Dekarbonisierung Null Komma Vier1. Juni 2016Jüngst hat die US - amerikanische Energy Information Administration (EIA), die zum amerikanischen Energieministerium DOE gehört, ihre neueste Energieprognose für die kommenden Jahrzehnte bis 2040 vorgelegt.Teil dieser Energieprognose ist auch eine Projektion der weltweiten CO2 Emissionen, aufgeteilt auf Regionen und Wirtschaftsräume, wie z. B. OECD Europa. Wichtig und interessant ist diese Prognose (oder Projektion, je nach semantischem Gusto) u. a. deswegen, weil sie die im Rahmen der Pariser Klimavereinbarung mitgeteilten INDCs, d. h. die von den einzelnen Staaten bis 2030 angestrebten CO2 Minderungen bzw. Begrenzungen mit berücksichtigt. Die gesamten weltweiten CO2 Emissionen sollen dieser Projektion zufolge von gegenwärtig (2015) ca. 34 Mrd. t CO2 auf ca 43 Mrd. t in 2040 steigen. Fast der gesamte Zuwachs soll jedoch von den steigenden Emissionen aus dem Nicht OECD Bereich kommen, während die Emissionen der Industrieländer nur vergleichsweise wenig von ca. 13 auf 14 Mrd. steigen sollen. Dabei sollen die CO2 Emissionen aus dem Einsatz aller fossilen Energieträger steigen, am stärksten die durch Erdgas, gefolgt vom Öl und der Kohle. Der Anteil fossiler Energieträger an der Energiebedarfsdeckung soll weltweit von ca. 84% in 2012 auf 78% in 2040 fallen. Die EIA geht dabei von einer weltweiten Dekarbonisierungsrate von 0,4 % p. a. aus, etwas mehr als die zwischen 1850 und 2008 beobachteten 0,3%. Die etwas gößere Dekarbonisierung resultiert u. a. aus dem stärkeren Einsatz des kohlenstoffärmeren Erdgases zu Lasten der kohlenstoffreicheren Kohle (jeweils bezogen auf den Energiegehalt), aber auch aus dem Ausbau Kohlenstoff – freier erneuerbarer Energien. Auch in 24 Jahren sollen fossile Energieträger demnach den weitaus größten Teil, nämlich knapp 80%, des weltweiten Energiebedarfs decken. In den einzelnen Wirtschaftsregionen sollen die Emissionen bis 2040 gegenüber 2012 sowohl in den USA als auch im Bereich OECD Europa um ca. 8% steigen (s. hier). Damit liegen diese Projektionen doch deutlich höher als die offiziellen Klimaziele sowohl der EU als auch der USA, was u. a. an der anderen Abgrenzung der EIA legen könnte; so umfasst OECD Europa auch europäische Länder, die nicht in der EU sind, wie z. B. die Schweiz. Die EIA aggregiert auch die einzelnen INDCs und bricht sie nicht auf die jeweiligen Nationalstaaten herunter. Interessant ist auch, dass die Dekarbonisierungsraten bis 2040 insgesamt in den Nicht OECD Staaten höher sein sollen, als in den OECD Staaten selbst, nämlich etwa 12% im Vergleich zu 7,5%. Das ist evtl. darauf zurückzuführen, dass in den Nicht OECD Staaten heute noch sehr viel Kohle eingesetzt wird, diese aber in den kommenden Jahrzehnten stärker durch kohlenstoffärmere Energieträger ersetzt wird. Demgegenüber ist der Einsatz kohlenstoffarmer (Erdgas) und kohlenstoffreier Energien (Kernenergie und Erneuerbare) in den OECD Ländern heute schon höher, so dass die Möglichkeiten einer Dekarbonisierung bereits stärker ausgeschöpft sind, als in den Nicht OECD Ländern. Wenn man jetzt abschließend die von der EIA zugrunde gelegten Dekarbonisierungsraten (0,4% p. a.) mit den von der deutschen „Energiewende“ implizit geforderten vergleicht (ca. 4 - 5% p. a. sowohl bis 2020 als auch bis 2050), erkennt man die Extremheit der deutschen Klimapolitik: Sie will Dekarbonisierungsraten durchsetzen, die mehr als 10 mal so hoch sind, wie die, von denen man international ausgeht. Die Politik will nicht erkennen, dass sie damit die deutsche Wirtschaftsordnung zerstört – ohne für das Weltklima etwas zu gewinnen: Denn die weltweiten CO2 Emissionen werden weiter steigen, egal, ob Deutschland seine Emissionen um 20, 40 oder 100% reduziert. Wann hört dieser klimapolitische Irrsinn endlich auf? |
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