Extremwetter durch El Nino in 2020?

19. Dezember 2019

Als Meteorologe/Klimatologe verfolgt man berufsmässig eine Reihe unterschiedlichster Klimaindikatoren. So auch die aktuelle Entwicklung der El Nino – Southern Oscillation (ENSO) genannten ozeanischen Zirkulationsschwankungen über dem tropischen Pazifik.

Die Extreme dieser Phasen – El Nino (warm) und La Nina (kalt) führen nicht nur in den Anrainergebieten des tropischen Pazifiks sondern über die sog. Teleconnections auch in entfernteren Regionen zu Wetter- und Witterungsanomalien.

In El Nino Jahren ist die globale Mitteltemperatur höher, wie z. B. 1998, 2015 – 2016, in La Nina Jahren niedriger, wie z. B. 1974 – 1976, 1999 – 2001.

Etwas überrascht nimmt man folgenden Artikel zur Kenntnis.

Dort heißt es, man müsse in 2020 mit 80%iger Wahrscheinlichkeit mit einem El Nino Ereignis rechnen, das in weiten Regionen der Welt zu Witterungsextremen führen würde.

Vergleicht man dies mit dem aktuellen ENSO Zustandsbericht der als authoritativ geltenden amerikanischen Wetter- und Klimabehörde NOAA vom Montag, den 16. Dezember 2019, reibt man sich verwundert die Augen.

Denn daraus geht hervor ( Abb. auf S. 22), dass 2018 – 2019 ein El Nino Jahr war (von September 2018 – Juli 2019), und dass wir uns gegenwärtig in einer neutralen Phase befinden, die bis in den Herbst 2020 andauern soll ( Abb. auf S. 23).

Die Wahrscheinlichkeit eines El Ninos verharrt bei etwa 25%, gegen Ende des Vorhersagezeitraums nimmt die Wahrscheinlichkeit eines La Nina Ereignisses wieder zu.

Auch die Vorhersagen auf den Seiten 24 und 25 zeigen zum Ende des Vorhersagezeitraums Ende 2020 eine etwa gleich hohe Wahrscheinlichkeit für ein LA Nina oder El Nino Ereignis. Nur eine der auf S. 25 gezeigten 26 Modellvorhersagen rechnet mit einem El Nino Ende 2020.

Wenn Ende 2020 ein El Nino kommen sollte, würden die Witterungsextreme allerdings typischerweise erst 2021 auftreten, weil 3 – 6 Monate vergehen, bis der Wärmeüberschuss vom tropischen Pazifik innerhalb der Tropen und dann in den Rest der Welt verteilt wird.

Mit anderen Worten: Der Artikel – oder die Forschungserkenntnisse, auf denen er beruht – sind im Wesentlichen Fake News. Weder der Autor des Artikels noch die zitierten Forscher haben es offenkundig für erforderlich gehalten, gründlich zu recherchieren und den Gesamtzusammenhang darzustellen.

Ein Ereignis, das nur von einem der 26 Modelle vorhergesagt wurde, wird mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 80% dargestellt unter völliger Ignoranz der anderen Modelle. So arbeitet heutzutage der “Qualitätsjournalismus”.

Das passiert in der Darstellung des Klimawandels, oder der “Klimakrise”, wie das jetzt Orwellianisch genannt wird nach dem medialen “Re – framing” , leider sehr häufig oder hat sogar System.

Was man eigentlich erwartet hätte wäre ein Hinweis darauf, dass bereits 2019 ein El Nino Jahr war und dass 2019 weltweit aus diesem Grunde wärmer als 2018 war. 2020 sollte als Nicht – El Nino Jahr demzufolge kühler als 2019 werden.

2020 droht also kein Extremwetter durch El Nino.