Warum gibt es eigentlich kein Aprilwetter mehr?

9. Mai 2014

Der April ist eigentlich schon ein paar Tage vorbei, aber auch in diesem Jahr gab es kein Aprilwetter, so wie es früher einmal war, sondern überwiegend warmes, sonniges und trockenes Wetter .

Jeder, der heute jünger ist als 25 – 30 Jahre, wird nicht wissen, was die Leute meinen, wenn sie von Aprilwetter reden: Nämlich extrem wechselhaftes und kühles Wetter, das von Sonne zu heftigen Regenschauern eine halbe Stunde später, dann wieder eine halbe Stunde später zu Sonne, dann wieder zu Regen-, Schnee- und Graupelschauern wechselt, wobei die Temperaturen irgendwo zwischen 5 und 10° schwanken.

Früher war der April im Jahresablauf generell der Monat mit dem grässlichsten Wetter, heute ist er einer der schönsten Monate, mit viel Sonne, Wärme und eher wenig Regen.

Wie kommt dieser Wandel zustande? Zunächst einmal muss man wissen, wieso der April früher so grässlich war. Hierzu betrachten die Meteorologen häufig die Statistik der Grosswetterlagen, die Deutschland und Mitteleuropa beeinflussen. Oft bezieht man sich dabei auf die Statistik von Hess und Brezowsky (1952).

Aus dieser Statistik geht hervor, dass im April die Hochdruckwetterlagen seinerzeit im Jahresverlauf ein Minimum aufwiesen, Nordlagen überdurchschnittlich häufig auftraten (obwohl deren Maximum erst im Juni auftrat), Tiefdruckwetterlagen fast ihr Jahresmaximum aufwiesen. Wetterlagen, die in Deutschland mit warmen und sonnigen Wetter einhergehen waren unterrepräsentiert, und Wetterlagen mit kühlem und regnerischem Wetter waren überrepräsentiert, wie am Rande bemerkt, in den Monaten April – Juni allgemein. Das Frühjahr und der Frühsommer waren also früher generell kühl und nass.

All das hat sich in den letzten 2 – 3 Jahrzehnten grundlegend geändert (s. dazu auch hier ). Das Klima in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten wärmer geworden, und die stärkste Erwärmung im 10-Jahreszeitraum 2000 – 2009 ist im Vergleich zu 1950 – 1989 in den Monaten April – Juni mit 1,6°C eingetreten.

Hier hatten wir bereits gezeigt, was die Ursache für die starke Erwärmung des Sommerhalbjahres ist: Nämlich eine Änderung der atmosphärischen Zirkulation über dem Ostatlantik und über Westeuropa. Statt einer West- und Nordwestströmung wie in den früheren Jahrzehnten beobachten wir jetzt verstärkt Südwest- und Südströmungen, mit der statt feucht – kalter Luft Warmluft nach Deutschland strömt.
Dieser Zusammenhang geht klar aus den Abb. 9 und 10 hier hervor. Strömungsanomalies nehmen eine dominante Rolle ein, die Bedeutung von Treibhausgasen hat sich dort in einer statistischen Analyse als eher gering herausgestellt.

Dies ist auch im April stark ausgeprägt, wie die nachfolgenden Abbildungen zeigen.

Abb. 1

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Abb. 2

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Abb. 3

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In Abb. 1 zeigt sich deutlich, dass die Strömung über Westeuropa seit den 1990er Jahren viel seltener aus Nord und viel häufiger aus südlichen Richtungen kommt. Positive Werte in dieser Abb. bedeuten stärkere Südströmungen und negative Werte stärkere Nordströmungen als normal.

In Abb. 2 ist der klare Zusammenhang zwischen der Strömungsrichtung und der Temperatur über Mitteleuropa gezeigt: Südströmungen bringen höhere Temperaturen und Nordströmungen niedrigere.

In Abb. 3 ist am Beispiel Berlins die Zunahme der Sonnenscheindauer im April gezeigt, ebenfalls ein Indikator für eine Zunahme von Hochdruckeinfluß im April.

Zusammenfassend: Seit den 1980er Jahren gibt es erheblich weniger kalte nördliche Strömungen über Europa und stattdessen mehr warme südliche und statt Tiefdruck- mehr Hochdruckwetterlagen.

Im April hat in den vergangenen Jahrzehnten also ein ausgeprägter Wechsel der atmosphärischen Zirkulation über Europa stattgefunden und deswegen gibt es seither kaum noch klassisches Aprilwetter, wie es in den vorangegangenen Jahrzehnten die Norm war.