Liebesgrüße aus Moskau: Steht uns ein bitterkalter Februar bevor?



28. Januar 2012


Die Winterwitterung 2011/2012 folgte bislang dem hier erwarteten Muster: Sehr milder Dezember, der von einem milden, aber nicht extrem milden Januar gefolgt wurde. Lediglich in den letzten Tagen näherten sich die Temperaturen - vor allem im Osten und Südosten Deutschlands - wieder den für die Jahreszeit üblichen Werten an, oder unterschritten sie sogar, wie in den Regionen östlich und nördlich der Elbe.

Ein Blick auf die längerfristigen Vorhersagekarten des amerikanischen (GFS) und des britischen (ECMWF) Wetterdienstes war bereits seit einiger Zeit spannend, da entweder der eine oder der andere Vorhersagedienst in den sehr langfristigen Vorhersagen, d. h. mehr als 10 Tage in die Zukunft gerichtet, zwischendurch immer mal wieder einen Übergang zu einer kalten Wetterlage prognostizierte, die durch ein kräftiges Hoch über Sibirien und Nordrussland charakterisiert war, von dem sich ein kräftiger Hochkeil nach Mitteleuropa erstreckte. So wie früher halt, als es noch richtige kalte Winter bei uns gab.

In der Tat hat sich das berühmte sibirische Hoch bei uns in den letzten Jahrzehnten eher rar gemacht. Auch die kalten Winter 2009/2010 waren weniger durch ein kräftiges sibirisches Hoch gekennzeichnet, das bei uns mit kalter Nordost- bis Ostströmung kontinentale Polarluft heranführt, als durch eine Nordströmung, mit der feuchte maritime Polarluft zu uns gelangt, die zwar zu winterlich kalter (und schneereicher) aber eben nicht zu sehr kalter Witterung führt.

In der Literatur wurde die kalte aber nicht sehr kalte Witterung des Winters 2010 bereits als Hinweis darauf gewertet, dass sich die globale Erwärmung bemerkbar mache, da der Winter nicht extrem kalt war, obwohl die NAO extrem niedrig war. Eine niedrige NAO ist üblicherweise mit kalter Winterwitterung in Mitteleuropa verknüpft. Das Entscheidende in 2010 war aber, dass die negative NAO in Mitteleuropa mit einer feuchten Nordströmung verknüpft war, und nicht mit einer trockenen Nordost- bis Ostströmung.

Extrem niedrige Temperaturen treten in Mitteleuropa im Winter vorzugsweise im Bereich kontinentaler Arktikluftmassen auf, und nicht oder nur sehr selten (wenn, dann nach langem Aufklaren bei Windstille über einer geschlossenen Schneedecke) in maritimen Arktikluftmassen. 2010 war es im Winter sehr wolkig und es hat in der maritimen Arktikluft nur sehr selten aufgeklart.

In den letzten Tagen scheinen sich nun die mittel- und längerfristigen Vorhersagekarten darauf geeinigt zu haben, dass für Anfang Februar ein sehr kalter, unter Umständen in einigen Landesteilen sogar extrem kalter Witterungsabschnitt bevorsteht.
Sollten diese Vorhersagen eintreffen, macht sich von Zentralrussland ausgehend („Liebesgrüße aus Moskau“) am Südrande des sibirischen Hochs sehr kalte Luft auf den Weg nach Mitteleuropa und sollte uns hier etwa zwischen dem 3. und dem 6. Februar das Zähneklappern beibringen. In etwa 1,5 km Höhe soll diese Luft zwischen -15 und -25°C kalt sein, was bei Aufklaren im Mittelgebirgsraum und in Süddeutschland ähnliche Werte in 2 m Höhe, der Standardhöhe von Thermometermessungen, bringen könnte. In Norddeutschland würde es dann etwas „milder“ werden, wenn die Kaltluft über der Ostsee etwas erwärmt wird und auch Feuchtigkeit aufnimmt, sodass sich tiefe Wolken bilden und es nicht aufklart, oder zumindest nicht so lange.

Es könnte sich demnach eine ähnliche Entwicklung wie 1956 oder auch 1986 anbahnen, als ein bis dahin milder Winter von einem extrem kalten Februar gefolgt wurde.

Ob durch einen sehr kalten Februar der Winter insgesamt zu kalt wird, bleibt abzuwarten, denn bisher war der Winter nach der Baur´schen Reihe im Dezember über 4°C zu warm, im Januar dürften wahrscheinlich 2 – 3 °C dazu kommen, sodass der Februar einer groben Einschätzung zufolge mindestens 6°C zu kalt werden müsste, damit der Winter insgesamt zu kalt ausfällt.

Die nächsten Tage bleiben spannend. Für Meteorologen eine Wetterlage der Extraklasse.