Klima der Extreme: Medien und Klimawissenschaft

19. November 2011

Die Liebesaffäre der Medien mit der Klimakatastrophe und den Klimaextremen ist zwar älter als 20 Jahre, aber nichtsdestotrotz immer wieder für einen neuen Aufguss gut.
Wir erinnern uns: Zunehmende Klimaextreme in einer wärmeren Welt– mehr Stürme, Überschwemmungen, Dürren - sind zentraler Teil der medialen Folklore, mit denen die Auswirkungen des Treibhauseffektes, der globalen Erwärmung oder des Klimawandels schwarz gemalt werden sollen.
Obwohl es in der Klimawissenschaft vor 2007 keinen Konsens gab, ob derartige Extreme bereits zugenommen haben oder künftig zunehmen werden, wurden die Medien - aber auch einige Klimapropagandisten - nicht müde, immer wieder zu behaupten, derartige Extreme nähmen zu.

Im IPCC Bericht 2007 finden sich dann vage Hinweise darauf, dass einige Klimaextreme zugenommen hätten und auch künftig zunehmen würden. Anschließend stellte sich dann aber heraus, dass diese Behauptungen überwiegend nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse aus den sog. „Peer Reviewed“ Fachzeitschriften untermauert waren, sondern Studien entstammten, die diesem Anspruch nicht gerecht wurden.

Inzwischen weiß man, dass Klimaextreme wie Dürren weltweit in den letzten Jahrzehnten nicht zugenommen haben, die Aktivität tropischer Wirbelstürme in den letzten 5 Jahren so niedrig war wie noch nie zuvor in den letzten 40 Jahren, und dass Sturm- und Überschwemmungsschäden in Europa auch nicht zugenommen haben: Da war es doch an der Zeit, einen IPCC Sonderbericht zu Klimaextremen zu erarbeiten, und einige Ergebnisse rechtzeitig vor der nächsten UN Klimakonferenz den Medien zukommen zu lassen, um die Öffentlichkeit – wieder einmal – aufzuschrecken.

Allerdings war das Ergebnis dann doch nicht so erschütternd, denn die Britische BBC meldete die Sache am 14. November 2011 eher etwas verhalten und wies auf eine Reihe von Unsicherheiten hin, was angesichts der widersprüchlichen Forschungsergebnisse wenig verwundert.
Jedenfalls sah sich Roger Pielke jr., einer der bekanntesten Experten auf dem Gebiete der Erforschung von Schäden extremer Witterungsereignisse, in seiner Kritik am IPCC 2007 bestätigt.

Der Spiegel, diesmal zwei Tage später als die Konkurrenz, hatte dann offenbar einen völlig anderen Bericht zugespielt bekommen, denn hier lautete die Schlagzeile, dass die Menschheit mit mehr Hitzeextremen und Stürmen rechnen müsse. Eine Meldung, zwei Geschichten.

Noch bizarrer ist die Spiegel Meldung weitere zwei Tage später, in der sich der Autor Axel Bojanowski darüber beschwert, dass der IPCC Bericht über Klimaextreme keine klare Warnung ausgibt: Die UN hätte versagt, das IPCC sei seiner Verantwortung nicht gerecht geworden, die Welt vor den Gefahren des Klimawandels zu warnen, EU Klimapolitiker hätten im Vorfeld der Klimakonferenz in Durban ein klares Signal erwartet.

Wie bitte?

Das IPCC hat die Aufgabe, herauszufinden, in welcher Weise der Mensch das Klima beeinflusst. Und wenn es herausfindet, dass der Mensch nicht für die Zunahme von Klimaextremen verantwortlich ist, und vielleicht auch in einigen Jahrzehnten nicht dafür verantwortlich sein wird, weil man nicht sagen kann, wie sich diese Extreme verändern werden, dann ist dies und nichts anderes das Ergebnis der Arbeit des IPCC.

Vom IPCC zu verlangen, Warnungen auszusprechen, die durch wissenschaftliche Erkenntnisse gar nicht untermauert sind, läuft darauf hinaus, vom IPCC genau das zu verlangen, wofür es nach Climategate zurecht kritisiert wurde: Nämlich Statements abzugeben, die nicht dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand entsprechen, also nicht als Wissenschaftsgremium, sondern als Politgremium zu fungieren.

Schlimmer konnte man sich nicht bloßstellen und deutlicher als Bojanowski konnte man nicht sagen, worum es in der Klimadebatte geht und worum es nicht geht: Es geht darum, eine vorgefasste Meinung zu verteidigen und zum Teufel mit der Wissenschaft, wenn sie diese Meinung nicht bestätigt.

Wie soll das eigentlich gut gehen?

Nun wird es niemanden überraschen, dass Wärme- und Hitzeextreme in einer wärmeren Welt zunehmen, gleichzeitig aber Kälteextreme abnehmen sollten.

Was Stürme und anderes Extremwetter (und nicht -Klima) in einer wärmeren Welt anbelangt, kann man aus heutiger Sicht eher wenig sagen. Es gibt eine Reihe von Hinweisen dafür, dass derartige Ereignisse in den letzten Jahrzehnten nicht zugenommen haben und in einem durch Treibhausgase erwärmten Klima auch nicht zunehmen werden (z. B. hier ).
Diese Hinweise haben sich in den letzten Jahren seit Veröffentlichung des IPCC Berichtes 2007 eher verstärkt, egal was die Medien hierüber berichtet haben oder berichten.

Was wieder einmal offenkundig wird, ist die kognitive Dissonanz zwischen Wissenschaft und Medien. Für die Medien sind nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten, und wenn es keine schlechten (Klima) Nachrichten gibt, dann müssen sie eben erfunden, oder so uminterpretiert werden, dass sie in das vorgefaßte Meinungsschema passen.

Hinzu kommt allerdings, dass die Mär von den zunehmenden Klimaextremen das Totschlagsargument schlechthin in der öffentlichen und politischen Debatte über den Klimawandel darstellt, und wenn man es fallen ließe, würde die Grundlage nicht nur für diese Debatte sondern auch für die Klimapolitik wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen.

Es geht nicht darum, die Wahrheit über den Klimawandel herauszufinden, sondern darum, Druck in der öffentlichen Debatte aufzubauen, wie der Beitrag Bojanowskis zeigt.

Also man braucht man Klimaextreme dringend. Darin sind sich Klimapropagandisten, Klimapolitik und Medien offenbar einig und deswegen werden sie – egal wie der wissenschaftliche Erkenntnisstand ausschaut – am Leben gehalten, um den Druck in der öffentlichen und politischen Diskussion aufrecht zu erhalten.