Gedanken zur bevorstehenden Weltklimakonferenz COP28

29. November 2023

Am 30. November 2023 beginnt in den Vereinigten Arabischen Emiraten die 28. UN Klimakonferenz COP28.

Das bedeutet, dies ist die 28. Konferenz, auf der die Weltgemeinschaft versucht, das Weltklima zu retten. Auf zwei dieser Konferenzen ist es zu größeren Durchbrüchen gekommen, nämlich 1997 auf COP3 im japanischen Kyoto mit der Verabschiedung des Kyoto Protokolls und 2015 auf COP21 in Paris mit der Verabschiedung der Pariser Klimavereinbarung, einer in wesentlichen Teilen nicht rechtsverbindlichen Absichtserklärung, den weltweiten Temperaturanstieg bis 2100 auf 2° C bzw. auf 1,5° C zu begrenzen.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Staaten 2015 freiwillige, im Rahmen ihrer Möglichkeiten realistisch erscheindende, Emissionsbegrenzungserklärungen bis 2030, die sog. INDCs abgegeben.

Diese INDCs sollten in den darauffolgenden Jahren verschärft werden.

Trotz dieser Absichtserklärungen und Verpflichtungen sind seit der Verabschiedung des Kyoto Protokolls 1997 die weltweiten CO2 Emissionen um etwa 55% und seit der Pariser Klimavereinbarung 2015 um ca. 5% gestiegen.

Der weltweite Emissionsanstieg hat sich in den letzten 10 Jahren stark abgeflacht.

Seit der Pariser Klimavereinbarung 2015 konzentrierten sich die COPs auf zweierlei:

1. Verschärfung der INDCs

2. Finanzierungsmechanismen für die OECD Staaten, um den Nicht – OECD Staaten zu helfen, sich an den Klimawandel anzupassen bzw. ihre Volkswirtschaften klimafreundlich umzubauen.

Besonders die letzten beiden COPs in Glasgow 2021 und im ägyptischen Sharm el Sheik 2022 ließen dabei einen Bezug zur Realität vermissen (s. hier und hier ).

Auf CO26 in Glasgow wurde die Forderung aufgestellt, zur Einhaltung des 1,5° Zieles der Pariser Klimavereinbarung müssten die weltweiten CO2 Emissionen bis 2030 um 43% gegenüber 2019 reduziert werden.

Auf COP27 in Sharm el Sheik wurde gefordert, die Industrieländer (die OECD Länder) müssten den Entwicklungsländern (den Nicht – OECD Ländern) pro Jahr mehrere Billionen USD zur Verfügung stellen (4 – 6 Billionen weltweit insgesamt für den klimafreundlichen Umbau der Volkwirtschaften), um sich an den Klimawandel anzupassen bzw. ihre Volkswirtschaften klimafreundlich umzugestalten plus Schadensersatz für Klimaschäden zu erhalten.

Die Forderungen sowohl von COP26 als auch von COP27 muss man als völlig unrealistisch einstufen.

Man muss leider erwarten, dass COP28 kaum dahinter zurückfallen wird, sondern eher noch unrealistischere Forderungen erheben wird.

Es wird langsam Zeit, dass sich sowohl die internationale als auch die nationale Klimapolitik in Deutschland ehrlich macht.

Denn mehrere Annahmen und Forderungen der Klimapolitik sind völlig unrealistisch und ignorieren die reale Welt:

1. Das 1,5° Ziel muss fallen. Es kann gar nicht mehr eingehalten werden,
wie wir in der Vergangenheit bereits mehrfach dargelegt haben.

Denn unter der Annahme des Weltklimarates IPCC, dass die gesamte Erwärmung von 1,1° C seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf menschliche Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist (was mit Sicherheit nicht richtig ist, aber nehmen wir es einfach mal für den Augenblick an), dann bleiben nur noch 0,4° C bis zum 1,5° Ziel.
Wie man aus Klimamodellrechnungen weiß, ist das Klimasystem träge und braucht mehrere Jahrzehnte, um sich an den jeweils aktuellen Treibhausgasgehalt in der Atmosphäre anzupassen. Selbst wenn weltweit sofort sämtliche Treibhausgasemissionen eingestellt würden, würde sich das Klima noch um einige Zehntel Grad C weiter erwärmen, sodass die 1,5° C mit einiger Sicherheit erreicht würden.

Egal, welche Parteitagsbeschlüsse gefasst oder BVerfG Urteile verkündet werden, man kann damit nicht die Gesetze der Physik ändern. Es wird Zeit, dass die Klimapolitik das erkennt und sich ehrlich macht.

2. Die Forderung, die weltweiten CO2 Emissionen müssten bis 2030 im Vergleich zu 2019 um 43% sinken, muss fallen.
Derartige Forderungen sind reines Wunschdenken, das die Realtäten in der Welt vollständig ignoriert.

Diese Forderungen verkennen grundlegende energiewirtschaftliche, technologische und allgemeine wirtschaftliche Realitäten. Sie verkennen das Ausmaß, in dem die Energie - Infrastruktur der Welt abhängig von der fossilen Energienutzung ist, nämlich zu über 80%.
Eine de facto Halbierung der fossilen Energienutzung in jetzt nur noch sieben Jahren, ohne dass die fossile Energienutzung bis dahin durch andere Energieträger ersetzt werden kann, würde die Welt in ein unvorstellbares Chaos stürzen, das wesentlich schlimmer wäre als ein weiteres halbes Grad globaler Erwärmung. Derartige Forderungen sind unausgegoren, nicht zu Ende gedacht und ignorieren grundsätzliche physikalische, technische und wirtschaftliche Aspekte.

Diejenigen, die so etwas fordern, geben sich bestenfalls der Lächerlichkeit preis, was schlussendlich darin enden kann - und vielleicht auch wird - , dass der gesamte UN - Klimakonferenzzirkus ad absurdum geführt wird.

3. Auf COP26 und COP27 hat sich eine Frontbildung zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern klarer herauskristallisiert.

Die Entwicklungsländer fordern von den Industrieländern zweierlei:
Erstens, eine Finanzierung des klimafreundlichen Umbaus ihrer Volkswirtschaften und zweitens Entschädigungszahlungen für “Klimaschäden”, (“Loss and Damage”) die bei ihnen auftreten können, wie zB Dürren, Überschwemmungen und Stürme. Die hierfür genannten Zahlen bewegen sich weltweit größenordnungsmäßig zwischen 4 – 6 Billionen USD pro Jahr.
Die Absurdität und mangelnde rationale Grundlage dieser Forderungen, besonders Loss and Damage betreffend, haben wir hier bereits genauer analysiert und diskutiert.

Einer McKinsey Studie zufolge sollen die weltweiten Kosten des Übergangs zu einer Low – Carbon Economy sogar bei 275 Billionen USD in den kommenden 30 Jahren liegen, also bei etwa 9 Billionen USD pro Jahr, wovon ein nicht unerheblicher Teil von den Industrieländern in die Entwicklungsländer fließen soll.

Aber Klimapolitik wäre nicht Klimapolitik, wenn nicht irrationale, unerfüllbare Forderungen gestellt würden, die keinerlei Chance auf Umsetzung haben.

Dies ist heute noch mehr der Fall, als 2021 und 2022. Denn inzwischen hat sich gezeigt, dass der Appetit der Industrieländer sogar bei sich selbst drastische, sprich für die Bürger extrem teure “Klimaschutzmaßnahmen” zu ergreifen deutlich abgenommen hat, wie sich zB an der Debatte über den Heizhammer und den EU – Dämmhammer gezeigt hat.
Auch in England hat man extreme Klimaschutzmaßnahmen zurück gedreht.
In den USA verfolgt die Biden Administration zwar ähnlich wie die EU einen klimapolitischen Extremkurs, sie werden aber nicht in der Lage sein, wegen der republikanischen Mehrheit im US Kongress, Mittel freizugeben für die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in den Entwicklungsländern.
In Deutschland führt die Haushaltskrise dazu, dass die beabsichtigte und geplante Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen im In- aber auch im Ausland genauer unter die Lupe genommen wird.

Kurz gesagt: Es ist völlig unrealistisch, dass die Industrieländer in den kommenden Jahrzehnten mehrere Billionen EUR pro Jahr aufbringen werden, damit die Entwicklungsländer Klimaschutzmaßnahmen ergreifen, um ihre Volkswirtschaften klimafreundlich umzubauen und um sie für Klimaschäden zu entschädigen (“Loss and Damage”, siehe die Diskussion hier ).
Von diesen Forderungen sollten sich die Entwicklungsländer schleunigst verabschieden.

Sie werden es natürlich nicht tun, sondern sie rechnen mit dem schlechten Gewissen der Industriestaaten wegen des Klimawandels und der Naivität von Politikern, wie Annalena Baerbock, die mit dem Scheckbuch durch die Welt reisen und Geld ausgeben, das sie gar nicht haben, das erst gedruckt oder durch Steuererhöhungen beigetrieben werden muss, um Grüne Träume zu finanzieren und sich moralisch überlegen zu fühlen.

Man muss auf COP28 mit einer verschärften Nord – Süd Frontstellung rechnen, weil der Kampf gegen den Klimawandel zusehends zu einem Kampf ums Geld wird. Nämlich Geld, dass der Norden – die Industrieländer – dem Süden – den Entwicklungsländern – bereitstellen soll.

Nur: Die Zahlungsbereitschaft des Nordens wird um so mehr abnehmen, desto deutlicher wird, welche Kosten für den Normalbürger dadurch entstehen.
Es ist eine Sache, wenn Klimapolitiker der Industrieländer auf UN Klimakonferenzen Scheckbuchdiplomatie betreiben und eine ganz andere, wenn man daheim den Menschen erklären muss: So, wegen der Verpflichtung, die ich auf den Klimakonferenzen eingegangen bin, wirst du deinen Lebensstandard senken müssen.

Das hat mit dem Heizhammer schon nicht geklappt, weil die Leute plötzlich aufgewacht sind, als ihnen klargeworden ist, welche Unsummen sie auf einmal für eine klimafreundliche Heizungssanierung aufwenden sollen, die EU Pläne für die Sanierung von Altbauten gar nicht eingerechnet.
Und das wird mit der Bereitstellung von irgendwelchen Fantastilliarden für die Entwicklungsländer noch weniger klappen, wofür sowohl die Steuern als auch die Neuverschuldung drastisch erhöht werden müssten.

Fazit:

Die internationale Klimapolitik, sprich die UN Klimakonferenzen, müssen sich von mindestens drei Prämissen verabschieden, die sie in den vergangenen Jahren geprägt haben:

1. Vom 1,5° Ziel, das allein aus physikalischen Gründen nicht mehr eingehalten werden kann

2. Vom Ziel, die weltweiten CO2 Emissionen bis 2030 zu halbieren, weil dies technisch und wirtschaftlich nicht möglich ist, ohne die Welt in eine wirtschaftliche Katastrophe zu stürzen

3. Vom Ziel, in den kommenden Jahren 4 – 6 Billionen USD pro Jahr für den klimafreundlichen Umbau (Low Carbon Economy) aufzuwenden, da dies weder wirtschaftlich, finanziell noch politisch durchsetzbar ist