Klimafreundliche Geldanlage

17. Juli 2017

Kürzlich wurde hier ein Beitrag veröffentlicht, der einem zeigen soll, wie man sein Geld klimafreundlich, also treibhausgasarm, anlegen kann.

Analysiert wurde, welche Firmen CO2-arm wirtschaften. Ergebnis ist, dass dies überwiegend Software und Computer- aber auch z. B. Pharmafirmen sind.

Unternehmen der Schwerindustrie oder auch Kohle- und Ölproduzenten gehören natürlich nicht dazu.
Ist jedem sofort klar: Zur Herstellung einer Tonne Stahl, einer Tonne Düngemittel, oder eines Automobils braucht man ganz andere Energiemengen und emittiert wesentlich mehr CO2, als zur Herstellung eines Softwarepaketes, wofür ein Knopfdruck reicht.

Tenor: Unternehmen der Grundstoff- und Schwerindustrie sind böse, Software- und Computerfirmen sind gut.

Man kann sich jetzt natürlich auch die Frage stellen, wie denn Aktien - Investitionen in Unternehmen der Erneuerbaren Energien gelaufen sind, was an sich für einen klimafreundlichen Investor die erste Adresse sein sollte.
Denn wir stehen ja unmittelbar vor einem gigantischen Boom der erneuerbaren Energien – oder sind sogar schon mitten drin, wenn man das glaubt, was man manchmal so liest.
Warum also nicht gleich in Aktien dieser Unternehmen investieren, und nicht den Umweg über Aktienfonds nehmen, die etwas mehr „nachhaltigere“ Unternehmen in ihrem Portfolio haben, als „normale“ Aktienfonds.

So kann man besipielsweise in einen Fond investieren, der sich auf Unternehmen der Solarbranche spezialisiert hat, den Guggenheim Solar ETF, Börsenkürzel TAN.

Obwohl dieser Fond jüngst ein Kaufsignal gegeben hat (Kursanstieg auf über 20 USD nach Kursen zwischen 17 und 18 USD; 50 Tage gleitender Durchschnitt hat den 200 Tage gleitenden Durchschnitt von unten nach oben durchbrochen), haben sich die Kurse mit ca. 20 USD gegenüber dem Stand von vor 3 Jahren mehr als halbiert. Geht man 10 Jahre zurück, dann lag der Kurs bei etwa 300 USD, der Kurs ist demzufolge mehr als 90% gefallen. Kein besonders gewinnträchtiges Aktienengagement.

Über Pleitekandidaten der Solarbranche, wie Solarworld, Solarcity (ein Unternehmen der Elon Musk Gruppe), Sun Edison etc. wollen wir erst gar nicht weiter reden.

Etwas besser sieht es bei allgemeinen Clean Energy ETFs aus, wie z. B. ICLN

Aber auch hier kann man nicht gerade behaupten, eine Investition wäre von Erfolg gekrönt, wenn man den Kursverlauf der letzten 52 Wochen (ca. minus 5%) mit dem DAX, dem Dow Jones Index oder dem Nasdaq vergleicht .

Auch bei den europäischen Herstellern von Windkraftanlagen sieht es teilweise mau – mau aus: Wie z. B. Nordex.

Vestas andrerseits läuft recht gut.

Eine Sonderstellung nimmt der amerikanische Elektroautohersteller Tesla ein, dessen Aktien (zumindest in den letzten 12 Monaten) nur eine Richtung zu kennen scheinen, egal, wie hoch die Verluste sind: Aufwärts. Auf Dreijahressicht war der Kursverlauf etwas volatiler, gelegentliche Kurseinbrüche von mehr als 30 Prozent kamen schon mal vor. Auch kürzlich brach die Aktie zwischenzeitlich um etwa 20% ein.

Tesla verliert mit jedem seiner fertiggestellten Fahrzeuge mehrere Tausend USD, pro Jahr mehrere Mrd. USD, macht also gigantische Verluste, trotz einer Kaufprämie von USD 7500 pro Fahrzeug. TSLA ist ein typischer Hoffnungswert, wie im Dotcom – Boom viele Unternehmen der sog. „New Economy“, von denen viele Pleite gingen, aber einige zu absoluten Börsenstars wurden, wie z. B. Amazon (AMZN) und später Google (GOOG) und Facebook (FB).

Im Vorhinein über Top oder Flop zu entscheiden ist nahezu aussichtslos.

Und hinterher ist man immer schlauer.


Wer an die Elektromobilität glaubt, der könnte beispielsweise in Lithiumwerte investieren. Denn wenn die Elektromobilität wirklich so abhebt, wie viele behaupten, müsste die Nachfrage nach Lithium stark ansteigen.

Lithium ist der Rohstoff, der für die Antriebsbatterien dieser Fahrzeuge benötigt wird, nämlich Lithium Ionen Akkus.
Es gibt eine ganze Reihe von Lithium Aktien. Allen scheint gemeinsam zu sein, dass sie vor einigen Jahren, 2011, einen gigantischen Boom durchliefen, als es schon einmal eine Spekulation auf Lithium (und auf seltene Erden allgemein) gab, der anschliessend in sich zusammen brach.

Die meisten dieser Werte sind seit 2011 um mehr als 90, teilweise mehr als 95% gefallen. Auch in den vergangenen 12 Monaten hat sich relativ wenig getan, die Werte sind mal etwas gestiegen, dann wieder etwas gefallen. Viele dieser Werte gehören der Kategorie der sog. „Pennystocks“ an, also Werte, die im Pfennigbereich (heute Centbereich) notieren und als klassische Zockerwerte gelten.

Wer sein Glück damit versuchen will, kann das gerne tun.

Was ist das Fazit dieser ganzen Überlegungen? Wenn es denn wirklich einen Boom in erneuerbaren Energien gibt und wenn man wirklich sein Geld klimafreundlich investieren will, dann wären die hier dargestellten Geldanlagen die Geldanlagen der Wahl, vor allem klimamoralisch gesehen.

Wieso hängen die Aktien der Erneuerbaren trotzdem im Allgemeinen so total durch, obwohl die Erneuerbaren weltweit hoch subventioniert werden und alle Welt, vor allem nach der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens, behauptet, dies sei die Zukunft der Energieversorgung? Warum gibt es an den Finanzmärkten keinen Boom der Erneuerbaren, sondern nur in den Medien und in der Politik?

Eigentlich gibt es nur eine Erklärung: Die Finanzmärkte sind brutal und durchschauen den Clean Energy Hype als Hype und tragen ihr Geld woanders hin – mit der möglichen Ausnahme von Tesla.

Nicht dass die Finanzmärkte gegen einen Hype gefeit wären, ganz im Gegenteil – siehe den Dotcom Boom 2000, siehe den Erneuerbare Energie Boom 2007, siehe den Seltene Erden Boom 2011, siehe den FAANG (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) Aktien Boom 2016/2017:

Aber von den Aktien der erneuerbaren Energien wollen sie zumindest im Augenblick nichts wissen.