Witterungsausblick auf den Juni und den Hochsommer 20162. Juni 2016Gelegentlich kann man sich nicht bremsen und fühlt sich bemüßigt, eine Witterungsprognose abzugeben. Das geht oft gut, aber nicht immer.Jetzt (Anfang Juni 2016) stellt sich nun eine Witterungssituation ein, die einen dazu bewegt, wieder einmal eine Prognose zu wagen. Auf Grundlage der jetzt vorliegenden längerfristigen numerischen Wettervorhersagen kann man mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die erste Junihälfte in ganz Deutschland und auch in Berlin um mindestens 2° C wärmer wird, als im langfristigen Mittel. Nicht zu trocken: Aber zu warm. Am Wochenende dehnt sich ein Hoch über dem Nordatlantik langsam nach Mitteleuropa aus, wodurch es von Norden her trockener und sonniger wird. Im Laufe der kommenden Woche etabliert sich ein kräftiges Tief über dem Ostatlantik, das im weiteren Verlauf auf seiner Vorderseite Heißluft aus der Sahara nach Norden transportiert, die auch Deutschland erreichen könnte. Wir haben diese Wetterlage als TR20W Wetterlage bezeichnet, also einen Tiefdrucktrog etwa auf der Position 50°N und 20°W, der in den letzten Jahren im Sommerhalbjahr gehäuft auftrat und bei uns für warme oder sogar heiße Witterung verantwortlich war. Damit werden sehr wahrscheinlich die Voraussetzungen für die Regel 81 des Witterungsforschers Franz Baurs vorliegen. Diese Regel lautet: Wenn die mittlere Temperatur in Berlin und Umgebung in der ersten Junihälfte um mehr als 2°C über dem Regelwert liegt, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartet werden, dass die Gesamt - Niederschlagsmenge in Deutschland im Hochsommer (Juli und August) über dem Regelwert liegt. Die Voraussetzungen für die Anwendung dieser Regel haben 2014 vorgelegen; sie ist dann leider auch eingetroffen. Somit könnte es bereits jetzt erste Hinweise auf den Niederschlagscharakter des Hochsommers in Deutschland geben. Wie bereits hier sollte man allerdings darauf hinweisen, dass die Regel 81 nicht als sehr zuverlässig gelten kann, sie ist lediglich als erster Hinweis zu werten. Einen Ausblick auf den Temperaturcharakter des Hochsommers 2016 wird in den Witterungsprognosen des amerikanischen Wetterdienstes NOAA gegeben. Die Temperaturen sollen sich in Deutschland demnach etwa im Normalbereich bewegen, der allerdings bei NOAA anders definiert ist (1981 – 2010), als hier. Da das Mittel 1981 – 2010 deutlich wärmer ist als die bei Franz Baur zugunde gelegten Mittelwerte, wären nach der NOAA Vorhersage geringere Temperaturabweichungen zu erwarten, als bei den hier verwendeten Normalwerten. Dazu sagen muss man allerdings, dass auch die NOAA Prognosen nicht sehr zuverlässig sind, denn im vergangenen Jahr wurde wenig Hoffnung auf einen heißen Sommer gemacht, letzten Endes war der Sommer 2015 aber der zweitheißeste der gesamten Beobachtungsreihe seit 1761. Die Temperaturmuster der diesjährigen NOAA Prognose (geringe Abweichungen über Mitteleuropa, positive Abweichungen über Nordosteuropa und Nordrussland) lassen aber vermuten, dass die Zirkulationsmuster über Mitteleuropa eher zyklonal sein werden und dass an der Ostseite dieser zyklonalen Anomalien Warmluft nach Norden transportiert wird, die dort positive Temperaturabweichungen verursacht – ähnlich wie im Juli 2014. Diese Vermutung wird dann auch durch die prognostizierten Niederschlagsabweichungen für den gesamten Zeitraum Juli – August untermauert: Leichte positive Abweichungen in ganz Deutschland, mit Ausnahme von Nordostdeutschland. Aber warten wir zunächst einmal ab, ob die erste Junihälfte in Berlin wirklich mehr als 2°C zu warm wird. Dann sehen wir weiter. Nachtrag 27. Juni 2016 Die erste Junihälfte ist in Berlin um mehr als 2°C zu warm ausgefallen. Damit sind die Vorbedingungen für die Anwendung der Regel 81 von Franz Baur gegeben. Auf dieser Grundlage ist mit einem insgesamt zu nassen Hochsommer (Juli und August) in Mitteleuropa zu rechnen. Die gegenwärtig absehbare Wetterentwicklung läßt ebenfalls nicht den Schluss zu, dass sich in den nächsten 10 - 15 Tagen eine stabile Hochdrucklage mit niederschlagsarmer Witterung über Mitteleuropa einstellen wird. Denn alle Vorhersagemodelle rechnen mit einem sehr starken Azorenhoch über dem mittleren Nordatlantik, auf dessen Nordflanke eine straffe Westströmung bis nach Deutschland geführt wird. Ein kräftiges Azorenhoch im Sommer ist der Garant für kühle und wechselhafte Sommerwitterung in Deutschland. Sommerliche oder gar hochsommerliche und trockene Witterung ist deswegen bis auf weiteres nicht in Aussicht. |
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