Wird 2014 das wärmste Jahr aller Zeiten?

10. Dezember 2014

Seit einiger Zeit wird darüber diskutiert, ob 2014 das wärmste Jahr aller Zeiten wird – zumindest seit Beginn regelmäßiger Thermometermessungen.

Gegenwärtig scheint sich abzuzeichen, dass 2014 in der Tat - ganz knapp und statistisch wahrscheinlich nicht signifikant - das wärmste Jahr werden wird – zumindest auf Grundlage der bodennahen Lufttemperaturen, nicht aber nach den RSS und UAH Satellitendaten. Auch die Satellitendaten zeigen, dass 2014 bis jetzt geringfügig wärmer war als 2013, etwa 3/100 °C (Datenbasis Januar bis November 2014), aber deutlich kühler als 1998 und 2010.

Anfang 2014 wurde bereits darüber spekuliert, ob 2014 ein Rekordjahr werden würde, besonders deswegen, weil für dieses Jahr ein kräftiges El Nino Ereignis erwartet wurde. El Nino Jahre sind wärmer als Nicht – El Nino und La Nina Jahre.

El Nino hat 2014 aber bislang viele Beobachter enttäuscht. Nachdem im Frühjahr eine rasche Erwärmung des östlichen tropischen Pazifiks (die sog. Nino 3.4 Region) einsetzte, kam sie im Sommer zum Erliegen, und nahm erst im Herbst wieder erneut an Fahrt auf.

Die Daten von Anfang Dezember 2014 zeigen im tropischen Pazifik aber bereits wieder eine leichte Abkühlung vor der südamerikanischen Westküste (die sog. Nino 1.2 Region). Trotzdem geht man für den Winter 2014/15 von einem schwachen El Nino Ereignis aus, das sich auf die globale Mitteltemperatur 2015 erwärmend auswirken wird. Die globale Mitteltemperatur reagiert mit einer Verzögerung von etwa 3 – 6 Monaten auf El Nino Ereignisse.

2015 dürfte richtig interessant werden, nicht 2014. Nimmt man die vergleichsweise schwachen El Nino Jahre 2002/3, 2004/5 und 2006/7 als Vergleichsgrundlage, dann könnten die bodennahen Temperaturen in 2015 etwa 0,1 °C höher sein als im Jahr 2014.

Auch in Deutschland soll 2014 dem DWD zufolge das wärmste Jahr aller Zeiten werden, der DWD drohte gar mit einem klimatologischen Paukenschlag.

Sehr wahrscheinlich wird der DWD damit Recht haben. Den Klimadaten des Klimatologen Franz Baur zufolge, dessen Temperaturreihe Mitteleuropas bis 1761 zurückreicht, beträgt die Temperaturabweichung Mitteleuropas bis einschließlich November + 2,7 °C und übertrifft damit das bislang wärmste Jahr 2007 um etwa 0,3°C.

Man kann überdies davon ausgehen, dass auch der Dezember zu mild ausfallen wird, da momentan alle längerfristigen Vorhersagekarten der Wetterdienste in den nächsten 10 – 15 Tagen ein Andauern der Westwindwetterlage mit kräftigen Tiefs über dem Nordatlantik und einem starken Azorenhoch (eine stark positive Phase der Nordatlantik - Oszillation NAO) vorhersagen. Dieser Wetterlagentypus sorgt in Deutschland im Winter für windiges, mildes und wechselhaftes Wetter.

Für die extrem milde Witterung im Jahre 2014 waren überwiegend die Monate Januar – April sowie September – November verantwortlich. Der Zeitraum Mai – August war im Mittel auch zu warm, jedoch lagen die positiven Temperaturabweichungen deutlich niedriger; der August war sogar geringfügig kühler als das Mittel 1761 – 1970.

Interessant in diesem Zusammenhang vielleicht der Hinweis darauf, dass trotz des extrem milden Winters 2013/14 die Wintertemperaturen seit 1990 nicht mehr gestiegen sind, wohl aber die Jahresmitteltemperaturen. Die generell fortschreitende Erwärmung Deutschlands fand hauptsächlich im Frühjahr (März – Mai) und im Herbst (September – November) statt. Auch die Sommer sind seit 1990 wärmer geworden, aber nicht im gleichen Ausmaß.

Im 5 – Jahres Zeitraum 2010 – 2014 sind dann aber die Jahresmittelwerte um 0,14°C, die Winter (Dezember – Februar) um 0,42°C, die Frühjahre (März –Mai) um 0,12°C, die Sommer (Juni – August) um 0,07°C und die Sommerhalbjahre (April – September) um 0,12°C kühler gewesen als im 10 – Jahres Mittel 2000 – 2009; somit ist auch die Erwärmung Deutschlands trotz des rekordwarmen Jahres 2014 in den letzten fünf Jahren zum Stillstand gekommen. Lediglich die Herbste (September – November) waren 2010 – 2014 um 0,13°C wärmer als 2000 – 2009.

Dies verdeutlicht auch, dass es wenig sinnvoll ist, in der Vergangenheit beobachtete Trends linear in die Zukunft zu extrapolieren.

Was war die Ursache des rekordwarmen Jahres 2014 in Deutschland? Es würde wenig überraschen, wenn sich selbst ernannte oder andere Experten zu Wort melden, die das warme Jahr 2014 auf den menschlichen Einfluss auf das Klima zurückführen.

Wir hatten bereits hier gezeigt, dass die Ursache für Temperaturanomalien in Deutschland und Mitteleuropa überwiegend in atmosphärischen Zirkulationsanomalien über dem Atlantik zu suchen und zu finden ist.

So auch in diesem Jahr. Wie die Anomalienkarten der 500mb Strömung in den einzelnen Monaten des nun ablaufenden Jahres zeigen, war im Winter eine gesteigerte Zonalströmung über dem Atlantik und Westeuropa zu beobachten, und in mehreren der übrigen Monate, die in Deutschland erheblich zu warm waren, eine warme, anomale Südwestströmung. Teilweise kam es auch zu einer Blockierung der Strömung über Skandinavien (z. B. im März und Juli), die imbesonders im nördlichen Mitteleuropa für warme Witterung sorgte.

In diesem Zusammenhang auch noch der Hinweis darauf, dass es auf der anderen Seite des Atlantiks in der Osthäflte der USA in 2014 teilweise extrem kalt war, verursacht durch die Kehrseite der Zirkulationsanomalien über dem Atlantik (der „polare Vortex“, verstärkte Nordwestströmung auf der Rückseite der kräftigen Tiefs über dem Atlantik), die bei uns milde Witterung gebracht haben, besonders in den Monaten, die bei uns extrem warm waren (z. B. Januar, Februar, März und November).