Kühlen chinesische Kohlekraftwerke das Klima ab?




19. Juli 2011


Eine neue Variation eines alten Themas machte jüngst Schlagzeilen: Die in den letzten 10 Jahren stark gestiegenen Schwefel Emissionen aus chinesischen Kohlekraftwerken sollen mit verantwortlich dafür sein, dass sich das globale Klima in den vergangenen 12 Jahren nicht mehr erwärmt hat (hier) .

Wir erinnern uns: Seit seinem 2. Zwischenbericht 1996 vertritt das IPCC die Auffassung, einer der Hauptgründe, weswegen der beobachtete globale Temperaturanstieg deutlich geringer ist als der modellierte, seien die Schwefelemissionen, die bei der Verbrennung hauptsächlich von Kohle und Öl, neben Kohlendioxid ebenfalls freigesetzt werden.
IPCC 2007 zufolge würden die Schwefelemissionen etwa die Hälfte des modellierten Temperaturanstieges durch Treibhausgase neutralisieren, eine Auffassung, die Climatetruth nicht teilt.

Die weltweiten Schwefelemissionen sind zwischen den 1980er und den späten 1990er Jahren deutlicher, etwa 10 % zurückgegangen, wobei sich eine deutliche regionale Verschiebung eingestellt hat.
In Osteuropa sind sie wegen des industriellen Zusammenbruchs der Ostblockstaaten und in Westeuropa wegen der Luftreinhaltemaßnahmen praktisch kollabiert; in Nordamerika sind sie wegen der dortigen Luftreinhaltemaßnahmen ebenfalls signifikant zurückgegangen.
In Ostasien, vor allem in der VCR, sind sie jedoch erheblich angestiegen (s. z. B. Stern, 2006).

Seit 2000 sind die Schwefelemissionen Chinas zunächst weiter drastisch angestiegen, seit etwa 2006 jedoch nicht mehr, weil inzwischen auch in China Kohlekraftwerke zunehmend entschwefelt werden (Lu et al, 2010) und auch Li et al, 2010. Der Anstieg in China seit 2000 hat aber den Rückgang in den übrigen Regionen der Welt nicht kompensieren können. Die weltweiten Schwefelemissionen dürften deswegen derzeit kaum höher liegen als in den 1980er Jahren, wobei sich - wie bereits oben erwähnt - die regionale Verteilung deutlich verschoben hat. (Stern, 2006; Lu et al, 2010).

Dies ist wichtig, weil Schwefelaerosole – anders als Treibhausgase – nicht global, sondern nur regional wirken, da sie nur eine atmosphärische Verweilzeit von ca. 5 – 7 Tagen haben.
Demzufolge hätte sich da Klima regional in den letzten 20 Jahren über Europa stärker und über Ostasien (und dem Westpazifik) schwächer erwärmen sollen als nach Klimamodellrechnungen zu erwarten gewesen wäre.
In der Tat könnte dieser Effekt über Europa mit dazu beigetragen haben, dass es sich hier deutlich stärker erwärmt hat als im globalen Mittel.

Im globalen Mittel gibt es allerdings keine Hinweise dafür, dass ein gestiegener Aerosolgehalt der Atmosphäre in den letzten 20 Jahren einen Beitrag zu einer globalen Abkühlung geleistet hat.

Im Gegenteil:
Einer Arbeit von Cermak et al (2010) zufolge

Consistency of global satellite‐derived aerosol and cloud data sets with recent brightening observations

Jan Cermak,1 Martin Wild,1 Reto Knutti,1 Michael I. Mishchenko,2 and Andrew K. Heidinger3
Received 13 July 2010; revised 13 July 2010; accepted 23 August 2010; published 5 November 2010


GEOPHYSICAL RESEARCH LETTERS, VOL. 37, L21704, doi:10.1029/2010GL044632, 2010


gilt es als erwiesen, dass es in den letzten 20 Jahren (etwa seit Anfang bis Mitte Mitte der 1990er Jahre) global zu einer Abnahme des Aerosolgehaltes und zu einem „global brightening“ gekommen ist.
Cermak et al (2010) untermauern diese Erkenntnis mit Satellitenbeobachtungen der sog. „Aerosol Optical Depth (AOD)“ über den Ozeanen seit den 1980er Jahren und können überdies auch nachweisen, dass es in den Anrainerregionen Südostasiens zu einer Zunahme des Aerosolgehaltes gekommen ist.

Per saldo ist der globale Aerosolgehalt aber nicht gestiegen, sondern gesunken, wir haben also in den letzten 20 Jahren kein „global dimming“ sondern ein „global brightening“, das neben den Treibhausgasen ebenfalls einen Beitrag zur Erwärmung geleistet haben sollte.

Das Ausbleiben der Erwärmung in den vergangenen 12 Jahren kann also nicht auf die gestiegenen Schwefelemissionen chinesischer Kohlekraftwerke zurückgeführt werden.

Der Artikel von Kaufmann et al ist schlecht recherchiert und überdies schlampig begutachtet worden, denn den Gutachtern hätte auffallen müssen, dass die Kernaussagen Kaufmanns sowohl den globalen Schwefelemissionsdaten als auch den Beobachtungen der globalen AOD widersprechen.

Nichtsdestotrotz ist dies wieder einmal ein Lehrbeispiel dafür, wie der AMAP Komplex funktioniert: Alarmistische Klimawissenschaftler (der einschlägig wegen der Hockeystick-Kurve bekannte Michael Mann war einer der Ko-Autoren) veröffentlichen eine alarmistischen Artikel, in dem das IPCC Dogma weiter verbreitet wird, die Medien (von BBC bis Spiegel) springen darauf sofort an und treten es in den M3 Medien (Mainstream Massen Medien) unkritisch ohne Fragen zu stellen breit.

Indoktrination und Manipulation der öffentlichen Meinung in Reinkultur.

Kaufmann et al (2011) haben allerdings recht damit, dass die La Nina Jahre 2008 – 2009 einen Beitrag zur Abkühlung besonders im Vergleich zum Super El Nino Jahr 1998 geleistet haben und dass zudem das extreme solare Minimum 2006 – 2009 mit Sicherheit keinen Beitrag zur globalen Erwärmung geleistet hat. Das warme Jahr 2010 hingegen war wieder ein El Nino Jahr; der Temperaturanstieg zwischen 2009 und 2010 hatte nichts mit der Erwärmung durch Treibhausgase zu tun, sonder nur mit dem Wechsel von einem kühlen La Nina zu einem warmen El Nino Jahr.