Luxus Strom: Endlosdrama Energiewende



4. September 2013


Nun schleicht sich die Energiewende doch noch in den Wahlkampf ein. Hatte man in den letzten Wochen noch das Gefühl, die Energiewende wird vor der Wahl kein so wichtiges Thema werden, kommt jetzt doch etwas Bewegung in die ganze Angelegenheit. Sowohl Partei übergreifend als auch beim Zentralorgan des Ökosozialismus, dem Spiegel , merkt man so langsam, dass das so nicht weitergehen kann mit der „Energiewende“.

Aber weswegen das so nicht weiter gehen kann und woran es wirklich hakt, hat auch der „Spiegel“ immer noch nicht begriffen.
Stattdessen stochert man in der „Spiegel“ Titelstory, wie mit einer Stange im Nebel, in Allgemeinplätzen herum, redet was vom planlosen Ausbau von Solaranlagen und Windrädern, vom mangelnden Netzausbau und dass Pumpspeicher die Lücken füllen sollen, wenn die Sonne mal nicht scheint und der Wind nicht weht.
Immerhin hat man eines der Probleme erkannt, nämlich dass die Strompreise ungebremst weiter steigen werden, wenn man so weiter macht wie bisher. 2014 soll die EEG Umlage um etwa 20 % auf 6,2 – 6,5 Cents pro kWh steigen.

Als nachahmenswertes Beispiel, wie man erneuerbare Energien einbindet, wird Schweden genannt. Was der Autor verschweigt ist, dass Schweden nach Fukushima nicht aus der Kernenergie aussteigt und dass Kernenergie und Wasserkraft ca. 80% der Stromerzeugung bereitstellen, weswegen die Situation in Schweden mit der in Deutschland überhaupt nicht vergleichbar ist.

Die zentralen Probleme der „Energiewende“ hat man hingegen entweder bewusst oder mangels Kenntnis gar nicht erst angesprochen:

1. Weswegen wird denn der Strom immer teurer? Das EEG ist das Problem. Denn Erneuerbare Energien Anlagen (Photovoltaik und Windräder) werden durch das Erneuerbare Energiengesetz (EEG) ohne jegliche Deckelung 20 Jahre lang auf Kosten der Stromverbraucher gefördert. Dabei ist es gleichgültig, ob für diesen Strom gerade Bedarf besteht oder nicht, der Betreiber einer solchen Anlage hat das Recht auf Vergütung. Theoretisch können so viele Anlagen gebaut werden, dass ein Vielfaches der in Deutschland benötigten Strommenge erzeugt wird, für die es dann keinen Bedarf mehr gäbe, der Betreiber hätte trotzdem ein Anrecht auf Vergütung. Das EEG setzt völlig falsche Anreize. Wirtschaftlich ist es der reinste Irrsinn. Es muss grundlegend überarbeitet oder völlig abgeschafft werden.

2. Auch wenn man – ungeachtet der Kosten – so viele Anlagen baut, wie man will, wird man nie eine bedarfsgerechte Stromerzeugung durch Erneuerbare erreichen, weil es immer Zeiten geben wird, in denen die Sonne nicht scheint und/oder der Wind nicht weht, weswegen man auf konventionelle Erzeugung zurückgreifen muss.
Zur Verdeutlichung: Die Sonne scheint in Deutschland etwa 1600 – 1700 Std. im Jahr, das Jahr hat aber 8760 Std. Nachts scheint die Sonne nie, die Erzeugung ist gleich Null. D. h. Solarstrom gibt es nur zu weniger als 20% der Zeit, also fast nie. Windstrom wird zu etwa 20 – 30% der Zeit erzeugt, also überwiegend nicht.
Im Winter zwischen November und Februar wird Solarstrom auch tagsüber fast überhaupt nicht erzeugt. Wie soll damit eine bedarfsgerechte Vollversorgung mit Wind- und Sonnenstrom dargestellt werden, wenn man von den Kosten einmal absieht?
Überhaupt nicht, weswegen wir auch künftig traditionelle Kraftwerke in dem Umfang wie bisher brauchen, wenn weder Wind noch Sonne Strom erzeugen (Beibehaltung einer dualen Struktur). Dann muss nämlich die gesamte Stromerzeugung mit traditionellen Kraftwerken erfolgen. Denn keiner möchte im Dunkeln sitzen an einem kalten, trüben und windstillen Wintertag. Auch Industrieanlagen sollten dann wohl nicht still stehen.

3. Ohne Stromspeicher im großindustriellen Maßstab geht es also nicht. Sie wird es aber absehbar in den nächsten Jahrzehnten auch nicht geben; der Hinweis im „Spiegel“ auf noch zu bauende Pumpspeicherwerke ist reine Augenwischerei, denn um wirklich den gesamten Strombedarf Deutschlands für nur wenige Tage während einer Windflaute oder sonnenscheinarmen Periode zu speichern, bräuchte man das Vieldutzendfache der gegenwärtig bestehenden Pumpspeicherkapazität. Die wird aber hier nie gebaut werden, man stelle sich einmal die gigantische Vernichtung von Wäldern und natürlichen Lebensräumen vor, um solche Pumpspeicheranlagen zu bauen. Und das wollen die Umwelt- und Naturschützer?

4. Alles, was der Spiegel Artikel an Strompreis –Senkungs Maßnahmen beschreibt (Senkung der Stromsteuer, Abschaffung der Ausnahmen für energieintensive Betriebe, Verbesserung des Netzausbaus etc) ist nur das Herumdoktern an den Symptomen, aber keine Lösung der grundsätzlichen Probleme der „Energiewende“. Wenn die Nordseewindparks einmal angeschlossen sind, wird´s für den Verbraucher erst richtig teuer, denn dann muss der dort erzeugte Strom vergütet werden. Die Abschaffung der Ausnahmeregelungen für energieintensive Betriebe würde den Strompreis für Privathaushalte nur um etwa 0,5 Cent pro kWh senken.

5. Zudem: Wenn der Bürger eine „Energiewende“ will, muss er auch bereit sein, dafür zu bezahlen. Jetzt rächt sich die Unaufrichtigkeit der Politik, die dem Bürger vorgegaukelt hat, eine „Energiewende“ sei quasi zum Nulltarif zu haben.

6. Brauchen wir überhaupt eine „Energiewende“? Nein, wir brauchen sie nicht. Die Notwendigkeit einer Energiewende ist dem Bürger nach Art einer Gehirnwäsche über Jahre hinweg von den grün – alternativen Medien dieser Republik eingebläut worden, etwa so wie früher: „Der Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik ist dem westdeutschen Monopolkapitalismus überlegen“. Wie der öffentlich – rechtliche „Grünfunk“ so was macht, kann man beispielsweise hier nachempfinden: Kritiker an der „Energiewende“ werden vom Moderator quasi öffentlich „hingerichtet“.

7. Wieso brauchen wir keine Energiewende? Auch wenn man glaubt, aus der Kernenergie aussteigen zu müssen, könnte man die Stromlücke durch kostengünstige konventionelle Kraftwerke schließen (Kohle und Gas). Das Argument, man müsse aus der fossilen Stromerzeugung aussteigen, um die Klimakatastrophe abzuwenden, zieht aus mehreren Gründen nicht: 1. kommt die Klimakatastrophe (Temperaturanstieg von mehr als 2°C in den nächsten 100 Jahren) ohnehin nicht (s. z. B. die Diskussion hier ), 2. auch wenn sie käme, ist es für das Klima völlig irrelevant, was das kleine Deutschland hier mit seinen wenigen Emissionen macht und 3. sind die Emissionen der Stromerzeugung europaweit durch das europäische Emissionshandelssystem (EU-ETS) bereits gedeckelt, weswegen CO2 Einsparungen hierzulande (durch den Ausbau erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung) die gesamt-europäischen Emissionen nicht weiter reduzieren. Es wäre also alles für die Katz´. Gleichermaßen führen übrigens die höheren Kraftwerksemissionen in Deutschland im Jahre 2012 auch nicht zu höheren gesamt-europäischen Emissionen, weil an anderer Stelle in Europa dann weniger emittiert wurde. Das ist das Wesen des Emissionshandels, das BMU Peter Altmaier eigentlich klar sein müsste. Sein im „Spiegel“ zitierter Kommentar zu den höheren deutschen Kraftwerksemissionen in 2012 verwundert deswegen etwas.

8. In diesem System werden die CO2 Emissionen der Stromerzeugung ohnehin pro Jahr um 1,74% pro Jahr reduziert, bis zum Jahr 2050 etwa um 70% im Vergleich zu 2005. Eine Energiewende ist damit europaweit bereits im System eingebaut, ohne dass es eines zusätzlichen Instrumentes, wie des EEG´s bedarf. Hier findet aus klimapolitischen und klimaideologischen Gründen eine Überfrachtung statt (klimapolitischer Instrumentenwirrwarr), die nicht erforderlich ist und zusätzliche, vermeidbare Kosten für den Bürger verursacht. Die Kosten für die EEG Förderung betragen im Jahre 2013 ca. 20 Mrd. Euro und sollen in 2014 um ca. 20% auf dann ca. 24 Mrd. Euro steigen.

9. Diese Form der Förderung der „Energiewende“ über den Strompreis führt zu sozialen Ungerechtigkeiten, da untere Einkommensschichten über höhere Strompreise die Gewinne besser gestellter Schichten finanzieren, die auf den Dächern ihrer Häuser Photovoltaikanlagen installieren oder ihr Geld gewinnbringend in EEG Anlagen investieren können, und damit Renditen zwischen 7 und 10% erzielen. Zum Vergleich: Die Zinsen auf Spareinlagen liegen bei lediglich ca. 1%. (s. zu diesen Punkten auch den Sachverständigenrat Wirtschaft ).

10. Daraus folgt, dass das gesamte System der Förderung Erneuerbarer grundlegend geändert werden muss. Das EEG war evtl. ein geeignetes Instrument zur Förderung Erneuerbarer, als diese noch Nischenstatus aufwiesen. Aber nicht mehr jetzt, wo sie durch die massive Subventionierung ein Schwergewicht am Strommarkt darstellen. Der weitere, ungezügelte Ausbau der Erneuerbaren, wird im Wesentlichen durch die Gewinnerzielungsabsicht von Investoren, angetrieben, die mit den Subventionen, die vom EEG 20 Jahre lang garantiert werden, Kasse machen wollen. Hier findet eine massive Fehlsteuerung des Marktes statt. Das eigentliche Ziel der Energiewende, nämlich aus der fossilen Stromerzeugung auszusteigen, kann so zu keinen für die Bürger erträglichen Kosten mehr erreicht werden. Die Förderung der Energiewende nach dem jetzigen Modell hat für andere Länder keinen Vorbild-, sondern eher Abschreckungscharakter, so wie der überstürzte Ausstieg aus der Kernenergie überhaupt.

Das beginnt auch die Politik langsam zu erkennen, besser noch, sie wird darauf bereits unmittelbar nach der Wahl reagieren – unabhängig vom Wahlausgang.