COP26: Jahrmarkt der Illusionen

17. November 2021

Am 13. Novemer 2021 ist im schottischen Glasgow die 26. UN Weltklimakonferenz (COP26) zu Ende gegangen.

Wie üblich verzögerte sich das Ende der Konferenz um einen Tag, da bis zum Ende verzeifelt um einzelne Formulierungen im Abschlussdokument gerungen wurde.

Zum Schluss wurden einige der Vereinbarungen als großer Durchbruch gefeiert, andere wiederum entsprachen nicht ganz den Vorstellungen und Erwartungen derjenigen Teilnehmer, die drastischere Beschlüsse gefordert hatten.
Aber so ist das nun mal bei einer Konferenz mit fast 200 Teilnehmerstaaten, die mit den unterschiedlichsten Erwartungen angereist waren. Allen kann man es halt nicht recht machen.

So muss man sich die Frage stellen, ob die Entwicklungsländer ernsthaft geglaubt haben, die Industrieländer würden ihnen 1,3 Billionen USD pro Jahr in den kommenden Jahrzehnten bereitstellen, um den Klimawandel zu bekämpfen oder sich ihm anzupassen.

Wer solche Forderungen stellt, kann am besten gleich zuhause bleiben und sich die Reisekosten sparen.

Denn eine ähnliche Verpflichtung aus COP 15 2009 in Kopenhagen lautete, beginnend in 2010 bis 2020 jährlich ansteigend 100 Mrd USD an die Entwicklungsläner zu zahlen. Diese Summe ist natürlich nie im Entferntesten erreicht worden.

Zudem ist in diesen Forderungen die implizite Annahme enthalten, dass jedes Witterungsextrem dem vom Menschen verursachten Klimawandel angelastet werden kann, was natürlich völliger Unfug ist, denn Extremwetterereignisse hat es zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte gegeben – und die Frage ob Wetterextreme durch ein wärmeres Klima zugenommen haben oder künftig zunehmen werden, ist aktiver Forschungsgegenstand, zu dem es keine klaren Antworten gibt: Mit Ausnahme von Hitzewellen, die in Teilen der Erde häufiger geworden sind – was man in einem wärmeren Klima durchaus erwarten würde. Zum Ausgleich dafür sind aber Kältewellen seltener geworden.

Gefeiert wurde besonders der vermeintliche Ausstieg aus der Kohle.

Einziger Schöheitsfehler ist, dass in letzter Minute auf Drängen der VR China und Indiens, deren Energieversorgung größtenteils von der Kohlenutzung abhängt, das Wort “phase – out”, also Ausstieg, durch “phase – down”, also Verringerung ersetzt wurde, ohne jedoch konkrete Zahlen für Menge und Zeitplan zu nennen.

Bestätigt wurde das 1,5° Ziel. Die Staaten wurden aufgefordert, bis Ende 2022 ihre im Pariser Abkommen genannten CO2 Reduzierungsabsichten bis 2030 soweit nachzuverschärfen, damit das 1,5° Ziel erreicht werden kann.

Erforderlich hierzu sei eine weltweite Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 45% gegenüber 2010, was gegenüber den heutigen Emissionen mehr als 50% bedeuten würde.

Rechtlich bindende Verpflichtungen sind im Abschlußdokument, wie bereits in der Pariser Klimavereinbarung von 2015, kaum enthalten, wenn man von den Berichtspflichten über die Treibhausgasemissionen einmal absieht.

Erstaunlich ist, dass niemandem aufgefallen zu sein scheint, dass diese Forderungen in mehrfacher Hinsicht völlig illusorisch sind und man sich ernsthaft die Frage stellen muss, was dieser Konferenzzirkus eigentlich noch soll.

Man fragt sich zunächst einmal, ob die Konferenzteilnehmer den neuen IPCC Bericht gelesen und auch verstanden haben.


Laut IPCC ist die Temperatur seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts um ca. 1,1°C gestiegen. Der IPCC macht Treibhasgasemissionen VOLLSTÄNDIG für diesen Temperaturanstieg verantwortlich, was man allenfalls als Behauptung, Theorie oder Hypothese aber nicht als Faktum bezeichnen kann.

Ohne in dieses Thema tiefer einzusteigen, ist aus dem zeitlichen Verlauf der Erwärmung offenkundig, dass knapp die Hälfte dier Erwärmung eingetreten ist, BEVOR der Mensch in nennenswerten Umfang Treibhausgase freigesetzt hat, nämlich zwischen etwa 1915 und 1945.

Die zweite Erwärmungsphase setzte 1977 ein, nachdem es dazwischen zu einer geringfügigen Abkühlung kam.
Auch der Temperaturanstieg seither ist nach überwiegender Fachmeinung nicht vollständig durch Treibhausgase verursacht worden, sondern auch durch natürliche Faktoren, die zu einer Erwärmung geführt haben, wie beispielsweise ein verstärktes Auftreten von El Nino Ereignissen Ende der 1970er, in den 1980er bis 1990er Jahren und zwischen 2015 und 2019.

Bezeichnenderweise trat von 1998 bis 2014 eine Erwärmungspause ein, die mit häufigeren La Nina Ereignissen, dem kalten Gegenstück vom warmen El Nino, einherging.

Zudem gibt es zahlreiche Hinweise in der Fachliteratur, dass die Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat (“Global Brightening”), weil einerseits die Wolkenbedeckung und anderseits in vielen Regionen der Erde die Sulfatkonzentration in der Luft zurückgegangen ist. Sulfat hat eine abkühlende Wirkung auf das Klima. Nimmt die Sulfatkonzentration ab, nimmt der Abkühlungseffekt ab. Mehr Sonneneinstrahlung bedeutet wärmeres Klima.

Aber sei es wie es sei. Folgt man der Logik des IPCC, dann ist die globale Mitteltemperatur durch die Einwirkung des Menschen um 1,1° C gestiegen.

Nun weiß man aus Klimamodellrechnungen, dass das Klimasystem der Erde mehrere Jahrzehnte braucht, um ein Gleichgewicht mit dem aktuellen atmosphärischen Treibhausgasgehalt zu erreichen. Das bedeutet, ein weiterer Temperaturanstieg von einigen Zehntelgrad Celsius ist bereits heute in das Klimasystem “eingebacken”.

Was bedeutet das für die Klimapolitik und das Erreichen des 1,5° Zieles?

Nichts Gutes. Denn die 1,5° werden mit aller Wahrscheinlichkeit selbst dann erreicht, wenn wir ab sofort die weltweiten CO2 Emissionen komplett einstellen würden.


Aus diesem Grunde ist ein Festhalten und eine Ausrichtung der internationalen und nationalen Klimapolitik am 1,5° Ziel völlig illusorisch und zeugt nur von einer stark verzerrten Realitätswahrnehmung in der Klimapolitik.

Deswegen ist auch die Vereinbarung in Glasgow, bis 2022 verschärfte CO2 Minderungen vorzulegen, um das 1,5° Ziel einzuhalten, eine Exerzise in Vergeblichkeit. Glaubt man wirklich, dass man 2021 keine verschärften Emissionsziele für 2030 vorlegen kann, aber Ende 2022 doch?

Besonders, wenn man die geforderten Emissionsminderungen bis 2030 im Vergleich zu 2010 betrachtet, nämlich weltweit -45%, was gegenüber heute mehr als 50% bedeuten würde.

Hier zeigt sich, dass die Konferenz völlig entgleist ist und eigentlich jeglichen Anspruch verwirkt hat, Ernst genommen zu werden.

Eigentlich müsste jedem, der auch nur ein bisschen energiewirtschaftlichen Sachverstand hat, klar sein, dass diese Werte niemals erreicht werden, schon gar nicht weltweit.

Denn selbst wenn die Industrieländer, deren Anteil an den weltweiten Emissionen etwa 35% beträgt, ihre Emissionen bis 2030 um 100 % reduzieren würden (was mit Sicherheit völlig illusorisch ist, denn derartige Minderungen liessen sich nur mit einer weltweiten Klimadiktatur und unter Inkaufnahme eines Kollapses der Weltwirtschaft durchsetzen), der Rest der Welt aber mit einer Steigerungsrate von ca. 2,5% pro Jahr wie in der Vergangenheit weiter emittiert, würde man bis 2030 allenfalls eine weltweite Emissionsminderung von etwa 20 - 23%, aber niemals von 50% erzielen.

Vielleicht sollte man die Delegierten mal künftig mit Taschenrechnern ausrüsten, dann würden sie auch auf dies Zahlen kommen. Die in Glasgow beschlossenen Zahlen stammen aus dem klimapolitischen Absurdistan. Sie sind Gott sei Dank nicht rechtsverbindlich.

Der nächste Punkt ist, wie bereits hier dargelegt, dass es, laut IPCC selbst ( SPM Box 1 und Table SPM 1), für die Erwärmung der nächsten Jahrzehnte nahezu irrelevant ist, ob man die weltweiten Emissionen bis 2050 halbiert oder um 100% mindert – der Temperaturanstieg bis 2050 soll etwa ein halbes Grad gegenüber heute betragen; verharren die Emissionen etwa auf dem gegenwärtigen Niveau, soll der Temperaturanstieg etwa 0,9° betragen.

Erst in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts kommen die Unterschiede zwischen den einzelnen Emissionszenarien mehr zum Tragen.

Eine Halbierung der weltweiten Emissionen bis 2030 hätte im Vergleich zu einer Halbierung bis 2050 keine messbaren klimatischen Auswirkungen bis 2050.

Auch wenn die Emissionen bis 2050 etwa auf dem gegenwärtigen Niveau verharren, würde dies lt. Table 1 SPM im Vergleich zu den zuvor genannten Emissionszenarien nur zu einer zusätzlichen Erwärmung von etwa 0,4° führen.

Nachdem das 1,5° Ziel ohnehin nicht mehr erreicht werden kann (es war von vorneherein nur ein rein klima - ideologisches Ziel, mit dem Druck in der Öffentlichkeit aufgebaut werden sollte), wird man nicht umhin kommen, eine Diskussion darüber zu führen, wieviel Opfer man der Welt zumuten will, um mit einer 50%igen Emissionsminderung bis 2030 keinen messbaren Klimaeffekt zu erzielen (bzw. 50% Minderung vs. 100% bis 2050; bzw. 50% in 2030 vs. 50% in 2050) oder eine relativ geringfügig größere Erwärmung bis 2050 in Kauf nimmt, wenn das gegenwärtige Emissionsniveau beibehalten wird.

COP26 war ein Klimagipfel der Absurditäten und Illusionen. Man darf gespannt darauf sein, was der nächste Klimagipfel bringt.

Wie wird die Reaktion in Deutschland hierauf ausfallen?

Ziemlich einfach vorherzusagen. Nämlich in etwa so:


COP26 hat ein klares Signal gegeben, dass wir unsere Anstrengungen im Klimaschutz verstärken müssen, dass wir noch mehr noch schneller reduzieren müssen, besonders in Deutschland, weil nämlich sonst die Welt untergeht.

Und die Partei mit 14,8% der Wählerstimmen hat aus ihrem Wahlergebnis ja bereits einen klaren Wählerauftrag zum grundlegenden ökologischen Umbau der Gesellschaft hergeleitet. Wir dürfen uns auf die Zukunft freuen.