Energiewende – der teure Irrtum?



30. Januar 2013


……war das Thema einer Sendung auf Phoenix am 28. Januar 2013. Korrekt wäre es gewesen, das Thema der Sendung nicht mit einem Fragezeichen, sondern mit einem Ausrufungszeichen zu versehen. Aber soweit sind wir noch nicht im öffentlichen und medialen Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland. Von Claudia Kemfert vom DIW, einer der überzeugtesten Verfechterinnen der "Energiewende", war kaum was anderes zu erwarten, von Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft eher schon.

Vielleicht hätte man aber Hans Werner Sinn vom Münchener IfO Institut oder Manuel Frondel vom RWI in Essen als Gast einladen sollen, um eine etwas realistischere Einschätzung zur "Energiewende" zu bekommen.
So war das Ergebnis der Sendung schon nach den einführenden Worten des Moderators vorbestimmt, der meinte, wir wären uns doch alle einig darin, dass wir die "Energiewende" brauchen.

Nein, wir brauchen sie nicht.

Deutschland steht international ziemlich allein mit seiner Meinung, wir bräuchten eine Energiewende. Andernorts hat man völlig andere Konsequenzen aus dem Atomdesaster von Fukushima gezogen.

Das Thema "Energiewende" wurde hier auf Climatetruth.com schon so oft durchgekaut, dass es eher müßig ist, alle – oder auch nur einen Teil - der Argumente noch einmal aufzulisten.

Aber sei´s drum:

• Die "Energiewende" hat zwei Hauptmotivationen: 1. Kurzfristig bis 2022 der beschleunigte Ausstieg aus der Kernenergie und der Ersatz der abgeschalteten Stromerzeugungskapazität und 2. Längerfristig der Ausstieg aus der fossilen Energienutzung zur Abwehr der Klimakatastrophe (100% Erneuerbare in der Stromerzeugung bis 2050)

• Finanziert werden soll diese "Energiewende" nach dem aktuellen Stand der Dinge aus dem EEG

• Grundsätzlich sind die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen der Umsetzung der „Energiewende“ ungeklärt; die Energiewirtschaft ist in Deutschland privatwirtschaftlich organisiert; die Vorgaben der „Energiewende“ laufen auf eine staatliche Lenkung der Energieerzeugung und der Energiewirtschaft hinaus

• Erneuerbare Energien sind nicht in der Lage, wegen ihrer intermittierenden Erzeugung Grundlaststrom zu erzeugen. Sie ersetzen kein einziges konventionelles Kraftwerk, weil bei Windflaute und fehlendem Sonnenschein (nachts!! Und im Winter November - Februar) auf konventionelle Kapazität zurückgegriffen werden muss. Vergleiche mit der installierten Leistung Erneuerbarer mit der installierten Leistung konventioneller Kraftwerke sind irreführend, da die konventionelle Kapazität jederzeit bedarfsgerecht verfügbar ist, die erneuerbare nicht (im Durchschnitt nur zu etwa 20% der Zeit, und oftmals überhaupt nicht)

• Vergleiche mit der gesamten Stromerzeugung aus Erneuerbaren mit der konventionellen Erzeugung sind ebenfalls irreführend, da hieraus nicht hervorgeht, wie viel des aus Erneuerbaren erzeugten Stroms zur Bedarfsdeckung verwendet wurde, und wie viel am Bedarf vorbei produziert wurde, und im Extremfall verschenkt werden musste, da es eine Abnahmeverpflichtung für Strom aus Erneuerbaren gibt, egal ob Bedarf besteht, oder nicht

• Strom kann man nicht speichern, sondern es wird immer nur soviel konventioneller Strom erzeugt, wie gerade benötigt wird. Speicherkapazität im großtechnischen Maßstab gibt es nicht und ist derzeit für die kommenden Jahrzehnte auch nicht absehbar

• Durch das deutsche System der Förderung Erneuerbarer wird keine einzige Tonne CO2 eingespart, da die Emissionen aus der fossilen Stromerzeugung europaweit durch das europäische Emissionshandelssystem EU-ETS gedeckelt sind.
Jede KWh, die aus Erneuerbaren in das deutsche Stromnetz eingespeist wird, kann zwar die Emissionen aus deutschen fossilen Kraftwerken senken, wodurch der Bedarf an Emissionsrechten in Deutschland sinkt, die überschüssigen Rechte können dann weiter veräußert werden und anderen Emittenten gestatten, ihre CO2 Emissionsvorgaben einzuhalten.
In der Summe bleiben die Emissionen in Europa dann gleich, das deutsche System der Förderung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren hat sein Ziel verfehlt, CO2 Emissionen zu senken (s. hierzu auch Sinn, Das grüne Paradoxon)

• Zudem ist im EU – ETS ohnehin eine CO2 Minderung von ca. 70% bis 2050 angelegt, eine deutsche Zielvorgabe, Gleiches durch das bestehende System der Förderung nach EEG parallel dazu zu erreichen, wäre extrem teuer, würde aber aus den vorab genannten Gründen kein CO2 zusätzlich reduzieren

• Die vorgebliche Notwendigkeit, die CO2 Emissionen bis 2050 drastisch (80 – 100%) zu reduzieren, basiert auf der politischen Zielvorgabe, die globale Erwärmung auf 2°C in den nächsten 100 Jahren zu begrenzen. Klimamodelle rechnen mit Erwärmungsraten von 3, 4 oder sogar 5°C, wenn die weltweiten Emissionen weiter ansteigen, wie bisher.
Die beobachteten Erwärmungstrends der vergangenen Jahrzehnte von ca. 0,14 – 0,18 °C pro Jahrzehnt liefern jedoch keinen Hinweis darauf, dass die modellierten Erwärmungsraten 0,3 – 0,5°C pro Jahrzehnt realistisch sind.
In den vergangen 15 Jahren ist die Erwärmung überdies zum Erliegen gekommen. Eine rasche Zunahme der Erwärmungsraten in den kommenden Jahrzehnten ist wenig wahrscheinlich, da die Klimaerwärmung mit dem Logarithmus der CO2 Konzentration voranschreitet, also weniger als linear. Deswegen erscheinen Befürchtungen, das Klima könnte sich um mehr als 2°C in den nächsten 100 Jahren erwärmen unbegründet

• Ursache des für die kommenden Jahrzehnte projizierten Temperaturanstiegs sind nicht die gegenwärtigen Emissionen, sondern die in den kommenden Jahrzehnten erwarteten erheblich höheren Emissionen.
Die Emissionszuwächse werden aber durch das rasche Wirtschaftswachstum in den Entwicklungs- und Schwellenländern erwartet und nicht in den heutigen Industrieländern.
Selbst eine 100%ige CO2 – Emissionsminderung in den 27 Staaten der EU würde die weltweite Erwärmung bis 2100 nur um etwa 0,1 – 0,2°C mindern, ein Betrag, der unterhalb der natürlichen Schwankungsbreite der globalen Mitteltemperatur liegt

• Vor diesem Hintergrund werden Forderungen, in Deutschland eine „Energiewende“ durchführen zu müssen, um die Klimakatastrophe abzuwehren ad absurdum geführt. Die Auswirkungen auf das Klima werden sich mindestens eine Größenordnung unterhalb der Nachweisgrenze bewegen

• Deswegen kann man keinen irgendwie gearteten Nutzeffekt einer „Energiewende“ auf das globale Klima unterstellen

• Hinter der vermeintlichen Notwendigkeit, eine "Energiewende" durchführen zu müssen, stehen auch massive wirtschaftliche Interessen:
Nämlich die Interessen derjenigen Wirtschaftsakteure, die von den Einspeisevergütungen nach EEG profitieren. Es hat fast den Anschein, als ob diese Interessen, neben den ideologisch motivierten, die Hauptantriebskraft hinter der „Energiewende“ darstellen.
Diese Kräfte setzen sich für einen raschen Ausbau der Erneuerbaren ein, um in den Genuss der Einspeisevergütungen zu kommen, können dies aber vor dem Hintergrund der öffentlichen Debatte mit dem Argument des „Klimaschutzes“ verbrämen. Aus der Perspektive dieser Kräfte drängt die Zeit zum Handeln, da sich das politische Umfeld für die unbegrenzte Förderung Erneuerbarer verschlechtert.

• Das bestehende System der Förderung Erneuerbarer nach dem EEG schafft soziale Ungerechtigkeiten, da wirtschaftlich besser Gestellte in den Genuss der Einspeisevergütungen kommen, während der Durchschnittsbürger hierfür mit seiner Stromrechnung die Zeche bezahlt. Dieses System ist ein Umverteilungsmodell von unten nach oben