Sandy streut Sand in die Augen



1. November 2012


Wie bei extremen Wetterereignissen kaum anders zu erwarten, mussten wir nicht lange darauf warten, bis die ersten sich dazu berufen fühlten, das außergewöhnlich heftige Sturmtief „Sandy“, das im Nordosten der USA - und besonders im Großraum New York - schwere Verwüstungen verursachte, auf die globale Erwärmung bzw. auf den anthropogenen Klimawandel zurückzuführen (s. z. B. hier und hier und hier ).

So schlimm Sandy auch war: War der Klimawandel wirklich die Ursache? Oder ist das wieder nur einmal das übliche Politgeplänkel derjenigen Alarmisten unter den Klimawissenschaftlern und Politikern, die derartige Extremereignisse dazu missbrauchen, Ängste in der Öffentlichkeit zu schüren, um ihre politische Ziele eines Umbaus der Industriegesellschaft voran zu treiben?

Wohl ziemlich offenkundig letzteres.

Hierzu folgendes:


1. Ein einzelnes Extremereignis kann niemals ein Beweis oder auch nur ein Hinweis auf den menschlichen Einfluss auf das Klima sein, wenn es langfristig keinen Trend in dieser Richtung gibt.

2. Die Behauptung des Gouverneurs des Staates New York Cuomo und von New Yorks Bürgermeister Bloomberg, derartige Ereignisse hätten bereits zugenommen und der Mensch sei dafür verantwortlich ist schlichtweg falsch. Es gibt keinen der gestalten langfristigen Trend (s. z. B. hier ).
Im Gegenteil: Die Hurricane – Aktivität befindet sich zur Zeit auf einem 30-Jahrestief.

3. Rein technisch gesehen war „Sandy“ gar kein Hurrikan mehr, sondern eher ein sog. „Hybridsturm“, der Elemente sowohl eines tropischen Wirbelsturms als auch eines Sturmtiefs der mittleren Breiten in sich vereinte.

4. Sandy wird wohl sehr wahrscheinlich nicht als die teuerste Wetterkatastrophe aller Zeiten in die Annalen der Klimageschichte eingehen, da es wohl einige noch viel schlimmere gab, wenn man die Schäden inflationsbereinigt betrachtet (s. hier ).

Wie konnte es zu einem derart schweren Sturm mit solchen katastrophalen Auswirkungen kommen?

Mehrere unglückliche meteorologische Faktoren trafen zusammen, von denen jeder für sich genommen keinesfalls zu einem solchen Ereignis geführt hätte.


1. Ein Nachzügler - Hurrikan (Die Hurrikan Saison ist praktisch vorbei) zog aus der Karibik kommend weit vor der amerikanischen Ostküste nach Norden auf das Kap Hatteras im US Bundesstaat North Carolina zu. Kap Hatteras ragt dort weit nach Osten in den Atlantik hinaus.

2. Aus Kanada kommend zog ein Tief mit sehr kalter Luft über die Großen Seen hinweg nach Südosten auf Kap Hatteras zu.

3. Wäre dieses Tief mit kalter Luft nicht dorthin gezogen, dann hätte sich der Hurrikan auf seinem weiteren Weg nach Norden erheblich abgeschwächt, da die Wassertemperaturen des Atlanischen Ozeans nördlich von Kap Hatteras rasch unter 25°C sinken und damit dem Hurrikan die Nahrungsgrundlage entziehen. Hurrikane brauchen mindestens eine Wassertemperatur von 26°C um gut zu gedeihen.

4. Dadurch, dass das aus Kanada kommende Tief kalte Luft in den mit feuchter tropischer Luft erfüllten Hurrikan führte, wurde ein extremer Temperaturgradient aufgebaut, der zu einer explosionsartigen Verstärkung des Hurrikans und zu seiner Umwandlung in eine außertropische Zyklone führte. Tropische Tiefs bilden sich nur über sehr warmen Wasserflächen mit geringen horizontalen Temperaturunterschieden, außertropische Tiefs werden umso stärker, je stärker der horizontale Temperaturunterschied in ihrem Bereich ist.
Der hier beschriebene Vorgang im Bereich von Kap Hatteras ist in der Meteorologie wohlbekannt und wird oft mit dem Begriff „Dreimasseneck“ versehen, weil hier drei extrem verschiedene Luftmassen aufeinander treffen (feuchte Tropikluft, gemäßigte Luft aus dem Innern des nordamerikanischen Kontinents und trockene Polarluft aus Kanada)

5. All das hätte wohl wahrscheinlich trotzdem nicht gereicht, um „Sandy“ zu der Katastrophe werden zu lassen, die dann schlussendlich eingetreten ist. Sowohl der Hurrikan ohne kanadische Kaltluftzufuhr als auch mit Verstärkung durch den Kaltluftvorstoß wäre mit der ansonsten an der amerikanischen Ostküste vorherrschenden West- bis Südwestströmung auf den Atlantik gewandert und hätte sich dort ungestört austoben können.

Diesmal jedoch war alles anders.

Dort, wo diese Tiefs normalerweise hinziehen, in Richtung Neu – Schottland und Neufundland lag ein sogenanntes blockierendes Hochdruckgebiet, das dem aus Südwesten kommenden Tief den Weg versperrte, weswegen es nach Norden und Nordwesten in Richtung amerikanisches Festland, nämlich ausgerechnet nach New York und New Jersey, ausweichen musste.


All dies ist den Wetterexperten gut bekannt und deswegen diskutiert auch kaum jemand ernsthaft den Einfluss der globalen Erwärmung auf dieses singuläre Ereignis, es sei denn man ist ein in der Wolle gefärbter Verfechter dieser These, wie z. B. Stefan Rahmstorf vom Potsdamer PIK, der hier folgendes vertritt:


Rahmstorf said a record thaw of sea ice in the Arctic Ocean in September also might have helped build up high pressure in the North Atlantic that drove Sandy westward. "I would be very cautious," he said. "But there is reason to suspect that there could be a connection between the record sea ice loss this summer and the path of this storm."


Rahmstorf bezieht sich auf die zwar kontrovers diskutierte, aber nicht gänzlich unplausible Hypothese (mehr dazu hier ), dass durch das beobachtete Abschmelzen des Polareises in der sibirischen Arktis im Herbst und Winter in hohen geographischen Breiten über Sibirien verstärkt Hochdruckgebiete entstehen könnten, wodurch die Wahrscheinlichkeit von Kaltluftvorstößen in mittlere geographische Breiten nach Ostasien aber auch nach Mitteleuropa erhöht werden könnte.


Lieber Stefan: Wirf doch mal bitte einen Blick auf die Landkarte: Von Sibirien in den hohen Breiten (65°Nord, 80°Ost) bis nach Neufundland in den mittleren Breiten (50°Nord, 55°West) sind es wie viele tausend Kilometer? Sechs? Oder acht? Mit diesem postulierten Mechanismus, der das verstärkte Auftreten von Hochdruckgebieten in hohen Breiten über Sibirien erklären könnte, kann man nicht ein blockierendes Hoch in den mittleren Breiten Tausende von Kilometern südwestlich davon erklären.


Einen derartigen Zusammenhang zu konstruieren, wie Rahmstorf es im oben zitierten Beitrag tut, ist sowas von an den Haaren herbei gezogen, dass einem dazu nichts mehr einfällt.