Ist der Zweifel an der Klimakatastrophe eine Konspiration der Industrie?



2. Dezember 2012


In der deutschen Medienlandschaft herrscht offenbar die Überzeugung vor, die Kritik an den allgegenwärtigen, von den Medien verbreiteten Klimakatastrophenpolemik sei eine Konspiration von dunklen Mächten der Industrieinteressen. Kernpunkt dieser Überzeugung ist, dass die Erkenntnisse über die drohende Klimakatastrophe abgesichertes Wissen sind, und Skepsis an ihnen kann es aus wissenschaftlicher Sicht deswegen gar nicht geben und wenn es sie gibt, dann ist sie unwissenschaftlich und ausschließlich durch Konzerninteressen motiviert.
Die Konzerne haben Wissenschaftler gedungen, die auf ihrer Lohnliste stehen, und frei nach dem Motto „Wes Brot ich eß, des Lied ich sing“ sagen diese Wissenschaftler nur das, was den Konzerninteressen entspricht.

Vertreter dieser These wollen also den Skeptikern, Kritikern, manchmal auch Leugnern genannt, die Wissenschaftlichkeit absprechen, die sie selbst für ihre Auffassungen beanspruchen und die Kritiker ins Unrecht setzen, da sie nicht die Wissenschaft – oder einen Teil davon – sondern lediglich wirtschaftliche Interessen repräsentieren.
Die Folge davon sei, dass die Skeptiker wichtige „klimapolitische Entscheidungen“ blockieren und „wirksamen Klimaschutz“ verhindern.

Dies zieht sich seit vielen Jahren wie ein roter Faden durch die Diskussion in den deutschen Medien. In den letzten Jahren, nach dem „Climatgate“ Skandal, als bekannt wurde, dass maßgebliche IPCC Wissenschaftler sich wohl nicht nur der reinen Wissenschaft verpflichtet sahen, sondern eher dem „cause“, nämlich die Berichte so aufzuhübschen, damit sie möglichst dramatisch daher kamen, um den politischen Druck für „klimapolitische Entscheidungen“ und „wirksamen Klimaschutz“ zu erhöhen, hat sich die Schlagrate deutlich erhöht, denn es galt zu verhindern, dass der Glaube der Öffentlichkeit an die Klimakatastrophe und somit die öffentliche Akzeptanz klimapolitischer Maßnahmen nicht untergraben wurde.

Am einfachsten ist das dadurch zu erreichen, dass man sich mit den Argumenten, die gegen die Dramatik des Klimawandels sprechen, erst gar nicht auseinander setzt, sondern denjenigen, die sie vortragen entweder die Kompetenz abspricht, oder ihnen Industrieinteressen unterstellt, oder am besten beides. Diskussion beendet.

Genauso geschehen in mehreren Artikeln in der „Zeit“, der „FAZ“ und dem „Spiegel“, die wir hier hier und hier und hier bereits analysiert haben, aber auch bei politischen Veranstaltungen der „Grünen“.

Vieles, von dem, was hierzu zu sagen ist, kann man bereits in diesen Beiträgen nachlesen.

Aber vielleicht noch einmal einiges zur Verdeutlichung:

In der Klimawissenschaft ist vieles keineswegs abschließend geklärt, sondern es wird laufend weiter geforscht. Praktisch jeden Tag werden neue Erkenntnisse gewonnen, von denen einige in eine dramatischere Richtung weisen, als bislang gedacht, andere in eine weniger dramatischere.

Vieles von dem, was in den Medien und in der politischen Debatte als abgesichertes Wissen bezeichnet wird, ist keineswegs abgesichert, sondern wird schlichtweg falsch dargestellt.

Hier
noch einmal ein Hinweis darauf, was in der Debatte um den Klimawandel als Fakt, was als Hypothese, Theorie, Szenario, Behauptung oder Vermutung gelten kann.

Besonders die Auswirkung der globalen Erwärmung auf Klima- und Wetterextreme, Dauerbrenner in den Medien, ist weitgehend ungeklärt, wird in den Medien aber unbeirrt weiter grob falsch dargestellt. Eines der jüngsten Beispiele: Wirtschaftswoche 48/2012 .
Dort heißt es z. B. auf S.68: „Bis zum Ende des Jahrhunderts wird der Planet um vier Grad wärmer“ und auf S. 69: „Fast verfünffacht hat sich die Zahl der Wetterkatastrophen in Nordamerika seit 1980“

Die „WiWo“ sagt nicht etwa: „Einigen Szenarien zufolge könnte der Planet bis 2100 um vier Grad wärmer werden“, was korrekt wäre, nein, es heißt dort: „Bis zum Ende des Jahrhunderts wird der Planet um vier Grad wärmer“

Im Hinblick auf die Wetterkatastrophen in Nordamerika hat offenbar keine Überprüfung der Quellen stattgefunden, denn die Aussage in der WiWo ist barer Unfug, denn weder hat die Zahl der meteorologischen Extremereignisse langfristig zugenommen, noch die um sozio-ökonomische Faktoren bereinigten Schäden (s. z. B. hier und hier hier und hier ). Das gleiche gilt auch für Europa.
In Europa haben Extremereignisse während der Wärmeperiode der letzten 30 Jahre nicht zugenommen .

Nach Lesart der deutschen Medien wäre jemand, der auf diese in der Wissenschaft veröffentlichten und kaum bestrittenen Erkenntnisse hinweist, was:

Ein Leugner, ein Skeptiker, ein Büttel der Industrie? Sind wissenschaftliche Ergebnisse für die Propagandisten der Klimakatastrophe nur dann akzeptabel, wenn sie Katastrophenthese untermauern? Irgendwie hat es den Anschein.

Nur dann sind die Propagandisten genau das: Propagandisten, die ihre Augen vor andersartigen Erkenntnissen verschließen, weil sie nicht in ihr lieb gewonnenes Weltbild passen.

Kritik an den Weltuntergangs-Szenarien ist keine Erfindung der Industrie, von finsteren Mächten der Konzerne, sondern sie leitet sich aus den Erkenntnissen der Wissenschaft selbst ab, allerdings aus Erkenntnissen, die von den Fürsprechern der Klimakatastrophe ignoriert werden. Die wahren Ignoranten sind die Klimaalarmisten und ihre medialen Sprachrohre selbst, häufig „Spiegel“ „Zeit“ und „FAZ“.

Die prominenteren Kritiker an den Klimakatastrophenszenarien in den USA entstammen dem universitären Umfeld, weswegen es schwer fallen wird, ihnen jegliche Sachkompetenz abzusprechen.
Auch hier greift man in den deutschen Medien zum Mittel der „character assassination“, man versucht einige mit dem Hinweis auf Industriefinanzierung unglaubwürdig zu machen, wie z.B. Fred Singer, der gegen derartige Unterstellungen bereits mit gerichtlichen Schritten gedroht hat.

Was die Medien nicht wahrhaben wollen: Die Kritiker und Skeptiker zweifeln nicht an der Klimakatastrophe, weil sie von der Industrie eine Hand voll Dollars oder Euros zugesteckt bekommen, sondern weil sie von ihrer Sache überzeugt sind, genau so, wie die Klimaalarmisten von ihrer Sache überzeugt sind.
Es ist in Wahrheit ein Glaubenskampf zwischen verschiedenen Fraktionen von Klimaforschern und kein Kampf zwischen braven, ehrlichen, naiven Klimaforschern einerseits und den finsteren Mächten der Industrie andrerseits, wie die “Zeit“ in ihrer Ausgabe vom 22. November 2012 holzschnittartig unterstellt.

Was die Ehrlichkeit angeht: Climategate hat gezeigt, dass es einige Forscher mit der Ehrlichkeit, Naivität und der Bravheit nicht so ganz genau nehmen, wenn es darum geht, „die Sache“, „the cause“, voranzubringen.

Bislang hat man einem Skeptiker in seiner wissenschaftlichen Arbeit noch keine Unehrlichkeit nachweisen können.

Schließlich fragt man sich, worauf die Behauptungen in den Medien abzielen, Industrieinteressen und die Leugner haben wirksamen Klimaschutz verhindert.

Das mag für die USA eventuell stimmen, für Europa stimmt es mit Sicherheit nicht.
Hier haben die Alarmisten praktisch alles erreicht, was politisch überhaupt erreichbar ist. Die Klimaschutzgesetzgebung der EU, die auch in Deutschland geltendes Recht ist, wird mit alarmistischen Klimaszenarien begründet (s. EU KOM Papiere vom Januar 2007 und Januar 2008). Kernstück ist die Emissionshandelsrichtlinie (EU-ETS), die in ihrer am 17. Dezember 2008 verabschiedeten Fassung eine langfristige jährliche Minderung der CO2 Emissionen aus Industrieanlagen von 1,74% rechtlich verbindlich festlegt, also bis 2050 ca. 70% weniger als 2005.
Wenn einigen das nicht genug erscheint, und sie statt -70% -80 oder -90% fordern, sind das eher Detail-, aber keine Grundsatzfragen mehr.

Dem Klima ist es ohnehin egal. Denjenigen, die mehr fordern, geht es wohl eher nur darum, der Ernsthaftigkeit ihres Bekenntnisses zur Idee des Klimaschutzes Ausdruck zu verleihen, quasi zu fragen: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Grünste im ganzen Land?

Letztendlich scheint das Ziel der medialen Diffamierungskampagne gegen die „Skeptiker“ „Leugner“ und „Kritiker“ die Gewährung von Flankenschutz für die Klimaschutzpolitik und die „Energiewende“ zu sein.

Man will verhindern, dass die politische Unterstützung für dieses politische Großprojekt aufweicht, wenn sich die Meinung verbreitet, die Klimakatastrophe werde vielleicht doch nicht kommen.