Klimawandel in Deutschland dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge: Wärmer und extremer wegen der Treibhausgase?



5. August 2011

Falls es jemand noch nicht wusste, wurden wir alle wieder einmal daran erinnert, weswegen das Klima in Deutschland wärmer und extremer wird: Wegen der Treibhausgase, deren Ausstoß verringert werden muss, um die weltweite Klimaerwärmung bis 2100 auf weniger als 2°C zu halten ( hier ).

Die warme erste Jahreshälfte 2011 liege im langfristigen Trend und wenn es weiter so warm bleibe, werde 2011 das drittwärmste Jahr nach 2000 und 2007.

Markant seien die Tage mit extremen Niederschlägen über 30 l/m2 in Brandenburg und Sachsen, in 2010 seien noch nie zuvor so viele dieser Extreme gemessen worden. Derartigen Extreme könnten Mitte bis Ende des Jahrhunderts durch den Klimawandel zur Regel werden.

Wir verweisen den verehrten Leser an dieser Stelle auf den climatetruth Beitrag Klimawandel in Deutschland, in dem wir gezeigt haben, dass die Ursache des Temperaturanstieges in Deutschland nicht in erster Linie Treibhausgase, sondern langfristige Schwankungen der atmosphärischen Zirkulation über dem Ostatlantik und Europa sind, nämlich verstärkte Westströmungen im Winter und verstärkte Süd- und Südwestströmungen im Sommerhalbjahr.

Ferner: Welcher Trend ist denn mit dem langfristigen Trend gemeint? Wo setzt der Trend an? Die Temperaturen im Winter (November - März, s. nachfolgende Abb.) sind in den letzten 23 Jahren zurückgegangen, so wie die Jahresmitteltemperaturen in den letzten 14 Jahren, seit 1997, gefallen sind.
Sicherlich hat sich eingedenk dessen die Erwärmung in Deutschland in den letzten 10 – 20 Jahren nicht beschleunigt; es bleibt unklar, wie man diesen langfristigen Trend, noch dazu auf den Treibhausgasanstieg zurückführbar, quantifizieren und in die Zukunft extrapolieren wollte.

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Datenquelle: Temperaturen in Mitteleuropa nach Franz Baur, Beilage zur Berliner Wetterkarte SO19/75 und Ergänzungen

Extremniederschläge haben in Deutschland generell nicht zugenommen; auch gibt es keine Korrelation derartiger Niederschläge mit der Temperatur (s. Klimawandel in Deutschland).
Zur Illustration ist nachfolgend der Trend maximaler Tagesniederschläge in Berlin zwischen 1953 und 2010 gezeigt, einer relativ verlässlichen Metrik extremer Niederschläge; der vom DWD vermittelte Eindruck, in Brandenburg hätten Extremniederschläge stark zugenommen, gilt z. B. für Berlin, eine für Brandenburg nicht atypische Region, sicherlich nicht.

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Datenquelle: Inst. f. Meteorologie der FU Berlin

Eine Zunahme der Tage mit mehr als 30 mm Niederschlag von 1,4 auf 1,9 - wie vom DWD berichtet - liegt im Rahmen der hohen statistischen Streuung derartiger Ereignisse. Die Relevanz dieses Anstiegs ist fragwürdig, wenn andere, vergleichbare Metriken, keinen Anstieg extremer Niederschläge aufweisen.

Die Aussage, Extremniederschläge würden in Deutschland wegen der Erwärmung künftig zunehmen oder hätten deswegen hier bereits zugenommen, ist ebenso nicht haltbar (s. Klimawandel in Deutschland ), zumindest in der hier angewandten Definition.

Auch die Ursache der sehr warmen, trockenen und sonnigen Witterung in der ersten Jahreshälfte 2011 folgt dem im obigen Beitrag beschriebenen Muster: Verstärkte Süd bis Südwestströmungen über dem Ostatlantik und Westeuropa sowie lang andauernde Hochdruckwetterlagen über Zentraleuropa (s. z. B. KEU Beilagen der BWK, I – V (2011). Beide Faktoren sind generell mit trockener, warmer und sonnenscheinreicher Witterung verknüpft, so auch dieses Jahr.

Zudem lässt sich das verstärkte Auftreten von Hochdruckwetterlagen und Südwestströmungen über Europa nach gegenwärtigem Kenntnisstand kaum auf Treibhausgase zurückführen; in diesem Zusammenhang sei noch einmal an den Artikel von Lo und Hsu (2010) im oben zitierten climatetruth Beitrag erinnert. Die Autoren konnten in keinem der Modellläufen mit den 22 IPCC Klimamodellen derartige Veränderungen herausfinden, allerdings bezogen auf den Temperatursprung um das Jahr 1990 herum.

Die Aussage des DWD, „wenn es in der zweiten Jahreshälfte so weiter geht, wie in der ersten“, erinnert an die alte Weisheit: „Wenn das Wörtchen wenn nicht wär……“, denn offenbar geht es nicht so weiter.
Bereits der Juni war nicht mehr sehr warm und vor allem erheblich feuchter als die vorangegangen Monate und der Juli war relativ noch erheblich kühler und vor allem noch mal deutlich feuchter, in einigen Regionen Deutschlands sogar extrem nass.

Frage: Weswegen haut ausgerechnet der DWD in die Klimakatastrophenkerbe, obwohl er es wegen des mit Sicherheit in seinen Reihen vorhandenen Sachverstandes besser wissen müsste?

Wie üblich dürfte die Antwort lauten: Wegen der Politik.

Als Regierungsbehörde kann der DWD schlechterdings keine Auffassungen vertreten, die von der offiziellen Regierungslinie abweichen.
Und die ist fest auf die Klimakatastrophe eingeschossen, Abweichlertum einzelner Behörden von der offiziellen Partei- und Regierungslinie kommt oben nie gut an, eine Erkenntnis, die bereits die Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe (BGR) in Hannover machen musste.

Und so verbreiten die Klima und Wetterexperten des DWD in der Öffentlichkeit eben keine Informationspolitik auf Sachgrundlage, unter Berücksichtigung aller Erkenntnisse, sondern passen den der Öffentlichkeit vermittelten Erkenntnisstand dem politisch gewünschten an.
Und das heißt: Die Klimakatastrophe kommt, auch in Deutschland, und wir müssen alles tun, um sie abzuwenden.