Die wundersame Klimawelt des Spiegels: Climateleaks im "Spiegel"



13. Januar 2013


Ende 2013/Anfang 2014 wird der nächste Bericht AR5 des UN Klimarates IPCC erscheinen. Die Berichte sollen die neuen Erkenntnisse der Klimaforschung seit der Veröffentlichung des letzten Berichtes 2007 (AR4) darstellen. Diese Berichte werden externen Gutachtern zugänglich gemacht zwecks Kommentaren und Anmerkungen, damit ihr Fachwissen in die Endfassung der Berichte mit einfließen kann. Die externen Gutachter sind dazu angehalten, über den Inhalt der Berichte Vertraulichkeit zu wahren.

Einer dieser externen Gutachter, Alec Rawls, kam jedoch auf die Idee, den Wahrheitsfindungsprozess a la IPCC nicht zu akzeptieren und den Entwurf des neuesten Berichtes ins Netz zu stellen und der Welt bereits jetzt zu eröffnen, was sie eigentlich erst Ende nächsten Jahres erfahren sollte.
Im Zeitalter von Wikileaks überrascht es an sich nicht, dass jemand auf die Idee kommt, vertrauliches Material des IPCC der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Was überrascht ist, dass es so lange gedauert hat.
Denn etwas mehr Transparenz würde dem eher opaken Wahrheitsfindungsprozess des IPCC durchaus nicht schaden, vor allem, nachdem man durch Climategate erfahren hat, was hinter den Kulissen wirklich abgelaufen ist, und welche Schnitzer sich in den letzten Bericht AR4 eingeschlichen haben (s. B. hier ).

Was uns natürlich interessiert: Was wird der Bericht an neuen Erkenntnissen bringen? Wird`s schlimmer als im letzten Bericht vermutet, oder gibt es etwas Entwarnung? Und ferner: Wie haben die Medien das dargestellt?

Glaubt man dem „Spiegel“, dann künden sich ähnlich schlimme Dinge an, wie im 2007er Bericht (s. hier ):

Der Meeresspiegel soll erheblich stärker ansteigen als in 2007 befürchtet, auch Hitze und Dürre sollen zunehmen. Ferner würden Klimaskeptiker in ihren Blogs behaupten, der IPCC habe der Sonne habe einen stärkeren Einfluß auf das eingeräumt, als bislang.

Der Spiegel dazu: Hätte die kosmische Strahlung einen Effekt, dann hätte dies in den vergangenen Jahren sogar zu einer Abkühlung der Erde führen müssen, denn die Aktivität der Sonne war eher niedrig. Die auf der Erde gemessene kosmische Strahlung habe seit dem Jahr 2000 zugenommen (was die Temperaturen hätte senken müssen), während die Temperatur aber kräftig zugelegt habe.

Offenbar hat der Spiegel Redakteur nicht genau hingeschaut , denn die im IPCC Bericht gezeigte Grafik zeigt eindeutig, dass die globale Mitteltemperatur seit der Jahrtausendwende eben nicht mehr gestiegen ist.

Nur ein Lapsus oder bewusste Desinformation?

Folgt man den Spiegel Beiträgen, soll alles noch schlimmer kommen als 2007 befürchtet.

Vergleicht man hierzu aber den vorab veröffentlichten Entwurf des IPCC Berichtes mit der Darstellung im Spiegel, erkennt man, dass „Der Spiegel“ in mehrfacher Hinsicht desinformiert und in seiner Klimaberichterstattung dem Muster treu bleibt, das man aus den deutschen Medien leider schon seit vielen Jahren gewohnt ist.

Im Einzelnen:

Desinformation 1: Der Meeresspiegel soll neueren Überlegungen zufolge, die auf Hypothesen, Theorien und Vermutungen beruhen, bis zum Jahr 2100 statt um 18 – 58 cm um 29 – 82 cm steigen.

Dabei handelt es sich aber nur um Hypothesen, Theorien und Vermutungen. In der realen Welt ist der Meeresspiegel Satellitenmessungen zufolge, die aber erst seit 1993 vorliegen, um etwa 3mm pro Jahr gestiegen, und den bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Wasserstandspegeln zufolge um ca. 2mm pro Jahr (z. B. Wöppelmann et al., 2009). Beide Messreihen zeigen seit 1993 keinen beschleunigten Anstieg.

Desinformation 2: Die weltweite Temperatur hat seit 2000 kräftig zugelegt.

Siehe oben, es ist nicht klar, ob das ein Lapsus oder bewusste Desinformation war, denn aus einer Abb. aus dem Entwurf des IPCC Berichtes geht deutlich hervor, dass die weltweiten Temperaturen seit dem Jahr 2000 nicht mehr gestiegen sind.

Diese IPCC Abb. vergleicht den beobachteten Temperaturverlauf zudem praktischerweise mit der Bandbreite des in den einzelnen IPCC Berichten vorhergesagten Temperaturanstiegs durch Treibhausgase.
Zwischen 1990 und Ende 2011 ist der beobachtete Anstieg allenfalls mit dem unteren Ende in der Bandbreite der Vorhersagen vereinbar.
Auf diesen Sachverhalt haben zahlreiche Kritiker an den Katastrophenvorhersagen des IPCC häufig hingewiesen, auch wir auf Climatetruth, und haben sich damit den Vorwurf eingehandelt "Klimaleugner" zu sein.
Das Verschweigen dieser Tatsache durch den Spiegel, der stattdessen behauptet, die Temperaturen seien seit 2000 stark gestiegen, ist ein journalistisches Armutszeugnis, zeigt aber exemplarisch, wer hier einer kognitiven Dissonanz unterliegt, und wer die wahren Klimaleugner sind.

Desinformation 3: Der Einfluss der Sonne auf das Klima wird verkürzt und verzerrt dargestellt.

Zunehmende kosmische Strahlung und zurückgehende Sonnenaktivität seit dem Jahr 2000 müssen nicht notwendigerweise zu einer sinkenden Temperatur geführt haben, sondern könnten einer der Gründe dafür sein, weswegen die Temperatur seither nicht mehr gestiegen ist (z. B. hier, Abschnitt Sonne ). Die zurückgehende Sonnenaktivität hätte dann – neben den La Nina Ereignissen 2008, 2009 und 2011 - den Temperaturanstieg durch Treibhausgase kompensiert. Auch allein das wäre schon ein Hinweis auf eine größere Bedeutung der Sonne, als vom IPCC in der Vergangenheit angenommen.

Desinformation 4: Die West-Antarktis erwärmt sich doppelt so schnell wie erwartet.

Ein Blick auf die tatsächlich gemessenen Erwärmungstrends über der Antarktis in den vergangenen 34 Jahren zeigt sehr rasch, dass man mit statistischen Tricks bei einer räumlichen und zeitlichen Temperaturtrend-Rekonstruktion allenfalls propagandistische Effekte erzielen kann, aber keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse: Die Antarktis hat sich nämlich in den vergangenen Jahrzehnten im Mittel überhaupt nicht erwärmt – anders als Klimamodellrechnungen projizieren. Einen Erwärmungstrend gab es dort zwischen den 1950er und den 1980er Jahren, aber seither nicht mehr. Völlige Desinformation im Spiegel Beitrag.

Desinformation 5: Verschweigen einer positiveren Einschätzung zu Klima- und Wetterextremen. Desinformation durch Verschweigen

Im IPCC AR4 2007 wurde vage angedeutet, Klimaextreme wie Stürme, Überschwemmungen und Dürren hätten als Folge der vom Menschen verursachten Erwärmung bereits zugenommen und würden in Zukunft weiter zunehmen. Dies ist inzwischen einer zurückhaltenderen Bewertung gewichen.
Dürren haben in den letzten 60 Jahren global nicht an Intensität und Dauer zugenommen , ähnliches gilt auch für Stürme und Überschwemmungen . Die zukünftige Entwicklung lässt sich kaum vorhersagen, da Klimamodellrechnungen keine eindeutige Aussage über Extremereignisse zulassen – mit Ausnahme darüber, dass Wärmeextreme zu- und Kälteextreme abnehmen sollen. Über andere Extremereignisse, wie Dürren, Stürme und Überschwemmungen in einem wärmeren Klima in den kommenden Jahrzehnten kann man wenig sagen. Dies ist auch eine der Kernaussagen des IPCC Berichtes SREX, der im Frühjahr veröffentlicht wurde (s. auch hier ).

Wurde das in den hier zitierten Spiegel Beiträgen gesagt? Nein, natürlich nicht, denn es gilt ja offenbar, die Mär von der drohenden Klimakatastrophe aufrecht zu erhalten, und dazu muss man dann auch dem IPCC Bericht, wenn er denn zu positiv – oder nicht negativ genug - herüberkommt, den nötigen „Spin“ versetzen.

Desinformation 6: Klimawandel bringt sinkende Zahl tropischer Wirbelstürme , dies ist eine neue Erkenntnis.

Was hier als neue Erkenntnis verkauft wird, ist de facto ein „alter Hut“. Denn bereits seit vielen Jahren deuten Klimamodellrechnungen darauf hin, dass die Zahl tropischer Wirbelstürme in einem wärmeren Klima abnehmen und ihre Stärke sich nur geringfügig ändern könnte (z. B. hier ). Dass der IPCC diese Erkenntnisse in seinem 2007er Bericht ignoriert hat, spricht nicht gerade für die Qualität der Arbeit des IPCC.
Insider erinnern sich vielleicht noch daran, dass der Hurricane Forscher Chris Landsea seine Arbeit für den IPCC seinerzeit beendet hat, da er sich nicht gegen die Übermacht derjenigen durchsetzten konnte, die aus politischen Gründen die Aussage im IPCC Bericht haben wollten, tropische Wirbelstürme (Hurricane) würden durch die globale Erwärmung an Zahl und Stärke zunehmen.
Vielleicht an dieser Stelle noch der Hinweis darauf, dass sowohl Stärke als auch Häufigkeit tropischer Wirbelstürme weltweit (ausgedrückt durch den sog. ACE (Accumulated Cyclone Energy) Index) in den letzten Jahrzehnten abgenommen haben (s. dazu auch hier ).

Was ist das Fazit hieraus?

Der neue IPCC Bericht AR5 wird aus heutiger Sicht weniger dramatisieren als der letzte Bericht AR4 in 2007, weil der seinerzeitige Klimahype sich im Lichte der heutigen Erkenntnisse noch weniger aufrecht erhalten lässt, als auch damals schon nicht.

Einzig der Meeresspiegel soll Hypothesen, Theorien und Vermutungen zufolge stärker ansteigen als 2007 vorhergesagt. Aber auch den neuen Projektionen zufolge würde er dann noch weniger ansteigen, als in den IPCC Berichten 1990 und 1995 befürchtet.

Von nun an wird es den „Lead-Autoren“ des IPCC relativ schwer werden, die jetzt bekannt gewordenen Ergebnisse semantisch noch soweit umzubiegen, dass am Ende doch noch eine Dramatisierung gegenüber 2007 herauskommt.

Das Kunststück, das dem IPCC 1995 mit der wundersamen Umformulierung der Schlussfolgerung am Ende von Kapitel 8 gelang, als er – ohne dass in diesem Kapitel selbst irgendwelche zwingenden Hinweise hierzu dargelegt wurden – befand, in der Summe der statistischen Erkenntnisse sei ein menschlicher Einfluß auf das Klima zu erkennen, wird sich wohl kaum wiederholen lassen.
Damals wurde dieser Satz (aus politischen Gründen) einfach an das Kapitel angeflanscht, was seinerzeit bei den mit der Situation vertrauten einen Sturm der Entrüstung auslöste.

Wäre der IPCC ehrlich, würde er offen sagen: Die Temperaturen sind deutlich weniger stark gestiegen, als wir in noch vor wenigen Jahren geglaubt haben, einen Zusammenhang zwischen der globalen Erwärmung und extremen Wetterereignissen können wir nicht nachweisen, und Modellvorhersagen geben uns auch keine verlässlichen Hinweise darauf, ob sie in den kommenden Jahrzehnten zunehmen werden. Und die Medien würden das so berichten………..

Dream on.

Deswegen ist mehr Transparenz im IPCC schon seit langem überfällig. Alec Rawls, der sich dazu entschlossen hat, die IPCC Entwürfe vorab zu veröffentlichen, sei Dank.

Die Medien in Deutschland, in diesem Fall „Der Spiegel“, haben leider ein weiteres mal unter Beweis gestellt, dass sie nicht informieren und analysieren, sondern nur ihre vorgefasste Meinung bestätigt sehen und Propaganda verbreiten wollen.