Klimakrise – oder Krise der Klimawissenschaft?

16. Dezember 2018

Anläßlich der alljährlich Ende November/Anfang Dezember stattfindenden UN Klimakonferenzen hat es auch in diesem Jahr wieder eine Reihe von klimawissenschaftlichen Veröffentlichungen gegeben, mit denen man die Dringlichkeit der Klimakrise unter Beweis stellen wollte – verbunden mit der Forderung, wir müssen jetzt sofort noch wesentlich mehr tun, um die Klimagasemissionen drastisch zu reduzieren.

Man braucht gar nicht mehr zu erwähnen, dass sich die Mainstream Massenmedien – wie jedes Jahr – auf diese Berichte, Studien, Veröffentlichungen etc. stürzen, um immer schlimmere Klima - Horrorvisionen unters Volk zu bringen, mit dem Ziel, in der Öffentlichkeit und in der Politik Druck und Akzeptanz für immer drastischere “Klimaschutz”massnahmen aufzubauen.

Das folgt seit mehr als 20 Jahren einem mehr oder weniger festen Ritual.

Fast fühlt man sich an den Sylvester Sketch “ Der 90. Geburtstag” erinnert:

“The same procedure as last year, Ms. Sophie?”

“ The same procedure as every year, James!”

Ungeachtet aller Propaganda – Shows auf den UN Klimakonferenzen und ungeachtet aller klimapolitischen Beschlüsse sind die weltweiten CO2 Emissionen weiter angestiegen. Sie haben sich seit Anfang der 1990er Jahre fast verdoppelt, obwohl sie in den Industrienationen zurückgegangen sind.

Der Emissionszuwachs ist auf den Anstieg in den Schwellen- und Entwicklungsländern zurückzuführen. Deren Emissionen sind heute etwa dreimal so hoch wie die Europas und Amerikas zusammen.

Im Vorfeld der diesjährigen UN Klimakonferenz hat es eine Reihe von Studien und Veröffentlichungen gegeben, die das Bild der “Klimakrise” verfestigten sollten.
Wir reden jetzt nicht mehr über den Klimawandel, oder die globale Erwärmung sondern über die “Erderhitzung” und die Klimakrise.

In Deutschland fiel das auf besonders fruchtbaren Boden, da hier im Sommerhalbjahr eine noch nie (jedenfalls seit Beginn regelmäßiger Temperaturmessungen in Deutschland und Europa) dagewesene Hitze- und Dürre – Episode aufgetreten ist, die von April bis in den November hinein reichte.

Aus Sicht der Medien und der Klimaaktivisten ist natürlich klar, dass dafür nur der vom Menschen verursachte Klimawandel verantwortlich sein kann, obwohl es völlig offen ist, wie das Zustandekommen dieser Extremwitterung zu erklären ist.

Garniert wurde das u. a. auf dem Höhepunkt der sommerlichen Hitzewelle mit einer Veröffentlichung des Potsdam Instituts, in der vor einer Heißzeit (Hothouse Earth) gewarnt wird.

Eine wichtige Rolle in der diesjährigen Propagandaschlacht hat die Veröffentlichung eines IPCC Sonderberichtes über die Auswirkungen eines Temperaturanstieges von 1,5° C gespielt.

Auf der Pariser Klimakonferenz im Jahr 2015 wurde die Erarbeitung eines solchen Berichtes beschlossen, da man versuchen will, den globalen Temperaturanstieg nicht nur auf 2°C sondern, wenn möglich, auf 1,5° zu begrenzen.

Der Tenor dieses Berichtes war eigentlich absehbar und hat so gesehen wenig überrascht.

Nämlich: Auch ein Temperaturanstieg von 1,5°C ist so katastrophal, das man versuchen muss, ihn zu vermeiden.

Die Konsequenz daraus: Wir müssen die weltweiten CO2 Emissionen noch wesentlich stärker und früher reduzieren, als wir bislang vorhatten
– und das ist auch technisch machbar.

Das wirft einige Fragen auf. Zunächst einmal soll der Temperaturanstieg auf 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Wert begrenzt werden.

Im Vergleich zu diesem Wert ist die globale Temperatur bereits um 0,8 – 0,9° gestiegen; der demnach noch zulässige Temperaturanstieg betrüge ca. 0,6°C, ein gutes halbes Grad.

Geht man davon aus, dass die Temperatur der Erde so steigt, wie in den vergangenen Jahrzehnten, nämlich mit etwa 0,15°C pro Jahrzehnt, wäre dieser Wert in etwa 40 Jahren erreicht.

Das heißt mit anderen Worten, die Autoren des IPCC Sonderberichtes erwarten für die kommenden vier Jahrzehnte dramatischere, weil katastrophalere Klimaänderungen durch ein halbes Grad Temperaturanstieg als es für ein halbes Grad Anstieg zwischen 1910 und 1940 oder auch zwischen 1975 bis Anfang der 2000er Jahre gegeben hat, als die globale Mitteltemperatur ebenfalls um etwa ein halbes Grad gestiegen ist.

Egal, auf welche Erkenntnisse, Modell- oder Szenarienrechnungen sich der Bericht beruft, diese Auffassung ist erläuterungsbedürftig.

Denn das würde bei Zugrundelegung dieser Philosophie doch bedeuten, dass sich das Klima bereits zwischen 1910 und 1940 bzw. 1975 und heute gegenüber früher in einer katastrophalen Weise geändert haben müsste. Und das würde auch bedeuten, dass das Klima im 19. Jahrhundert ideal gewesen ist, weswegen es anstrebenswert ist, diesen Zustand wieder herbeizuführen.

Das ist natürlich offenkundiger Unfug. Denn das Klima des 19. Jahrhunderts stand noch ganz im Zeichen der ausklingenden Kleinen Eiszeit, die sicherlich mehr Probleme verursacht hat, als die Wärmeperiode des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts.

Nicht umsonst hat man in der Klimawissenschaft die mittelalterliche Wärmeperiode und das Holozän als “Klimaoptima” bezeichnet und nicht als Klimakatastrophe.

Ebenso erscheint es wenig überzeugend, eine treibhausgasbedingte Erwärmung statt auf 2° auf 1,5° begrenzen zu müssen, wenn nicht dargelegt werden kann, welche zusätzlichen katastrophalen Auswirkungen ein Anstieg um 2° statt 1,5° hätte und welche wirtschaftlichen Konsequenzen die Emissionsvermeidung nach sich ziehen könnte, um ein 1,5° Ziel zu erreichen.

In der Vergangenheit haben Studien, wie auch die des IPCC, dazu geneigt, die Klimaschäden möglichst hoch anzusetzen und die Kosten der Emissionsvermeidung möglichst niedrig um Argumente für eine Emissionsvermeidung zu liefern oder zumindest zu verstärken.

In einer Reihe von Indikatoren kann man zudem erkennen, dass sich die Erwärmung (oder der Klimawandel, wie auch immer) der vergangenen Jahrzehnte eher positiv und nicht negativ ausgewirkt hat, wie z. B. in der Begrünung der Erde, den steigenden weltweiten Ernteerträgen usw. ersehen kann, worüber natürlich in den Mainstream Medien nicht berichtet wird, weil es das gewünschte Narrativ stört.

Auch die nicht enden wollenden Medienberichte über zunehmende Klima – (gemeint sind wohl eher Wetter) extreme, Dürren, Überschwemmungen, Stürme, beruhen wohl kaum auf Tatsachen, sondern bestenfalls auf einer extrem einseitigen Interpretation klimawissenschaftlicher Erkenntnisse, oder sind schlimmstenfalls einfach aus der Luft gegriffen.

Das betrifft insbesondere einige Szenarien, die den Klimamodellrechnungen für die kommenden Jahrzehnte zugrunde liegen.

Viele, um nicht zu sagen die meisten dieser Modellrechnungen basieren auf dem sog. RCP8.5 Szenario, in dem u. a. davon ausgegangen wird, die Weltwirtschaft bliebe bis zum Ende des Jahrhunderts stark kohlebasiert, dass mehr als das Doppelte der sicher gewinnbaren Vorräte fossiler Energieträger verbrannt würden, dass die CO2 Konzentration in der Atmosphäre auf über 900 ppm und die Temperaturen um mehr als 3° anstiegen gegenüber heute.

Dass die CO2 Konzentrationen nur auf ca. 600 ppm und die globale Mitteltemperatur nur um ca. 1,2° C ansteigen würde, wenn man die gegenwärtigen Trends bis zum Jahr 2100 extrapoliert, lassen sowohl die meisten dieser Studien als auch die Mainstream Medien unerwähnt.

Sie lassen auch unerwähnt, dass sich das Klima in den vergangenen 30 Jahren keineswegs so stark erwährmt hat, wie es den Klimamodellen im ersten IPCC Bericht aus dem Jahre 1990 zufolge hätte tun sollen, nämlich um etwa 0,3° pro Jahrzehnt, was etwa ein Grad Celsius zwischen Ende der 1980er und Ende der 2010er Jahre bedeutet hätte. Die tatsächliche Erwärmung lag bei etwa 0,4 - 0,5 Grad, weniger als die Hälfte dessen.

Ähnliches ist bei den Prognosen für den Meeresspiegelanstieg der Fall. Der gegenwärtige Anstieg liegt bei etwa 3 mm pro Jahr, 30 cm in 100 Jahren. Spekulativen Prognosen für einen Anstieg von einem Meter oder mehr fehlt eine belastbare wissenschaftliche Grundlage.

Die Studien, die im Vorfeld der UN Konferenz veröffentlicht wurden, sowohl z. B. die IPCC Studie als auch das amerikanische National Climate Assessment (NCA) haben nur einen Zweck: Überdramatisieren und alarmieren um politischen Druck für klimapolitische Massnahmen auszuüben.

Sie stellen in diesem Sinne keine ausgewogenen klimawissenschaftliche Studien dar, in denen das gesamte Spektrum der wissenschaftlichen Erkenntnisse ergebnisoffen wiedergegeben ist, sondern Studien, in denen das Ergebnis vorab festgelegt war (nämlich der Klimawandel ist dramatisch und wir müssen sofort was dagegen unternehmen) und in denen die Ergebnisse an die vorab gefasste Meinung angepasst wurden.

Diese Studien sind in diesem Sinne nicht wissenschaftlich, sondern advokatistisch und aktivistisch.
Die Klimawissenschaft hat sich ganz in den Dienst der Klimapolitik gestellt und liefert die von der Politik, der Öffentlichkeit, den Medien und den Umweltaktivisten gewünschten Ergebnisse.

Die Klimawissenschaft ist in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten mehr und mehr klimaaktivistisch geworden.

Das hat mehrere Ursachen.
Zum einen sieht die Klimawissenschaft ihre Aufgabe weniger in der Erarbeitung realistischer ergebnisoffener Klimaszenarien unter Berücksichtigung aller Faktoren, die im Klimasystem eine Rolle spielen, sondern in der Präsentation von Katastrophenszenarien um gesellschaftspolitische Entscheidungen herbeizuführen, die man für notwendig hält.

Dabei herrscht die Überzeugung vor, dass man übertreiben muss, denn sonst würde sich politisch nichts verändern.

Damit jedoch hat die Klimawissenschaft ihre Funktion als Wissenschaft verlassen und sich in den Dienst des klimapolitischen Advokatismus und Aktivismus gestellt, die mit Wissenschaft nichts mehr zu tun haben und Wissenschaft nur soweit akzeptieren, wie sie die Ziele des Advokatismus und Aktivismus unterstützen.

Es geht um die Durchsetzung ideologischer Ziele, aber nicht um die Durchsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Hinzu kommt, dass man den Universitäts- und Forschungsbetrieb generell mehr im linken und grün – alternativen Teil des politischen Spektums verorten muss, was tendenziell dazu führt, dass die Wissenschaft dazu benutzt wird, die eigenen politischen Überzeugungen auf die wissenschaftliche Arbeit durchfärben zu lassen.
Das wird sogar erwartet. Wer das nicht tut, kann im öffentlichen Gerichtshof der sozialen Medien oder von seinem Institutsdirektor hart abgestraft werden, wie in diesem Beispiel hier. Soviel zu wissenschaftlichem Pluralismus und zur Freiheit in Forschung und Lehre.

Das hat es vielleicht irgendwann einmal gegeben, im Bereich der Klimaforschung ist das mit Sicherheit seit einiger Zeit verlorengegangen. Hier zählt nur der Zwang so zu forschen, um das gewünschte alarmistische Narrativ zu verteidigen und zu stützen.

Zum anderen bieten die Mechanismen der Forschungsförderung einen Anreiz für Alarmismus in der Klimawissenschaft.

Klimaforschung ist ein Milliarden – Dollar Business. Die Förderung der Klimaforschung in den westlichen Industriestaaten beruht zu mehr als 90% auf staatlicher Förderung. Pro Jahr werden mehrere Mrd. USD für Umwelt- und Klimaforschung ausgegeben.

Nur wer den Klimawandel als dringendes Problem darstellen kann, hat eine Chance, staatliche Forschungsmittel zu ergattern. Mit den Forschungsmitteln gehen Karrieren einher. Wer keine Forschungsgelder einwerben kann, macht keine Karriere in der Klimawissenschaft.

Alarmismus und die Überdramatisierung des Klimawandels sind im Forschungsbusiness überlebenswichtig.

In diesem Klima gibt es kaum einen Anreiz, ausgewogen und ergebnisoffen zu forschen, sondern dafür, Extrem- und Horrorszenarien zu produzieren.

Diese Extrem- und Horrorszenarien bilden die Grundlage des medialen und umweltpolitischen Narrativs, das von den Umweltaktivisten definiert und verbissen verteidigt wird.

Aktivismus in der Klimawissenschaft führt zu Klimaaktivismus – oder ist bereits als Wissenschaft verkleideter Klimaaktivismus.

Das ist es, was wir täglich in den Medien und auch anlässlich der diesjährigen UN Klimakonferenz in Kattowitz erleben: Als Wissenschaft verkleideter Klimaaktivismus.

In diesem Sinne ist es nachvollziehbar, wenn die Klimakonferenz in Kattowitz den Sonderbericht des IPCC nicht “begrüßt”, sondern nur “zur Kenntnis genommen” hat , denn dieser Bericht ist , wie auch das amerikanische National Climate Assessment, kein rein wissenschaftliches, sondern mehr ein klimaaktivistisches Dokument, dass seine Aufgabe nicht in der Präsentation des wahrscheinlichsten Klimawandels sieht, sondern in der Präsentation extremer sehr unwahrscheinlicher, vielleicht sogar unmöglicher Szenarien, die in der medialen und öffentlichen Wahrnehmung aber als die wahrscheinlichsten präsentiert werden, mit dem Ziel, eine politische Wirkung zu erzielen.

Das ist Aktivismus, aber keine Wissenschaft.

Die Klimawissenschaft scheint die am stärksten durchpolitisierte Naturwissenschaft zu sein, die sich nicht von wissenschaftlichen Erkenntnissen leiten läßt, sondern vom Wunsch, gesellschaftspolitische Veränderungen herbei zu führen und ihre Erkenntnissuche an diesen Wunsch anpasst.

Als Wissenschaft präsentiert wird das, was in das gewünschte Szenario hineinpasst, was nicht hinein passt, wird weggelassen.


Nicht das Klima befindet sich in einer Krise, sondern die Klimawissenschaft.