grüne Klimapolitik gesagt, was sich jetzt bestätigt hat:

Zitat:

Politisch gehen sie aber nur marginal über das hinaus, was die Bundesregierung z. B. in der Groko vereinbart hat, nämlich die Umsetzung des Klimaschutzplans 2050, die Total – Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft, die wohl nur durch eine weitestgehende De – Industrialisierung und massive Wohlstandsverluste für die Bürger zu erreichen ist.

Es ist dieses marginale Mehr, was den Kern des Grünen Aktivismus ausmacht, und nicht eine grundsätzlich andere Politik als die der etablierten Parteien – von der AfD einmal abgesehen, die den klimapolitischen Extremismus der etablierten Parteien ablehnt.

Dieses marginale Mehr wird aber durch die mediale Sichtbarkeit und die mediale Verstärkung zu einer grundsätzlich anderen Politik als die der etablierten Parteien umgedeutet. Zu Unrecht.

Aber in der Politik zählt nicht die Realität (dass die Klimapolitik der GROKO fast genauso extrem ist, wie die der Grünen), sondern die öffentliche Wahrnehmung (dass die Grünen der alleinige Hort des Klimaschutzes sind, die die Welt vor dem Hitzetod retten kann).

Aktivismus zahlt sich in der Politik aus. Von den Grünen lernen, heißt siegen lernen.


Und weiter:

Berücksichtigt man die mediale Verstärkung (70 – 75 Prozent der Journalisten in Deutschland sind grün – alternativ und mithin auch ihre mediale Präsenz) der Grünen Ideologie, dann wundert es nicht mehr, dass sie die alleinige im öffentlichen Diskurs akzeptierte Deutungshoheit bei uns erlangt haben.

Zitat Ende.

Hier liegt wohl die Erklärung, wieso die Grünen in der öffentlichen Wahrnehmung die kompetenteste Partei für den Klimaschutz sind.


Das Ganze wurde in den letzten Monaten durch die Greta – Inszenierung medial ordentlich verstärkt und bekam dann nochmal einen richtigen Kick mit Turbolader Rezo ein paar Tage vor der Wahl.

Wie sich gezeigt hat: Propaganda wirkt. Die Propagandaabteilungen vergangener und untergegangener Regime auf deutschem Boden wären beeindruckt.

Gleich nach der Europawahl bemühten sich die etablierten Parteien im Klimaschutz eilfertig grüner als die Grünen zu sein.

Ob das die richtige Strategie ist, in der Öffentlichkeit den Grünen hinterzulaufen und zu rufen: Hallo, ich bin auch Grün! sei dahingestellt.

Auf jeden Fall sollte die GROKO einmal medial verdeutlichen, was in der Koalitionsvereinbarung und im Klimaschutzplan 2050 drinsteht: Nämlich Klimaextremismus, der praktisch alle Grünen Forderungen erfüllt.

Das wusste Rezo anscheinend auch nicht.

Die GROKO hat wahrscheinlich unterschätzt, wie wichtig den Wählern, zumindest den Grünen – Wählern, das Klimathema war und hat sich gescheut, den Nicht – Grünen Wählern zu verdeutlichen, was auf sie zukommt, wenn ihr Klimaschutzplan 2050 umgesetzt wird.

Nämlich nichts Gutes: De – Industriealisierung, Arbeitsplatzverluste, Einkommenseinbussen, Wohlstandsverluste.

Damit kann man keinen erfolgreichen Wahlkampf führen. Aber man wird nicht umhin kommen, den Wählern irgendwann mal die Wahrheit sagen zu müssen:

Ihr wollt mehr Klimaschutz? Dann werdet ihr es auch bezahlen müssen. Ihr werdet es sein, nicht die von den Grünen und den Linken verteufelte Industrie, sondern ihr, die Durchschnittsbürger, die Arbeiter, Angestellten und Selbstständigen, egal, ob ihr Grün gewählt habt, oder nicht.

Und ihr werdet es bezahlen in Form von De – Industriealisierung, Arbeitsplatzverlusten, Einkommenseinbussen, Wohlstandsverlusten.


Diese Erkenntnis ist wohl jetzt auch in der GROKO angekommen, aber wohl kaum bei den Grünen, die sich noch in ihrem Wahlerfolg sonnen.

Da wird immer noch darüber philosophiert, dass man einerseits für das Klima Opfer bringen und unser Lebensstandard verhandelbar sein müsse, wenn man den Planeten retten will, andrerseits wird behauptet, Erneuerbare Energien seien bereits heute konkurrenzfähig mit fossilen Energien.

Wenn das so ist, muss man auch keine Opfer für das Klima bringen und seinen Lebenssstandard nicht reduzieren. Vor allem bräuchte man dann auch keine hohen Subventionen mehr für die Erneuerbaren, so wie jetzt mit etwa 30 Mrd. EUR pro Jahr.

Aber Erneuerbare sind eben nicht in der Lage, die fossilen Energieträger auf absehbare Zeit zu ersetzen, egal wie oft und wie vehement das behauptet wird (s. z. B. hier), vor allem dann nicht, wenn man parallel dazu auch noch aus der Atomenergie aussteigt.

Worin liegt aber die eigentliche Irrationalität der deutschen Klimapolitik, der Klimaangst und dem Gefühl, der Klimaschutz sei das wichtigste politische Thema in Deutschland?

Allgemein sollte es einen konkreten, messbaren, darstellbaren und wahrnehmbaren Zusammenhang geben zwischen einer politischen Handlung oder Massnahme (wie z. B. einem Gesetz) und dem Ergebnis in der realen Welt.

Wenn man ein Gesetz verabschiedet z. B. zur Mütterrente, sollten Mütter hinterher mehr Rente bekommen als vorher. Wenn man einen Mindestlohn festlegt, sollten Arbeiter hinterher mehr Lohn bekommen als vorher ohne Mindestlohn.

Auf die Umweltpolitik übertragen bedeutet das z. B., wenn man ein Gesetz verabschiedet, um die Emission von Luftverunreinigungen aus Industrieanlagen oder Kraftfahrzeugen zu reduzieren, dass anschliessend als Ergebnis davon die Luft messbar sauberer wird.

So hat Umweltpolitik in der Vergangenheit funktioniert. Die verschiedenen gesetzgeberischen Massnahmen in der Luftreinhaltung haben seit den 1970er Jahren dazu geführt, dass die Luftqualität in Deutschland und in Europa sich seither dramatisch verbessert hat und heute sauberer ist als je zuvor seit dem späten Mittelalter.

Man kann also einen darlegbaren, konkreten, messbaren und wahrnehmbaren Zusammenhang zwischen der umweltpolitischen Massnahme herstellen und dem Ergebnis.

Das ist jedoch in der deutschen Klimapolitik nicht mehr der Fall. Der extreme politische Druck im Klimaschutz, der als das wichtigste politische Thema der Deutschen dargestellt wird, übersieht – wissend oder unwissend – dass es für das Weltklima völlig gleichgültig ist, ob wir in Deutschland die Klimagasemissionen verdoppeln, halbieren, auf Null reduzieren, damit 10 oder 20 oder 30 Jahre warten:

Wir haben es mit unseren etwas mehr als 2% der weltweiten Emissionen überhaupt nicht in der Hand, irgendetwas messbares am weltweiten Klimatrend zu ändern.

Unsere Klimapolitik - und die der Grünen - hat die gleiche reale Auswirkung auf das Weltklima wie ein Regentanz der Indianer, das Beten mit einem Rosenkranz oder das Drehen einer tibetischer Gebetsmühle. Zu glauben, es sei anders, ist eine reine Illusion.

Trotzdem prägt diese Illusion die deutsche Klimapolitik.
Daran wird weder eine beschleunigte Umsetzung der Energiewende was ändern (was Umfragen zufolge Dreiviertel aller Deutschen befürworten), noch die beschleunigte Verabschiedung eines Klimaschutzgesetzes, noch der Ausbau der Fahrradwege, noch die Verbesserung der öffenlichen Verkehrsmittel oder die Einführung der Elektromobilität.

All das sind in ihrer Wirkung nur Regentänze, Rosenkranzbeterei und tibetische Gebetsmühlen.

Aber nichts, was am Weltklima irgendwas messbares ändert.

Diese Art der Umweltpolitik, nämlich die von der Klimaangst getriebene Klimapolitik verbessert die Umweltqualität nicht mehr, sondern sie ist nur noch ein abstraktes, virtuelles Konstrukt, mit dem nur ideologische oder sogar quasi – religiöse Ziele erreicht werden können – und wahrscheinlich auch nur sollen. Das Gegenteil zu behaupten, wäre unaufrichtig – wenn nicht sogar verlogen. Die Irrationalität, diesen Zusammenhang nicht zu erkennen oder zu ignorieren ist das Erstaunlichste an der Klimapanik.

Es geht in der Klimapolitik anscheinend nur darum, quasi – religiöse Ziele zu erreichen. Die Umwelt, das Klima ist der neue Gott. Ihm müssen Opfer gebracht werden, in der Hoffnung, ihn gnädig zu stimmen.

Das gesellschaftliche Epizentrum der Klimaangst und der Quasi – Religiösität ist die neue politische Mitte Deutschlands. Die besser gebildete, besser verdienende urbane Mittelschicht, die mit Religion ansonsten herzlich wenig zu tun hat, ist das Zentrum der neuen pseudo – religiösen Bewegung: Sie will vermeintlich Gutes tun fürs Klima – ohne überhaupt jemals in der Lage zu sein, auch Gutes zu bewirken.

Sie glaubt es aber – und das ist die Hauptsache. Der Glaube ist der Kern jeder Religion.

Diesem Glauben einer quasi – religiösen Bewegung soll der Rest der Gesellschaft unterworfen werden. Um “den Planeten zu retten”, obwohl wir alleine überhaupt nicht in der Lage dazu wären, wissend, nicht – wissend oder missachtend, dass Klimaschutz in Deutschland weltweit nicht das Allergeringste bewirken kann, soll die Gesellschaft in Deutschland grundlegend verändert werden ( Die Grosse Transformation).

Deutschland ist ein erfolgreiches Industrieland. Die Basis unseres Wohlstandes ist eine funktionierende Wirtschaft.

Und eine bezahlbare sichere Energieversorgung.


Ziel der Grünen Klimapolitik ist es, der Wirtschaft und unserer Gesellschaft eine bezahlbare und sichere Energieversorgung zu entziehen und damit der Wirtschaft die Grundlage insgesamt zu entziehen. Denn ohne bezahlbare und sichere Energieversorgung kann die Wirtschaft nicht florieren.

Eine florierende Wirtschaft ist aber die Grundlage für Wohlstand, Wachstum, Beschäftigung und soziale Sicherheit.

Eine De – karbonisierungspolitik ist und bleibt eine De – Industrialisierungspolitik solange keine vergleichbare Energieversorgung wie mit fossilen darstellbar und absehbar ist.

Wenn die Wirtschaft nicht floriert, sind auch Wohlstand, Wachstum, Beschäftigung und soziale Sicherheit gefährdet.

Das scheint den Proponenten einer aggressiven “Klimaschutzpolitik” nicht klar zu sein, weil sie ihre ideologischen oder quasi – religiösen Ziele über die Bedürfnisse der Menschen stellen.

In diesem Sinne ist aggresiver “Klimaschutz” zutiefst unmenschlich. Unmenschlich, unsozial, gesellschaftszerstörend.

Die Reaktion der etablierten Parteien auf das sensationell gute Abschneiden der Grünen in Deutschland bei der Europawahl kann nicht sein, den Grünen hinterher zu laufen und grüner als die Grünen sein zu wollen, wie es Svenja Schulze umgehend getan hat, indem sie das “Klimaschutzgesetz” am Kanzleramt vorbei in die Ressortabstimmung bringen wollte, ein übler Fehltritt.

Sondern sie müssen den 80% der Wähler, die nicht Grün wählen, klar machen, wieso aggressiver Klimaschutz die ureigenen Interessen der großen Mehrheit der Bevölkerung verletzt. Sie müssen klare Kante zeigen:

• Klimaschutz in Deutschland, sei er noch so aggressiv, ist ohne jegliche Auswirkung auf das Klima

• Klimaschutz bedeutet De – Karbonisierung, jede Alternative zu fossilen Energieträgern ist teuer, kann den Energiebedarf nicht decken, führt zu erheblichen Komforteinbussen

• De – Karbonisierung bedeutet De – Industrialisierung

• Die Kosten für aggressiven Klimaschutz werden letzten Endes nicht die Industrie und die Wirtschaft zahlen, sondern die Bürger, also jeder Einzelne von uns, egal ob die De – Karbonisierung mit höheren Steuern, mit einem Emissionshandelsmodell oder mit verschärften Ordnungsrecht erreicht werden soll

• Aggressiver Klimaschutz wird deswegen zu massiven Wohlstands- und Einkommenseinbussen führen. Untere Einkommenschichten werden besonders hart betroffen sein

Es ist an der Zeit, der Grünen Ideologie im “Klimaschutz” knallhart den Kampf anzusagen. Jede Buhlerei um die Gunst der Grünen wird sich rächen, denn die Grüne Bewegung folgt Nassim Talebs Gesetz der Intoleranz einer kleinen Minderheit, dem die Mehrheit nicht gewachsen ist.

Die Vergangenheit hat zudem gezeigt, dass die Grünen nie zufrieden waren und nie zufrieden sein werden, mit dem, was sie erreicht haben. Ihre Welt ist von politischer Habgier geprägt: Das Erreichte ist nie genug, es muss immer mehr sein. Mehr, mehr, mehr. Und es gibt keine Kompromisse. Wer sich mit ihnen politisch einlässt, wird von ihnen erdrückt werden.

Schlussendlich wird man auch einmal begreifen müssen, dass die Darstellung des Klimawandels durch die Klimaalarmisten und die mit ihnen verbündeten Medien nicht der Weisheit letzter Schluss ist, sondern dass die Welt nicht untergehen wird, wenn es 1,5 oder 2 Grad wärmer wird (immerhin hat man derartige Zeitabschnitte in der Klimawissenschaft als Klimaoptima bezeichnet, aber nicht als Klimakatastrophe).

Und dass es in den kommenden Jahrzehnten nicht 2, 3 oder 4° wärmer wird, auch wenn die Welt weiter mit den Wachstumsraten wie bisher emittiert, sondern gegenüber heute (z. B. hier) allenfalls 0,5 – 1,0°.

Nicht der Klimawandel bedroht Deutschland, sondern die Klimapolitik!