Nix dazu gelernt11. November 2011 (11.11.11 Veteran's Day in Amerika, 11:11 Uhr offizieller Beginn des Karnevals im Früh Kölsch) Klimaforschung ist und bleibt eine hochgradig durchpolitisierte Wissenschaft, bei der führende IPCC Wissenschaftler ihre Hauptaufgabe offenbar darin sehen, den wissenschaftlichen Erkenntnisstand in dem Sinn zu formen bzw. zu deuten, dass kein Zweifel daran aufkommt, der Mensch ändere das Klima in einer dramatischen und katastrophalen Weise. Das war die grundlegende Erkenntnis aus dem Climategate Skandal, der die Glaubwürdigkeit des IPCC als unparteiliches Wissenschaftsgremium doch erheblich unterminiert hat. Wer geglaubt hat, das IPCC und seine Fürsprecher hätten daraus heilsame Lehren gezogen und würden sich nun mehr der Vermittlung abgesicherter wissenschaftlicher Inhalte widmen, sieht sich wohl eher getäuscht. Die Marschrichtung scheint eher in Richtung: Jetzt erst recht! Denen werden wir es zeigen! zu gehen. 2013 soll der nächste IPCC Bericht veröffentlicht werden, und neue Erkenntnisse, die in ihm berücksichtigt werden können, sollten bis Ende dieses Jahres zu Veröffentlichung eingereicht oder besser noch bereits jetzt in den Fachjournalen veröffentlicht werden. Dass die Dinge in Richtung Dramatisierung und Unterdrückung abweichender Erkenntnisse laufen, zeigen mehrere Veröffentlichungen der letzten Monate, bzw. ihre Begleitumstände. Nahezu ohne Beispiel sind die Begleitumstände der Veröffentlichung einer Arbeit der amerikanischen Klima- und Satellitenexperten Roy Spencer und William Braswell im Juli 2011 in der Zeitschrift Remote Sensing. Spencer und Braswell hatten in ihrer Arbeit die Wirkung von Wolken auf die Temperatur analysiert, einem sehr komplexen und kontroversen Thema, das wohl mit den größten Unsicherheiten bei Klimamodellvorhersagen behaftet ist und wo mit der größte Forschungsbedarf überhaupt besteht. Spencer und Braswell haben in ihrer Arbeit argumentiert, dass Wolken auch einen Einfluss auf die Temperatur haben können und nicht nur umgekehrt. Was sich wie eine triviale Erkenntnis anhört, wenn man bedenkt, dass es an einem wolkigen Sommertag generell kühler ist als an einem sonnigen. Dies widersprach allerdings der Auffassung einiger maßgeblich am IPCC Prozess beteiligter Wissenschaftler, die daraufhin auf den Herausgeber der Zeitschrift derartig Druck ausübten, dass er sich gezwungen sah, zurück zu treten. Ein beispielloser Vorgang , der nicht gerade dazu angetan ist, Vertrauen in den wissenschaftlichen Wahrheitsfindungsprozess im Rahmen des sog. „Peer-Reviews“ zu erwecken. Denn künftig werden es sich Wissenschaftler zweimal überlegen, ob sie Arbeiten veröffentlichen wollen, die kritisch gegenüber der Mehrheitsmeinung sind, und Herausgeber werden ebenfalls kritische Arbeiten eher zurückweisen, um sich nicht dem Druck der IPCC Forscher auszusetzen. Normalerweise ist es so: Wenn einem Wissenschaftler die Ergebnisse eines anderen nicht gefallen, oder er der Auffassung ist, die Arbeit weist Fehler auf, schreibt er einen Kommentar dazu an die Fachzeitschrift, die dem ursprünglichen Autor dann Gelegenheit gibt, zu der Kritik Stellung zu nehmen. Beides wird dann veröffentlicht und der Leser kann sich dann seine eigene Meinung bilden. Dass dieses Verfahren hier durchbrochen wurde und sich der Herausgeber der Zeitschrift zum Rücktritt gezwungen sah (ohne hinreichenden Grund) leistet der Klimawissenschaft einen Bärendienst. Es zeigt, dass einige Klimaforscher nix aus Climategate gelernt haben und weiter machen wie bisher. Zwei weitere Veröffentlichungen lassen erkennen, in welche Richtung die Debatte geformt werden soll und welcher Mittel man sich bedient. Die Überschrift könnte lauten: Selektive Datenauswahl um eine vor gefasste Meinung zu „beweisen“. Im ersten Beispiel geht es um den Meeresspiegelanstieg . In dieser Studie versuchen die Autoren nachzuweisen, dass sich der Meeresspiegelanstieg, der sich in den letzten 2000 Jahren bis Ende des 19. Jahrhunderts wenig veränderte, seither zumindest an der Küste des US Bundesstaates North Carolina deutlich beschleunigt hat. Die Ursache hierfür sei die globale Erwärmung. Also de facto ein Meeresspiegel – Hockey Stick. Anderen Wissenschaftlern gingen die weitreichenden Schlußfolgerungen dann doch ein wenig zu weit und sie wiesen auf die recht eingeschränkte Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Regionen der Welt hin. In Climate Audit wird zudem noch darauf hingewiesen, dass die Standards bei der Begutachtung dieser Arbeit wohl eher etwas lax gewesen sind. Ko-Autoren der Studie waren unter anderem Stefan Rahmstorf vom PIK und der vom Hockey-Stick bekannte Michael Mann. Stefan Rahmstorf war dann der Hauptautor einer Arbeit , in der er nachzuweisen versucht, die russische Hitzewelle im Sommer 2010 wäre mit 80%iger Wahrscheinlichkeit ohne die globale Erwärmung, also durch menschliche Einwirkung, nicht aufgetreten. Von dieser Meinung wurden einige Wissenschaftler überrascht, die in mehreren Veröffentlichungen gezeigt haben, dass die Hitze und Dürre das Ergebnis ungewöhnlicher Zirkulationsverhältnisse waren und dass der anthropogene Treibhauseffekt dabei eher eine vernachlässigbare Rolle gespielt hat. Rahmstorfs Arbeit zeigt ein recht erstaunliches Maß an statistischer Akrobatik , die darauf angelegt war, genau das nachzuweisen, was man nachweisen wollte, was man gemeinhin als Cherry Picking bezeichnet. Erstaunlich ist es schon, dass es in Russland im Juli zwischen 1880 und 2009 keinen Erwärmungstrend gab, Rahmstorf einen Zeitraum ab 1911 wählt, in dem es doch einen geringen, aber nicht signifikanten Erwärmungstrend gibt, der dann durch die extreme Hitze 2010 positiv wird. Das wirkt bereits auf den ersten Blick wenig glaubwürdig. Statt eine Statistik so geschickt zu konstruieren, dass hinterher das heraus kommt, was man als Ergebnis haben will, sollte man sich als Klimawissenschaftler die Frage nach den tatsächlichen möglichen Ursachen der Hitze und Dürre und nach dem Zusammenhang mit Treibhausgasemissionen stellen: Nämlich wird es durch steigende Treibhausgasemissionen in den mittleren Breiten im Sommer zu häufigeren und intensiveren Blocking Ereignissen kommen, die unter Klimaforschern, die sich mit der atmosphärischen Dynamik befassen, durchweg als Ursache sommerlicher Hitze und Dürreperioden angesehen werden. Unter einem Blocking Ereignis versteht man eine Situation, in der die Westwindströmung, die normalerweise in den mittleren Breiten vorherrscht, von einem ortsfesten Hochdruckgebiet blockiert und weit nach Norden verdrängt wird, sodass statt wechselhafter und regnerischer Witterung länger andauernde trockene und im Sommer auch warme oder sogar heiße Witterung herrscht. Häufig teilt sich die Westwindströmung dabei in einen nördlichen und in einen südlichen Zweig auf, der das blockierende Hoch dann südlich umströmt und Tiefdruckgebiete weit im Süden entlang lenkt. Das führt dann oft dazu, dass bei trockenem, warmem und sonnigem Wetter in Deutschland in den klassischen Urlaubsregionen im Mittelmeer relativ kühles und auch feuchtes Wetter auftritt. Länger andauernde Blocking Episoden waren die Ursache sowohl der mitteleuropäischen Hitzeperioden 1947, 1959, 1976, 1983 und 2003, als auch der amerikanischen Dürre 1988 und natürlich auch der russischen Dürren 1972 und 2010. Derartige Episoden haben an Häufigkeit und Intensität in den letzten Jahrzehnten nicht zugenommen, obwohl die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre in der Wirkung heute fast 75% einer CO2 Verdoppelung erreicht hat. Aussagen wie: „Klimamodelle sagen für eine Verdoppelung des CO2 Gehaltes der Atmosphäre eine Zunahme von Hitze und Dürre voraus…“ sollten vor diesem Hintergrund kritisch hinterfragt werden. Zudem enthält der Titel von Rahmstorfs Arbeit ein bestimmtes Maß an (bewusster?) Irreführung. Denn er spricht nicht von zunehmenden Hitzeextremen in einer wärmeren Welt, was trivial wäre, denn wenn es wärmer wird, würde man zunehmende Hitzeextreme erwarten, sondern er spricht von zunehmenden Extremereignissen, worunter man alles mögliche verstehen könnte, wie z. B. zunehmende Stürme, Gewitter, Überschwemmungen etc. obwohl er dezidiert nur Hitzeextreme in einer bestimmten Region betrachtet. Rahmstorf gilt in Deutschland als einer der bekanntesten „Torwächter“ der reinen Lehre von der Klimakatastrophe, der sorgsam darüber wacht, dass in der öffentlichen und medialen Diskussion niemand von der „Parteilinie“ abweicht. In dieser Funktion scheint er sich gelegentlich etwas zu verrennen, was nur ein weiteres Mal zeigt, worum es eigentlich in der Klimadebatte geht: Verteidigung eines Dogmas und einer Ideologie, nicht um Vermittlung von sachlichen Inhalten. Der lesenswerte Beitrag: "Ideologie und Klimawandel: Wie man Journalisten mundtot macht" zeigt, dass er sich damit gelegentlich auch Ärger einhandeln kann. Rahmstorf hatte Anfang 2010 versucht, eine Journalistin mundtot zu machen, die über Ungereimtheiten im IPCC Bericht berichtet hatte. Die Journalistin wehrte sich, sogar gerichtlich – und bekam recht. Der etwas unappetitliche Vorgang zeigt, wie Wortführer der Klimakatastrophenpolemik versuchen, sich in den Medien Gehör zu verschaffen. Dabei scheint ihnen zu entgehen, dass sie ihrer Sache einen Bärendienst erweisen, denn sie bedienen sich der gleichen Methoden, die sie - gerechtfertigt oder nicht sei dahin gestellt - den sog. Klimaskeptikern vorwerfen („Industriemarionetten, Konspiration der Energiewirtschaft etc“). Sie haben tatsächlich nichts aus Climategate gelernt. Die Devise lautet: Weiter so wie bisher und noch ein bisschen nachlegen. Da darf man wirklich gespannt sein, was der nächste IPCC Bricht bringt. |
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