Kosten der Klimaneutralität in der EU: Neue Studie zeigt extrem hohe Kosten

14. Dezember 2024


Wir haben uns in der Vergangenheit bereits des Öfteren mit der Frage befasst, wie teuer denn die angestrebte Klimaneutralität (Net – Zero in 2050) in Deutschland bzw in der EU werden soll.

Verschiedenen Studien zufolge sollen die Kosten exorbitant sein, nämlich irgendwo im Bereich von einigen Billionen EUR, also viele Tausende von Milliarden EUR, Fantastilliarden, die das Vorstellungvermögen übersteigen.

Die Klimapolitik in der EU und in Deutschland, Net – Zero bis 2050 (bzw. 2045), stellt einen Frontalangriff der – teilweise selbsternannten – gesellschaftlichen Eliten auf den Durchschnittsbürger dar, denn er wird letzten Endes für die Kosten von Net – Zero zur Kasse gebeten, denn alle Kosten, auch diejenigen, die Industrie und Wirtschaft zu tragen haben, werden letztendlich ihm auferlegt, in welcher Form auch immer (Steuern, Emissionshandel, Ordnungsrecht, Kostenüberwälzung durch Industrie und Wirtschaft etc).

Dies wird für die Bürger zu sinkendem Lebensstandard und sinkenden Wohlstand führen, aber mit Sicherheit zu keinem steigenden “Klimawohlstand”, was in der politischen Debatte häufig behauptet wird, eine reine Propagandabehauptung. Wieso das so ist, haben wir in der Vergangenheit schon häufiger dargelegt (zB hier hier und hier).

Studie des Brüsseler Bruegel Thinktanks


Kürzlich hat ein europäischer “Thinktank”, nämlich Bruegel in Brüssel, eine Studie veröffentlicht, die sich der Frage widmet, wieviel Investitionen in der EU erforderlich seien, um das Net – Zero Ziel der EU bis 2050 zu erreichen.

Die Zahlen sind schockierend. Sie sind in Tabelle 1 hier aufgeführt.

Die Kosten für den Zeitraum 2021 – 2030 werden mit ca 1,3 Billionen EUR (also 1300 Mrd) pro Jahr veranschlagt, um das Klimaziel für 2030 zu erreichen und für den Zeitraum 2030 – 2050 mit ca 1,5 Billionen EUR pro Jahr um Net – Zero in 2050 zu erreichen.

In dieser Tabelle ist der Investitionsbedarf auf verschiedene Sektoren aufgeteilt, nämlich Energieversorgung, Energiebedarf und Transportsektor. Im Transportbereich sollen die höchsten Kosten entstehen mit ca 780 Mrd EUR pro Jahr, die geringsten bei der Umstellung der Energieversorgung mit ca 150 Mrd EUR pro Jahr im Zeitraum 2021 – 2030. Diese Zahlen stimmten in etwa mit denen der IEA, der EU, von der IRENA und von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) überein.

Im Bereich Verkehr wären sie aber von der EU eher zu hoch veranschlagt, da die größten Kosten im Bereich Energieversorgung und –verbrauch entstünden, nämlich zB für Gebäudedämmung.

Allein durch Verhaltensänderungen (zB weniger Auto fahren, mehr zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad oder ÖPNV fahren) könnten der EU zufolge allerdings etwa 130 von den berechneten 1530 Mrd EUR eingespart werden (s. Tabelle 2 in der Studie).

Andrerseits berücksichtigt die EU bei ihrer Kostenabschätzung nicht die Finanzierungskosten der jeweiligen Maßnahmen, auch im Bereich Industrie sind die Kosen eher zu niedrig angesetzt, aber auch die Kosten der Anpassung an den Klimawandel sind nicht berücksichtigt.
Generell wird vermutet, dass die von der EU veranschlagten Kosten bis 2030 deutlich zu niedrig sind und auch bis 2040 wesentlich höher sein werden, allein schon wegen der geforderten CO2 Neutralität des Gebäudebestandes.

Generell wird bemängelt, dass die EU sich ambitionierte Ziele gesetzt hat, aber wenige Details kommuniziert hat, wie viel an Investitionen erforderlich ist.

Ferner würden die EU Finanzierungsmechanismen allein bis 2030 nicht ausreichen, um die beabsichtigte Transformation (De – Karbonisierung) der Energieversorgung zu finanzieren; auch würden die Euro Stabilitätskriterien (Neuverschuldung weniger als 3% des BSP, Gesamtverschuldung weniger als 60% des BSP) einer Finanzierung der Transformation durch Ausweitung der Kreditaufnahme entgegenstehen.

Bruegel trägt dann einige kritische Bemerkungen gegen das Verbreiten “falscher Narrative” durch bestimmte Gruppen vor, nämlich dass die EU Klimapolitik zu erheblichen Belastungen und zur Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit Europas führe.

Das Gegenteil sei richtig, die Wettbewerbsfähigkeit würde sich erhöhen, vor allem die Versorgungssicherheit mit Energie würde sich verbessern und die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten würde sich verringern.

Zitat: “These parties indeed often preach the false belief that decarbonisation is detrimental to competitiveness and security, when it is exactly the opposite. Green investment is fundamental for the EU to meet its pressing competitiveness and security objectives”.

In der Tat würde sich die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten verringern, aber andere Abhängigkeiten würden zunehmen, wie zB der Import von Batterien und Solarzellen aus China und anderen Rohstoffen, die für die Energiewende benötigt werden. China zeichnet für 80 – 90% der Herstellung von Batterien und Solarzellen in der Welt verantwortlich und hat einen uneinholbaren Kostenvorsprung.

Die Versorgungssicherheit würde sich nur in Grenzen erhöhen, da die Erneuerbaren stark wetterabhängig sind und manchmal sehr wenig bis praktisch nichts liefern( Stichwort “Dunkelflaute”), weswegen Back – up Kapazitäten vorgehalten werden müssen. Deswegen ist das Vorhalten einer dualen Erzeugungsstruktur erforderlich, was die Kosten der Energieversorgung in die Höhe treibt.

Fraglich ist vor allem, wie die europäische Wirtschaft wettbewerbsfähiger werden soll, wenn man ihr einen Kostenblock von 1,3 Billionen EUR pro Jahr wie einen Mühlstein um den Hals hängt, um die bestehende Energieversorgung zu zerstören und eine neue aufzubauen, die eben nicht kostengünstiger ist, als die bestehende, wenn man alle Kosten, wie zB die Systemintegrationskosten der Erneuerbaren (s. die Diskussion auf den Seiten 14 – 18) hier und die “stranded costs” durch die Zerstörung des bestehenden Energieinfrastruktur mit berücksichtigt.

Wenn die Erzeugung mit Erneuerbaren günstiger wäre, als die fossile, wie in der Studie unterstellt, weswegen brauchen Erneuerbare dann Subventionen und weswegen soll die Transformation zu Erneuerbaren dann 1,3 Billionen EUR pro Jahr kosten? Es scheint, als würde die Bruegel Studie selbst “falsche Narrative” verbreiten, die allerdings weit verbreitet sind.

Bruegel zufolge hätten die Erneuerbaren den Verbrauchern in der Energiekrise 2022 – 2023 über 100 Mrd EUR gespart – allerdings nur, wenn man die Subventionen für die Erneuerbaren nicht berücksichtigt.

So sollen die Strompreise nach 2030 deutlich sinken, wenn man die Erneuerbaren weiter aggressiv ausbaut.
Dass dieser Ausbau nur durch die Zahlung von massiven Subventionen vonstatten gehen wird und dass die Systemintegrationskosten, wie der Netzausbau, das Vorhalten von Back – up Kapazität, (von Batteriespeicherung, die extrem teuer wäre, ganz zu schweigen), die Strompreise weiter in die Höhe treiben werden, findet in dieser Studie keine ausreichende Würdigung.

Allein in Deutschland soll der Netzausbau ca 600 - 700 Mrd EUR kosten bis 2045. Diese Kosten werden auf die Stromverbraucher umgelegt.

Der Hinweis, dass durch den massiven Ausbau der Erneuerbaren nach 2030 die Strompreise sinken sollen, steht im Widerspruch zu den erforderlichen massiven Systemintegrationskosten , die in der Bruegel Studie zwar erwähnt, aber nicht ausreichend gewürdigt werden. In sofern sind die Ausführungen in dieser Studie nicht ganz nachvollziehbar.

Nicht ganz klar ist der Studie zufolge die Verteilung der Kosten auf verschiedene gesellschaftliche Ebenen:
Subventionen für Erneuerbare führen zu fiskalischen Belastungen für den Staat, die er durch Steuererhöhungen auf die Bürger überwälzen kann, steigende CO2 Preise im Europäischen Emissionshandelssystem EU – ETS belasten die Industrie immer mehr, was deren Wettbewerbsfähigkeit mit nicht – europäischen Ländern beeinträchtigt, Steuern auf Importe von kostengünstigeren Erneuerbare - Energieanlagen aus Ländern wie China treiben die Kosten der Transformation in Europa ebenfalls in die Höhe.

Besondere Probleme sieht die Studie durch die Wiederwahl von US Präsident Trump auf Europa zukommen. Trump wird wahrscheinlich aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen und die Grüne Transformation in den USA nicht prioritär vorantreiben.

Zudem werden steigende Rüstungsausgaben in Konkurrenz zu den erforderlichen Ausgaben für die Grüne Transformation in Europa treten.

Trotzdem sei es im wirtschaftlichen Interesse Europas, die Grüne Transformation beschleunigt voranzutreiben, aus drei Gründen:

Erstens sei die globale Dekarbonisierung erforderlich, um wirtschaftliche Schäden durch den Klimawandel zu begrenzen, zweitens trägt sie dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit der Energieversorgung Europas zu steigern und drittens bietet der Export von Clean Energy Technologien eine Chance für die europäische Industrie.

Keiner dieser drei Gründe überzeugt. Erstens, die Dekarbonisierung Europas wird – wegen des geringen Anteil Europas an den globalen Emissionen - nicht den geringsten Unterschied für Schäden durch den Klimawandel machen (s. zB hier).
Zweitens führt eine Erhöhung der Energiekosten nicht zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit Europas und nur zu einer begrenzten Erhöhung der Energieversorgungssicherheit (wegen des unsteten und wetterabhängigen Charakters der Erneuerbaren) und drittens wird Europa bei der Entwicklung heutiger Formen der Erneuerbaren Energien (Wind und Sonne) immer hinter kostengünstigeren Herstellern, wie China, hinterher hinken.

Der Hinweis auf Trump´s absehbare Energiepolitik (Stärkung der fossilen Energien) im Vergleich zu Europa ist entlarvend:

Nämlich dadurch würde sich das Preisgefälle zwischen den Energiekosten in den USA und in Europa weiter zu Ungunsten Europas erhöhen, was die Wettbewerbsfähigkeit Europas weiter verschlechtern würde.

Bruegel hat damit wohl ungewollt und unbeabsichtigt zugegeben, dass der europäische Weg der Dekarbonisierung und des massiven Ausbaus der Erneuerbaren eben nicht die Kosten senkt (im Vergleich zu fossilen Energien) und die Wettbewerbsfähigkeit Europas nicht erhöhen, sondern verringern wird.

Die Behauptung der Studie, ein verstärkter Ausbau der erneuerbaren Energien in Europa würde die Wettbewerbsfähigkeit Europas angesichts Trump´s Schwenk zu fossilen Energien verbessern, ist deshalb kontrafaktisch.

Handlungsempfehlungen der Bruegel Studie


Die Bruegel Studie gibt abschließend eine Reihe von Empfehlungen, wie der EU Green Deal umgesetzt werden sollte.
Zunächst sei es unbedingt wichtig, ihn wirklich umzusetzen, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken. Eine Verwässerung des Green Deals sei abzulehnen.

Zur Umsetzung des Green Deals sei die Aktivierung sowohl staatlicher als auch privater Investitionen erforderlich. Wichtig in diesem Zusammenhang sei die Schaffung einer Kapitalmarktunion und ua die Stärkung der Rolle der European Investment Bank (EIB).

Ein Problem sei auch, dass Investitionen in Erneuerbare Energien sich zum augenblicklichen Kohlenstoffpreis (im Rahmen des EU – ETS) nicht rechnen würden.

Ferner wird vorgeschlagen, die Einnahmen aus der Versteigerung von Emissionsrechten im EU – ETS, die überwiegend den EU Mitgliedsstaaten zukommen, zielgerichteter für Klimaschutzmaßnahmen zu verwenden.

Ab 2027 setzt das sog. ETS2 System ein, mit dem die Bereiche, die nicht dem EU – ETS unterliegen, nämlich Verkehr, Haushalte und Kleinverbraucher einem Emissionshandel unterworfen werden. Die Einnahmen daraus sollen etwa 50 Mrd EUR pro Jahr betragen bei einem Preis von 45 EUR/t CO2. Ein Teil dieser Einnahmen soll zur Entlastung einkommensschwächerer Haushalte aufgewendet werden.

Die Einnahmen aus der Versteigerung von Emissionsrechten im EU – ETS und im ETS2 könnten sich erhöhen, wenn der Preis für Emissionsrechte steigt.

Zusammenfassung und Bewertung


Ziel dieser Studie ist es offenbar, den EU Green Deal als sinnvoll und notwendig zu verteidigen – aber auch die Kosten der beabsichtigten Total – Dekarbonisierung Europas bis 2050 aufzuzeigen. Diese Kosten hat die Studie wohl verdeutlicht.

Was nicht klar wurde ist, inwiefern der Umbau der Wirtschaft der EU zu Kohlenstoffneutralität die Wettbewerbsfähigkeit Europas gegenüber - zum Beispiel den USA oder China - stärkt.

Dies wird zwar behauptet, aber nach allem, was aus der Studie selbst herleitbar ist, wird genau das Gegenteil davon eintreten.

Es ist nicht nachvollziehbar, wie private Investitionen in Erneuerbare Energien stattfinden sollen, wenn sie sich nicht rentieren, dh, wenn kein Gewinn damit erwirtschaftet werden kann (s. zB. hier ).

Es ist auch nicht nachvollziehbar, wie massive Subventionen in Erneuerbare Energieprojekte die Wettbewerbsfähigkeit Europas verbessern sollen, wenn dafür die bestehende fossile Energieversorgung zerstört werden und durch eine ersetzt werden soll, die nach Berücksichtigung aller Systemintegrationskosten teurer ist, als die jetzt bestehende.

Das einzig stichhaltige Argument für Erneuerbare ist, dass man einen wirtschaftlichen Gewinn dadurch erzielt, dass die Kosten für fossile Energien eingespart werden. Wenn dies aber per Saldo einen tatsächlichen wirtschaftlichen Gewinn gegenüber fossilen Energien erbrächte, wären Erneuerbare ohne Subventionen wettbewerbsfähig und die Marktdurchdringung mit Erneuerbaren würde durch die Marktkräfte selbst erfolgen.

Dies ist aber offenbar nicht der Fall, weswegen eine forcierte Marktdurchdringung von Erneuerbaren mithilfe von Ordnungsrecht, Subventionen oder Bepreisung der fossilen Energien durch Emissionshandel oder Steuern die Kosten für Wirtschaft und Verbraucher in die Höhe treibt und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft reduziert, aber sicherlich nicht verbessert.

Deswegen sind einige der Grundannahmen nicht nur dieser Studie, sondern auch der EU Kommission, die dort mehrfach zitiert wird, unzutreffend.

Die gigantischen Investitionen von 1,3 – 1,5 Billionen EUR pro Jahr in erneuerbare Energien sind nicht erforderlich, um Europa einen Wettbewerbsvorteil gegenüber außereuropäischen Volkswirtschaften zu bringen (was in der Studie behauptet wird), sondern sie sind aus Sicht der EU Kommission erforderlich, um selbst gesteckte klimaideologische Ziele zu erreichen, die eben nicht die Wettbewerbsfähigkeit Europas verbessern, sondern durch die enormen Kosten, die der europäischen Wirtschaft aufgebürdet werden, ihre Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern.

Bruegel hat die klimaideologische Argumentation der EU Kommission kritiklos und ohne zu hinterfragen übernommen.

Die beabsichtigten Investitionen sind auch nicht geeignet, den Klimawandel in irgendeiner Form messbar abzuschwächen, da die europäischen Emissionen zu gering sind, um einen nachweisbaren Klima - Effekt zu bewirken (s. zB hier).

Deswegen ist das von Bruegel vorgetragene Argument, “wir müssen dieses Investitionen tätigen, denn die Kosten des Klimawandels sind erheblich höher” völlig deplatziert und geht an der Sache vorbei, denn diese Investitionen erbringen keinen messbaren oder nachweisbaren Klimaeffekt.

Sinnvoller wäre es, in Anpassungsmaßnahmen gegen den Klimawandel zu investieren, insoweit dies notwendig ist.

Insgesamt zeigt diese Studie bei genauerem Hinsehen genau das, was sie nicht zu zeigen beabsichtigt:

Nämlich, dass die Erfüllung klima - ideologischer Vorgaben (EU Green Deal, Klimaneutralität bis 2050) extrem kostspielig ist, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft verschlechtert, der Ausbau Erneuerbarer Energien sich nicht rechnet im Vergleich zum bestehenden fossilen Energiesystem, dass die Kosten der Umsetzung des Green Deals (sei es durch Ordnungsrecht, CO2 Steuern oder Emissionshandel) auf die Allgemeinheit, sprich die Bürger, übergewälzt werden, was zu sinkendem Lebensstandard und Wohlstand in der EU führen wird.

Damit bewahrheitet sich, was sich bereits vor einigen Jahren in einer Deutsche Bank Research Note abgezeichnet hat.

Dies ist kein “falsches Narrativ” wie in der Studie behauptet, sondern bittere Realität.