Klima McCarthyismus

14. März 2015

Zwei der Grundpfeiler unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaftsordnung sind das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Freiheit von Forschung und Lehre. In der Klimaforschung und –politik scheint das allerdings nicht mehr zu gelten.
Nicht etwa wegen staatlicher Eingriffe, sondern wegen selbst auferlegter Einschränkungen und Denkverbote durch den medialen Mehrheitskonsens, der nahezu identisch mit der Position von Umweltlobby Organisationen, wie z. B. Greenpeace ist.
Man darf seine Meinung äußern, solange man die Klimakatastrophe nicht infrage stellt. Man darf Forschung betreiben, solange sie die Klimakatastrophe nicht infrage stellt. Richtig und wahr und von der öffentlichen Meinung akzeptiert ist nur das, was Greenpeace denkt und sagt.

Was sich absurd anhört, und was man irgendwie mit der Welt von früher, wie z. B. den kommunistischen Diktaturen vergangener Jahre verbindet, ist in der Welt von heute traurige Realität.

Zwei Beispiele aus jüngster Zeit mögen das demonstrieren.

Im Januar 2015 veröffentlichten mehrere bekannte Klimaskeptiker in der chinesischen Zeitschrift Science Bulletin eine Arbeit, die sich kritisch mit den gängigen Klimamodellrechnungen auseinandersetzte und die zu dem Ergabnis kam, dass eine Treibhausgas bedingte Klimaerwärmung erheblich geringer sein könnte, als von den meisten Klimamodellen errechnet. Das darf natürlich in der Welt der Klimaalarmisten nicht sein und deswegen muss man dagegen vorgehen. Wenn man sich mit den wissenschaftlichen Meriten einer Arbeit nicht auseinandersetzen will, greift man die Autoren an und stellt deren Qualifikation und Motivation in Frage.

Das Opfer ist einer der Ko – Autoren dieser Arbeit, der Astrophysiker Willie Soon vom Harvard Smithonian Institut für Astrophysik, einem prominenten Kritiker der Klimakatastrophen – These. In einem Artikel von Ende Februar behauptete das führende Qualitätsblatt in den USA, die ehrwürdige New York Times, Willie Soon hätte finanzielle Unterstützung durch die Energiewirtschaft verschwiegen und implizierte ferner, die Kritik an der Klimakatastrophe sei überwiegend Interessensvertretung und Lobbyismus der Energiewirtschaft, die einer wissenschaftlichen Grundlage entbehre.

Die Times beruft sich dabei auf Dokumente, die Greenpeace vorliegen und der Times weitergeleitet wurden.
Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass bei Greenpeace die treibende Kraft hinter diesen Behauptungen ein gewisser Kert Davies ist, der Willie Soon schon seit einer Reihe von Jahren „auf dem Kieker“ hat, und gleichlautende Vorwürfe bereits in der Vergangenheit wiederholt erhoben hat. Die Times wusste also durchaus nichts Neues zu berichten, sondern hat nur alte Vorwürfe aufgewärmt.

Die derart Angegriffenen liessen diese „Times“ Attacke natürlich nicht auf sich sitzen, sondern schlugen zurück. Der im Januar veröffentlichte Artikel wurde auf eigene Kosten ohne Fremdfinanzierung geschrieben. Wer behauptet, Willie Soon hätte finanzielle Unterstützung durch die Energiewirtschaft verschwiegen, weiß oder versteht offenbar nicht, wie Forschungsförderung durch Drittmittel an amerikanischen Universitäten funktioniert:
Wenn Forscher Drittmittel – von wem auch immer - einwerben, müssen sie ca. 40% an ihre Universitätsverwaltung abführen. Die Uni weiß also davon und es bleibt gar nichts geheim. Deswegen war die Erklärung der Harvard Universität auf die Vorwürfe gegen Willie Soon auch etwas zaghaft. Sie will nicht den Ast absägen, auf dem sie sitzt. Denn im amerikanischen Universitätsbetrieb hat kein Forscher eine langfristige Chance, der nicht im erheblichen Umfang Drittmittel einwirbt. Drittmittel aus der Industrie sind dabei in allen Forschungsbereichen gang und gäbe.

Das eigentliche Ziel der „Times“ Attacke ist es, Forscher die aus der Industrie Forschungsgelder erhalten, unglaubwürdig zu machen und damit den wissenschaftlichen Inhalt ihrer Forschungsarbeit.
Tenor: Forschung, die von der Industrie finanziert wurde, ist unglaubwürdig und Forscher, die von der Industrie finanziert wurden, sind unglaubwürdig, eben weil sie Industriegelder angenommen haben.
Dass über die Güte von Forschungsarbeiten im Begutachtungsverfahren der wissenschaftlichen Fachzeitschriften entschieden wird, unabhängig davon, wer die Forschung finanziert hat, wird bei diesen Anschuldigungen offenbar übersehen. Man folgt der vorgefassten Meinung und verbreitet die Botschaft, die die links – liberale Leserschaft der „Times“ lesen will.

Offenbar sprengt es das links – liberale Weltbild, dass die Forscher, die die Klimakatastrophen – These hinterfragen, dies nicht tun, weil sie dafür von der Industrie bezwahlt werden (der Kern der These von Naomi Oreskes´ Buch „Merchants of Doubt“ und Ross Gelbspans Buch „The Heat is on“ ), sondern weil dies ihre ureigene Auffassung in der Klimafrage ist, unabhängig davon, wer ihre Forschung finanziert.

Ich kenne eine Reihe der sog. Klimaskeptiker persönlich, wie z. B. Robert Balling, John Christy, Richard Lindzen, Pat Michaels und Fred Singer, teilweise seit mehr als 20 Jahren. Willie Soon habe ich einige Male persönlich gesprochen. In dieser Zeit habe ich kein einziges Mal den Eindruck gewonnen, einer dieser Wissenschaftler würde seine Auffassung vertreten, weil er von der Industrie dafür Geld bekäme. Was die „Times“ und Naomi Oreskes und andere da schreiben ist schierer Unfug – entspricht aber dem links – liberalen Weltbild, das anscheinend nicht lern- und reformfähig ist.

Die Verfechter dieser These wollen oder können sich offenbar nicht mit den Sachargumenten der sog. Skeptiker befassen und wählen deswegen den für sie einfacheren Weg der Verleumdung und Anschwärzung Andersenkender. Sie entlarven damit unfreiwillig ihre wahre Intention: Es geht nicht um die Rettung des Klimas, sondern um die Durchsetzung durchgreifender gesellschaftlicher Veränderungen, wie z. B. die Abschaffung des Kapitalismus oder die Umsetzung einer Großen Transformation, was im Rahmen einer freiheitlich – demokratischen Gesellschaftsordnung nicht umzusetzen sein wird.
Dafür braucht man die Angst vor der „Klimakatastrophe“. Ohne sie gäbe es keine Grundlage für derartige Forderungen. Deswegen muss jeder Anschein, die Klimakatastrophe wird doch nicht kommen, bis aufs Messer bekämpft werden. Wir befinden uns in einem Glaubenskrieg – nicht in einer sachlichen Debatte über den Klimawandel und Möglichkeiten, ihn einzudämmen.

Das dies so ist, wurde im Anschluss an den Times Artikel auf ziemlich üble Weise deutlich. Denn so schlimm die Times Attacke auch sein mag, das Schlimmste kommt noch:

Aufgeweckt durch den Times Artikel fühlte sich der demokratische Kongress Abgeordnete Raul Grijelva aus dem Bundesstaat Arizona dazu berufen, einen Brief an die Universitäten von sieben relativ prominenten Klimaskeptikern zu schicken, in dem er von der Universität Aufklärung über die Finanzierung dieser Forscher verlangte. Sein Argument war, dass diese Forscher in der Vergangenheit häufiger vor Kongress- und Senatsauschüssen ausgesagt hätten und dass er deswegen wissen müsse, ob es einen Interessenkonflikt mit Industrieinteressen gäbe.
Dass er dabei auch Forscher trifft, die den IPCC Konsens anerkennen, aber nicht die häufig in den Medien verbreiteten Plattitüden der zunehmenden Schäden durch Wetterextreme, war entweder beabsichtigt oder wurde zumindest billigend in Kauf genommen. Denn irgendwelche Hinweise auf Industriefinanzierung liegen hier nicht vor.

Der Grijelva – Angriff auf die Universitäten und die Forscher ist eine gezielte Hexenjagd in bester McCarthyistischer Tradition. Es geht nicht nur darum, mögliche Forschungsfinanzierung durch die Industrie aufzudecken, sondern an alle Forscher, die die Klimakatastrophen Polemik und den IPCC Konsens hinterfragen, ein klares Signal zu senden: Tu es lieber nicht, denn Du wirst Probleme bekommen. Wir werden auf Dich öffentlichen Druck ausüben. Wir werden Dich stigmatisieren.

Dass dadurch die Freiheit von Forschung und Lehre massiv beroht ist, haben wissenschaftliche Verbände und die betroffenen Universitäten , so wie auch Teile der Medien und die angegriffenen Forscher selbst natürlich gleich erkannt und den Grijalva Vorstoß scharf zurückgewiesen .

Offensichtlich brauchen Wissenschaftler, die apokalyptische Visionen der Klimakatastrophe verbreiten und deren Forschungsarbeit überwiegend aus Steuergeldern finanziert wird, sich keine Gedanken darüber zu machen, Zielscheibe von Angriffen im Stile Grijalva´s zu werden. Anscheinend gibt es in der öffentlichen Wahrnehmung keinen Interessenskonflikt zwischen ihrer Forschung und der öffentlichen Förderung, denn sie produzieren genau das, was die Politik, die Umweltlobby Organisationen und die grün – alternativen Medien, die bei uns tonangebend sind, hören wollen. Die enge Verfilzung zwischen Forschung, Politik, den Medien, administrativen Strukturen (z. B. UBA, BMU, Öko – Institute etc.) und dem öko – industriellen Komplex (die geballte Macht der alternativen Energien Industrien und Verbände) wird als gut und richtig akzeptiert. Es wird langsam mal Zeit für eine Bewußseinsänderung.

Dass Klimaaktivisten auch nicht vor der Forderung zurückscheuen, die Meinungsfreiheit in der Klimadebatte einzuschränken, wissen wir bereits seit langem, aber es ist doch immer wieder schockierend zu sehen, mit welcher Chuzpe und mit welcher Selbstüberheblichkeit manche Leute vorgehen.

Da hat ein Hollywood Produzent namens Robert Kenner Naomi Oreskes Schmähwerk „Merchants of Doubt“ verfilmt und im Film den Klimakritiker Fred Singer als „ käuflichen Lügner“ bezeichnet. Man kann ja unterschiedlicher Auffassung sein, aber wenn man jemanden öffentlich als Lügner bezeichnet, muss man sich darauf gefasst machen, Kontra zu kriegen. So ist es dann auch geschehen. Naomi Oreskes hat anscheinend nichts gelernt aus ihrer vorherigen Konfrontation mit Fred Singer. Falls Kenner bei seiner Behauptung bleibt, wird man sich vor Gericht wieder sehen – und der inzwischen 90-jährige Fred Singer, der mit seiner Zeit sicherlich was Besseres anzufangen wüsste, wird obsiegen.

Kenner wollte aber da noch einen draufsetzen und schrieb einen offenen Brief, in dem er fordert, Klimaskeptiker nicht mehr im Fernsehen auftreten zu lassen . Ein eklatanter Versuch, die Meinungsfreiheit einzuschränken. Redefreiheit dürfen in seiner Vorstellungswelt nur Klimaalarmisten haben, die Ökopropaganda im Stile von Greenpeace verbreiten.

In was für einer Welt leben wir eigentlich? Forschungs- und Redefreiheit nur für Wissenschaftler, die die alarmistische und regierungsamtlich gewünschte Klimaapokalypse vertreten? Das zeigt nur, worum es in der medialen und politischen Klimadebatte geht: Nicht um Wissenschaft, sondern um die Verteidigung eines Dogmas.
Sind wir wieder im Mittelalter gelandet, als die Kirche die Deutungshoheit über alle Lebensbereiche hatte und alle, die anderer Meinung waren, als Ketzer verächtet und in Acht und Bann geschlagen wurden? Sind 250 Jahre der Aufklärung spurlos an uns vorüber gegangen? Leben wir in einem Zeitalter der Anti – Aufklärung, in dem Wunschvorstellungen und vage, dumpfe Gefühle die Grundlage unseres Denkens und Handelns sind? In einer Zeit, in der politische Entscheidungen auf Grundlage dieser Gefühle getroffen werden und wenn die Öffentlichkeit glaubt, 2 + 2 = 5 oder 3, dann werden politische Entscheidungen auf eben dieser Grundlage getroffen?

Gesellschaftspolitisch und sozialpsychologisch wichtig ist es zu erkennen, dass diese Einschränkungen der Forschungs- und Redefreiheit nicht staatlicherseits gefordert werden, wie in Diktaturen früherer Jahre, sondern aus der - überwiegend grün - alternativ eingestellten - gesellschaftlichen Mitte selbst, von den Medien, vom Zeitgeist.
Das ist das schockierende und bedrückende. Die Öffentlichkeit und die Medien denken und empfinden so. Man kann sich überlegen, was schlimmer ist, eine staatliche Vorgabe oder das Empfinden der Öffentlichkeit und der Medien. So oder so fragt man sich, wie lange das gut gehen kann.