Alle Jahre wieder: Das wärmste Jahr aller Zeiten26. Januar 2017Fast schon ritualistisch erfolgt (fast) jedes Jahr im Januar die Meldung von der „Wissenschaftsfront“, dass das abgelaufene Jahr das wärmste aller Zeiten war (jedenfalls seit Beginn verläßlicher Thermometermessungen).So auch diesmal. Gelegentlich gibt es in den Medien einen Hinweis darauf, weswegen dieses Jahr (2016) das wärmste aller Zeiten war: Nämlich wegen eines extrem starken El Nino Ereignisses. Während eines El Nino Ereignisses heizt sich die Luft über dem äquatorialen Ostpazifik stark auf und die Wärme verteilt sich im Laufe der folgenden Monate über die ganze Erde. Fast alle der bisherigen wärmsten Jahre waren El Nino Jahre, z. B. 1998, 2005, 2010 und auch 2015, als das jüngste El Nino Ereignis seinen Anfang nahm. El Nino Ereignisse gipfeln üblicherweise um den Jahreswechsel herum. Da es in der Regel 3 – 6 Monate dauert, bis die Wärme über dem Ostpazifik sich um die ganze Erde herum verteilt, sind die wärmsten Jahre in der Regel nicht die Jahre, wenn El Nino beginnt, sondern das unmittelbar darauffolgende Jahr. Deswegen hatten wir hier bereits die Erwartung geäußert, dass 2016 wärmer als 2015 werden wird. Insofern kommt das nicht überraschend. Was überrascht, sind die starken Differenzen zwischen den einzelnen Mess – Systemen, nämlich zwischen den Satellitenmessungen und den von verschiedenen Forschergruppen ermittelten bodennahen Temperaturen. Den Satellitenmessungen zufolge war 2016 nur sehr knapp und statistisch nicht signifikant wärmer als 1998, dem letzten, extrem starken El Nino Jahr, den Bodenmessungen zufolge aber erheblich, um ca. 0,2 – 0,3°C wärmer, was statistisch signifikant ist. Der Erwärmungstrend der letzten knapp 20 Jahre ist den Satellitenmessungen zufolge gleich Null, die Pause in der globalen Erwärmung dauert weiter an, während es den Bodendaten zufolge entweder überhaupt keine Erwärmungspause gab oder der Erwärmungstrend sich im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrzehnten lediglich abgeschwächt hatte. Eine ausführliche Diskussion der verschiedenen Datensätze ist hier zu finden. Dass die Klimawissenschaft nicht in der Lage ist, belastbare Werte für die globalen Mitteltemperaturen und deren Trends zu ermitteln und auch keine vernünftige Erklärung für die starken Differenzen zwischen den Boden- und den Satellitentemperaturen findet, ist ein beklagenswerter, um nicht zu sagen skandalöser Zustand. Jahr für Jahr werden weltweit etliche Milliarden USD und EUR für Klimaforschung ausgegeben und die Klimaforschung ist noch nicht einmal in der Lage, die globale Mitteltemperatur und deren zeitliche Veränderung zu bestimmen. Immer wieder werden die Datensätze „überarbeitet“, „korrigiert“ oder „angepasst“, meist mit dem Ergebnis, dass es früher, in den frühen Jahren der jeweiligen Temperaturdatenreihe, kälter und in der Neuzeit wärmer war, als man noch vor kurzem geglaubt hatte, bzw. was noch bis vor kurzem wissenschaftlicher Erkenntnisstand war. Im Ergebnis führt das dann dazu, dass der Erwärmungstrend jetzt deutlich größer ist, als man bislang glaubte, was dann zufällig auch besser zu dem mit Klimamodellen berechneten Trend passt. So wurde die Erwärmung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zwischen 1910 und 1940, herunter korrigiert, die Abkühlung zwischen 1940 und 1975 kleiner gerechnet und die Erwärmung seit den 1990er Jahren größer gerechnet. In der Tat ist es schwer vorstellbar, wenn auch vielleicht nicht gänzlich unmöglich, dass früher, etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Tausende von Thermometern auf der ganzen Welt zu hohe Temperaturen angezeigt haben, weswegen sie nach unten korrigiert werden müssen, und zu Beginn des 21. Jahrhunderts wiederum Tausende von Thermometern zu niedrige Temperaturen anzeigen, weswegen sie nach oben korrigiert werden müssen. Nicht gänzlich ausgeschlossen wird von Kommentatoren, dass die Temperaturdaten von einigen Forscherteams bewußt manipuliert wurden, damit sie "besser" zu den Klimamodellrechnungen "passen". Die Hockeystickkurve und Climategate lassen grüßen. Manipulation mag eine Rolle gespielt haben, muss aber nicht. Vermutungen und Anschuldigungen führen hier letztendlich nicht weiter, sondern nur eine detaillierte Analyse und Offenlegung der Annahmen, die den revidierten Temperaturtrends zugrundeliegen. Hier besteht erheblicher Erläuterungs- und Klärungsbedarf. Kehren wir zu den Temperaturtrends der letzten zwei Jahrzehnte zurück. Denn die starken Differenzen zwischen Satelliten- und den Bodentemperaturtrends seit Ende der 1990er Jahre sind ebenfalls schwer zu erklären, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die Bodentemperaturen in vielen Regionen der Welt in den letzten zwei Jahrzehnten kaum oder gar nicht gestiegen sind, wie u. a. hier dargelegt. Auch in Deutschland waren die Jahre 2010 – 2015 nicht wärmer als die vorangegangenen 10 Jahre. Der starke Temperaturanstieg seit 2010, der hier und hier zu sehen ist, fehlt bei uns völlig. Wichtig ist zudem, dass die Satelliten nicht die Bodentemperaturen messen, sondern die Mitteltemperaturen der sog. Troposphäre, der Schicht zwischen etwa 2 und 9 km über dem Erdboden, also etwas anderes als die bodennahen Temperaturen in 2 m Höhe über dem Erdboden. Vorstellbar ist demnach, dass die bodennahen Temperaturen stärker angestiegen sind, als die Temperaturen in der Troposphäre. Analysen mit unabhängigen Mess – Systemen (Wetterballondaten) zeigen indes, dass in El Nino Jahren genau das Gegenteil der Fall ist: Die Temperaturen in der Troposphäre , vor allem in der oberen Tropsphäre, steigen deutlich stärker als am Boden, dies besonders in den Tropen und Subtropen (vom Äquator bis zu etwa 30° Breite Nord und Süd). Deswegen ist es schwer erklärlich, wieso die Temperaturen jetzt während eines El Nino Jahres am Boden stärker gestiegen sein sollen, als in der Troposphäre (den Satellitendaten zufolge). Auch wenn man postulieren wollte, dass durch Treibhausgase in den letzten zwei Jahrzehnten zusätzlich zu El Nino eine Erwärmungskomponente eingewirkt hat, sollte sich auch dies (den gängigen Klimamodellrechnungen zufolge) im globalen Mittel in der Troposphäre stärker bemerkbar machen, als am Boden; lediglich in hohen Breiten soll die Erwärmung in Bodennähe stärker sein, als in der Troposphäre. Die Kernfrage ist also: Wieso ist den Satellitendaten (Troposphäre) zufolge das extreme El Nino Jahr 2015/2016 etwa nur so warm wie das ebenfalls extreme El Nino Jahr 1998 und wieso sind die Bodentemperaturen in 2015/2016 0,2 – 0,3°C höher als als im extremen El Nino Jahr 1998, obwohl sich die Troposphäre stärker erwärmen müsste als die Temperaturen in Bodennähe? Kurz gesagt: Es gibt keine einfache und leichte Erklärung für die Diskrepanz zwischen den bodennahen und den troposphärischen Temperaturtrends. Die Klärung dieser Frage muss jetzt eine der prioritären Aufgaben der Klimaforschung sein. Nachtrag 6. Februar 2017 Nicht nur Climatetruth.com, sondern auch andere sind über diese Frage gestolpert. Nur wenige Tage nach Veröffentlichung unseres Beitrages wird bekannt, dass die Führungsebene der amerikanischen Wetter- und Klimabehörde NOAA möglicherweise gezielt Klimadaten manipuliert hat, um die Erwärmung der vergangenen 15 - 20 Jahre größer erscheinen zu lassen, als sie in Wirklichkeit war. Die Rede ist vom sog. "Pausebuster" Papier von Tom Karl et al. aus dem Jahre 2015, bei dessen Veröffentlichung offenbar gezielt sonst übliche Qualitäts- und Datenkontrollen umgangen wurden, um das Papier noch rechtzeitig vor einer wichtigen UN - Klimakonferenz zu veröffentlichen. Noch ausführlicher und teilweise recht detailliert wird von Judith Curry, bis vor Kurzen Klimatologin an der Georgia Tech Universität und mit umfassenden Insiderwissen über die administrativen Abläufe innerhalb von NOAA ausgestattet, dargelegt, was bei der NOAA schiefgelaufen ist. Die Daten und Methoden, die die Grundlage des "Pausebuster" Papiers von Tom Karl et al. 2015 bilden, sind u. a. wegen eines Rechnerversagens nicht mehr verfügbar, sodass es für Dritte nicht mehr möglich ist, die Ergebnisse nachzuvollziehen. Dies verstößt allerdings grundsätzlich gegen die wissenschaftliche Ethik, denn Forschungsergebnisse sollten immer von Dritten nachvollziehbar sein. Man kann davon ausgehen, dass diese Diskussion weitergehen wird, wobei es nicht ausgeschlossen scheint, dass die nächste Runde der "Datenkorrektur" "Anpassung" usw. zu einer Reduzierung des Erwärmungstrends der letzten 20 Jahre führt. |
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