Wen interessiert die Klimakrise?3. August 2020Keiner macht mehr Klima, alle auf Corona. Das Klimathema ist tot. Jedenfalls dieses Jahr – und bis Corona vorbei ist. Glaubte man jedenfalls. Heimlich still und leise – und im Windschatten von Corona – wird jedoch mächtig aufgerüstet um eine Klimaagenda durchzuboxen, die man ansonsten wohl nicht durchgekriegt hätte, wie z. B. die Erhöhung der Subventionen für Elektroautos. Allen voran schreitet die EU Kommission unter ihrer Präsidentin, Ursula von der Leyen mit ihrem “Green Deal”.Auch in den Medien melden sich hin und wieder Einige zu Wort, um das Klimathema nicht gänzlich sterben zu lassen. Wie üblich geht es dabei nicht sachlich – fachlich zur Sache, sondern mit einem gehörigen Mass an Indoktrination und Propaganda. Es geht den Proponenten der Klimakatastrophe halt nicht um Analyse und Information sondern um die Vermittlung des gewünschten Narrativs. Es geht in den Mainstream Medien um die richtige Haltung und Gesinnung – natürlich nicht nur in der Klimafrage sondern auch in allen anderen Politikbereichen. Ein Beispiel für Indoktrination und Propaganda in der Klimafrage findet sich in diesem Artikel des Kognitionspsychologen und Professors an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Christian Stöcker. Stöcker, der bereits in der Vergangenheit reichlich polemisierende, aber sachlich eher dünne Beiträge (z. B. hier) zum Klimathema verfasst hat, greift diesmal das jüngst vom Bundestag verabschiedete Kohleausstiegsgesetz auf. Stöcker zeigt einmal mehr, dass er ein Meister der Polemik, Indoktrination und Propaganda ist – damit aber genau auf der politisch gewünschten Linie und auf der Höhe der Zeit liegt. Er impliziert, dass der späte Kohleausstieg 2038 verantwortlich für die Dürreschäden in den deutschen Wäldern in den Jahren 2018 und 2019 ist und auch für künftige Schäden sein wird: 1. "Dass der Klimawandel im Gange ist, das war uns allen bekannt. Aber dass es uns jetzt in dieser Intensität so schnell überrollt hat, das haben wir, glaube ich, alle nicht geglaubt", hat ein Forstwirt dem ZDF dieses Frühjahr gesagt. Jetzt überlegen Sie mal kurz, was Sie lieber mögen: Wälder oder Kohlekraftwerke? Und weiter, bezogen auf Angela Merkel und Olaf Scholz: 2. Sie alle werden bis dahin mit eigenen Augen zunehmend entsetzt wahrnehmen, was der Klimawandel nicht nur mit bemitleidenswerten Schwellenländern, sondern auch mit dem früher einmal in einer gemäßigten Klimazone gelegenen Deutschland anstellt. Sie werden zu spät Reue empfinden. Und: 3. Das Umweltbundesamt schätzt, dass eine Tonne aus fossilen Brennstoffen erzeugtes CO2 Folgeschäden in Höhe von 180 Euro erzeugt. Die Branchen, deren Geschäftsmodell in der Erzeugung von CO2 besteht, müssen für diese Schäden aber nicht aufkommen, im Gegenteil: Sie werden subventioniert. Daran ändert auch die immer noch lächerlich niedrige CO2-Steuer nichts. Weiter: 4. Frankreich: 2021. Italien: 2025. Belgien: schon kohlefrei. Niederlande: Ausstieg bis 2030. Großbritannien und Österreich: 2025, vielleicht noch früher. Schweden: 2022. Norwegen: kohlefrei. Finnland, der skandinavische Top-Emittent und Nachzügler: 2029. Zu den einzelnen Punkten folgende Kommentare: 1. Stöcker impliziert zunächst, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel (wegen der Treibhausgasemissionen) für die Dürrejahre 2018 und 2019 in Deutschland verantwortlich ist. Er scheint nicht zu wissen, oder blendet aus, dass die primäre Ursache für die lang andauernden Dürre und Hitzeperioden der letzten beiden Jahre extreme Anomalien in der atmosphärischen Zirkulation über Europa und dem Ostatlantik waren (s. auch hier ). Sind Treibhausgase die Ursache für diese Anomalien? Dem gegenwärtigen Erkenntnisstand zufolge wohl kaum, denn in Klimamodellrechnungen finden sich keine Hinweise dafür, dass in einem Treibhausklima Wetterlagen, die zu den extremen Witterungsanomalien der Jahre 2018 und 2019 geführt haben, häufiger auftreten sollen als in der Vergangenheit. Ferner gibt es keine Hinweise darauf, dass Dürren in Europa in den letzten Jahrzehnten häufiger geworden sind. Wie sollen sie dann durch Treibhausgasemissionen häufiger geworden sein? Stöcker hat sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht, in der Fachliteratur zu recherchieren, ob seine Aussagen zutreffen oder nicht. Er polemisiert stattdessen nur. Auf die Spitze hat er es mit dieser Aussage getrieben, die an Polemik, Indoktrination und Propaganda kaum zu überbieten ist: Jetzt überlegen Sie mal kurz, was Sie lieber mögen: Wälder oder Kohlekraftwerke? Denn sie impliziert, dass man in Deutschland eine Wahl zwischen Wäldern und Kohlekraftwerken hätte. Welche Professur hält dieser Mann? Eine für Polemik, Indoktrination und Propaganda? Denn ob man in Deutschland die Kohlekraftwerke sofort abschaltet , zehn oder zwanzig Jahre weiter laufen lässt, ist für das Weltklima und den deutschen Wald aus mindestens zwei Gründen völlig irrelevant. Insofern gibt es überhaupt keine Wahl zwischen Wäldern oder Kohlekraftwerken. Was Stöcker da schreibt, ist völliger Unfug: Der Anteil der deutschen Kohlekraftwerke an den weltweiten Gesamtemissionen ist verschwindend gering. Auch wenn man sie sofort abschalten würde, läge der Klimaeffekt mindestens zwei Zehnerpotenzen unter dem natürlichen Klimarauschen. Am Rande bemerkt, selbst wenn man die gesamten Emissionen der EU von heute auf morgen auf Null reduzieren würde, läge der Effekt nur ungefähr im Bereich der natürlichen Klimavariabilität, wäre also ebenfalls nicht nachweisbar. Ausserdem unterliegen die Emissionen deutscher Kohlekraftwerke dem europäischen Emissionshandel EU – ETS. In diesem System werden die Emissionen aller grossen Industrieanlagen in der EU, also auch die der deutschen Kohlekraftwerke, entlang eines von den 28 bzw. 27 EU Staaten beschlossenen Minderungspfades durch die Ausgabe von Emissionszertifikaten reduziert. Werden deutsche Kohlekraftwerke abgeschaltet, fallen sie als Nachfrager von Emissionszertifikaten weg – der Preis für die Zertifikate fällt, sie können an anderer Stelle in der EU verwendet werden, die EU – weiten Emissionen sinken dadurch nicht. Allein hieran zeigt sich schon die Absurdität von Stöckers Aussagen. 2. Merkel und Scholz werden Reue zeigen, wenn sie in 10 oder 20 Jahren durch den deutschen Wald laufen und anhand der Waldschäden sehen, was ihr weit in die Zukunft verschobener Kohleausstieg angerichtet hat. Völlig schwachsinniger Kommentar, reine Polemik und Propaganda, siehe die Erläuterung unter Ziffer 1. 3. Die vom UBA abgeschätzten Klimaschäden durch eine Tonne CO2 belaufen sich auf 180 EUR. Die (ab 2021 beschlossene und jährlich ansteigende) CO2 Steuer ist demgegenüber lächerlich niedrig, so Stöcker. Über die externen Kosten, also die Schäden, die durch die Emission einer Tonne CO2 entstehen, wird in der umweltökonomischen Fachliteratur eine intensive Debatte geführt. Der von Stöcker genannte Wert von 180 EUR ist ein extremer Ausreißerwert. Einen derartigen Wert in dieser Debatte zugrunde zu legen, ohne zu sagen, dass es sich um einen extremen Ausreißerwert handelt, ist extrem unaufrichtig und zeigt nur, dass es Stöcker darauf ankommt, ein extremes Narrativ, eine Gesinnung und Haltung zu präsentieren, aber nicht sachlich und ausgewogen zu argumentieren und zu informieren. Die amerikanische Umweltbehörde EPA beispielsweise geht von Schadenskosten einer Tonne CO2 von 39 USD aus, weniger als ein Viertel des von Stöcker genannten Wertes. Rechnet man die positiven Externalitäten von CO2 hinzu, nämlichen den sehr gut nachgewiesenen CO2 Düngeeffekt ( Greening of the Earth), kann man sogar nicht ausschliessen, dass CO2 insgesamt eine positive Externalität aufweist. Die CO2 Steuern , die ab 2021 jährlich progredient eingeführt werden sollen, als lächerlich niedrig zu bezeichnen, demonstriert ein weiteres Mal Stöckers Polemik und Propagandismus. Fossile Energieträger, besonders Benzin und Diesel, werden bereits heute mit Steuern zwischen 350 und 400 EUR pro Tonne CO2 belastet. Diese Steuern heißen nur anders: Mineralölsteuer, Energiesteuer, Ökosteuer, Mehrwertsteuer usw. Eine CO2 Steuer ist in ihrer Wirkung nichts anderes als eine Erhöhung bereits bestehender Steuern. Sie wird kaum dazu führen, dass CO2 Emissionen reduziert werden, sondern ist lediglich eine besonders verlässliche Einnahmequelle für den Staat (s. die Diskussion hier und hier ). Insofern könnte man fast von einer CO2 Steuerlüge reden – nämlich von der Lüge, durch höhere Steuern könne man die CO2 Emissionen reduzieren. Ein Blick in die Statistiken, die den Zusammenhang zwischen Benzinverbrauch und Benzinpreis zeigen, sollte genügen. 4. Stöckers Aussage, Deutschland hinkt beim Kohleausstieg hinterher; andere europäische Länder würden vormachen wie es geht, ist wieder nichts als reine Polemik. Hat Stöcker vielleicht einmal darüber nachgedacht, weswegen es den europäischen Ländern, die er aufführt, leichter fallen könnte aus der Kohle auszusteigen als Deutschland? Nein, offenbar nicht, denn sonst wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass Frankreich seinen Strom zu über 70% mit Kernkraftwerken erzeugt und mit Kohle nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich, dass Norwegen mehr als 98% Wasserkraft hat und sowieso keine Kohlekraftwerke braucht, und die übrigen Länder, die er aufführt kaum Kohlestrom erzeugen, einige aber Strom aus Atomkraftwerken, die ja bei uns bis 2022 alle abgeschaltet werden. Der Kohlestrom macht bei uns einen erheblich größeren Teil der Stromerzeugung aus, als in allen Ländern, die Stöcker aufführt, von denen einige aber die Kernkraft ausbauen, die bei uns ja unerwünscht ist, wie z. B. Grossbritannien und Finnland, oder einen recht hohen Anteil an Kernkraft haben, wie Frankreich oder auch Schweden. Kernkraft kann Kohle in der Grundlast ersetzen; auch deswegen fällt es einigen Ländern leichter aus der Kohle auszusteigen, denn sie haben ja Kernkraft oder bauen sie sogar noch aus. Wenn man aus Kohle UND Kernkraft aussteigen will, wie Deutschland, hat man ein Problem Strom unabhängig von den Launen der Witterung bereitzustellen: Mal weht der Wind, mal weht er nicht. Mal scheint die Sonne, mal scheint sie nicht – nachts sowieso nicht und im Winter fast überhaupt nicht. Wo soll der Strom denn dann herkommen? Als Ersatz für Kohle und Kernkraft kommen dann eigentlich nur Gaskraftwerke infrage, die man aber in der Vergangenheit kaum betrieben hat, weil Gas zu teuer ist. Ein Kraftwerksbetreiber muss eine betriebswirtschaftliche Rechnung aufmachen: Wo sind die Kosten der Stromerzeugung am niedrigsten? Kohle plus Emissionszertifikate oder Gas plus Emissionszertifikate? Bei den niedrigen Preisen für Emissionszertifikate in der Vergangenheit war es billiger, Kohlekraftwerke zu betreiben statt Gaskraftwerke. Die Zertifikatepreise sind in den letzten zwei Jahren allerdings stark gestiegen, weswegen Kohlekraftwerke weniger in der Stromerzeugung eingesetzt wurden als zuvor. Zusammenfassend: Stöcker vergleicht hier Äpfel mit Birnen. Sein Beitrag besteht im Wesentlichen aus polemisierender Hetze. Er beweist, dass es nicht nur rechte Hetze gibt, sondern auch linke oder grüne Hetze. Sein Beitrag schwebt im faktenfreien Raum. Er folgt dem Spiegel Mantra: Meinungsstark (und faktenschwach). Hier zeigt sich der moderne links – grüne Journalismus: Entscheidend sind Haltung und Gesinnung, polemisieren und hetzen, Fakten sind egal. |
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