Was sind die Ursachen für die Klimaerwärmung in Deutschland und Mitteleuropa?

5, Februar 2023

Das globale Klima hat sich in den vergangenen Jahrzehnten, seit ca 1980, um etwa 0,15 – 0,17° C pro Jahrzehnt erwärmt, je nachdem, welche Datenauswertung man betrachtet.

Deutschland hat sich in dieser Zeit etwa dreimal so stark erwärmt, nämlich um ca 0,4 – 0,45°C pro Jahrzehnt.

Im öffentlichen, besonders im medialen und politischen Diskurs sind die vom Menschen emittierten Treibhausgase für diese Erwärmung allein verantwortlich.

Vor allem wird der Treibhausgasanstieg für jedes Wetter- und Klimaextrem verantwortlich gemacht, verbunden mit der Forderung, man müsse jetzt in Deutschland "mehr Tempo im Klimaschutz machen" und ganz schnell noch viel, viel mehr Windmühlen und Solarpaneele bauen, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten.

Wir sind der Frage, inwieweit Treibhausgase für den beobachteten Klimawandel in Deutschland und Mitteleuropa allein verantwortlich sind, bereits in der Vergangenheit mehrfach nachgegangen und sind durch statistische Analysen von Klimadaten und Recherchen in der Fachliteratur zu folgenden Ergebnissen gelangt:

- Die Hauptursache für den Temperaturanstieg sind veränderte Zirkulationsmuster über dem Ostatlantik und Europa:

- Eine verstärkte West- und Südwestströmung im Winterhalbjahr

- Eine verstärkte Südwest- und Südströmung im Sommerhalbjahr (Luftströmungen aus Südwest oder Süd sind wärmer als Luftströmungen aus Nordwest oder Nord)

- Ein häufigeres Auftreten von Hochdruckgebieten im Sommerhalbjahr, was zu Wolkenauflösung und zu einer Zunahme der Sonnenscheindauer geführt hat (Sonnenscheindauer und Temperatur sind im Sommerhalbjahr hoch korreliert)

- Eine Verringerung der Luftverschmutzung mit Schwefelaerosolen durch die europäische Luftreinhaltepolitik der vergangenen Jahrzehnte (Schwefelaerosole haben eine abkühlende Wirkung auf das Klima; werden sie reduziert, erwärmt sich das Klima)

- Die direkte Wirkung des Anstiegs der Treibhausgaskonzentrationen war eher gering, da ihre erwärmende Wirkung in W/m2 allenfalls 10% der übrigen klimaerwärmenden Faktoren betrug (dh, Sulfatrückgang, Anstieg der Sonnenscheindauer, Änderung der Luftströmungen)


Wir hatten unsere Auffassung in den hier genannten Beiträgen mit einer Reihe von Zitaten aus der klimawissenschaftlichen Fachliteratur untermauert.

Wissenschaftliche Erkenntnisse, die dem im medialen und politischen Diskurs gewünschten Narrativ widersprechen, oder zumindest nicht mit ihm im Einklang stehen, werden allerdings in diesem Diskurs geflissentlich ausgeblendet.

Der Schlachtruf: Hört auf die Wissenschaft bezieht sich immer nur auf die Wissenschaft, die dem gewünschten Narrativ entspricht, niemals auf die gesamte Bandbreite der wissenschaftlichen Erkenntnisse.

So gesehen ist das meiste, was man von den Grünen, Greta, Luisa Neubauer, dem Youtuber Rezzo und vielen anderen in den Medien hört, in der Regel nichts weiter als Indoktrination, Manipulation und Propaganda und hat mit der Realität wenig oder gar nichts zu tun.

Einige der oben genannten Beiträge sind bereits einige Jahre alt, deswegen wäre es interessant, in welche Richtung neuere wissenschaftliche Arbeiten zur Frage Ursachen der Klimaerwärmung in Europa gehen.

Neuere Ergebnisse der Klimaforschung

Da ist zunächst eine Veröffentlichung von Bartoszek und Kaszewski im International Journal of Climatology vom Dezember 2022 erwähnenswert.

Die Autoren haben für den Zeitraum 1951 – 2020 die Häufigkeiten im Auftreten verschiedener Luftmassen untersucht, die in Polen beobachtet wurden. Polen grenzt unmittelbar an Deutschland, deswegen dürften die Schlussfolgerungen des Artikels generell auch für Deutschland gelten.

Dabei hat sich gezeigt, dass seit 1990 Luftmassen, die ihren Ursprung in wärmeren Regionen hatten, wesentlich häufiger aufgetreten sind, als vor 1990. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass nicht allein eine Treibhausgas bedingte Erwärmung für den Erwärmungstrend in Polen verantwortlich war, sondern, in ihren Worten:

Therefore, the increase in air temperature recorded in east-central Europe since the 1990s, mainly in the warm half of the year, should to a large extent be attributed to both the greater frequency of the inflow of air masses from lower latitudes (mPw and T) and the increase in temperature in virtually all separated air masses, which in turn is a result of progressing global warming.

In ihrer Abb 5 zeigen sie, dass die Häufigkeit kalter arktischer und polarer Luftmassen seit 1990 deutlich abgenommen und die Häufigkeit warmer Luftmassen, die ihren Ursprung in wärmeren Regionen haben, zugenommen hat.

Diese Ergebnisse stimmen grundsätzlich mit anderen Arbeiten überein, die wir hier bereits zitiert hatten, nämlich, dass Änderungen der atmosphärischen Zirkulation über Europa in den letzten Jahrzehnten verantwortlich für eine Zunahme der Sonnenscheindauer (und mithin auch für eine Klimaerwärmung) in Polen sind, Ergebnisse, die natürlich auch für Deutschland relevant sind, da Polen unmittelbar an Deutschland angrenzt.

In einer weiteren interessanten Arbeit (Hoogeveen und Hoogeveen, 2023), deren Titel bereits Programm ist:

Winds are changing: An explanation for the warming of the Netherlands,

und die im Januar 2023 veröffentlicht wurde, gelangen die Autoren (unter Anwendung einer völlig anderen Methodik) für die Niederlande zu einem vergleichbaren Ergebnis, wie die zuvor zitierten polnischen Wissenschaftler für Polen:

These values strongly suggest that the warming in the Netherlands is caused by a shift in the origin of the airflow to warmer directions.

Auch dieses Ergebnis ist für Deutschland relevant, da die Niederlande ebenfalls an Deutschland angrenzen, sodass die Schlussfolgerungen grundsätzlich auch für Deutschland zutreffen.

Zumal vergleichbare Ergebnisse für Polen gefunden wurden, das im Osten an Deutschland grenzt, wie für die Niederlande, die im Westen an Deutschland grenzen. Es dürfte physikalisch kaum begründbar sein, weswegen im dazwischen liegenden Deutschland grundlegend andere Ursachen für die Klimaerwärmung verantwortlich sein sollten, als in Polen oder den Niederlanden.

Die Autoren wenden für ihre Studie ein interessantes, aber sehr logisch begründetes Verfahren an. Sie definieren auf der Basis von täglichen Wetterkarten, die bis 1836 zurückreichen, verschiedene Zirkulationsparameter. Sie analysieren nicht, ob sich die Häufigkeit von Zirkulationsmustern im Laufe der Zeit geändert hat (so wie wir und andere das in der Vergangenheit mehrfach getan haben, indem wir zB Änderungen in den Zirkulationsmustern in 500 mb zwischen festen Punkten über Europa analysiert haben), sondern sie definieren acht Kompass Sektoren, aus denen die Luftströmungen über den Niederlanden ihren Ursprung haben und und analysieren, inwieweit sich die Ursprungsregionen der über den Niederlanden beobachteten Luftmassen im Laufe der Zeit verändert haben.

Dadurch vermeidet man mögliche Fehlinformationen oder falsche Schlussfolgerungen, die auftreten können, wenn man eine Luftmassenklassifikation nur nach der an einem Punkt beobachteten Windrichtung vornimmt.

Denn es kann durchaus der Fall eintreten, dass eine polare Kaltluftmasse, die ihren Ursprung im Europäischen Polarmeer hatte, aus Südwesten in die Niederlande einströmt und dann, weil sie aus Südwesten einströmt, als Warmluftmasse klassifiziert wird.

Umgekehrt kann der Fall eintreten, wie die Autoren zeigen, dass eine subtropische Luftmasse aus Nordwesten einströmt und fälschlicherweise als polare Luft klassifiziert wird, weil sie aus Nordwesten einströmt. Deswegen ist die Methodik der niederländischen Forscher zielgenauer.

Die Autoren finden heraus, dass im Winter die (milden) West- und Südwestströmungen deutlich zu- und die (kalten) Nord-, Ost- und Südostströmungen deutlich abgenommen haben (ihre Abb. 5).

Im Frühjahr sind die (kalten) Nordwest- und Nordströmungen deutlich seltener und die (milden) West- und Südwestströmungen häufiger geworden.

Im Sommer zeigt sich ein vergleichbares Bild; vor allem (kalte) Nordwest- und Nordströmungen sind deutlich seltener geworden. Warme Ost-, Südost- und Südströmungen sind häufiger geworden.

Auch im Herbst sind (kalte) Nordwest- und Nordströmungen seltener und warme Südwest- und Südströmungen häufiger geworden.

Die meisten Veränderungen sind statistisch signifikant auf dem 95% Signifikanz Niveau.

Die Autoren wenden dann ein statistisches Modell an (multiple Regression) mit dem sie die gemessenen Temperaturschwankungen durch verschiedene Parameter zu erklären versuchen:
Die von ihnen definierten Zirkuationsmuster, die AMO (Atlantic Multidecadal Oscillation), TSI (Total Solar Irradiance) und CO2.

Im Ergebnis finden sie heraus, dass fast die gesamten Temperaturvariationen durch die Zirkulationsparameter erklärt werden können und dass weder die AMO, noch TSI noch CO2 signifikante Beiträge zur erklärten Varianz leisten (ihre Abb. 6 und 7).

Die Autoren führen anschließend eine Reihe von Plausibilitätstests durch, um sicher zu gehen, dass sie die Rolle von CO2 nicht fälschlicherweise unterschätzt haben.
Dies war aber nicht der Fall, weswegen sie abschließend schlussfolgern:

…therefore, we cannot but conclude that indeed the air circulation is the main force behind the temperature increase in the Netherlands.

Interessant ist, dass wir hier bereits vor einigen Jahren zum gleichen Schluss gelangt sind, obwohl wir eine völlig andere Methodik der Definition von Zirkulationsparametern verwendet haben (Monatsmittelwerte der 500 mb Geopotentialabweichungen über dem Atlantik und Europa).

Dies verleiht der Schlussfolgerung, die Ursache der Klimaerwärmung in Europa in den letzten Jahrzehnten ist überwiegend das Ergebnis veränderter Zirkulationsmuster und weniger des Treibhausgasanstiegs, zusätzliches Gewicht.

Das soll nicht bedeuten, der Treibhauseffekt von CO2 ist unwirksam (global ist der Treibhauseffekt mit Sicherheit wirksam), sondern lediglich, dass auf regionaler und subkontinentaler Ebene Faktoren ins Spiel kommen, die die Wirkung von Treibhausgasen überlagern, dh entweder verstärken oder abschwächen können.

Die besonders starke Erwärmung des Klimas in Europa in den vergangenen Jahrzehnten ist wohl weniger dem direkten Treibhauseffekt zuzuschreiben, wie diese Forschungsergebnisse zeigen, sondern Veränderungen der atmosphärischen Zirkulation über Europa und dem Atlantik.

Abschließende Bewertung

Nun könnte man meinen, die Wissenschaftsredaktionen von Spiegel, Zeit, FAZ, Bild der Wissenschaft, ARD, ZDF, sowie Fernsehwettermoderatoren wie Özden Terli oder Sven Plöger etc verfolgen die wissenschaftliche Diskussion aufmerksam und es müsste ihnen eigentlich aufgefallen sein, dass es in der Fachliteratur unterschiedliche Auffassungen zur Frage gibt, inwieweit Treibhausgase für den Klimawandel in Deutschland und Europa verantwortlich sind.

Offenbar ist das aber nicht der Fall, weswegen wir auf die weiter oben bereits dargelegte Einschätzung zurück kommen:

Die Wissenschaft ist im medialen und politischen Diskurs nur relevant, wenn das gewünschte Narrativ unterstützt wird. Wenn das nicht der Fall ist, wird Wissenschaft ignoriert.

Und das offenbart die ganze Malaise des öffentlichen, medialen und politischen Diskurses über den Klimawandel, die Klimakrise, wie auch immer der jeweilige Begriff du jour lautet.

Aber es zeigt sich nur erneut, dass es überhaupt nicht ums Klima geht, sondern darum, mit dem Klimaargument gesellschaftspolitische Veränderungen herbei zu führen (Stichwort Klimamarxismus), man will die Landschaft mit Windmühlen zupflastern, jedwede Nutzung fossiler Energien verbieten, Deutschland de – industrialisieren, am besten gleich den Kapitalismus ganz abschaffen.

Und da stört es natürlich, wenn Wissenschaftler herausfinden: Hey, es sind ja gar nicht die Treibhausgase, die für die Erwärmung Europas verantwortlich waren, sondern es sind wohl eher natürliche Schwankungen der atmosphärischen Zirkulationsmuster.

Auf jeden Fall offenbart sich an dieser Stelle die absolute Verlogenheit des klimapolitischen Diskurses und die Verlogenheit der Klimapolitik selbst.

Denn durch keine klimapolitische Maßnahme in Deutschland oder Europa wird man auch nur das Allergeringste an den Zirkulationsmustern über Europa und generell am Klimageschehen verändern.