Neoliberalismus und Klimawandel26. März 2024Aus klimawissenschaftlicher und klimapolitischer Perspektive ist es immer wichtig, über die Denke der Klimaalarmisten und Ökosozialisten auf dem Laufenden zu bleiben. Besonders dann, wenn der links – grüne Mainstream völlig andere Auffassungen vertritt als man selbst. Täte man das nicht, wäre man, wie die Klimaalarmisten, in einer Echokammer festgelegter Meinungen und Dogmen gefangen. Deswegen ist es immer wieder erfrischend, klimaalarmistische Beiträge im Quasi – Zentralorgan des Klimaalarmismus, dem Spiegel zu lesen. Der Spiegel nimmt dabei keine Sonderstellung in den Medien ein, sondern ist nur ein typischer Vertreter der links – grünen Medienlandschaft. Besonders lesenswert sind dabei oft die Beiträge von Christian Stöcker, die wir in der Vergangenheit bereits mehrmals genauer betrachtet haben, und von Susanne Götze. Kürzlich hat Susanne Götze einen Beitrag über eine Veranstaltung der Friedrich von Hayek Stiftung und die Rolle des Neoliberalismus in der Klimapolitik veröffentlicht, leider paywalled. Götze leitet ihren Artikel mit den Worten ein: Diese Woche feierten Neoliberale in Berlin ihr Wirtschaftsidol. Sie sehen ihre Freiheit bedroht und wittern hinter der ökologischen Transformation ein sozialistisches Projekt. Ein Ausflug in eine seltsame Parallelwelt. Womit der Tenor ihres Beitrages gesetzt ist. Friedrich von Hayek war der berühmteste Vordenker des Neoliberalismus und eines seiner bekanntesten Werke ist das Buch “Der Weg zur Knechtschaft”. Der Neoliberalismus setzt sich für einen schlanken Staat und die Stärkung der Marktkräfte ein. Seine prominentesten Verfechter waren in den letzten Jahrzehnten der frühere amerikanische Präsident Ronald Reagan und die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher. In Deutschland hat sich die Politik Helmut Kohls an den Neoliberalismus angelehnt, allerdings nicht so stark wie Reagan oder Thatcher. Der Neoliberalismus ist besonders durch die Weltfinanzkrise 2007 – 2008 in Miskredit geraten, als sich zeigte, dass die entfesselten und schwach oder unregulierten Märkte das Weltwirtschaftssystem an den Rand ds Zusammenbruchs getrieben haben. Nur das beherzte Eingreifen des von allen Neoliberalen verhassten Staates – und vor allem der Notenbanken weltweit – hat verhindert, dass sich die Weltfinanzkrise zu einer Weltwirtschaftskrise ausgeweitet hat. Der Aufstieg des Neoliberalismus seinerzeit ist auch eine Folge des Zusammenbruchs des kommunistischen Ostblocks Ende der 1980er und Beginn der 1990er Jahre. Der Zusammenbruch des Sozialismus wurde als großer Sieg des kapitalistischen Wirtschaftssystems gefeiert und gab dem entfesselten Kapitalismus praktisch eine Carte Blanche, der dann aber 2007 – 2008 im Desaster endete. Auszüge aus Susanne Götzes Artikel über das Treffen der Hayek StiftungDer Weg zur Knechtschaft ist für Hayek, in den Worten von Götze “ein übergriffiger Staat, der die individuellen und unternehmerischen Freiheiten stark einschränkt und die Gesellschaft in die Abwärtsspirale, zuerst in die Planwirtschaft und schließlich in die Diktatur führt”. Dies sei der Weg, der den Hayekanern zufolge mit der Klimapolitik in Deutschland und in der EU beschritten werde. In den Worten von Götze: “Aus ihrer Sicht ist der Zustand Deutschlands und der EU beklagenswert: Die unternehmerische Freiheit werde immer mehr in Bürokratie und staatlicher Kontrolle ertränkt. Grüne und linke Parteien und Bewegungen hätten die Deutungshoheit übernommen und trieben unter dem Deckmantel des Klimaschutzes die langsame Zersetzung der Freiheit – und damit auch der Demokratie voran”. Wie Götze dann kritisch vermerkt, werden in einer ausschließlich männlich besetzten Diskussionsrunde Meinungen geäußert wie: “…die Begrenzung der Jahresmengen an Treibhausgasen (wird) mit der Lebensmittelrationierung nach dem Zweiten Weltkrieg verglichen: “Da sind wir nun wieder” und: “Der Jurist und ehemalige Verfassungsrichter Udo Di Fabio erinnerte daran, dass ökologische Transformation möglicherweise einen marxistischen Ursprung habe, »das solle man sich mal überlegen.« Dieser "linke Mainstream« sei eine Sackgasse und überhaupt stehe die Freiheit über allem, dann erst komme der Klimaschutz”. Das sind natürlich schlimme Auffassungen, die nur “rechts” oder sogar “rechtsextrem” sein können und am besten vom Verfassungschutz gleich als “Delegitimation” des Staates verfolgt werden sollten. Aber es kommt noch schlimmer: “Besonders erzürnt zeigt sich Di Fabio gegenüber der Entscheidung seines ehemaligen Arbeitgebers: Das Bundesverfassungsgericht interpretierte den Freiheitsbegriff in einem wegweisendem Urteil von 2021 nämlich ganz anders. "Würden in der Gegenwart zu wenig Treibhausgase eingespart, könnte das kommende Generationen in ihren Freiheitsrechten verletzen. Denn sie müssten die Folgen des Klimawandels ertragen”. Und weiter: “Kurz: Klimaschutz untergräbt in seinen Augen – und wohl auch in jenen von vielen der anwesenden Herren – die Demokratie, und auf das Wohl kommender Generationen zu verweisen, sei quasi Sozialismus”. Aber es gab in der Runde der Bösewichte auch noch einen Guten: Ottmar Edenhofer, Klimaökonom vom PIK, dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Edenhofer: "Aber Herr Di Fabio, wir haben nur ein begrenztes Budget von Treibhausgasen, die noch in die Atmosphäre ausgestoßen werden können, widersprach er". Damit das funktioniert "muss jedoch der Staat flankierend eingreifen und den Markt regeln”. Und schliesslich: “In den rund vier Stunden wurde eines besonders deutlich: Die freiheitlichen Herren versuchen ihre ökonomischen Überzeugungen zwanghaft mit der globalen Umwelt- und Klimakrise in Einklang zu bringen. Leugnen können sie diese nicht mehr offen". Kommentare und Anmerkungen zu Susanne Götzes ArtikelVon den vielen Dingen, die man hierzu sagen könnte, sei zunächst einmal auf den vorangegangenen climatetruth Beitrag verwiesen, in dem offengelegt wird, wie das System des wissenschaftlichen Klimaalarmismus – Klimaaktivismus – medialen Klimaaktivismus – linksgerichtetem Publikum und Klimapolitik funktioniert: Nämlich als Echokammer, in der jeder genau das sagt, was der andere hören will und genau das verschwiegen wird, was keiner hören will, weil es dem gewünschten Narrativ widerspricht. So wie zB der Begriff der Klimakrise, eine reine Propagandawortschöpfung der linksgerichteten Medien, denn – obwohl sich das Klima erwärmt hat und Treibhausgase die Hauptursache sind - haben Extremwetterereignisse, die von den Medien immer wieder als “Beweis” für die “Klimakrise” zitiert werden, allgemein überhaupt nicht zugenommen. Soviel erstmal dazu. Welche Rolle spielt das BVerfG Klimaurteil vom April 2021?Das Urteil des BVerfG zur Klimapolitik ist von vielen zurecht aus einer Reihe von Gründen kritisiert worden – auch auf diesen Seiten. Und natürlich hat Udo Di Fabio recht, wenn er sagt, dieses Urteil schränke die Freiheit der Bürger ein - denn es schränkt verfassungsrechtlich garantierte Rechte der Bürger ein – oder schafft sie teilweise sogar gleich ganz ab. Das BVerfG Urteil ist in diesem Sinne verfassungsfeindlich. Es stellt einen abstrakten Klima- bzw Klimaschutzbegriff über die verfassungsrechtlich garantierten Rechte der Bürger. Und wenn jemand das Recht hat, die Verfassung zu ändern, dann ist es der Deutsche Bundestag mit Zweidrittelmehrheit, aber nicht eine Clique von durchideologisierten Richtern, die Entscheidungen auf Grundlage einer einseitigen, oder sogar demonstrabel falschen Interpretation des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes in der Klimaforschung gefällt hat. Die Berichterstatterin des BVerf ist mit einem bekannten Frankfurter Grünen verheiratet und hat dessen Position in Klimawissenschaft und – politik offenbar 1 : 1 übernommen, ohne eigene unabhängige Recherchen durchzuführen. Was ist die Grundlage der Forderung, für Deutschland stünde nur noch ein stark begrenztes CO2 Budget zur Verfügung?Das trifft nicht nur, aber insbesondere auf die Auffassung zu, Deutschland stünde nur ein begrenztes Budget an Treibhausgasemissionen zu, um das 1,5 Grad Ziel einzuhalten. Diese Auffassung zeigt zunächst einmal, dass weder das BVerfG noch Ottmar Edenhofer, der diese Auffassung ebenfalls vertritt, in der Lage zu sein scheinen, zwischen Daten, Zahlen, Fakten auf der einen Seite und Hypothesen Theorien, Computermodellen, Szenarien auf der anderen Seite zu unterscheiden. Denn das vorgeblich noch zur Verfügung stehende CO2 Budget Deutschlands ist keine harte, wissenschaftlich abgesicherte Zahl, sondern das Ergebnis einer Reihe von Annahmen, Hypothesen, Theorien und Szenarien über den Kohlenstoffkreislauf, den Anteil des in der Atmosphäre verbleibenden CO2, die Klimawirksamkeit der Klimagase und des Verlaufs der weltweiten Emissionen und des Verbleibs von Klimagasen in der Atmosphäre entlang der Zeitachse. Insbesondere war und ist die Annahme des BVerfG unzutreffend, der größte Teil des einmal emittierten CO2 würde für alle Zeiten in der Atmosphäre verbleiben. Das kann schon allein deswegen nicht sein, weil ca die Hälfte des seit der industriellen Revolution emittierten CO2 nicht mehr in der Atmosphäre vorhanden ist, sondern in verschiedenen Kompartimenten des Kohlenstoffkreislaufs, insbesondere in den Ozeanen und der terrestrischen Biosphäre, gespeichert ist. Ferner erscheint auch aktuell nur knapp die Hälfte des während eines Jahres emittierten CO2 in der Atmosphäre, der Rest wird von den Ozeanen und von der terrestrischen Biosphäre, also den Pflanzen, aufgenommen. Diese Kohlenstoffspeicher reagieren natürlich nicht auf die jeweils in einem Jahr emittierte CO2 Menge, sondern auf das gesamte in der Atmosphäre enthaltene CO2. Und wenn sie etwa die Hälfte der während eines Jahres emittierten CO2 Menge aufnehmen, würde eine Halbierung der CO2 Emissionen ausreichen, um die CO2 Konzentration in der Atmosphäre zu stabilisieren. Zudem scheint die Theorie des für Deutschland zur Verfügung stehenden CO2 Budgets davon auszugehen, dass pro Kopf der Weltbevölkerung nur eine bestimmte CO2 Menge verbleibt. Dies ist aber eine politisch – ideologische Forderung, die mit der Klimawissenschaft nichts zu tun hat, was auch Ottmar Edenhofer wissen sollte. Denn sie unterstellt, dass ein Industrieland wie Deutschland pro Kopf lediglich die gleiche Menge an CO2 emittieren darf, wie ein Entwicklungsland, wie zB die Zentralafrikanische Republik – eine absurde Forderung, die völlig an der Realität vorbei geht. Sie läuft auf die Forderung nach einem weltweiten Klimakommunismus hinaus, die eine drastische Enteignung der Industrieländer bedeuten würde. Hat die Umweltbewegung marxistische oder linksgerichtete Wurzeln?Auch in diesem Sinne ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass die Forderung nach einer “ökologischen Transformation” marxistische Hintergründe hat, wie Udo Di Fabio sagt. Schlussendliches Ziel ist nicht der Schutz des Klimas, sondern der Umbau der Gesellschaft. Denn die Umweltbewegung hat ihre Wurzeln in der linken bzw linksradikalen Bewegung der 1970er Jahre, eine Entwicklung, die den gesamten Westen erfasst hat und die ua für die USA in dem Buch “American Marxism” von Mark Levin anhand von Originalzitaten maßgeblicher Akteure detailliert nachgezeichnet wird. Dass die linke Ideologie den gesamten Mainstream erfasst habe, wie Di Fabio beklagt, ist nicht nur sein Eindruck, sondern eine Tatsache. Alle gesellschaftlich relevanten Bereiche sind von einer linksgerichteten Ideologie durchdrungen, die für sich in Anspruch nimmt, die gesellschaftliche Mitte zu repräsentieren, aber dies in keiner Weise tut: Kunst, Kultur, Wissenschaft, Medien, Parteien, Behörden, die Politik generell, schulische Bildung, die Kirchen, sogar die Wirtschaft. Die Klimaideologie ist dabei zentraler Bestandteil der linken Ideologie. Dass die Linke (und die Linksparteien in der Ampel) nicht die gesellschaftliche Mitte bilden, geht aus aktuellen Wahlumfragen hervor, bei denen SPD und Grüne weniger als 30% erhalten, die bürgerlichen bzw konservativen Parteien CDU, FDP und AfD zwischen 50 und 55%. Die AfD wird zwar von der Linken geächtet, findet aber bei knapp 20% der Wähler Zuspruch. Dass die grün – linke Ideologie die Deutungshoheit übernommen hat, wie Di Fabio meint, wird allein schon daraus ersichtlich, dass die Medien in Deutschland zu 80 – 90% links – grün sind, ihre links – grünen Narrative dogmatisch verteidigen und gegenteilige Auffassungen mit allen Mitteln ausgrenzen. Das beste Argument ist dabei immer, das alles, was nicht links -grün ist, entweder “rechts”, “rechtsradikal” oder “rechtsextrem” ist. Das würde also bedeuten, dass die 60 – 70% der Deutschen, die Umfragen zufolge mit der Politik der Ampel nicht zufrieden sind, entweder “rechts”, “rechtsradikal” oder “rechtsextrem” sind. Ob die Linke ihre Propagandabehauptungen wirklich selbst glaubt? Ist das BVerfG Argument der Generationengerechtigkeit stichhaltig?Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes wird nicht nur Freiheit und Demokratie zerstört, sondern auch die Wirtschaft und der Wohlstand der Bürger. Auch das sollte dem BVerfG bei seiner Beschlussfassung klar gewesen sein – war es aber wohl nicht, es sei denn, das BVerfG nimmt dies bewusst in Kauf. Was das dann noch mit der vorgeblichen Generationengerechtigkeit zu tun hat, wenn man Wirtschaft und Wohlstand der gegenwärtigen Generation zerstört, aber gar nicht weiß, wie man Wirtschaft und Wohlstand für nachfolgende Generationen wieder aufbaut, um vorgeblich das Klima zu retten, obwohl Deutschland allein überhaupt keine messbaren Beitrag zur Minderung der Klimaerwärmung leisten kann, also alles kaputt machen will, um nichts messbares zu erreichen, müssen einem das BVerfG, Susanne Götze und die übrigen Klimaalarmisten einem mal erklären. Hier ist die Verhältnismäßigkeit mit Sicherheit nicht gewahrt. Wobei es nicht im eigentlichen Sinne um Freiheit vs Sozialismus geht, wie die Hayekaner behaupten, sondern um Demokratie und Gewährung der von der Verfassung garantierten bürgerlichen Rechte. Denn die werden mit dem Klima - Urteil des BVerfG zumindest teilweise abgeschafft. Wieso der ökologische Totalitarismus die Demokratie unterminiert, hatten wir ua bereits hier dargelegt. Ist der Emissionshandel mit der Lebensmittelrationierung nach dem 2. Weltkrieg vergleichbar?Zum Thema “…die Begrenzung der Jahresmengen an Treibhausgasen (wird) mit der Lebensmittelrationierung nach dem Zweiten Weltkrieg verglichen”, CO2 Preis und Emissionshandel folgendes. Dieses Thema haben wir in der Vergangenheit bereits häufiger und ausgiebiger behandelt, weswegen es an dieser Stelle in möglichst kurzer Form abgehandelt werden soll. Wir verweisen auf entsprechende Links zB hier und hier. Der Vergleich des Emissionshandels mit der Lebensmittelrationierung nach dem 2. Weltkrieg ist nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern er trifft in groben Zügen sogar zu. Auch wir haben ihn zB hier gemacht. Denn, wie hier bereits erläutert, geht es sowohl bei der Lebensmittelrationierung als auch beim Emissionshandel um die Verteilung eines knappen Gutes. Die CO2 Minderung durch den Emissionshandel erfolgt nicht durch den Handel, insofern ist der Begriff Emissionshandel ein Misnomer, sondern durch die strike ordnungsrechtliche Festlegung einer Emissionsobergrenze. Der englische Begriff “cap and trade” (Obergrenze und Handel) trifft den Sachverhalt besser. Der Emissionshandel ist deswegen in erster Linie ein planwirtschaftliches Instrument der Emissionslenkung, sprich Emissionsminderung. Es legt für jedes einzelne Jahr für einen Zeitraum von 5 oder 10 Jahren im Voraus (ex ante) genau fest, wieviel CO2 eine Anlage, oder ein Wirtschaftszweig emittieren darf. Wenn das keine Planwirtschaft ist, was ist dann Planwirtschaft? In diesem Sinne sind Lebensmittelrationierung nach dem 2. Weltkrieg und Emissionshandel miteinander vergleichbar, obwohl sich manche Ökonomen gegen diesen Vergleich sträuben. Der marktwirtschaftliche Aspekt kommt dadurch ins Spiel, dass es einem Anlagebetreiber überlassen bleibt, wie er seine planwirtschaftlich vorgegebenen Emissionsobergrenzen einhalten will: Durch technische Modifikationen an seiner Anlage, durch Produktionskürzungen (wer weniger produziert, emittiert weniger CO2), oder durch Zukauf von Emissionsrechten. Der Charme des Emissionshandels (im Vergleich zu reinem Ordnungsrecht) ist, dass ein Anlagenbetreiber den für ihn kostengünstigsten Weg wählen kann , um die ordnungsrechtlich vorgegebenen Minderungsziele zu erreichen. Dh, der Emissionshandel an sich minimiert die Kosten der Zielerreichung, reduziert aber nicht die Emissionen, dies geschieht durch die ordnungsrechtliche Festlegung einer Emissionsobergrenze. Die Emissionsminderung und die Zielerreichung erfolgen auch nicht durch ein Preissignal, sondern durch die Verknappung der zugeteilten Emissionsrechte. Der Emissionshandel ist ein Mengensteuerungssystem, in dem die Emissionsmenge im Voraus (ex ante) festgelegt wurde und der Preis sich nach Angebot und Nachfrage richtet. Wenn der Preis für Emissionsrechte niedrig ist, bedeutet das nicht, wie vielfach argumentiert wird, dass der Emissionshandel nicht funktioniert, sondern, dass die Kosten der Zielerreichung niedrig sind. Denn die Emissionsminderungsziele werden auf jeden Fall erreicht, unabhängig davon, ob der Preis für Emissionsrechte hoch oder niedrig ist. Dies scheint vielen nicht klar zu sein. Bei einer CO2 Steuer ist der Preis bekannt, aber die emittierte Menge ist unbekannt. Der Vergleich mit der Lebensmittelrationierung nach dem Krieg ist auch deswegen zulässig, weil ein Tausch der Lebensmittelmarken auf den Schwarzmärkten erfolgen konnte. Wer zB zuviel Marken für Zigaretten hatte, konnte sie auf den irregulären Märkten gegen Marken für Brot oder Butter eintauschen. Auch in diesem Sinne fand ein Handel statt. Man würde dies aber nicht als “Lebensmittelhandel” bezeichnen, nur deswegen, weil man mit den Marken irregulären Handel betreiben konnte. Es ist und bleibt ein Rationierungssystem, genauso wie der Emissionshandel. Der einzige Aspekt, bei dem dieser Vergleich hinkt, ist mit anderen Aspekten der Schwarzmärkte nach dem Krieg. Denn Schwarzmarkthändler hielten unabhängig von den offiziellen Zuteilungen auf Marken Ware zurück, woher auch immer, die sie zu Schwarzmarktpreisen veräußerten. Dies ist beim Emissionshandel nicht möglich, da der Handel mit Emissionsrechten nur auf geordneten und regulierten Märkten erfolgt und auf dem Schwarzmarkt keine Emissionsrechte verfügbar sind. Ausgabe von Emissionsrechten und Monitoringsysteme für die Emission aus Anlagen sind strikt reglementiert. Wie gesagt: Das Ordnungsrecht mindert die Emissionen, der Handel minimiert die Kosten der Zielerreichung. Das ist offensichtlich vielen nicht klar, anscheinend auch vielen Grünen nicht – und den klimaaktivistischen Medien sowieso nicht. Auf alle Fälle ist es Unsinn, ein Emissionshandelssystem zur Emissionsminderung zu betreiben und darauf noch stringentes Ordnungsrecht aufzusatteln, was die Grünen beabsichtigen. In diesem Sinne haben sowohl die Kritiker am Emissionshandel recht, die das System als Rationierungssystem bezeichnen, als teilweise auch diejenigen, die es als marktwirtschaftliches Instrument bezeichnen. Es ist ein hybrides System, das zwar vorwiegend planwirtschaftliche, aber auch marktwirtschaftliche Elemente enthält. Abschließende Kommentare und BewertungSusanne Götze hat in ihrem Beitrag versucht, leicht verächtlich, die Hayekaner als eigenartige, von der Realität losgelöste Truppe darzustellen, deren Position völlig aus dem allgemein (von den Grünen) akzeptierten Narrativ herausfällt. In ihren Worten: Ausflug in eine seltsame Parallelwelt. Dabei scheint ihr nicht klar zu sein, dass das Grüne Narrativ sich von der Realität weiter entfernt hat, als die Position der Hayekaner. Das Grüne Narrativ ist eine Scheinwelt des Wunschdenkens, die Grüne Blase, in der Daten, Zahlen, Fakten durch Propagandabehauptungen ersetzt werden. Götze und die Grünen generell befinden sich tiefer in einer seltsamen Parallelwelt, als die Hayekaner. Die marktradikale Position der Hayekaner ist mit Sicherheit nicht in allen Situationen für wirtschaftspolitische Entscheidungen geeignet, wie sich zB unter Reagan gezeigt hat, der Steuersenkungen und mehr Markt durch eine massive Ausweitung der Staatsverschuldung erkauft hat, also im wesentlichen ein Turbo Keynesianer war, aber auch an der Weltfinanzkrise 2007 – 2008, in der die entfesselten, unregulierten Finanzmärkte und die Ideologie mehr Markt, mehr Privatisierung, mehr Liberalisierung krachend gescheitert sind – etwas, was die Hayekaner gern vergessen würden. Bezogen auf die Klimapolitik haben sie allerdings recht. Denn die Klimaradikalpolitik (Net – Zero bis 2050) vieler westlicher Staaten ist nicht im Rahmen unseres gegenwärtigen Wirtschaftssystems einer sozialen Marktwirtschaft möglich, sondern nur durch eine öko – sozialistische Planwirtschaft und die Einschränkung bzw Abschaffung einiger verfassungsmäßiger Bürgerrechte. Das Mittel der Wahl bei der Umsetzung dieser Klimaradikalpolitik ist dabei der Emissionshandel, der zwar als marktwirtschaftliches Instrument angepriesen wird, aber im Kern ein rigides planwirtschaftliches Instrument der Kohlenstoffrationierung ist. Die Intersektionalität zwischen grüner und linker Ideologie kann man als erwiesen ansehen, wie auch die Tatsache, dass die grüne und linke Ideologie alle relevanten gesellschaftlichen Bereiche (vor allem Kunst, Kultur, Wissenschaft, Medien und politische Führungsebene) durchdrungen hat – aber nicht die breite Masse der Bevölkerung , die eher bürgerlich – konservativ ist. Die grün – linke Politik wird an ihr vorbei und gegen sie gemacht. Die Klimaideologie wird von der Linken als Hebel benutzt, um grundlegende gesellschaftspolitische Veränderungen durchzudrücken, die anderweitig nicht durchzusetzen wären. Es geht um die Abschaffung der Industriegesellschaft und des kapitalistischen Wirtschaftssystems und die Errichtung einer sozialistischen Planwirtschaft, bei der der Staat allein entscheidet, was für die Menschen gut ist, also schlussendlich um die Abschaffung der Demokratie. Die grüne Klimaideologie ist also absolut demokratiefeindlich, Susanne Götzes Beitrag und ihre Bewertung der Hayekaner war in diesem Sinne wertvoll und aufschlussreich, weil er erneut deutlich die Denke der Linken vor Augen geführt hat, aber auch, dass es offensichtlich auf der politisch konservativen Seite Auffassungen gibt, die erheblich näher an der Realität liegen, als das überwiegend von ideologischem Wunschdenken geprägte Denken der Linken und Grünen. |
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