Sommer 2023: Warm, aber nicht extrem

18. Juli 2023

Der meteorologische Sommer, der vom 1. Juni bis zum 31. August dauert, ist etwa zur Hälfte vorbei. Zeit eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen und einen Ausblick zu geben.

Auch der diesjährige Sommer reiht sich in die lange Kette zu warmer Sommer ein, die wir seit etwa 30 Jahren beobachten. Der letzte zu kalte Sommer in der mitteleuropäischen Temperaturreihe von Franz Bauer, die das langjährige Temperaturmittel 1761 – 1970 als Basis nimmt, ist 1993 aufgetreten.

Seit 2005 gab es keinen Sommer mehr, der im Vergleich dazu nicht um mindestens 1° zu warm war.
Seit 2015 sind alle Sommer mit Ausnahme von 2016 um mindestens 2°C zu warm gewesen. Spitzenreiter war der Sommer 2018 mit einer Temperaturabweichung von + 3,4°, dicht gefolgt von 2019 und 2022 mit jeweils + 3,3° C.

Wärmster Sommer bleibt allerdings 2003 mit + 3,6°.

Geht man von der alten WMO Basisperiode 1961 – 1990 aus, dann waren die Extremsommer 2018 3,2°, 2019 und 2022 um 3,1° zu warm.

Für den diesjährigen Sommer liegen die Baur Zahlen zwar noch nicht vor, aber der bisherige Temperaturverlauf für Südost - Niedersachsen, an der Station Braunschweig , die zwischen den Baur Stationen Potsdam und De Bilt bei Utrecht (Niederlande) in der Norddeutschen Tiefebene liegt, kann als indikativ für die Temperaturabweichung in der Norddeutschen Tiefebene vom 1. Juni bis Mitte Juli gelten.

Die Temperaturabweichung des Monats Juni lag bei +2,9° und die der ersten 17 Juli- Tage bei +2,8° im Vergleich zum Mittel 1961 – 1990.

Sollte der Sommer insgesamt zu kalt ausfallen, müssten die verbleibenden ca. sechs Wochen des Sommers 2023 um mehr als 2,9° C zu kalt werden.

Das kann man aber als extrem unwahrscheinlich verwerfen, weil es einerseits in den vergangenen 30 Jahren im Sommer keinen sechs-wöchigen Zeitabschnitt gegeben hat, der mindestens 3°C zu kalt war, und andrerseits den mittel – längerfristigen Computermodellen der Vorhersagedienste nicht zu entnehmen ist, das seine derartige Kälteperiode droht.

Im Gegenteil soll diesen Vorhersagen zufolge in den nächsten 10 Tagen eine ähnliche Großwetterlage erhalten bleiben, bzw sich immer wieder regenerieren, die auch in den vergangenen Wochen den Wetterablauf in Deutschland bestimmte:

Nämlich ein quasi ortsfestes Tief über den Britischen Inseln, an dessen Vorderseite aus Südwesten Warmluft nach Deutschland transportiert wird, schubweise für einen Tag auch Heißluft, dann aber wieder kühlere Luft aus Westen, in der die Temperaturen in Nordwestdeutschland und an den Küsten auch unter 20° bleiben, im mittleren Deutschland aber bei ca 25° und im Süden und Südosten auch bei 25 – 30°.

Dauerhafte Hitzeperioden wie 2018, 2019 und 2022 sind bei einer derartigen Druckkonstellation aber nicht zu erwarten, da zwischen dem Tief über den Britischen Inseln, das sich vor Portugal auch auf den Ostatlantik ausdehnt und dem Mittelmeerraum, in den vor diesem Tief Heißluft aus der Sahara geführt wird, ein kräftiger west – südwestlicher Jet – Stream (Strahlstrom) bläst, der stationäre Hochdruckgebiete über Mitteleuropa, die für dauerhafte Hitzewellen erforderlich sind, nicht zuläßt.

Im Übergangsbereich zwischen der Heißluft über dem Mittelmeer und der Warmluft über Mitteleuropa kommt es über den Alpen zu häufigen, kräftigen gewittrigen Regenfällen.

An den Küsten, besonders an der Nordseeküste, kommt es zwischen der Warmluft über Deutschland und der kühleren Luft über der Nordsee, den Britischen Inseln und Skandinavien ebenfalls zu häufigeren Regenschauern, wenn sich das Tief über den Britischen Inseln mal etwas nach Osten ausbreitet.

Die längerfristigen Vorhersagen gehen davon aus, dass dieses Tief nach neun bis zehn Tagen mehr in Richtung Mitteleuropa zieht, was hier zu deutlich kühleren und feuchterem Wetter führen würde; aber die Computermodellvorhersagen gehen schon seit mehreren Wochen davon aus, dass Tiefs über den Britischen Inseln sich zum Ende des Vorhersagezeitraumes von 9 – 10 Tagen nach Osten verlagern, um sich dann 2 – 3 Tage später immer wieder zu korrigieren, und Tiefs über den Britischen Inseln von Westen oder Nordwesen her regenerieren, was den Warmluft- oder sogar Heißluftstrom über Mitteleuropa, besonders im östlichen Mitteleuropa, erneut anfacht.

Dadurch wird dann auch der Heißluftstrom aus der Sahara ins Mittelmeer und nach Südosteuropa wieder angefacht, wo Temperaturen von über 40° auftreten können.

Das beflügelt natürlich die Debatte über die “Klimakrise” und verschiedene “Klimaexperten”, vor allem die selbsternannten, sehen darin den letzten noch fehlenden Beweis dafür, dass die Erde im Höllenfeuer der Klimakatastrophe verglüht.
Vergessen haben sie dabei natürlich, dass das Frühjahr im Mittelmeerraum ungewöhnlich kühl und nass war, was keinen Anlass zu Sondersendungen gegeben hat.

Die Ursachen extremer Hitzewellen in Europa haben wir schon mehrfach beleuchtet; auch dieses Mal ist die Ursache in atmosphärischen Zirkulationsanomalien zu suchen und auch zu finden, nämlich ein Tief vor der Küste Westeuropas, das auf seiner Vorderseite Heißluft aus der Sahara ins Mittelmeer und nach Südosteuropa transportiert.

In einer hier zitierten Arbeit wird sogar gezeigt, dass sich die Temperaturanomalien in Europa fast vollständig durch Zirkulationsanomalien erklären lassen, wenn man die Ursprungsregion einer Luftmasse, die an einem bestimmten Ort auftritt, betrachtet.

Es leuchtet ein, dass eine Luftmasse, die ihren Ursprung in der Sahara hat, im Hochsommer an dem Ort, zu dem sie strömt, höhere Temperaturen verursacht, als eine Luftmasse, deren Ursprung der nördliche Nordatlantik ist. Das bedenken offensichtlich nicht alle, die sich dazu äußern.

Summa summarum deutet momentan alles darauf hin, dass 2023 ein weiterer warmer, aber kein extremer Sommer wie 2022, 2019 und 2018 sein wird. In Küstennähe eher kühl, wolkig und windig, je weiter nach Süden und Osten man kommt, desto wärmer und sonniger wird es.

Auch eine extreme Dürre ist nicht zu erwarten, da es immer wieder zu vereinzelten Regenfällen kommt, die in Alpennähe auch heftiger sein können, an den Küsten auch häufiger.

Lediglich in einem Streifen von Rheinland – Pfalz über Hessen, Thüringen, Sachsen, das südliche Sachsen – Anhalt und Brandenburg fallen die Niederschläge wohl etwas magerer aus, ohne aber das Ausmaß der Dürren vergangener Jahre anzunehmen.

Das gilt für die nächsten 10 Tage, der August kann völlig anders werden, sowohl in der einen als auch in der anderen Richtung.