Wintervorhersage Teil Zwei: Milder Winter nahezu sicher

19. Dezember 2015

Die hier geäußerte Einschätzung, dass sowohl das erste Drittel als auch die erste Dezemberhälfte im Rahmen einer Westwetterlage um mindestens 2,5°C zu warm werden hat sich als richtig herausgestellt. Damit sind die Voraussetzungen für die Anwendung der Regel 61 des Witterungsforschers Franz Baur gegeben, der zufolge der Winter insgesamt zu mild werden wird (im Vergleich zur langjährigen Temperaturreihe von Berlin).

In diesem Jahr sind die Temperaturen in der ersten Dezemberhälfte nicht nur 2,5°C wärmer gewesen als das langjährige Mittel, sondern lagen mehr als 5°C darüber.

Auch die zweite Dezemberhälfte wird - den jetzt vorliegenden längerfristigen numerischen Vorhersagekarten zufolge - ähnlich hohe Temperaturabweichungen bringen, sodass es durchaus möglich, wenn nicht gar wahrscheinlich ist, dass der diesjährige Dezember mit Temperaturabweichungen von mehr als 5°C sowohl in Norddeutschland als auch in ganz Mitteleuropa der wärmste je (seit 1761) beobachtete wird.

Grüne Weihnachten und und ein milder Start in das Neue Jahr sind dabei fast garantiert.

Der Winter insgesamt – d. h. der Zeitraum von Dezember bis Ende Februar - kann im arithmetischen Mittel auch dann noch zu warm werden, wenn sowohl Januar als auch Februar erheblich zu kalt werden, solange die summierten Abweichungen - 5°C nicht überschreiten. D. h., auch wenn z. B. sowohl Januar als auch Februar zwei Grad zu kalt werden sollten, was einen recht kalten Hochwinter bedeuten würde, wäre der Winter insgesamt immer noch zu mild.

Eine derartige Vorhersage für die Folgewitterung im Januar und Februar wäre wenig brauchbar.

Deswegen soll noch folgendes mit in die Überlegungen einbezogen werden: Wenn der Dezember mindestens um 4°C zu warm ausfiel, war in den letzten Jahrzehnten der darauffolgende Hochwinter Januar und Februar insgesamt zu mild. Auch wenn ein Monat zu kalt ausfiel, dann war der andere so mild, dass der Hochwinter insgesamt zu mild war, wie z. B. 2011/2012. War der Dezember um mindestens 3°C zu mild, dann war der daraufolgend Hochwinter in mehr als 70% der Fälle zu mild; es gab aber bemerkenswerte Ausnahmen, wie z. B. 1985/86 ,als ein um mehr als 3° zu warmer Dezember von einem mehr als 6° zu kalten Februar gefolgt wurde. Die derzeitige extem milde Dezemberwitterung ist wahrscheinlich ohne Präzedenz, am nähesten kommt der Dezember 1974, der von einem extrem milden Januar gefolgt wurde.

Deswegen kann man heute mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass auch der Folgewinter insgesamt zu mild werden wird, obwohl einige Kälteperioden (wie im Februar 2012 bei gleicher Vorwitterung wie heuer) nicht ausgeschlossen werden können.

Ein paar Anmerkungen zum derzeitigen starken El Nino Ereignis. Der statistische Zusammenhang zwischen der ENSO Phase und den Temperaturabweichungen einzelner Monate in Mitteleuropa ist sehr gering und in keiner Weise signifikant.
Starke El Nino Ereignisse können in Mitteleuropa mit milder Winterwitterung, wie z. B. 1972/73, 1982/83 oder 1997/98 einhergehen oder mit kalter Witterung, wie z. B. 1939/40, 1969/70 oder 2009/10.
Der bislang wärmste Dezember war der Dezember 1974, der während eines starken La Nina Ereignisses (negative Werte des MEI Index´) auftrat und 4,9°C zu warm war (und von einem sehr milden Januar und einem zu milden Februar gefolgt wurde).

Obwohl wir derzeit ein kräftiges El Nino Ereignis haben, ähneln die atmosphärischen Zirkulationsmuster über dem Ostpazifik und Nordamerika eher denen eines La Nina Ereignisses: Über dem Ostpazifik ein kräftiges Hoch, was typisch für La Nina Ereignisse ist, aber nicht für El Nino. Während El Nino Ereignissen tritt meist das entgegengesetzte Zirkulationsmuster auf, nämlich ein kräftiges Tief über dem Ostpazifik, das Warmluft bis nach Alaska verfrachtet, und eher tiefer Luftdruck über dem Südosten der USA, was dort mit kühler und nierschlagsreicher Witterung einher geht (die positive Phase des sog. PNA Musters).

Während La Nina Ereignissen tritt dagegen eine verstärkte Südwestströmung über der Osthälfte der USA auf (die dort sehr mildes Wetter zur Folge hat, wie auch in diesem Jahr) und eine verstärkte Nordwestströmung über dem Westen der USA, die dort und im Westen Kanadas und in Alaska recht kalte Witterung verursacht.

Ausschlaggebender als die PNA Phase scheint derzeit die stark positive Phase der AO bzw. der NAO zu sein, die generell zu einer verstärkten Westwindströmung und einem verstärkten Islandtief führt, was sowohl über Europa als auch über dem Südosten der USA zu einer verstärkten Südwestströmung führt.

Dies mag sich im weiteren Verlauf des Winters natürlich ändern.Schaun mir mal.