COP27 in Sharm el-Sheikh: Bewertung der Ergebnisse

21. November 2022

Am Sonnabend, den 19. November 2022 ging im ägyptischen Badeort Sharm el - Sheikh die diesjährige UN Klimakonferenz Conference of the Parties (COP27) zu Ende.

Dem üblichen Skript folgend konnte bis zum offiziellen Ende der Konferenz, Freitag Abend, den 18. November 2022 keine Einigung über das Abschlussdokument erzielt werden, so dass die Konferenz bis zum Sonnabend verlängert wurde.

Das Abschlussdokument kann hier eingesehen werden.

Der medialen Darstellung zufolge lagen Frustration und Erleichterung über die Ergebnisse der Konferenz dicht beieinander.

Als Durchbruch wurde die Einrichtung eines Fonds für sog. Loss and Damages gefeiert, mit dem die ärmsten Länder für Schäden und Verluste durch den Klimawandel entschädigt werden sollen.

Einzelheiten, nämlich wer anspruchsberechtigt ist, wer genau diesen Fonds finanzieren soll und wie hoch die zur Verfügung gestellten Mittel sein sollen, wurden auf die kommenden UN Klimakonferenzen verschoben.

Zentraler Gegenstand von COP27 war die Umsetzung der Beschlüsse des vorangegangen Klimagipfels COP26 im schottischen Glasgow 2021, weswegen das Abschlussdokument als Implementation (Umsetzungs-) Plan bezeichnet wurde.

Folgende Punkte sind heraushebenswert:

- Bestätigung des 1,5° Zieles (Reiterates that the impacts of climate change will be much lower
at the temperature increase of 1.5 °C compared with 2 °C7 and resolves to pursue further efforts to limit the temperature increase to 1.5 °C;)

- Sofortiger Übergang zu emissionsarmen Energietechnologien erforderlich (Emphasizes the urgent need for immediate, deep, rapid and sustained reductions in global greenhouse gas emissions by Parties across all applicable sectors, including through increase in low-emission and renewable energy, just energy transition partnerships and other cooperative actions;)

- Zur Erreichung des 1,5° Zieles ist eine drastische Reduzierung der weltweiten Klimagas – Emissionen um 43% bis 2030 im Vergleich zu 2019 erforderlich (Recognizes that limiting global warming to 1.5 °C requires rapid, deep and sustained reductions in global greenhouse gas emissions of 43 per cent by 2030 relative to the 2019 level;)

- Erstmalige Einrichtung eines Fonds für Loss and Damages durch den Kliawandel hervorgerufen (Welcomes the consideration, for the first time, of matters relating to funding arrangements responding to loss and damage associated with the adverse effects of climate change, including a focus on addressing loss and damage, under the Conference of the Parties and the Conference of the Parties serving as the meeting of the Parties to the Paris Agreement and also welcomes the adoption of decisions -/CP.2712 and -/CMA.4,13 on matters relating to funding arrangements responding to loss and damage associated with the adverse effects of climate change;)

- Extrem hoher Finanzierungsbedarf erforderlich für Net – Zero bis 2050 (Highlights that about USD 4 trillion per year needs to be invested in renewable energy up until 2030 to be able to reach net zero emissions by 2050 and that, furthermore, a global transformation to a low-carbon economy is expected to require investment of at least USD 4–6 trillion per year;)

- Extrem hoher Finanzierungbdarf der Entwicklungsländer für den Übergang zu einer Low – Carbon Economy (Emphasizes that accelerated financial support for developing countries from developed countries and other sources is critical to enhancing mitigation action and addressing inequities in access to finance, including its costs, terms and conditions, and economic vulnerability to climate change for developing countries and that scaled-up public grants for mitigation and adaptation for vulnerable regions, in particular sub-Saharan Africa, would be cost-effective and have high social returns in terms of access to basic energy;)

- Um dies zu erreichen, ist eine Transformation des Weltfinanzsystems erforderlich (Also highlights that delivering such funding will require a transformation of the financial system and its structures and processes, engaging governments, central banks, commercial banks, institutional investors and other financial actors;)

Kommentierung und Bewertung der Ergebnisse:

1. Festhalten am 1,5° Ziel. Die Formulierung “and resolves to pursue further efforts to limit the temperature increase to 1,5° spiegelt die Formulierung des Pariser Klimaabkommens wider, “sich zu bemühen”, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5° zu begrenzen, aber keine rechtlich bindende Verpflichtung, wie oftmals in der klimapolitischen Debatte behauptet wird, so auch vom BVerfG in seinem Klima – Beschluss vom April 2021.
Wie bereits hier genauer erläutert, ist das 1,5° Ziel allerdings ohnehin nicht mehr erreichbar, wenn man, wie das IPCC, davon ausgeht, dass der bislang eingetretene Temperaturanstieg seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollständig auf den Klimagasanstieg zurückzuführen ist und wenn man ferner berücksichtigt, dass das Klimasystem mehrere Jahrzehnte braucht, um sich dem aktuellen Treibhausgehalt in der Atmosphäre anzupassen. Offensichtlich ist die Kommunikation zwischen IPCC und der UN etwas gestört.

2. Das gilt auch für die Forderung, zur Einhaltung des 1,5° Zieles müssten die weltweiten Emissionen bis 2030 um 43% gegenüber 2019 reduziert werden. Wer solche unrealistischen Forderungen erhebt, wie bereits auf COP26 in Glasgow, setzt sich der Gefahr aus, nicht Ernst genommen zu werden, wie bereits im genannten Link dargelegt und Anfang 2022 durch einen der weltweit führenden Energieexperten, Vaclav Smil, bestätigt.
Derartige unerfüllbare Forderungen zeugen von einem zunehmenden Realitätsverlust der UN Klimakonferenzen.

3. Der zentrale Punkt von COP27 ist die Einrichtung eines Fonds für Loss and Damages (Klimaschäden) in den ärmsten Ländern der Dritten Welt.

Hierbei gibt es eine Reihe von Problemen, abgesehen davon, wer anspruchsberechtigt sein und wer wieviel in diesen Fonds einzahlen soll.

Etwas Ähnliches wurde bereits schon einmal 2009 auf COP15 beschlossen, als man einen Green Climate Fund (GCF) ins Leben rief, in den die Industrieländer jährlich ansteigend von 30 Mrd in 2012 bis 2020 jährlich 100 Mrd. USD einzahlen sollten. Diese Mittel sollten den Entwicklungsländern dabei helfen, sich an den Klimawandel anzupassen, bzw Emissionsminderungsmassnahmen zu ergreifen.

Diese Beträge sind natürlich niemals auch nur im entferntesten zusammengekommen.

Wenn jetzt von den Industriestaaten verlangt wird, nicht nur für Loss and Damages, sondern für den Übergang der Entwicklungsländer zu einer Low Carbon Economy unvostellbare Fantastilliarden zur Verfügung zu stellen (weltweit wird hier über 4 – 6 Billionen USD pro Jahr gesprochen), dann fragt man sich ein weiteres Mal, wie weit der Realitätsverlust der UN Klimabürokratie, der beteiligten Regierungsvertreter und der versammelten NGOs in Sharm el – Sheik eigentlich gediehen ist.

(Bei Loss and Damages wurden von einzelnen Ländern sogar absurde Zahlen von 800 Mrd USD pro Jahr genannt, was nur die Einschätzung untermauert, dass diese Konferenzen jeglichen Bezug zur Realität verloren haben und eigentlich nicht mehr Ernst genommen werden können, wie bereits COP26).

Bei Loss and Damages taucht grundsätzlich die Frage auf, wie man dies denn definieren will. Es geht ja im Grunde darum, herauszufinden, wie groß der Anteil des Klimawandels (präziser formuliert: der Anteil von Treibhausgasemissionen) an Extremwetterereignissen generell und in den besonders gefährdeten Ländern der Dritten Welt eigentlich ist.

Denn Extremwetterereignisse sind natürlich schon immer aufgetreten, lange bevor der Mensch Treibhausgase emittiert hat.
Die Frage wäre also, haben Extremwetterereignisse im Zuge steigender Treibhausgasemissionen zugenommen und wie quantifiziert man ihren Beitrag dazu und ferner, wie hoch ist der Anteil der Emissionen der Industrieländer hieran, denn sie sollen es ja sein, die zur Kasse gebeten werden.

Hier gibt es zunächst ein überraschendes Ergebnis, das wir hier bereits häufiger präsentiert haben: Weltweit haben Extremwetterereignisse in den vergangenen Jahrzehnten generell überhaupt nicht zugenommen. In diesem Link werden die Trends einer Reihe von Extremwetterparametern gezeigt, wie Dürren, tropische Wirbelstürme, Waldbrände etc. (s. dazu auch hier hier).
Wenn diese Ereignisse gar nicht häufiger geworden sind, wie kann man dann Schadensersatz verlangen, wenn gar kein Schaden durch Klimagasemissionen entstanden ist?
Weswegen es dann auch nicht möglich ist, die Industrieländer, die gegenwärtig ohnehin nur für etwa ein Drittel (Tabelle S. 12, ganz unten) der weltweiten Emissionen verantwortlich sind, für derartige Schäden verantwortlich zu machen und zur Kasse zu bitten?

Aber um solche Feinheiten geht es der UN Klimabürokratie, den der grünen Ideologie anhängenden Regierungsvertreter und vor allem den medial tonangebenden sog. NGOs natürlich nicht. Was zählt, ist der Glaube und die ideologische Überzeugung, dass wir Schuld haben und uns von unseren Sünden freikaufen müssen. Dem widersprechende Fakten müssen konsequent ignoriert werden.

Deswegen wird die ganze Loss and Damage Diskussion absehbar darauf hinauslaufen, dass künftig jedes einzelne Extremwetterereignis dem Klimawandel, der Klimakrise, dem Treibhausgasanstieg in der Atmosphäre, wie auch immer, angelastet wird und entsprechende Forderungen nach Schadensersatz an die Industrieländer gerichtet werden.

Dem wird die de-facto grüne Bundesregierung mit Freude und Begeisterung nachkommen, wenn man sieht, wie sich deren Vertreter, insbesondere Annalena Baerbock und ihre Greenpeace Adlatin, Jennifer Morgan, auf der Konferenz geriert haben.

Die Europäische Union wird dem nicht allzuweit hinterherhinken, man kann durchaus erwarten, dass entsprechende Massnahmen mit großer Mehrheit vom Europaparlament durchgewunken werden, so wie bislang immer bei umwelt- und klimapolitischen Vorhaben. Wenn überhaupt, werden entsprechende gesetzgeberische Initiativen der Kommission noch mal richtig nachverschärft.

Nicht ganz so gut wird es in den USA laufen, wo die Republikaner, die gerade die Mehrheit, wenn auch knapp, im Kongress errungen haben, derartige Zahlungsansprüche mit Sicherheit zurückweisen werden. China und Russland werden natürlich auch nichts dazu beitragen.

Vielleicht werden Japan, Australien und Kanada ihr Scherflein dazu beisteuern.

Im wesentlichen stehen aber die Europäer allein auf weiter Flur, wenn es darum geht, den Loss und Damage Fonds zu füllen.

Gut gemacht, Annalena und Jennifer!

Absolut schockierend sind die Zahlen, die für den “erforderlichen” Umbau der weltweiten Energieversorgung auf Erneuerbare Energien genannt werden.

Sie bewegen sich zwischen “mindestens” 4 und 6 Billionen USD oder EUR, wie auch immer, PRO JAHR in den kommenden Jahrzehnten. Um das zu erreichen, müsse das weltweite Finanzsystem grundlegend umgebaut ("transformiert") werden.

Und wir dachten schon, der Umbau der Energieversorgung würde nichts kosten, da, wie ja jeder weiß, die erneuerbaren Energien schon heute konkurrenzlos billig sind, billiger als die fossilen, so steht´s ja auch im Wahlprogramm der Grünen von 2021.

Aber wenn sie konkurrenzlos billig sind, wieso brauchen sie dann noch Subventionen? Und weswegen kostet dann der Umbau des weltweiten Energiesystems pro Jahr mindestens 4 – 6 Billionen USD oder EUR? Und wieso muss hierfür das Weltfinanzsystem umgebaut werden? Und in welcher Art und Weise?

Dass da irgendwas nicht zusammenpasst, muss wohl jedem auffallen.

Natürlich sind Erneuerbare nicht konkurrenzlos billig, sonst würden sie keine Subventionen brauchen. In Deutschland etwa 30 Mrd EUR pro Jahr in den letzten Jahren – Tendenz eher steigend mit zunehmenden Ausbau der Erneuerbaren in den nächsten Jahren.

Daran ändert auch nichts die gegenwärtige Hochpreissituation für Strom und fossile Energieträger, in der Erneuerbare in der Tat günstiger Strom produzieren, als fossile Energieträger - aber trotzdem subventioniert werden.

Die Preise für Rohöl , Kohle und Erdgas auf den Rohstoffmärkten sind jedoch in den letzten Monaten allen anderslautenden Vorhersagen zum Trotz regelrecht kollabiert, auch wenn dies noch nicht bei den Endabnehmerpreisen angekommen ist.

Zusammenfassend sind die Beschlüsse von COP27 in einem ähnlichen Fantasialand angesiedelt, wie die Beschlüsse von COP26.
Die UN Klimakonferenzen haben jeden Kontakt zur Realität verloren. Sie gefallen sich als Bühne zur Selbstdarstellung klimaextremistischer Positionen der UN Klimabürokratie, grüner Regierungsdelegationen und der ubiquitären NGOs, die Druck auf die veröffentlichte Meinung ausüben.

Für die Entwicklungsländer bieten sie eine Bühne, um extremistische Forderungen an die Industrieländer zu stellen. Frei nach dem Motto: Wir machen alles, was ihr wollt (erneuerbare Energien statt fossile), solange ihr es uns bezahlt.

Der Grundtenor dieser Konferenzen scheint inzwischen zu lauten: Wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden, stellen wir noch extremere, noch unerfüllbarere, wie COP26 und COP27 eindrucksvoll demonstrieren.