Temperaturtrend – Chaos geht in die nächste Runde

7. März 2016

Im vergangenen Jahr gab es auf dem Forschungsgebiet der klimastatistischen Analyse von Temperaturtrends zwei Überraschungen :

Zum einen haben Korrekturen an den Satellitendaten der UAH Gruppe an der University of Alabama in Huntsville im Mai 2015 ergeben, dass die bislang errechneten Temperaturtrends zu hoch waren und nach der Korrektur zwischen 1979 und 2014 nicht 0,14°C pro Jahrzehnt betragen, sondern nur 0,11°C. Sie sind damit aber immer noch höher als die von der Forschergruppe RSS bestimmten Trends von ca 0,08°C pro Jahrzehnt.

Zum anderen kam kurz darauf eine Forschergruppe um Thomas Karl zum Ergebnis, dass die Erwärmungspause der letzten 15 – 20 Jahre ein Datenartefakt sei, das verschwindet, wenn man die Meeresoberflächentemperaturen korrigiert. Die Erwärmungspause sei also nicht real.

Beide Arbeiten haben eine Endlosdebatte ausgelöst, wobei die besonders pikante Frage war, wieso denn jetzt die Satelliten keine Erwärmung und die Meeresoberflächentemperaturen doch eine Erwärmung zeigen sollen.

Offensichtlich ist die Science nicht settled („the science is settled“, wie oftmals behauptet wird).

In letzter Zeit sind zur Erwärmungspause weitere Arbeiten veröffentlicht worden, von denen eine erneut Fragen zu den Satellitendaten aufwirft.

Die Satellitenforschergruppe RSS hat ihre Daten überarbeitet und korrigiert, mit dem Ergebnis, dass der Erwärmungstrend seit 1979 von 0,08°C pro Jahrzehnt auf 0,125°C pro Jahrzehnt angehoben wurde. Damit ist der RSS Trend jetzt höher als der UAH Trend. Hier findet sich eine umfassendere Diskussion dazu. Die UAH Gruppe meint, die Korrekturen der RSS Gruppe seien nicht korrekt. Da es in der Welt der Satellitendaten nur diese beiden Gruppen gibt, die von der Sache etwas verstehen, können Aussenstehende kaum entscheiden, wer Recht hat.

Wenige Tage zuvor wurde in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ eine Arbeit veröffentlicht, in der die Auffassung vertreten wird, die Erwärmungspause der letzten 15 – 20 Jahre sei real, oder zumindest die Abschwächung des Erwärmungstrends.
Gewicht bekommt die neue Arbeit durch das Autorenkollektiv, das u. a. aus mehreren bekannten „Klimaalarmisten“, wie Michael Mann und Ben Santer besteht. Den Autoren zufolge betrug der globale Erwärmungstrend zwischen 1972 und 2001 0,17°C und zwischen 2000 und 2014 0,11°C, also immerhin noch positiv seit 2000 und demnach keine Erwärmungspause, aber ein global warming slow – down.

Was bleibt unterm Strich für die Klimadebatte stehen?



1. Die Bestimmung von globalen Mitteltemperaturen und Trends ist mit größeren Unsicherheiten behaftet, als man noch vor wenigen Jahren glaubte

2. Korrekturen haben in einigen Meßsystemen zu einer Aufwärts- und in anderen zu einer Abwärtskorrektur von globalen Temperaturtrends geführt

3. Egal, nach welchen Kriterien korrigiert wurde und welches Meßsystem man betrachtet, der Temperaturtrend der vergangenen 4 – 5 Jahrzehnte variiert etwa zwischen 0,11 – 0,15 °C pro Jahrzent.

4. Alle gemessenen Temperaturtrends befinden sich am unteren Ende des von Klimamodellen errechneten Schwankungsbereiches einer Erwärmung durch Treibhausgase

5. Es gibt keine Klimatrends, die die Theorie untermauern, die globale Mitteltemperatur würde bei Fortschreibung der weltweiten Treibhausgas – Emissionstrends in 100 Jahren um mehr als 1,5°C (0,15 °C pro Jahrzehnt) steigen

6. Die klimapolitische Forderung, die weltweiten Treibhausgas – Emissionen müssten in den kommenden Jahrzehnten um 50 – 100% reduziert werden, um eine globale Erwärmung von mehr als 2°C zu verhindern, entbehrt einer mit den Klimabeobachtungen in Einklang stehenden Grundlage