Glauben ist Wissen, Propaganda sind Fakten: Neue Klima"wahrheiten" in der FAZ



21. September 2013


Wie unterirdisch die Klimadebatte in den Medien dieser Republik geführt wird, konnte man dieser Tage wieder einmal in einem der medialen Flagschiffe der deutschen Intelligenzia, der FAZ bestaunen. Die FAZ, früher einmal das quasi Intellektuellen-Blatt („Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“) brillierte bei der Klimafrage in den letzten Jahren weniger durch Klugheit, sondern durch besonders perfide Propaganda-Attacken auf Andersdenkende (s. z. B. hier ).

Dieser Linie ist die FAZ auch diesmal treu geblieben ( hier ).

Bereits die Einleitung des Artikels von Müller – Jung ist ein propagandistisches Sahneschnittchen:

"Der beschleunigte Klimawandel ist empirisch hinreichend belegt. Wer ihn dennoch infrage stellt oder meint, die ganze Sache habe sich als Hokuspokus entpuppt und müsse ad acta gelegt werden, der vernebelt und verrät vor allem eines: eigene Interessen."

Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Auf der ganzen Welt wird derzeit eine Debatte darüber geführt, weswegen die globale Erwärmung in den letzten 15 Jahren zum Stillstand gekommen ist, die Klimaforscher drehen und wenden sich, die Politik will eine Erklärung dafür im neuen Bericht des Weltklimarates IPCC sehen und Herr Müller – Jung behauptet ungerührt: Der beschleunigte Klimawandel ist empirisch hinreichend belegt.

Allein dieser Abschnitt, der einen neuen intellektuellen Tiefpunkt der Klimadebatte in Deutschland markiert, stellt erneut unter Beweis, dass dieser Diskurs nicht durch Wissen und Fakten, sondern durch Glaubensartikel und Propaganda geprägt ist; wer abweichende Meinungen vertritt, wird als Interessensvertreter gebrandmarkt – egal, ob er es ist, oder nicht.
Wenn Müller – Jung wenigstens noch hinzugefügt hätte, dass diejenigen, die die Klimaproblematik hemmungslos übertreiben, auch Interessensvertreter sein könnten, aber zur anderen Couleur gehören, nämlich diejenigen, die von einer verschärften „Klimaschutzpolitik“ massiv profitieren, wie z. B. die Betreiber von Erneuerbare Energieanlagen, die derzeit mit ca. 20 Mrd. EUR pro Jahr gemästet werden, oder die Finanzwirtschaft, die sich gigantische Geschäfte mit Steuer- oder Abgaben finanzierten Klimaschutzprojekten erhofft, dann könnte man diesen Hinweis auf Interessenvertretung vielleicht noch ernst nehmen.

So aber nicht. Müller – Jung vernebelt hier, nicht die Kritiker an den Klimakatastrophenvorhersagen, wenn er meint:

Wenn Wissenschaft der Versuch ist, Ordnung in unsere Erfahrungen zu bringen, dann haben die Klimaforscher einen Orden verdient. Sie sind die wahren Helden der Empirie. Seit dem Fall der Berliner Mauer liefern sie, organisiert als weltumspannendes Netz von Dateninterpreten, Gutachtern und Obergutachtern, regelmäßig und ehrenamtlich alle fünf Jahre ein paar tausend Berichtsseiten ab, auf denen die ökologischen Wirkungen unseres zivilisatorischen Treibens aufgelistet werden.

und weiter:

Ob Lobbyisten, Besserwisser oder Verschwörungstheoretiker - was sie produzieren ist so ziemlich das Gegenteil von Erfahrungswissen.

dann hat er nicht verstanden, weswegen der Weltklimarat IPCC ins Leben gerufen wurde und weswegen er in die Kritik geraten ist.

Der Weltklimarat wurde ins Leben gerufen, um Argumente für eine bereits vorab gezogene politische Schlussfolgerung zu liefern, nämlich dass Treibhausgasemissionen das Klima in einer gefährlichen Weise ändern könnten und dass deswegen die Emissionen reduziert werden müssen.
Entlang dieser Leitlinie hat der IPCC gearbeitet und hat dabei Argumente, die gegen diese vorab festgelegte politische Marschrichtung sprachen, konsequent ausgeblendet bzw. gezielt unterdrückt, was spätestens durch Climategate offenkundig wurde.
Der IPCC war und ist ein politisches Gremium und kein wissenschaftliches. Wer das nicht erkennt, ist entweder blind oder unwissend.

Zentrales Instrumentarium des IPCC waren dabei weniger die Empirie, sondern Computermodellsimulationen des künftigen Klimas. Wenn die Empirie – Klimabeobachtungen und -messungen - diesen Computermodellsimulationen widersprach, hat das IPCC tendenziell eher versucht, die Beobachtungen an die Modellvorhersagen anzupassen, anstatt umgekehrt. Das ist keine Empirie sondern Missbrauch der Empirie.

Die Meinung, die Klimawissenschaft könne zwar nicht die Ursachen der Klimaschwankungen der letzten 15 Jahre vollständig erklären (insbesondere nicht, weswegen es sich im Gegensatz zu den Modellvorhersagen nicht weiter erwärmt hat), es sei aber sicher, dass es sich künftig stark erwärmt, strahlt wenig Überzeugungskraft aus und ist halt keine sichere wissenschaftliche Erkenntnis, wie Müller – Jung zu unterstellen scheint, sondern vor allem eines: Glaube.

Wenn jetzt und in den letzten Jahren vermehrt „Lobbyisten, Besserwisser oder Verschwörungstheoretiker“ auf Grundlage von Erkenntnissen, die in der klimawissenschaftlichen Fachliteratur veröffentlicht wurden, Zweifel an den Katastrophenvorhersagen des IPCC anmelden, dann ist das keine Interessen gelenkte Vernebelung, sondern eine im Interesse der Bürger dringend erforderliche Klärung von Sachverhalten.

Denn um den Klimawandel zu verhindern, soll den Bürgern „von oben“ ein dramatischer gesellschaftlicher Umbau aufgebürdert werden, der Wachstum, Wohlstand und sozialen Frieden gefährdet.

Wer so etwas fordert, muss mit Fragen rechnen und darf sich nicht wundern, wenn sie gestellt werden. Diejenigen, die diese Fragen stellen, zu verleumden, ist dabei wenig Ziel führend.
Das sollten auch Müller – Jung und die weltanschauliche Richtung, die er vertritt, begreifen.