Nassere Sommer durch den Klimawandel?

13. August 2014

So langsam aber sicher beschleicht einen das Gefühl, dass der Vertrauensbonus, den man staatlichen Behörden normalerweise entgegenbringt, verspielt wird. So etwa beim DWD, dem deutschen Wetterdienst, dem man eigentlich Kompetenz in Wetter und Klimafragen zutraut.

Nach der Lektüre der Pressemitteilung des DWD vom 7. August 2014 schwindet dieses Vertrauen allerdings dahin wie Butter an der Sonne. Da heißt es nun, durch den Klimawandel werde der Wetterlagentyp „Tief über Mitteleuropa“, der hier viel Niederschläge bringt, künftig häufiger werden, weswegen es dann bei uns im Sommer auch nasser werden soll.

Wir erinnern uns: Nach dem extrem heißen und auch trockenem Sommer 2003 hieß es allenthalben, dies sei auf den Klimawandel zurückzuführen und von nun an müsse man davon ausgehen, dass die Sommer in Deutschland heiß und trocken sein würden und dass ein Sommer wie 2003 in einigen Jahrzehnten der Normalfall sein werde und nicht mehr die Ausnahme.

Ja, was denn nun? Offenbar setzt der DWD auf das schlechte Gedächtnis der Menschen, denn anders kann man sich diese gegensätzlichen Auffassungen innerhalb weniger Jahre kaum erklären. Allerdings folgt der DWD damit einem seit einigen Jahren fest verankerten Muster: Keine sorgfältige Analyse und sachliche Information über Wetter und Klima, sondern Verbreitung der politisch gewünschten Regierungspropaganda über den Klimawandel.

Die Sommer der Folgejahre seit 2003 passten nicht mehr in das Skript der heißen und trockenen Sommer, denn bereits 2004 und besonders 2007, 2010, 2011, 2012 und nun 2014 waren teilweise sehr nass.

Gibt es in den vergangenen Jahrzehnten einen Trend entweder in Richtung nassere oder trockenere Sommer?

Abb. 1
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Daten nach Franz Baur, Institut f. Meteorologie der FU Berlin

Wie Abb. 1 zeigt, gibt es diesen Trend definitiv nicht. Die Beobachtungsdaten lassen keinen Schluß entweder in die eine oder die andere Richtung zu.

Auch die Aussage, im Sommer hätten Extremniederschläge allgemein zugenommen, lässt sich eingedenk der Beobachtungen und der hierzu verfügbaren Fachliteratur nicht aufrechterhalten. Es gibt detaillierte Untersuchungen z. B. von Zolina et al 2008 und Zolina 2014 oder auch von Lupikasza et al 2011 (Ihre Abb.4 für Ostdeutschland, die letzten 30 – 40 Jahre, dem Zeitraum der Klimaerwärmung in Deutschland).

Die Autoren kommen in der Tat zu dem Ergebnis, Extremniederschläge hätten ihrer Definition gemäß in Deutschland in einigen Jahreszeiten und Zeitabschnitten zugenommen, aber halt nur nicht im Sommer. Anderen Definitionen zufolge, nämlich dem maximalen 24 Std. Niederschlagswert eines Jahres, haben sie ohnehin nicht zugenommen.

Siehe dazu z. B.

Abb. 2:
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Daten aus DWD Klimatologische Werte für das Jahr, 20 repräsentative Stationen

Ungebrochen ist andrerseits der sommerliche Erwärmungstrend in Deutschland; auch in diesem Jahr liegen die Sommertemperaturen – trotz häufiger Niederschläge – deutlich über den langjährigen Mittelwerten.

Sind Treibhausgase hierfür verantwortlich? Dieser Frage hatte sich climatetruth bereits in diesem Beitrag zugewandt – mit dem Ergebnis, dass Änderungen atmosphärischer Zirkulationsparameter (mehr warme Südwest und Südströmungen statt kühler West- und Nordwestströmungen im Sommerhalbjahr) massgeblich für den sommerlichen Erwärmungstrend in Deutschand verantwortlich sind.

In diesem Beitrag sind wir auch der Frage nachgegange, ob Treibhausgase für diese Zirkulationsveränderungen verantwortlich sein könnten.

Die Klimamodellrechnungen bringen dabei aber wenig Licht in dieses Dunkel. Zirkulationsmuster wie in diesem Jahr – abgeschwächte Westdrift über Mitteleuropa und blockierende Hochs über Nordosteuropa – werden in einigen Untersuchungen als Folge von steigenden Treibhauskonzentrationen zwar vermutet( s. auch hier ), andere Untersuchungen kommen demgegenüber aber zu anderen Ergebnissen ( hier und hier und hier ).

Schlußendlich lassen sich auf der Grundlage von Modellüberlegungen aber keine belastbaren Aussagen darüber machen, ob als Folge des Treibhausgasanstiegs in den kommenden Jahrzehnten das Sommerklima in Mitteuropa trockener oder feuchter wird.

Die Niederschlagsbeobachtungen lassen jedenfalls keinen Rückschluß weder in der einen noch in der anderen Richtung zu.

Vielleicht sollte man sich auch daran erinnern, dass der bislang eingetretene Klimagasanstieg in der Atmosphäre (inkl. aller anderen Klimagase wie Methan, N2O, FCKWs etc.) etwa 75% des Wertes einer CO2 Verdoppelung erreicht hat und dass man demzufolge den größten Teil der vermuteten Auswirkungen einer CO2 Verdoppelung auf das Klima bereits heute schon sehen müsste, was dann auch für vermutete Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels auf Sommerniederschläge in Deutschland gilt.

Jedoch kann man als Folge des Klimagasanstieges in der Atmosphäre keine Veränderungen der Sommerniederschläge in Deutschland weder in der einen noch in der anderen Richtung erkennen.

Vor diesem Hintergrund erscheint es wenig sinnreich, wenn der DWD – je nach Gusto – als Folge des Treibhausgasanstieges entweder vor gehäuften Dürren oder vor Extremniederschlägen in den kommenden Jahrzehnten warnt.

Die Klimadaten sprechen eine andere Sprache.