Masters of the Universe



20. März 2014


Hochmut kommt vor dem Fall – so heißt es schon in der Bibel. Diese Erfahrung musste unlängst eine gesellschaftliche Gruppierung machen, die sich über jeden Zweifel erhaben sieht, im Besitze höherer Moral wähnt, die das Gute in unserer Gesellschaft überhaupt in sich vereinigt: Eine Umweltlobby – Organisation.

Wer einmal erlebt hat, mit welcher Arroganz und Selbstherrlichkeit Umwelt – Organisationen auf internationalen Klima- und Umweltveranstaltungen auftreten, weiß, woher in unserer Gesellschaftsordnung der Wind weht.

Während Vertreter von Industrie Lobby Organisationen schweigsam und mit gesenktem Haupt daher schreiten, „Asche auf mein Haupt“ in ihren Gesichtszügen geschrieben, strahlen Vertreter von Umwelt – Lobby Organisationen eine die Grenze zur Arroganz überschreitende Selbstherrlichkeit aus, nach dem Motto: „Platz da, jetzt komme ich“. In den Konferenzsälen, an den Podiumstischen, das Haupt erhoben, das Kreuz gerade gestreckt, die Arme raumgreifend angewinkelt verkünden sie den Anwesenden ihre Forderungen. Sie sagen der Welt, wo es lang geht, lang zu gehen hat.
Sie diktieren den Regierungen, den Medien, den Menschen, der Industrie ihre Forderungen, und ihre Forderungen sind das Maß der Dinge. Wer weniger fordert, ist unglaubwürdig. Sie sind die einzig glaubwürdige moralische Instanz in unserer Gesellschaft.

Sie sind die neuen Herren des Universums: Masters of the Universe.

Und einige von ihnen glauben, dass die normalen Gesetze für sie nicht mehr gelten, dass der Zweck die Mittel heiligt, man kann lügen, betrügen, beschei… bis sich die Balken biegen, es ist OK, denn man ist ja unangreifbar, weil - man fühlt sich moralisch im Recht.

So kommt es einem jedenfalls vor, wenn man diese Geschichte hier liest, die wie eine Räuberpistole oder eine schlechte Hollywood Produktion anmutet.

Worum geht es? Ein New Yorker Rechtsanwalt, Steven Donziger, hat im Namen Ecuadorianischer Bürger den US amerikanischen Ölkonzern Chevron – Texaco auf Schadenersatz in Höhe von 9,5 Mrd. US$ für Umweltschäden durch Ölverschmutzungen verklagt, die in den 1960er Jahren entstanden sind. Hierfür waren Texaco und Petroecuador verantwortlich. Texaco übernahm seinerzeit die Verantwortung für einen Teil der Umweltschäden und zahlte 40 Mio US$. Texaco wurde 2001 von Chevron übernommen, ist also der Rechtsnachfolger von Texaco.

2011 wurde in Ecuador eine erneute Klage eingereicht und Chevron wurde zu 19,5 Mrd. US$ Schadensersatz verurteilt, die später auf 9,5 Mrd. US$ reduziert wurden.

Chevron legte hiergegen vor einem New Yorker Gericht Berufung ein – mit der Begründung, dass es nicht um die Wiedergutmachung von Umweltschäden gehe, sondern um „Greenmail“, nämlich um Erressung mit vorgetäuschten Umweltargumenten. Chevron bekam Recht.

Chevrons Berufung wäre wahrscheinlich gescheitert, wenn Steven Donziger nicht die Überheblichkeit und absolute Dusseligkeit besessen hätte, in einem Film im Michael Moore Stil genau zu dokumentieren, welche betrügerischen Tricks er und seine Mitarbeiter angewandt hatten, um die „Beweise“ gegen Chevron zu fabrizieren. Der Film wurde natürlich in gewissen Kreisen groß gefeiert. Donziger hat wahrscheinlich fälschlicherweise geglaubt, dass man diesen Film vor Gericht nicht als Beweis aufnehmen kann.

Da wurden in Ecuador „Beweise“ direkt von Mitarbeitern Donzigers fabriziert, Schmiergelder gezahlt, Richter in Ecuador wurden mit 500.000 US$ bestochen, um das „richtige“ Urteil zu fällen usw. usf. Hier kann man alle Details nachlesen.

Wie gesagt, eine Räuberpistole, die alle Vorurteile über Korruption in den Ländern der Dritten Welt und habgierige New Yorker Rechtsanwälte voll und ganz bestätigt.

Das soll nicht heißen, dass einem Ölkonzerne, wie Chevron – Texaco, sympathisch sind. Sie mästen sich auf unser aller Kosten und verdienen etwa (wie Exxon/Mobil, Shell und BP (in Deutschland Aral) 40 Mrd. US$ pro Jahr. Sie haben viel Geld, stehen in der öffentlichen (vor allem in der veröffentlichten) Meinung schlecht da („die Konzerne“ in der allgemeinen Parlance, so wie früher der westdeutsche Monopolkapitalismus) und sind deswegen ein perfektes Ziel für Greenmail.

Steven Donziger hat einen organisierten Raubzug gegen ein fettes und einträgliches Ziel gestartet – mit moralischer Unterstützung vieler Umweltorganisationen und den Medien. Offenbar war er sich keines Unrechts bewußt, als er Beweise fabrizierte und Schmiergelder zahlte, um sein Vorhaben umzusetzen.

Aber für die Herren des Universums gelten offenbar andere Gesetze. Oder überhaupt keine.