Illusionen in der Klima- und Energiepolitik

12. November 2024


Am Ende dieser ereignisreichen Woche – Wiederwahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten, Zusammenbruch der Ampel – Koalition in Deutschland – sich mit Illusionen in der Klima- und Energiepolitik zu beschäftigen, scheint nicht gerade ein besonders aktuelles und spannendes Thema zu sein, aber es spielt doch eine gewisse Rolle sowohl in der amerikanischen als auch in der deutschen Klima- und Energiepolitik, die vielleicht zu einem Teil zur Wiederwahl Trumps als auch zum Ampelkollaps beigetragen hat.
Zudem beginnt im aserbaidschanischen Baku am 11. 11. 2024 die diesjährige UN Klimakonferenz COP 29, weswegen die folgenden Ausführungen doch eine gewisse Relevanz haben.

Wie haben auf diesen Seiten bereits mehrfach verdeutlicht, dass die Klima- und Energiepolitik der westlichen Industriestaaten, besonders in Europa und in Deutschland, auf ideologisch motiviertem, teils irrationalem Wunschdenken anstatt auf realistischen naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Grundlagen basiert.

Man fragt sich, wie lange kann eine Gesellschaftsordnung naturwissenschaftliche und wirtschaftliche Realitäten ignorieren, und sich nur durch ideologisches Wunschdenken leiten lassen, ohne schweren Schaden zu nehmen?

Die Antwort lautet: Leider sehr lange. 70 Jahre Kommunismus in der UdSSR und 40 Jahre Sozialismus in der DDR (von Kuba und den sozialistischen Verirrungen eines Nicholas Maduro in Venezuela mal ganz zu schweigen) zeigen leider, dass sich festgefahrene ideologische Weltbilder sehr lange an der Macht halten können – und das ist der entscheidende Faktor: Sie können sich an der Macht halten, egal wie schädlich sie für die Menschen, die wirtschaftliche und die gesellschaftliche Entwicklung sind.

Der Wille der politischen Führungsebene zum Machterhalt ist nämlich der entscheidende Faktor. Die Realität ist für sie irrelevant, sondern nur ihre Ideologie, die sie als Realität darzustellen und durchzusetzen versucht.

Die Öffentlichkeit kann in vielen Fällen nicht zwischen Realität und Ideologie unterscheiden, da sie durch geschickte Indoktrination, Meinungsmanipulation und Propaganda der politischen Führungsebenen, mithilfe der ihr zugeneigten Medien, geschickt dahingehend manipuliert wird, Ideologie für Realität zu halten.

Das geht solange gut, bis auch die breite Masse erkennt, dass die Ideologien der politischen Führungsebenen nicht mit der von den Menschen tatsächlich wahrgenommenen Realität übereinstimmen. Dies ist wohl auch einer der Gründe für den Wahlsieg Trumps in den USA und das Auseinanderfallen der Ampelkoalition in Deutschland.

Das trifft grundsätzlich auf alle Politikbereiche zu, aber besonders auf den Bereich der Klima- und Energiepolitik.

Grundlagen der internationalen Klimapolitik


Grundlagen der internationalen Klimapolitik, die im wesentlichen durch die UN bestimmt werden, sind der Weltklimavertrag von 1992, das Kyoto Protokoll von 1997 und das Pariser Klimaabkommen von 2015.
Im Weltklimavertrag von 1992 wurde beschlossen, den Treibhausgasgehalt in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, das eine gefährliche Wechselwirkung mit dem Klimasystem vermeidet.

Im Kyoto Protokoll von 1997 haben sich die Industriestaaten, die sog. Annex 1 Staaten, dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2012 um 5,2 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.

Im Pariser Klimaabkommen von 2015 haben sich die Unterzeichnerstaaten darauf verständigt (allerdings ohne eine rechtliche Verbindlichkeit) ihre an die UN in den INDCs gemeldeten Emissionsziele bis 2030 einzuhalten.

Beschlossen wurde ferner, in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts Quellen und Senken von Treibhausgasen soweit auszubalancieren, dass eine Netto Null Emission erreicht wird. Zudem soll versucht werden, den weltweiten Temperaturanstieg auf 2,0, und wenn möglich auf 1,5 Grad gegenüber der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu begrenzen.

In den nachfolgenden UN Klimakonferenzen ( COP26 in Glasgow 2021 und COP27 in Sharm El Sheik 2022) sind diese Zielvorgaben dann erheblich verschärft worden.

In vielen westlichen Industrieländern will man deutlich über die Pariser Vereinbarung hinausgehen und eine Netto Null Emission bereits in 2050, in Deutschland sogar schon 2045, erreichen, und nicht erst in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts, also bis spätestens dem Jahr 2100.

Nachfolgend sollen die wesentlichen klimapolitischen Positionen und Forderungen und die daraus resultierenden energiepolitischen Forderungen und Strategien genauer betrachtet werden.

Klimapolitische Forderungen der UN


Eine der Kernforderungen in der Klimavereinbarung ist, obwohl erst praktisch in letzter Minute in die Vereinbarung ohne längere Diskussion aufgenommen, die Forderung, den weltweiten Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Das 1,5 Grad Ziel, obwohl rechtlich nicht verbindlich, hat in der klimapolitischen Diskussion in den westlichen Industrieländern, besonders bei den Umwelt NGOs, aber auch in der offiziellen deutschen Klimapolitik, einen quasi-religiösen Status eingenommen. Diesem Ziel sei alles unterzuordnen, wenn es nicht erreicht wird, geht die Welt unter.

Wir haben das 1,5 Grad Ziel bereits hier einer genaueren Analyse unterzogen. Niemandem, weder der UN, noch den Umwelt NGOs, noch dem BVerfG, das in seinem Beschluss vom 29. April 2021 ua auf das Ziel 1,5 Grad rekurriert, oder sonst jemandem, vor allem den Grünen nicht, scheint aufgefallen zu sein, dass das 1,5 Grad Ziel überhaupt nicht mehr erreicht werden kann, selbst wenn man die weltweiten Treibhausgasemissionen mit sofortiger Wirkung auf Null reduziert.

Die Gründe hierfür haben wir zB bereits hier dargelegt.

Der erste Grund ist, dass das IPCC davon ausgeht, dass der bislang seit dem 19. Jahrhundert beobachtete Temperaturanstieg vollständig auf menschliche Treibhausgasemissionen zurückzuführen sei, was allenfalls eine Hypothese oder Theorie ist, aber keine unumstrittene Tatsache, weil knapp die Hälfte des seit dem 19. Jahrhundert beobachteten Temperaturanstieges zwischen 1915 und 1945 eingetreten ist und deswegen nicht durch Treibausgase verursacht werden konnte, weil deren Konzentration nur unwesentlich gestiegen ist in der Zeit, weswegen natürliche Parameter für diesen Teil des Temperaturanstieges verantwortlich sein müssen.
Der Temperaturanstieg seit etwa Mitte der 1970er Jahre kann überwiegend, aber wohl nicht vollständig, auf den Treibhausgasanstieg zurückgeführt werden. Natürliche Parameter, die zum Temperaturanstieg beigetragen haben, sind zB Schwankungen in der PDO, AMO, EAO und im abnehmenden Bedeckungsgrad mit Wolken, die sich in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls in eine Richtung verändert haben, die zur globalen Erwärmung beigetragen haben.

Der zweite Grund ist, dass die bislang beobachtete Erwärmung noch nicht die endgültige Gleichgewichtserwärmung des Klimasystems widerspiegelt, da es einige Jahrzehnte braucht, um dieses Gleichgewicht zu erreichen. Klimamodellrechnungen zufolge wird dies etwa 3 – 4 Jahrzehnte dauern. Diese bereits jetzt im System enthaltene Erwärmung dürfte bei etwa 0,3 – 0,4 Grad liegen.

Wenn man, wie das IPCC, annimmt, die bisherige Erwärmung durch Treibhausgase betrüge ca. 1,1 Grad, dann liegt die schlussendliche Erwärmung durch Treibhausgase, auch wenn ein sofortiger weltweiter Emissionsstopp einsetzt, bei etwa 1,5 Grad.

Das 1,5 Grad Ziel ist also unter keinen realistischen Bedingungen mehr einhaltbar. Es zu fordern oder zum Ziel seiner Klimapolitik zu machen, ist also völlig illusorisch.

Die nächste völlig unrealistische und illusorische Forderung der UN Klimakonferenzen ist die Forderung nach einer 45% igen CO2 Emissionsminderung gegenüber 2019 bis 2030 (s. auch zB hier).

Die Gründe sind in dem angegebenen Link ausführlicher dargelegt. Angesichts der Tatsache, dass die weltweiten CO2 Emissionen seit der Verabschiedung des Kyoto Protokolls im Jahre 1997 weltweit um etwa 55% gestiegen sind, in 2023 einen neuen Höchstwert erreicht haben und der weltweite Anteil fossiler Energien an der Energieversorgung bei über 80% liegt, eine abstruse Forderung, deren Umsetzung zum völligen Zusammenbruch der Weltwirtschaft und zu einem Chaos und Elend führen würde, das um einiges schlimmer wäre, als ein weltweiter Temperaturanstieg um weitere 0,5 - 1,0 Grad.

Man muss sich wirklich die Frage nach der Sinnhaftigkeit derartiger Konferenzen stellen, wenn dort Forderungen erhoben werden, deren illusionärer Charakter sich jedem erschließt, der das kleine Einmaleins beherrscht, oder zumindest einen Taschenrechner für 9,90 EUR von Aldi bedienen kann.

Die UN schießt sich mit derartigen Konferenzen und Forderungen immer weiter ins Abseits.

Das gilt ebenfalls für dort erhobene Forderungen, die Industriestaaten müssten den Entwicklungsländern 4 – 8 Billionen USD oder EUR PRO JAHR zur Verfügung stellen, um ihre Wirtschaft klimaneutral zu entwickeln und sich an den Klimawandel anzupassen. Angesichts der angespannten Finanzlage und hohen Verschuldung in den meisten Industrieländern eine Forderung, die nicht die geringste Chance auf Umsetzung hat.

Dies gilt in gleicher Weise auch für die Forderung der Entwicklungsländer nach Schadenersatz für Klimaschäden, die die Entwicklungsländer durch den Klimawandel, verursacht durch die Klimagasemissionen der Industrieländer, erlitten haben.

Nicht nur ist diese Forderung illusorisch, sie entbehrt auch sachlich jeglicher Grundlage.

Der erste Grund ist, dass sogar laut den IPCC Berichten Klima- und Wetterextreme allgemein weltweit nicht zugenommen haben, obwohl in den Medien das Gegenteil behauptet wird und jedes Wetterextrem dem Klimawandel angelastet wird, was nur ein weiteres Mal bestätigt, dass die Mainstream Medien die Nummer Eins Quelle von Fake News im Klima- und Umweltbereich sind.

Wenn Wetterextreme längerfristig überhaupt nicht zugenommen haben, gibt es keine Grundlage für eine Forderung nach Schadenersatz, denn derartige Extreme hat es schon gegeben, bevor der Mensch Treibhausgase in die Atmosphäre emittiert hat.

Der zweite Grund ist, dass seit etwa 20 Jahren die Entwicklungsländer, die Nicht – OECD Länder, mehr CO2 emittieren, als die Industrieländer, die OECD Länder. Deren Anteil an den weltweiten Emissionen liegt derzeit bei nur etwa 32%, Tendenz fallend, und derjenige der Nicht – OECD Länder demzufolge bei 68%, Tendenz steigend (siehe die Details hier).

Da CO2 in der Atmosphäre nur eine begrenzte Lebensdauer hat (der größte Teil des bislang (seit ca 1850 bis etwa 1990) von den Industrieländern emittierten CO2 befindet sich nicht mehr in der Atmosphäre und jedes Jahr wird von den Kohlenstoffspeichern, wie den Ozeanen und der terrestrischen Biosphäre, etwa die Hälfte des im jeweiligen Jahr emittierten CO2 aufgenommen), könnten die Industrienationen, deren CO2 Emissionen weiter in der Vergangenheit aufgetreten, und deswegen größtenteils gar nicht mehr in der Atmosphäre vorhanden sind, kaum für heute auftretende Wetterextreme verantwortlich gemacht werden.
Das aktuell in der Atmosphäre vorhandene CO2 ist überwiegend in den vergangenen etwa drei Jahrzehnten emittiert worden und für diese Emissionen sind überwiegend die Nicht - OECD Staaten, aber nicht die OECD Staaten verantwortlich.

Deswegen ist es sehr fragwürdig, die Industriestaaten allein für den CO2 Konzentrationsanstieg der letzten Jahrzehnte verantwortlich zu machen und mehr als fragwürdig, ihnen die Verantwortung für Wetterextreme zuzuschreiben, die gar nicht zugenommen haben.

Die Debatte über Loss and Damage ist rein politisch motiviert mit dem Ziel der Nicht – OECD Staaten, Geld von den OECD Staaten abzupressen, obwohl der zugrundeliegende Vorwurf einer sachlichen Grundlage entbehrt.

Illusionen der Klimapolitik in den westlichen Industrieländern


Die nächste klimapolitische Illusion ist die Behauptung – oder Annahme, wie auch immer – durch stringente klimapolitische Maßnahmen , wie Net – Zero bis 2050 in den Industriestaaten, den OECD Ländern, ließe sich der Klimawandel entweder ganz abwenden oder zumindest signifikant abschwächen.

Dieser Frage haben sich wir und andere bereits in der Vergangenheit wiederholt zugewandt. Das Ergebnis war, egal, ob man einzelne Länder oder Wirtschaftsräume, oder sogar die OECD Länder als Ganzes betrachtet, dass die Klima - Auswirkungen von Net – Zero bis 2050 sich durchweg innerhalb der natürlichen Klimavariabilität oder sogar unterhalb der Nachweisbarkeitsgrenze bewegen.

Das bedeutet, sie sind entweder kleiner als 0,1 – 0,2 Grad (der Nachweisbarkeitsgrenze von Schwankungen der globalen Mitteltemperatur) aber auf jeden Fall kleiner als die natürliche Schwankungsbreite von etwa +/- 0,5 Grad (s. dazu hier mehr ).

Gleichzeitig sollen durch diese Klimapolitik, der Total – Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft bis 2050 (oder in Deutschland 2045), Schätzungen zufolge Kosten in Höhe von 4 – 6 Billionen allein in Deutschland entstehen. Sogar der Klima – Effekt einer Net – Zero Politik in den USA hat bis 2050 nur Auswirkungen, die weit unter der Messbarkeitsgrenze liegen.

Dekarbonisiert man den gesamten OECD Bereich bis 2050, lägen die Klimaauswirkungen irgendwo zwischen 0,2 – 0,4 Grad vermiedener Erwärmung, deutlich innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite des globalen Klimasystems (s. zB hier ).

Die Behauptung, durch stringente klimapolitische Maßnahmen, wie Net – Zero in einzelnen Ländern, wie Deutschland, oder Wirtschaftsblöcken, wie der EU oder den USA, oder in den Industrieländern insgesamt, könne man den Klimawandel abwenden, oder auch nur signifikant bremsen, ist illusionär.

Das erschließt sich allein schon dadurch, dass die gegenwärtigen Gesamt – Emissionen der OECD Länder nur bei ca. 32% liegen, Tendenz fallend, etwa genauso hoch, wie die Emissionen der VR China, Tendenz steigend. Die Emissionen des Nicht – OECD Bereiches liegen demzufolge bei 68% - Tendenz steigend.

Trotzdem wird das in den westlichen Industrieländern nicht nur behauptet, sondern zur Grundlage der offiziellen Klima-, ja generell der Regierungspolitik gemacht. Das Wahlprogramm der Grünen von 2021 ist im Kern ein “Klimaschutzprogramm”, das die vermeintlichen klimapolitischen Notwendigkeiten über alle anderen politischen Ziele stellt, ja diese Ziele unter einen klimapolitischen Vorbehalt stellt.

Unterstützt wird die Grüne Position durch den Klimabeschluss des BVerfG vom 29. April 2021, in dem ganz klar gesagt wird, dass sich alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend wandeln müssen, um die “Klimaziele” zu erreichen, obwohl weder Deutschland allein, noch die EU oder der OECD Bereich insgesamt den Klimatrend der kommenden Jahrzehnte in irgendeiner Weise signifikant ändern können.
Alle Politikbereiche haben sich den klimapolitischen Zielen unterzuordnen, egal zu welchen Kosten und sonstigen Auswirkungen auf das Leben der Menschen.

Im normalen Leben würde man das als Diktatur bezeichnen, nämlich als Klimadiktatur.

Die Grünen in Deutschland, die bei den letzten Wahlen 14,8% der Wählerstimmen errungen haben, sehen darin einen klaren Wählerauftrag, Wirtschaft und Gesellschaft zu de- karbonisieren – ungeachtet aller Kosten (“Die große Transformation”). Sie setzen dieses Programm konsequent um unter aktiver Mitwirkung ihrer Koalitionspartner, trotz aller Widerstände und Wahlschlappen, die sie seither erlitten haben. Sie sind entschlossen, soviel wie möglich von ihrer Agenda umzusetzen, solange sie noch an der Macht sind.

Nach dem Zusammenbruch der Ampel am 6. November 2024 erwartet Bundeskanzler Scholz sogar, dass sich die größte Oppositionspartei, die CDU/CSU, an der Umsetzung der klima- ideologischen Ziele der Grünen beteiligt – aus “staatspolitischer Verantwortung”, und zeigt damit ein recht eigenartiges Politik- und Demokratieverständnis. Dazu demnächst mehr.

Aber auch die EU will vergleichbare Programme mit ihrem Green Deal umsetzen, ebenso wie das Vereinigte Königreich; sie alle sind in ihrem klimapolitischen Eiferertum anscheinend nicht zu bremsen. Über Kosten der Zielerreichung wird entweder überhaupt nicht gesprochen, und wenn doch, werden sie als irrelevant zur Seite gewischt.
Schlimmer noch: Die deutsche Klimapolitik ist durch den EU “Green Deal” an die europäische Klimapolitik gebunden. Deutschland kann gar nicht mehr raus, selbst wenn es das wollte.

Die Illusion der westlichen Klimapolitik besteht also darin, dass behauptet wird, durch Emissionsminderungsmaßnahmen in den westlichen Industrieländern sei der Klimatrend signifikant zu beeinflussen.

Die nächste Illusion besteht darin, dass es technisch möglich sei, in den kommenden zweieinhalb Jahrzehnten die komplette auf fossiler Nutzung basierende Energieinfrastruktur zu zerstören (das ist natürlich möglich, 1945 war das ja bereits schon einmal so als Ergebnis des 2. Weltkrieges)) und durch nicht - fossile zu ersetzen.

Dieser Frage sind wir in der Vergangenheit bereits mehrmals nachgegangen, mit dem Ergebnis, dass es allein technisch sehr schwierig bis unmöglich ist, die komplette Energieversorgung eines Landes innerhalb weniger Jahrzehnte von einem Energieversorgungssystem auf fossiler Basis in ein nicht - fossiles umzuwandeln.

In den Worten von Vaclav Smil, einem der weltweit führenden Energieexperten:

Designing hypothetical roadmaps outlining complete elimination of fossil carbon from the global energy supply by 2050 (Jacobson et al. 2017) is nothing but an exercise in wishful thinking that ignores fundamental physical realities ( Zitiert aus: Vaclav Smil, 2020)

Die nächste Illusion, die sich daran anschließt, ist die Behauptung, die existierende fossile Energieinfrastruktur könne zerstört und durch eine nicht – fossile ersetzt werden und dies würde gegenüber heute sogar noch Kosten sparen und zu mehr Wohlstand führen.

Auch dies zeigt, dass wir offensichtlich heute in einer post – normalen Welt leben, in der jeder das behaupten kann, woran er glaubt – und das ist dann die Realität.

Die andere Realität sieht jedoch so aus, dass es eine Reihe von Kostenabschätzungen gibt, um Net – Zero bis 2050 in einzelnen Ländern oder sogar weltweit zu erreichen. Gehandelt werden zB Zahlen von 275 Billionen EUR, jährlich also etwa 9 Billionen EUR.

Für Deutschland existieren Zahlen von mehreren Billionen EUR bis 2045 bzw 2050.

Der Deutsche Bundestag rechnet sogar in einem Szenario mit Kosten von 13 Billionen EUR bis 2045.

Diese Zahlen mag man glauben oder nicht, es gilt grundsätzlich die alte Regel: Glaube keiner Studie, deren Eingangsprämissen du nicht selbst festgelegt hast.
Aber egal, welche Studie man betrachtet, die genannten Kosten übersteigen jegliches Vorstellungsvermögen. Zudem gilt die alte Regel (s. Elbphilharmonie, BER oder Stuttgart 21) dass die Kosten derartiger Mammutprojekte letzten Endes die geplanten Kosten um ein Vielfaches übersteigen.

Wir reden an dieser Stelle über reine Kosten, denen kein vorzeigbarer ökonomischer oder ökologischer Gewinn gegenüber steht. Denn es sind die Kosten, die durch die Zerstörung der bestehenden fossilen Energieversorgung und den Aufbau einer nicht – fossilen Energieversorgung entstehen, die aber deutlich teurer werden wird, als die bestehende.
Wenn man eine bestehende Energieversorgung zerstört, die pro kWh beispielsweise 5 Cent kostet und durch eine ersetzt, die 10 Cent kostet, wird dadurch kein Wohlstand geschaffen, der verteilt werden kann, sondern es wird Wohlstand vernichtet.

Für Deutschland hat das Statistische Bundesamt abgeschätzt, was die “Energiewende” bislang gekostet hat, nämlich ca. 500 Mrd EUR. Einer anderen Untersuchung zufolge hätte Deutschland seit 2002 bis zu 600 Mrd EUR sparen können, wenn man die Atomkraftwerke hätte weiter laufen lassen, anstatt sie abzuschalten und hätte dann noch mehr CO2 eingespart, als durch den subventionierten Ausbau Erneuerbarer Energien.

Wie dem auch sei: Die Behauptung, der Ausstieg aus der fossilen (und der nuklearen) Energienutzung sei zum Nulltarif zu haben und würde sogar noch mehr Wohlstand schaffen, ist, nach allem, was wir wissen, unzutreffend.

Im Gegenteil: Es wird teuer werden, sehr teuer, die einzige Frage ist, wie teuer und wie viel an Wohlstand dabei vernichtet wird – ohne auch nur den geringsten messbaren Effekt für das Klima zu erreichen. Erreicht werden kann nur das Gefühl, klimaideologische Zielvorgaben erfüllt zu haben, ohne irgendwelche Auswirkungen in der realen Welt.

Das ist die finale Illusion der Klima- und Energiepolitik Deutschlands, aber auch der westlichen Industrieländer insgesamt.


Man fragt sich, wie lange diese offensichtlich illusionäre Klima- und Energiepolitik, die unter krasser Realitätsverleugnung leidet, sowohl auf UN – als auch auf EU und OECD Ebene weitergeführt werden kann, ohne dass die harte Realität sich sich in breiteren Bevölkerungsschichten durchsetzt.

Spätestens dann, wenn die Öffentlichkeit begreift, welche Opfer ihr im Namen des Erreichens klima – ideologischer Ziele abverlangt werden, und welche Einbußen an Wohlstand und Lebensstandard sie hinzunehmen gezwungen wird.
Einen ersten Eindruck haben wir bereits 2023 mit Robert Habeck´s Heizhammer bekommen, weitere Zumutungen - durch die EU beschlossen - befinden sich bereits in der Pipeline. Und wir reden dabei nicht über 30 oder 40 Cents mehr für Benzin oder Heizöl, sondern über etliche Zehntausende von EUR, die auf Immobilieneigner zukommen. Das wird in den kommenden Jahren noch einigen Unmut auslösen.

Die Grünen arbeiten unverdrossen an weiteren Zumutungen für Bürger und Wirtschaft. Sie hatten noch bis vor kurzen gehofft, dass ihnen noch ein Jahr bis zu den nächsten Bundestagswahlen bleibt, um weitere Teile ihrer Agenda umzusetzen. Diese Hoffnung hat sich unterdessen durch den Kollaps der Ampel in Luft aufgelöst; stattdessen glauben einige ernsthaft, dass die Oppositionspartei CDU/CSU Teile ihrer Agenda mittragen und ihnen im Bundestag zustimmen wird.

Der UN Klima – Konferenzzirkus, in diesem Jahr mit COP29 in Aserbaidschan, wird unterdessen weitergehen und mit jeder Konferenz werden noch abstrusere Forderungen aufgestellt. Auch dort wird der Realitätsverlust immer groteskere Formen annehmen.