Wieso die Energiewende Indoktrination und Propaganda braucht

1. Dezember 2018

Auf Spiegel Online wurde kürzlich wieder unter Beweis gestellt, dass die “Energiewende” mit Indoktrination, (Meinungs-) Manipulation und Propaganda am Laufen gehalten werden muss, um die Öffentlichkeit von ihrer Sinnhaftigkeit zu überzeugen. Und nicht etwa mit nachvollziehbaren Sachargumenten.

So heißt es dort:

Ökostrom-Kapazität übersteigt erstmals die von Kohle, Gas und Atom


1. Anlagen für erneuerbare Energien haben in Deutschland eine höhere Leistungsfähigkeit als alle Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke.

Und weiter:

2. Erstmals haben die Ökoenergien in Deutschland eine höhere Stromkapazität als konventionelle Kraftwerke.

3. Die Erneuerbaren hatten demnach 2017 eine Kapazität von 112,5 Gigawatt und damit mehr als Kohlekraftwerke, Atomkraftwerke und andere Anlagen mit 105,1 Gigawatt.

4. Da bei Wind- oder Solaranlagen auch aufgrund des Wetters seltener die volle Leistung abgerufen wird, liegen die Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerke bei der tatsächlichen Stromerzeugung aber deutlich vorn

Mit der Ökostrom - Kapazität ist offenkundig die installierte Leistung der Ökostromanlagen gemeint. Soweit so gut.

Aber haben Anlagen für erneuerbare Energien eine “höhere Leistungsfähigkeit”, weil die installierte Leistung höher ist als die der traditionellen Kraftwerke?

Mit Sicherheit nicht, wenn man den sogenannten Kapazitätsfaktor von verschiedenen Stromerzeugungsanlagen berücksichtigt.


Was ist der Kapazitätsfaktor?

Laut der Definition hier:

The capacity factor is defined as the ratio of the total actual energy produced or supply over a definite period, to the energy that would have been produced if the plant (generating unit) had operated continuously at the maximum rating. The capacity factor mainly depends on the type of the fuel used in the circuit.

Der Kapazitätsfaktor einer Anlage ist also der Quotient der tatsächlichen Stromerzeugung einer Anlage z. B. während eines Jahres zur maximal möglichen Leistung, wenn die Anlage das ganze Jahr mit Vollast gefahren wäre.

Traditionelle Energieerzeugungsanlagen, wie Kernkraftwerke oder Braunkohlenkraftwerke, die in der Sog. Grundlast gefahren werden, haben einen Kapazitäsfaktor von 0,8 – 0,9.

Steinkohlekraftwerke oder Gaskraftwerke haben einen niedrigeren Kapazitätsfaktor, weil sie in der sog. Mittellast und in der Spitzenlast gefahren werden.

Auch diese Anlagen könnten technisch mit einer wesentlich höheren Betriebsdauer gefahren werden, also genauso hohe Kapazitätsfaktoren wie Braunkohle- oder Kernkraftwerke erreichen.

Das wird aber aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht gemacht, u. a. weil Gas im Vergleich zu Braunkohle sehr teuer ist.

Windenergieanlagen an Land hingegen erreichen in Deutschland im Mittel nur einen Kapazitätsfaktor von 0,15 – 0,19, Photovoltaikanlagen nur knapp 0,1.

Das bedeutet, Windanlagen erreichen lediglich 15 – 19% ihrer Kapazität ( installierten Leistung) und Photovoltaikanlagen weniger als 10%.

Korrekterweise muss man deswegen bei einem Leistungsvergleich natürlich nicht die installierte Kapazität dieser Stromerzeugungsanlagen miteinander vergleichen, sondern die tatsächlich erbrachte Stromproduktion pro installierter Leistung.

Und da sieht es sehr schlecht aus für erneuerbare Energieanlagen.

Der SPON Beitrag verschweigt genau das und suggeriert – fälschlicherweise – dass erneuerbare Anlagen allein aufgrund der höheren installierten Kapazität “leistungsfähiger” sind, als traditionelle Kraftwerke.


Wenn dann als Erklärung hierfür gesagt wird:

Da bei Wind- oder Solaranlagen auch aufgrund des Wetters seltener die volle Leistung abgerufen wird….

wird dem Leser bewusst (oder vielleicht auch unbewußt mangels besseren Wissens) Sand in die Augen gestreut. Das nennt man die Unwahrheit sagen durch Weglassen der wichtigsten Informationen:

Erneuerbare Energieanlagen erreichen de facto nie ihre volle Leistung, nämlich typischerweise wird weniger als ca. 5% des erzeugten Stroms bei mehr als als 70% des Kapazitätsfaktors erzeugt, weniger als 1% bei über 90% des Kapazitätsfaktors und der größte Teil, ca. 70 - 80% des Stroms, wird im unteren Teillastbereich unter 50% des Kapazitätsfaktors erzeugt.

Die volle Leistung der erneuerbaren wird also aufgrund des Wetters nicht nur seltener abgerufen, sondern de facto nie.

Eine totale Irreführung im SPON Beitrag.

Ferner kann die Leistung dieser Anlagen nicht abgerufen werden, denn sie sind zu 100% wetterabhängig. Die Anlagen produzieren nur Strom, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint oder beides und wird nur dann ins Netz eingespeist. Wenn kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint, kann man soviel Leistung installieren, wie man will, aber es werden genau Null kWh produziert und kann demnach auch nicht abgerufen werden.

Auch das wird im SPON Beitrag verschwiegen.

Die Leistung erneuerbarer Anlagen kann vor allem nicht bedarfsgerecht abgerufen werden, weil sie halt nur irgendwann mal zwischendurch, aber niemand weiß genau wann und wieviel, verfügbar ist. Die Anlagen sind nicht “dispatchable”, wie man im energiewirtschaftlichem Jargon sagt.

Deswegen müssen die traditionellen Anlagen immer Gewehr bei Fuß stehen, um bei Bedarf einzuspringen und den Strom erzeugen, den die erneuerbaren Anlagen nicht erzeugen können.

Das bedeutet: Man muss auch in einigen Jahrzehnten wie auch heute eine duale Erzeugungstruktur, neben der erneuerbaren eine fossile, aufrecht erhalten um die Stromversorgung zu sichern.

Und zwar de facto im gleichen Umfang wie heute, denn es wird immer wieder Zeiten geben, wenn die Erneuerbaren nichts oder sehr wenig zur Strombedarfsdeckung beitragen, weswegen dann, besonders nach dem Aus der Kernkraft 2022, die Bedarfsdeckung nur durch fossile Kraftwerke erfolgen kann (oder durch Atomstromimporte aus Frankreich oder Braunkohlestromimporte aus der Tschechischen Republik, sic!, aber die haben auch nicht immer Extrastrom verfügbar).

Und das ist das Elend der Erneuerbaren. Eine Vollversorgung auf der Grundlage von Wind und Sonne wird es niemals geben, schon gar nicht in Deutschland, das eine viel zu geringe Fläche hat, eine viel zu geringe Windausbeute und eine noch geringere Solarausbeute.

All das wird in dem SPON Beitrag verschwiegen.

Aber wie sieht die Zukunft aus?


Die Energiewende soll ja die gesamte Stromerzeugung auf Erneuerbare (im Wesentlichen Wind und Sonne) umstellen und schlussendlich, wie im Klimaschutzplan 2050 geplant, die gesamte Energieversorgung Deutschlands.

Hierzu wird dem Leser empfohlen, sich diese Power Point Präsentationen hier hier und hier anzuschauen, die eine gnadenlose Abrechnung mit den Mythen der deutschen Energiewende aus Sicht eines norwegischen Energieexperten darstellen.

Oddvar Lundseng kommt, ähnlich wie Hans – Werner Sinn hier zum Ergebnis, dass sämtliche angebliche Lösungsmöglichkeiten für die instabile und unzuverlässige Stromerzeugung in erneuerbaren Anlagen, wie Pumpspeicherwerke, Batterien zur Stromspeicherung im industriellen Maßstab, Speicherung in Elektroautos, Methanisierung, Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse etc. entweder großtechnisch nicht machbar oder so aberwitzig teuer sind, dass sie in keiner Weise auch nur halbwegs realistische Wege darstellen, um das Strom - Speicherproblem zu lösen und die gesamte Stromerzeugung in Deutschland auf Erneuerbare umzustellen, von der Umstellung der gesamten Energieversorgung einmal ganz zu schweigen.

Was Deutschland hier macht und machen will, ist einfach nur der reine Irrsinn.

Dieser Irrsinn hat aber Methode. Er wird von solchen Beiträgen wie dem hier zitierten gezielt, bewußt, oder schlimmer noch unwissend, verschleiert. Analyse und Information wird durch Indoktrination, Meinungsmanipulation und Propaganda ersetzt.

Man weiß nicht, was schlimmer ist: Täuschen die Autoren dieser Beiträge, wie dem hier zitierten bewußt, oder glauben sie wirklich daran was sie schreiben? Wobei man diese Frage nicht nur den Autoren stellen muss, sondern den Grünen allgemein, denn was hier geschrieben wurde, sind ja zentrale Glaubensinhalte der Grünen Ideologie.

Als Zyniker würde man hoffen, dass diese Leute bewußt die Unwahrheit sagen, denn, wie sich im täglichen Leben oftmals zeigt, um politische Ziele zu erreichen muss man die Öffentlichkeit belügen.

Es beschleicht einen aber das Gefühl, dass die Grünen und die mit ihnen verbündeten Mainstream Medien wirklich glauben, was sie da von sich geben und dasss diejenigen, die es besser wissen, nämlich die Experten in Industrie und Wirtschaft, sich unter dem öffentlichen Meinungsdruck der politischen Korrektness wegducken und nichts mehr sagen.

Die Grünen und deren Glaubensinhalte erfahren aber immer stärkeren Zulauf. Wollen die Deutschen sich den Grünen Illusionen hingeben?

Sieht fast so aus.