Wie realistisch ist Net – Zero bis 2050?1. Juli 2024Dieser Frage sind wir auf diesen Seiten bereits wiederholt nachgegangen – eigentlich immer mit dem Ergebnis, dass dies völlig unrealistisch ist, sowohl auf nationaler Ebene in Deutschland, als auch in Europa, in den USA oder sogar in allen Industrieländern, den OECD Ländern insgesamt, und auf jeden Fall unrealistisch ist es weltweit unter Einbeziehung der Entwicklungs- und Schwellenländer.Es ist technisch nicht machbar, wirtschaftlich selbstmörderisch und würde zu drastischen Lebensstandardseinbußen in den Industrieländern und zu erheblichen Verzögerungen bei der Überwindung von Armut in den Entwicklungsländern führen. Die Auswirkungen auf die globale Erwärmung bis 2050 wären eher dürftig; der Gewinn für das Klima gering, die Wohlstandsverluste immens. Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass eine derartige Politik politisch nicht durchsetzbar ist. Die Menschen sind immer weniger bereit, heute Opfer zu bringen um in weiter Zukunft klimapolitische Ziele zu erreichen, deren Sinnhaftigkeit sich ihnen nicht erschließt: All pain, no gain. Weswegen also jetzt nochmal ein Beitrag, in dem das bereits Gesagte zum x-ten Male wiedergekäut werden soll? Um zu unterstreichen, dass das vor einigen Jahren Gesagte mehr denn je Gültigkeit hat – trotz aller gegenteiligen Aussagen Grüner “Energieexperten”, wie Dr. Robert Habeck, Claudia Kemfert etc, und dem medialen Teppich - Bombardement durch die rot – grünen Medien. Nicht zu vergessen internationale Institutionen, wie die IEA, die OECD, die Weltbank, die UN Umweltorganisation, um einige zu nennen. Allen gemeinsam ist, dass sie grünes Wunschdenken in der Klima- und Energiepolitik zur Realität erklären – in völliger Ignoranz und Leugnung der Realität. Darum soll es in diesem Beitrag gehen. Die aktuelle Situation soll anhand zweier Studien dargelegt werden, die unlängst veröffentlicht wurden. Die erste Studie wurde vom kanadischen Fraser Institute veröffentlicht. Der Autor dieser Studie ist der kanadische Energieexperte Vaclav Smil, aus dessen zahlreichen Veröffentlichungen wir bereits in der Vergangenheit öfter zitiert haben. Vaclav Smil hat sich vor allem mit Energiewenden der Vergangenheit befasst, also Übergänge von Holz auf Holzkohle, Holzkohle auf Kohle, Kohle auf Öl, Öl auf Erdgas. Smil argumentiert, dass Energiewenden, nämlich die vollständige Verdrängung einer alten Energietechnologie durch eine neue, sehr viel Zeit beanspruchen, viele Jahrzehnte bis zu einhundert Jahren. Das globale Energieversorgungssystem, das zu über 80% auf der Nutzung fossiler Energien beruht, innerhalb von 2 – 3 Jahrzehnten abzuschaffen und durch eine neues zu ersetzen, dass überwiegend auf Sonne und Wind aufbaut, sieht er als völlig unrealistisch an. Smil argumentiert weiter, dass Energiewenden der Vergangenheit durch Marktkräfte herbeigeführt wurden, weil die neuen Energieformen wirtschaftliche Vorteile gegenüber den alten geboten haben. Dies ist bei der Energiewende der Gegenwart nicht der Fall, denn sie wird von der Politik erzwungen, um die CO2 Emissionen, die bei der fossilen Energienutzung freigesetzt werden , zu reduzieren bzw völlig zu vermeiden, was das Ziel von Net – Zero bis 2050 ist. Die Kosten, dieses Ziel zu erreichen, sind dabei einerlei; sie werden als irrelevant angesehen, weil das politische Ziel der völligen CO2 – Emissionsvermeidung als absolut vorrangig gesehen wird. Smil baut seinen Fraser – Beitrag auf der Analyse globaler CO2 Emissionstrends seit der Verabschiedung des Kyoto Protokolls im Dezember 1997 auf. Seit der Verabschiedung des Kyoto – Protokolls sind 27 Jahre vergangen, bis 2050 verbleiben noch 27 (von heute aus gesehen eher nur noch 26) Jahre. Was ist seither geschehen? Seit 1997 sind die globalen CO2 Emissionen um ca 55% gestiegen; der Anteil fossiler Energieträger an der weltweiten Energieversorgung ist von ca. 86% auf 82% gesunken. Die weltweite Energieversorgung seither ist – trotz aller klimapolitischen Vereinbarungen – nur sehr marginal dekarbonisiert worden. Smil argumentiert, dass es praktisch unmöglich ist, in den kommenden 26 (27) Jahren bis 2050 die globale Energieversorgung völlig zu dekarbonisieren, es sei denn, man nähme einen völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch in Kauf. Technisch, organisatorisch und wirtschaftlich sei dies nicht zu schaffen. Dies gilt auch für die von der UN (auf den UN Klimakonferenzen von Glasgow, Sharm El Sheik und Dubai) geforderte 45%ige Emissionsminderung bis 2030, um das 1,5° Ziel einzuhalten. Dies sei völlig unrealistisch; siehe dazu auch unseren Kommentar hier. Smil erörtert in seinem Beitrag im Detail, wieso das der Fall ist. Smil orientiert sich dabei an den in der Vergangenheit beobachteten technischen und wirtschaftlichen Realitäten und nicht am Wunschdenken vieler Klima- und Energiepolitiker. Smil unterscheidet ferner klar zwischen Energietechnologien, die zwar im Labormaßstab aber nicht großtechnisch funktionieren und ferner zwischen Technologien, die wirtschaftlich sind und jenen, die nicht wirtschaftlich sind. So kann man zwar grünen Stahl technisch mit Wasserstoff herstellen; das Verfahren ist aber extrem unwirtschaftlich, besonders, wenn es mit sog. grünem Wasserstoff betrieben wird. Weltweit und großtechnisch ist nicht davon auszugehen, dass die Stahlerzeugung in den kommenden 2 – 3 Jahrzehnten auf grünen Wasserstoff umgestellt wird. Für weitere Details und andere Bereiche, in denen die Total - Dekarbonisierung bis 2050 zweifelhaft ist, verweise ich auf die oben verlinkte Studie des Fraser Institutes selbst, die in allen Details sehr lesenswert ist. Die zweite Studie, die ich hier zitieren will und die die Ausführungen Smil´s voll und ganz bestätigt, ist die jährliche Veröffentlichung “Statistical Review of World Energy”, die bis 2022 von BP und seit 2023 vom Londoner “Energy Institute” veröffentlicht wird. Die jüngste Ausgabe 2024 wurde am 20. Juni 2024 publiziert und stellt die Daten für 2023 dar. Dieser Review ist ein energiewirtschaftliches Standardwerk, quasi eine Art Bibel für die weltweite Energiewirtschaft. Man erkennt aus diesem Kompendium zunächst, dass der weltweite Energieverbrauch in 2023 gegenüber 2022 um knapp 2% gestiegen ist (S. 14). Ferner erkennt man, dass dieser Energiebedarf zu etwa 81% von fossilen Energieträgern gedeckt wird (S. 14), in den Entwicklungs- und Schwellenländern zu etwa 84%. Einen besonderen Stich ins Herz der Grünen muss die nach wie vor herausragende Rolle der Kohle in den Entwicklungs- und Schwellenländern sein, die dort (auf den Energiegehalt bezogen) ca 42% des fossilen Energieeinsatzes bestreitet und ca 36% bezogen auf den gesamten Energieverbrauch (S. 16). In absoluten Zahlen ist der Kohleverbrauch dort mehr als fünfmal so hoch, wie in den OECD Ländern, den Industrieländern (139 vs 25 Exajoules). Die zeitlichen und geographischen Veränderungen im weltweiten Kohleverbrauch sind in einer Grafik auf S. 46 gezeigt. Der weltweite Kohleverbrauch hat sich seit 1990 knapp verdoppelt; besonders stark ist der Anstieg zwischen etwa 2000 und 2010, vor allem im asiatischen Raum. In Europa und Nordamerika ist es seit Ende der 2000er Jahre zu einem starken Rückgang im Kohleverbrauch gekommen, der allerdings vom starken Anstieg im asiatischen Raum mehr als überkompensiert wurde. Der weltweite Kohleverbrauch hat 2023 einen historischen Höchststand erreicht. Der Kohleverbrauch im Nicht – OECD Bereich ist mit ca. 139 Exajoule mehr als fünfmal so hoch wie im OECD Bereich mit 25 Exajoule. Die Verbrauchsdaten der letzten 10 Jahre sind für die einzelnen Regionen tabellarisch auf S. 51 gezeigt. Die erneuerbaren Energien ex-Wasserkraft tragen im Nicht – OECD Bereich etwa 6,7% und in den OECD Ländern ca 11% zum Primärenergieverbrauch bei. Die für die Klimapolitik wichtigen CO2 Emissionsdaten sind auf S. 16 gezeigt. Die weltweiten Emissionen sind 2023 gegenüber dem Vorjahr um 1,6% gestiegen, obwohl sie in den Industrieländern um 3,9% gesunken sind. In den Nicht – Industrieländern sind sie allerdings um 4,3% gestiegen. In absoluten Zahlen lagen die Emissionen der Industrieländer bei 11.108 Mio t CO2 und die der Nicht – OECD Länder bei 24.021 Mio t CO2, also mehr als doppelt so hoch. Prozentual sind die OECD Länder für ca 32% und die Nicht – OECD Länder für 68% der CO2 Emissionen verantwortlich. China alleine hat in 2023 11.218 Mio t emittiert, also mehr, als alle Industrieländer zusammen. Im Vergleich zum Vorjahr hat China etwas mehr als 6% mehr emittiert, nämlich ca 640 Mio t. Dieser Emissionszuwachs ist größer, als die gesamten Emissionen Deutschlands in 2023, die bei 572 Mio t lagen. Betrachtet man die Emissionstrends der letzten 10 Jahre, so sind die Emissionen der OECD Länder pro Jahr um 1,4% zurückgegangen, während die der Nicht – OECD Länder um 1,9% pro Jahr gestiegen sind (S 16, unten). Betrachtet man die absoluten Zahlen der CO2 Emissionen der OECD und der Nicht – OECD Länder sowie die Veränderungsraten in beiden Wirtschaftsräumen, dann wird klar, dass das Schicksal des Weltklimas in den kommenden Jahrzehnten nicht in den Händen der Industrieländer, sondern in den Händen der Schwellen- und Entwicklungsländer liegt, eine Erkenntnis, die offensichtlich weder bis zu den Grünen in Deutschland noch bis zu internationalen Institutionen, wie der EU - Kommission, oder der IEA, der OECD und der UN Klimabürokratie durchgedrungen zu sein scheint (von der letzten Generation, den Klimaklebern und sonstigen Klimaaktivisten und den links – grünen Medien mal ganz zu schweigen). Dies soll nachfolgend in einigen Gedankenexperimenten gezeigt werden, wie wir auch bereits hier dargelegt haben. Nimmt man in einem Gedankenexperiment an, dass die Emissionen der Industrieländer bis 2050 mit der gleichen Rate zurückgehen, wie in den letzten 10 Jahren, dann lägen sie in2050 bei knapp 7.600 Mio t. Geht man ferner davon aus, dass die Emissionen der Nicht – OECD Länder bis 2050 mit der gleichen Rate steigen, wie in den letzten 10 Jahren, nämlich mit 1,9% pro Jahr, dann lägen sie in 2050 bei knapp 40.000 Mio t. Die gesamten weltweiten Emissionen lägen dann bei knapp 48.000 Mio t, etwa 37% höher als heute. Net – Zero bis 2050 ist mit diesen Zahlen offensichtlich nicht darstellbar. Nimmt man nun an, dass es den OECD Staaten in einem Kraftakt gelingt, ihre Emissionen bis 2050 auf Net – Zero zu reduzieren, so unwahrscheinlich dies auch sein mag (siehe die Diskussion in Vaclav Smil´s oben zitierten Beitrag), und dass es ferner den Nicht - OECD Staaten gelänge, ihren jährlichen Emissionsanstieg von 1,9% pro Jahr auf 1,0% pro Jahr zu reduzieren, so unwahrscheinlich dies auch sein mag, dann lägen deren Emissionen in 2050 bei ca 31.000 Mio t CO2 und die weltweiten Emissionen lägen ebenfalls bei diesem Wert, da die Emissionen der OECD Länder dann bei Null angekommen wären. Dass die Nicht – OECD Länder, also die Schwellen- und Entwicklungsländer ihre Emissionen gegenüber heute bis 2050 reduzieren, muss man als völlig unrealistisch verwerfen, da ihre Politik auf Wirtschaftswachstum und Wohlstandsgewinne für ihre Bevölkerung ausgerichtet ist. Man sollte sich daran erinnern, dass die Bevölkerung sowohl Chinas als auch Indiens ca. 1,4 Mrd beträgt und dass sich die Bevölkerung Afrikas von ca. 1 Mrd bis 2050 etwa verdoppeln soll. Diese Menschen wollen die Armut überwinden und am Wohlstand teilhaben und werden dazu auch den Einsatz fossiler Energien erhöhen. Sie werden sich kaum vom Westen vorschreiben lassen (denn es ist der Westen, der die Klimaextrempolitik forciert), wie sie zu wirtschaften haben. Eine Minderung des jährlichen Emissionsanstiegs von 1,9 auf 1,0% in den Nicht - OECD Ländern ist deswegen schon relativ optimistisch. Zusammen mit Net – Zero in den OECD Ländern würde dies gegenüber heute eine Minderung von ca. 11% der weltweiten Emissionen bedeuten, aber keineswegs Net – Zero. Die Auswirkungen dieser und ähnlicher Szenarien – Überlegungen auf den globalen Klimatrend bis 2050 haben wir bereits hier dargelegt. Das Ergebnis war – und ist – dass die Auswirkungen sich im Bereich der natürlichen Klimavariabilität bewegen, mit anderen Worten, überhaupt nicht nachweisbar wären. Dh, sämtliche Anstrengungen Deutschlands, der EU aber auch aller OECD Staaten gemeinsam, Net – Zero bis 2050 zu erreichen, und der Nicht – OECD Länder, ihren jährlichen Emissionsanstieg auf die Hälfte zu bremsen, auch, wenn dies möglich wäre, sind für die Klimaentwicklung der nächsten knapp drei Jahrzehnte völlig irrelevant. Vor diesem Hintergrund erscheint die Klimapolitik Deutschlands, der EU, der OECD, aber auch der UN nicht nur wahnwitzig, sondern geradezu in krimineller Weise verantwortungslos, denn sie ist mit exorbitanten Kosten und massiven Einschränkungen für die Menschen in den betroffenen Regionen verbunden, ohne für das Klima etwas Nachweisbares zu erreichen. Zu behaupten, das "Erreichen der Klimaziele" hätte absolute Priorität und dem hätten sich alle anderen Politikziele unterzuordnen, wie es die die Grünen behaupten, fordern und politisch durchzusetzen versuchen – unter Tolerierung der übrigen Parteien – hat eine Qualität der Lüge, Täuschung und Irreführung, die es in Deutschland, aber auch sonstwo, kaum jemals gegeben hat. Es ist Zeit, diesem Irrsinn ein Ende zu bereiten, bevor der Schaden für die Menschheit noch größere Ausmaße annimmt. |
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