COP28: Irgendwo im Nirgendwo zwischen Phantasialand und energiepolitischer Realität
17. Dezember 2023
Am 13. Dezember 2023 ist in Dubai die 28. UN Klimakonferenz COP28 zu Ende gegangen.
Dem üblichen Skript folgend, konnte während des regulären Konferenzablaufs keine Einigung über das
Abschlussdokument erzielt werden, sondern erst in einer Nachtsitzung nach dem offiziellen Ende der Konferenz .
Der Konferenzverlauf war, wie üblich, durch gegensätzliche Positionen der Konferenzteilnehmer geprägt.
Während die westlichen Industriestaaten, allen voran die EU, besonders Deutschland, aber auch die Vertreter der USA und deren Delegationsleiter John Kerry auf einen möglichst raschen, verbindlichen weltweiten Ausstieg aus der fossilen Energienutzung drängten, dies untermalt mit den üblichen Weltuntergangsszenarien, wenn das 1,5° Ziel nicht eingehalten würde, vertraten die Länder, deren Wirtschaft sehr stark von der Produktion fossiler Energien abhängt, eine eher zurückhaltendere Position.
Die Forderung nach einem kompletten Ausstieg aus der fossilen Energienutzung bis etwa 2050 geht weit über die Zielsetzung des
Pariser Klimaabkommens hinaus, in dem in Artikel 4 gefordert wird, in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhundert ein Gleichgewicht zwischen Quellen und Senken von Treibhausgasen zu erreichen.
Die zweite Häfte des 21. Jahrhunderts beginnt im Jahr 2050 und endet 2099 und nicht im Jahr 2050.
Es wird also von einigen Kreisen erheblicher Druck für eine drastische Verschärfung der Pariser Klimavereinbarung aufgebaut.
Nicht zu unterschätzen ist hierbei die Rolle der NGOs und der mit ihnen verbündeten links – grünen Medien, also fast aller in den westlichen Industrieländern. Sie geben die Taktrate bei den Verhandlungen vor und entscheiden, ob ein Verhandlungsergebnis “gut” oder “schlecht” ist.
Im Konferenzverlauf vertraten diese Kreise die Auffassung, die Konferenz sei gescheitert, wenn es nicht zu einer verbindlichen Verpflichtung zum alsbaldigen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie käme.
Derartige Forderungen musste man allerdings von vorneherein als wenig realistisch bezeichnen, da auch die Pariser Klimavereinbarung keine rechtsverbindliche Minderungsvereinbarung darstellt, sondern nur eine Absichtserklärung, die in den sog. INDCs übermittelten Treibhausgasminderungsziele bis 2030, die jedes Land nach eigenem Ermessen festgelegt hat, einzuhalten, ohne, dass es einen Sanktionsmechanismus gibt.
Nachdem auf den vorangegangen
COPs 26 und
COP27 die Forderung nach einer Beendigung der Kohlenutzung nicht durchsetzbar war, wurden die klimapolitischen Forderungen gleich auf Öl und Erdgas ausgeweitet, denn wenn man eine unrealistische Forderung nicht durchsetzen kann, muss man gleich eine noch erheblich unrealistischere stellen. So sieht die Dynamik in der Klimapolitik wohl aus.
Im Abschlussdokument ist nun die Forderung, aber nicht die rechtsverbindliche Festlegung, nach einem Übergang von der fossilen Energienutzung zu einer emissionsfreien Energieversorgung bis 2050 enthalten.
Als emissionsfreie Energie wird neben den Erneuerbaren besonders die Kernenergie, aber auch CCS erwähnt, nämlich die Verbringung von CO2 in unterirdische Kavernen, wie ausgebeutete Öl- und Erdgaslager. Beide Formen dieser CO2 Minderung werden allerdings in Deutschland von den Grünen abgelehnt, die ausschließlich auf den Ausbau Erneuerbarer setzen.
Kernforderungen von COP28
Im Einzelnen ist folgendes aus dem
Abschlussdokument heraushebenswert, das als Global Stocktaking Dokument bezeichnet wird, und dem im Pariser Klimaabkommen festgelegten Fahrplan folgt, im Jahre 2023 ein Stocktaking (Bestandsaufnahme) durchzuführen:
1. limiting global warming to 1.5 °C with no or limited overshoot requires deep, rapid and sustained reductions in global greenhouse gas emissions of 43 per cent by 2030 and 60 per cent by 2035 relative to the 2019 level and reaching net zero carbon dioxide emissions by 2050
2. recognizes the need for deep, rapid and sustained reductions in greenhouse gas emissions in line with 1.5 °C pathways and calls on Parties to contribute to the following global efforts, in a nationally determined manner, taking into account the Paris Agreement and their different national circumstances, pathways and approaches
3. Tripling renewable energy capacity globally and doubling the global average annual rate of energy efficiency improvements by 2030
4. Accelerating efforts towards the phase-down of unabated coal power
5. Accelerating efforts globally towards net zero emission energy systems, utilizing zero- and low-carbon fuels well before or by around mid-century
6. Transitioning away from fossil fuels in energy systems, in a just, orderly and equitable manner, accelerating action in this critical decade, so as to achieve net zero by 2050 in keeping with the science
7. Accelerating zero- and low-emission technologies, including, inter alia, renewables, nuclear, abatement and removal technologies such as carbon capture and utilization and storage, particularly in hard-to-abate sectors, and low-carbon hydrogen production
8. Accelerating and substantially reducing non-carbon-dioxide emissions globally, including in particular methane emissions by 2030
9. Recognizes that transitional fuels can play a role in facilitating the energy transition while ensuring energy security
10. revisit and strengthen the 2030 targets in their nationally determined contributions as necessary to align with the Paris Agreement temperature goal by the end of 2024, taking into account different national circumstances
11. Highlights the growing gap between the needs of developing country Parties, in particular those due to the increasing impacts of climate change compounded by difficult macroeconomic circumstances, and the support provided and mobilized for their efforts to implement their nationally determined contributions, highlighting that such needs are currently estimated at USD 5.8–5.9 trillion for the pre-2030 period
12. Also highlights that the adaptation finance needs of developing countries are estimated at USD 215–387 billion annually up until 2030, and that about USD 4.3 trillion per year needs to be invested in clean energy up until 2030, increasing thereafter to USD 5 trillion per year up until 2050, to be able to reach net zero emissions by 2050;
13. Notes with deep regret that the goal of developed country Parties to mobilize jointly USD 100 billion per year by 2020 in the context of meaningful mitigation actions and transparency on implementation was not met in 2021
Was ist von diesen Punkten Phantasialand und was ist Klima/Energie Realpolitik?
Phantasialand:
Phantasialand sind die Punkte 1, 2, 3, 5, 6, 11, 12 und 13
Nachfolgend Kommentare zu den einzelnen Punkten.
Zu 1.: Die Forderung, die weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43% im Vergleich zu 2019 zu reduzieren haben wir bereits in der Vergangenheit als abstrus zurückgewiesen. Wir verweisen an dieser Stelle auch auf die
ähnliche Einschätzung eines der weltweit bekanntesten Energieexperten, Vaclav Smil.
Dies gilt umso mehr für die Forderung, die Emissionen bis 2035 weltweit um 60% zu senken.
Auch die Forderung nach einer weltweiten Net – Zero Emission bis 2050, die eine drastische Verschärfung der Vorgaben der Pariser Klimavereinbarung darstellt, in der eine derartige Forderung erst für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts aufgestellt wurde (also spätestens bis 2099), ist völlig unrealistisch.
Um noch einmal
Vaclav Smil zu zitieren:
Designing hypothetical roadmaps outlining complete elimination of fossil carbon from the global energy supply by 2050 (Jacobson et al. 2017) is nothing but an exercise in wishful thinking that ignores fundamental physical realities.
Und man möchte hinzufügen: Auch die wirtschaftlichen und finanziellen Realitäten werden ignoriert. Aber Gottlob sind diese Forderungen nicht rechtsverbindlich.
Vor allem aber ist das 1,5° Ziel ohnehin nicht mehr erreichbar, wie wir bereits mehrfach dargelegt haben, selbst wenn die weltweiten Emissionen sofort eingestellt würden.
Zu 2.: Zu diesem Punkt treffen die gleichen Kommentare zu, wie zu Punkt 1. Das 1,5° Ziel kann überhaupt nicht mehr eingehalten werden, egal, wie ambitiös Emissionsminderungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Zu 3.: Auch wenn man die weltweit installierte Leistung erneuerbarer Energieanlagen verdreifachen würde bis 2030, was wirtschaftlich, technisch und organisatorisch mehr als anspruchsvoll sein dürfte, könnte man dadurch nicht die weltweiten Treibhausgasemissionen de facto halbieren gegenüber heute.
Erneuerbare Energien tragen weltweit etwa 13% zur Deckung des Primärenergiebedarfs bei, wobei hiervon etwa Zweidrittel Wasserkraft und Biomasse sind, die je nach den jeweiligen nationalen Gegebenheiten, kaum weiter ausgebaut werden können.
Wind und Sonne, die nach Auffassung Vieler künftig die Grundlage der erneuerbaren Erzeugung bilden sollen, tragen etwa ein Drittel zur erneuerbaren Erzeugung bei, dh etwa 4% vom weltweiten Energiebedarf.
Der Anteil
fossiler Energieträger an der weltweiten Energieversorgung beträgt mehr als 80% und hat sich in den letzten Jahrzehnten prozentual nur wenig verändert, trotz Hunderten von Milliarden Subventionen für den Ausbau erneuerbarer Energien.
Die Forderungen in Ziffer 3 sind deswegen unrealistisch und passen nicht mit Ziffer 1 und 2 zusammen.
Zu 5.: Hier gilt das bereits zu 3, 2 und 1. Gesagte. Man kann zwar einen Übergang zu CO2-freier oder – armer Erzeugung anstreben, aber man wird nicht das Ziel einer völlig emissionsfreien Energieerzeugung bis 2050 erreichen.
Zu 6.: Dieser Passus ist der Kern der Klimavereinbarung von Dubai, der am härtesten umstritten war. Er sieht einen Übergang von der fossilen Energieversorgung zu einer CO2-freien Energieversorgung in einer gerechten und geordneten Weise bis 2050 vor, die allerdings nicht rechtsverbindlich ist. Die mangelnde Rechtsverbindlichkeit wurde vor allem von den Vertretern der westlichen Industrieländer und den Grünen NGOs beklagt.
Dem standen jedoch die Interessen der Produzentenländer fossiler Energien, aber auch von Ländern wie Indien und China gegenüber, die einen sehr hohen Anteil fossiler Energien in ihrer Energieversorgung aufweisen und in den kommenden Jahren auf einen weiteren Ausbau der fossilen Versorgung setzen, auch mit Kohlekraftwerken.
Zu 11.: In diesem Abschnitt wird die Bereitstellung von knapp 6 Billionen USD bis 2030 für die Entwicklungsländer gefordert, um ihre Verpflichtungen nach dem Pariser Klimaabkommen (ihre INDCs) zu erfüllen und um sich an negative Auswirkungen des Klimawandels anzupassen, unter Berücksichtigung ihrer schwierigen wirtschaftlichen Lage,
also knapp 1 Billion USD pro Jahr.
Wer derartige Forderungen stellt, hat jeglichen Kontakt zur Realität verloren.
Man muss das auch im Kontext zu Ziffer 13 sehen, wo Klage darüber geführt wird, dass die Industrieländer nicht ihrer Verpflichtung von COP15 (Kopenhagen 2009) nachgekommen sind, für die Entwicklungsländer beginnend in 2010 10 Mrd USD und jährlich ansteigend bis 2020 auf 100 Mrd USD und anschließend jährlich 100 Mrd USD aufzubringen. Die tatsächlich geflossenen Gelder betragen nur einen Bruchteil der erwarteten Summen.
Vor diesem Hintergrund die Forderung zu stellen, den zehnfachen Betrag aufzubringen, zeugt von einem unbeschreiblichen Realitätsverlust. Die Klimakonferenzen führen sich mit solchen Forderungen ad absurdum.
Zu 12.: Wenn Ziffer 11 jegliche Verbindung zur Realität vermissen lässt, geht Ziffer 12 noch ein paar Schritte weiter.
Gefordert werden hier für die Entwicklungsländer bis 2030 – wohl zusätzlich zu Ziffer 11 – 215 – 387 Mrd USD pro Jahr für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.
Die Abgrenzung zwischen Ziffer 11 und 12 ist nicht ganz klar, da in 12 Anpassung an den Klimawandel (“adaptation”) genannt wird und in Ziffer 11 Finanzbedarf geltend gemacht wird für “in particular those due to the increasing impacts of climate change “, was sowohl als Anpassung als auch als Schadensersatz (Loss and Damage) verstanden werden kann.
Darüber hinaus sollen 4,3 Billionen pro Jahr bis 2030 zum Aufbau einer CO2-armen oder freien Energieversorgung und ab 2030 mindestens 5 Billionen USD pro Jahr aufgebracht werden, um Net – Zero bis 2050 zu erreichen.
Um diese Zahlen einzuordnen, sei zum Vergleich das deutsche Bruttosozialprodukt genannt, das knapp 5 Billionen und der Bundeshaushalt, der etwa 500 Mrd, EUR beträgt.
Diese Fantastilliarden sollen von wem aufgebracht werden?
Im Zweifelsfall von den Industrieländern und über Kredite der Weltbank oder ähnlicher Institutionen.
Da viele der Entwicklungsländer keine ausreichende Kreditwürdigkeit haben, müssten die Industrieländer Bürgschaften übernehmen, also ua Deutschland, das wegen seiner eigenen Haushaltsprobleme in seiner Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt ist, und diese Probleme nicht etwa mit dem Rotstift bei Ausgaben lösen will, sondern mit Steuer- und Abgabenerhöhungen, die die wegen der Inflation ohnehin schon gebeutelten Bürger zusätzlich belasten.
Der Zahlenirrsinn in den Ziffern 11 und 12 verschlägt einem glatt die Sprache und unterstreicht nur ein weiteres Mal, was wir bereits zu COP26 und COP27 gesagt haben: Der UN Klimakonferenz – Zirkus und die internationale Klimapolitik haben jeglichen Bodenkontakt zur realen Welt verloren. Sie sind in einer Klimablase gefangen, die die reale Welt komplett ausblendet.
Die Menschen sowohl in den Entwicklungs- als auch in den Industrieländern haben hier und heute andere Probleme, als das Klima in 50 Jahren. Und dass die Grenze der finanziellen Belastbarkeit der Bürger erreicht oder sogar überschritten ist, hat die Debatte um den
Heizhammer gezeigt: Zehntausende EUR pro Haushalt für die vermeintliche Klimarettung sind politisch nicht durchsetzbar.
Klima/Energie – Realpolitik
Dies sind hier die obigen Textziffern 4, 5, 7, 8, 9, 10
Zu 4.: Dieser Punkt bezieht sich auf die Reduzierung von Emissionen aus Kohlekraftwerken. Der Begriff “Abatement” bezieht sich auf die Abscheidung von CO2 aus dem Abgas von Kohlekraftwerken und die anschließende Einlagerung in geologische Lagerstätten, in denen das CO2 Hunderte oder sogar Tausende von Jahren fest eingebunden ist, die sog. CCS (Carbon Capture and Storage) Technologie.
Die Diskussion hierüber wird bereits seit mehr als 20 Jahren geführt. Man schätzt, dass sich dadurch die Erzeugungskosten von Kohlestrom, je nach den nationalen und geologischen Gegebenheiten (Verfügbarkeit von geeigneten Lagerstätten etc), etwa verdoppeln würden von ca. 5 auf 10 US Cents/kWh.
In Deutschland sind die Grünen (in Schleswig – Holstein war es der damalige Umwelt- und heutige Klimaminister Robert Habeck) dagegen und die anderen Parteien sind den Wünschen der Grünen widerspruchslos gefolgt. CCS in Deutschland ist tot.
Zu 5.: Man kann sicherlich die Anstrengungen verstärken, den Anteil CO2-freier oder CO2-armer Energieträger zu erhöhen.
Zu 7.: Wie in Ziffern 4 und 5 bereits dargelegt, soll der Ausbau CO2-freier und CO2-armer Energien beschleunigt werden, zB durch CCS, Kernenergie und Erneuerbare Energien.
Zu 8.: Die Reduzierung von Nicht – CO2 Treibhausgasen, insbesondere CH4, Methan, soll bis 2030 beschleunigt werden.
Methan wird in verschiedenen Wirtschaftsbereichen freigesetzt, wie zB beim Reisanbau, der Viehhaltung, bei der Gewinnung von Öl und Erdgas (Erdgas ist Methan, CH4) und beim Untertageabbau von Steinkohle.
Zu 9.: Übergangsenergien (“transitional fuels”) können CO2 reduzieren und die Versorgungssicherheit gewährleisten.
Damit ist Erdgas gemeint, das pro Energieeinheit halb so viel CO2 freisetzt, wie Braunkohle, 40% weniger als Steinkohle und 25% weniger als Erdöl.
Eine Reihe von Ländern, wie Katar, die USA und Russland verfügen über reiche Erdgasvorkommen und würden von einem Shift von Kohle oder auch Öl zu Erdgas profitieren.
Die Versorgungssicherheit könnte sich aber für Länder, die über keine Erdgasvorkommen verfügen, als problematisch erweisen, wie sich 2022 für Deutschland und Europa durch den Zusammenbruch der Versorgung mit russischem Erdgas gezeigt hat.
Und zwar nicht nur durch die politische Entscheidung Russlands, kein Gas mehr durch die Nordstream 1 Pipeline zu liefern, sondern auch die durch bislang ungeklärte Feindeinwirkung zerstörte Pipeline Nordstream 2 (und 1), im September 2022, mehrere Wochen nachdem Russland die Erdgaslieferungen ohnehin eingestellt hatte.
Erdgas, das statt durch Pipelines mit LNG Tankern geliefert wird, ist deutlich teurer als russisches Pipeline Erdgas. Zudem gibt es Diskussionen darüber, dass entlang der gesamten Kette Erdgasgewinnung, Pipeline Transport zu LNG Terminals, zu LNG Tankern, von LNG Tankern in das Pipelinenetz der Empfängerländer Erdgasleckagen auftreten.
Schätzungen besagen, dass Erdgas den Klimavorteil gegenüber Kohle verliert, wenn 1 – 2% des Erdgases in die Atmosphäre entweichen. Erdgas (Methan) ist ein 20 – 30 mal so wirksames Treibhausgas, wie CO2, abhängig von einigen Annahmen.
Zu 10.: Verschärfung der im Pariser Abkommen festgelegten freiwilligen INDC Klimaziele, die nur bis 2030 laufen. Dies soll bis Ende 2024, also bis zur nächsten COP Ende nächsten Jahres geschehen. De Formulierung in Ziffer 10 zufolge soll das für die bis 2030 festgelegten Ziele gelten, aber für die Zeit nach 2030 sollen offenbar noch keine INDCs definiert werden.
Zusammenfassende Bewertung:
Wie im Titel dieses Beitrags bereits angedeutet, enthält das Dubai Abschlussdokument sowohl Teile, die man als Phantasialand bewerten muss, als auch Teile, die energiepolitische Realitäten widerspiegeln.
Als Phantasialand muss man die Forderung nach Einhaltung des 1,5° Zieles bezeichen, nach einer 43%igen Treibhausgasminderung bis 2030, nach 60% bis 2035 und auch die Forderung nach weltweit Net – Zero bis 2050.
Weswegen das irrational ist, haben wir bereits an
anderer Stelle ausführlicher
dargelegt
.
Hier nur ein kleines Gedankenexperiment, das zeigt, weswegen diese Zahlen völlig absurd sind.
Im Jahre 2019 betrugen die weltweiten CO2 Emissionen 34,404 Mrd t, davon die der OECD Länder 12,119 Mrd t und die Nicht – OECD Länder 21,924 Mrd t (s. hierzu die Zahlen im
Statistical Review of World Energy, S. 12 ).
Man sieht hieraus übrigens auch, dass nicht die Industrieländer am meisten CO2 emittieren, sondern die Entwicklungsländer emittieren etwa zweimal soviel wie die Industrieländer. Ein Punkt, an den man sich erinnern sollte, wenn behauptet wird, die Industrieländer seien für die Klimaschäden in den Entwicklungsländern verantwortlich. Die Emissionen der Nicht - OECD Länder haben die der OECD Länder seit etwa 20 Jahren überholt.
Um eine Minderung von 43% bis 2030 zu erreichen, wie von COP 26 bis 28 gefordert, müssten die Emissionen um 14,8 Mrd t gesenkt werden.
Nimmt man in einem Gedankenexperiment an, die OECD Länder, also die Industrieländer, würden ihre Emissionen bis 2030 um 100% senken, also völlig klimaneutral werden, würden die Emissionen um 12,119 Mtd t sinken, was aber nicht reichen würde, um eine 43% Minderung zu erreichen, und was bedeuten würde, die Nicht – OECD Länder, also die Entwicklungsländer, müssten ihe Emissionen um ca. 2,7 Mrd t senken.
Nimmt man als Basisjahr 2022 oder absehbar 2023, in dem die Emissionen höher sind, als 2019, sehen diese Zahlen noch erheblich ungünstiger aus.
Es ist natürlich völlig klar, dass die Industrieländer ihre Emissionen bis 2030 nicht um 100% senken werden, genauso, wie es klar ist, dass die Entwicklungsländer ihre Emissionen nicht um mehr als 10% senken werden bis 2030. Deswegen war das auch nur ein Gedankenexperiment.
Für die Forderung einer 60% Minderung bis 2035 sehen die Zahlen natürlich noch absurder aus.
Wieso werden auf den UN Klimakonferenzen Forderungen gestellt, die offenkundig völlig absurd sind und niemals erreicht werden können?
Völlig absurd sind ferner Forderungen nach finanzieller Unterstützung der Entwicklungsländer in Höhe von etwa 5 Billionen USD pro Jahr, und zwar ab sofort. Wer so etwas fordert, hat jeglichen Blick auf die wirtschaftlichen und politischen Realitäten in den Industrieländern verloren, die das ja offensichtlich bereitstellen sollen.
Als energie- und klimapolitisch realistisch muss man zunächst die Tatsache bezeichnen, dass eine Net – Zero bis 2050 Verpflichtung nicht rechtsverbindlich gemacht wurde.
Die Aufforderung, sich zu bemühen, den Energieeinsatz kohlenstoffärmer oder kohlenstoffrei zu gestalten, kann man so natürlich akzeptieren. Die Energieeffizienz zu erhöhen, ist ebenfalls nie verkehrt.
Ausdrücklich genannt ist, neben den Erneuerbaren, die Rolle der Kernenergie, von CCS aus Kohlekraftwerken und von Übergangsenergieträgern, womit Erdgas gemeint ist, das pro Energiegehalt 40 – 50 % weniger CO2 emittiert, als Braun- oder Steinkohle.
Ausblick und Schlussbemerkungen
Grundsätzlich ist es aber an der Zeit, die nationale und internationale Klimapolitik und mithin auch die Klimapolitik der UN, wie in den Klimakonferenzen zum Ausdruck gebracht, zu hinterfragen und auf eine völlig neue Grundlage zu stellen.
Es ergibt wenig Sinn, jedes Jahr erneut einen Klimakonferenz – Zirkus aufzuziehen, jedes Jahr neue Forderungen zu stellen, die schärfer sind als die des vorangegangenen Jahres, von denen aber jeder weiß (wahrscheinlich außer den NGOs und die mit ihnen verbündeten Medien, die in der Klimablase gefangen sind und die vielleicht daran glauben), dass sie völlig unrealistisch sind und niemals erfüllt werden.
Die Klimapolitik muss auf einer völlig neuen Architektur aufgebaut werden.
Vielleicht sollte man hierzu die klimawissenschaftlichen, klimaökonomischen und klimapolitischen Erkenntnisse berücksichtigen, die in dieser umfangreichen und detaillierten
Ausarbeitung von Björn Lomborg dargelegt werden. Die 35 seitige Ausarbeitung ist in allen Teilen sehr lesenswert.
Lomborg gelangt nach Auswertung umfangreicher Literatur zunächst zum Ergebnis, dass das üblicherweise in den Medien und in der Politik kolportierte Klima - Narrativ an vielen Stellen nicht mit den in den IPCC Berichten dargelegten Erkenntnissen übereinstimmen; es ist weitaus dramatisierender als die IPCC Berichte.
Er gelangt ferner zu dem Ergebnis, dass die sog. Klimaschäden sogar bei einer angenommenen Erwärmung von 3° C bis Ende des Jahrhunderts – nach Betrachtung eines breiten Spektrums von Ergebnissen in der klimaökonomischen Fachliteratur – nur etwa 11% so hoch sind, wie die Kosten klimapolitischer Maßnahmen, wie zB die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Die Kosten der Klimapolitik sind also etwa zehn mal so hoch wie die Kosten des Klimawandels.
Dabei ist Lomborg sogar von einer Klimaerwärmung von 3° C bis Ende des Jahrhunderts ausgegangen, was eher fraglich ist, denn die gegenwärtige weltweite Erwärmungsrate beträgt nur etwa 0,14 – 0,18° C pro Jahrzehnt (was zu einer Erwärmung von knapp über 2° C im Vergleich zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führen würde), eine Rate, die auch künftig nicht zunehmen sollte, da die Erwärmung nur mit dem Logarithmus der CO2 Konzentration zunimmt, also weniger als linear.
Die Schlussfolgerung daraus kann nur lauten, dass die gegenwärtige Klimapolitik zutiefst irrational ist und weitaus mehr Schäden am weltweiten Gemeinwohl verursacht, als der Klimawandel selbst.
Deswegen müssen die weltweiten und die jeweiligen nationalen Klimapolitiken auf eine völlig neue Grundlage gestellt werden als das Festhalten an bestimmten Minderungszielen innerhalb bestimmter Zeiträume, unter völliger Missachtung der physikalisch - technischen Machbarkeit diese zu erreichen und der gesamtgesellschaftlichen Kosten, die dadurch verursacht werden.
Eine Möglichkeit wäre eine weltweite CO2 Steuer, die sich an der Höhe der erwarteten Klima – Schäden orientiert, verbunden mit einem Ausgleichsmechanismus zwischen wirtschaftlich starken und wirtschaftlich schwachen Ländern.
Aber es wird mit Sicherheit noch eine Reihe von Jahren dauern, bis ein Umdenken einsetzt, denn die klimapolitischen und klimaideologischen Glaubenssätze, aber auch das wirtschaftliche Interesse vieler Akteure, am gegenwärtigen klimapolitischen Kurs festzuhalten, sind zu tief verwurzelt, um in naher Zukunft umzusteuern.
Vor allem sollte man begreifen, dass die gegenwärtige Klimapolitik ein Instrument der Machtausübung ist, der Machtausübung der UN Bürokratie, der EU Bürokratie aber natürlich auch der Grünen Bundesregierung (und nicht nur der), denn die Klimapolitik bietet den Regierungen den Hebel, praktisch alle Bereiche der Wirtschaft, des täglichen Lebens und des Verhaltens der Menschen zu steuern und zu kontrollieren, die verfassungsmäßigen Rechte teilweise ausser Kraft zu setzen und einen
quasi – totalitären Staat zu schaffen, der dem Erreichen der Klimaziele alle anderen politischen Ziele unterordnet, was zB das
Wahlprogramm 2021 der Grünen klar zum Ausdruck bringt.
Es geht um die totale Kontrolle des Staates über den Bürger. Der Einzelne zählt nichts mehr, sondern er hat nur seine CO2 Emissionen zu mindern und ansonsten Ruhe zu halten. Es geht um die Umsetzung einer Dystopie, wie in George Orwells Roman 1984.
Aber vielleicht sind wir in Wirklichkeit schon weit darüber hinaus.