Rückblick auf den Sommer 2015

7. Oktober 2015

Ein etwas später Rückblick – denn der meteorologische Sommer endete am 31. August. Die Temperaturdaten der mitteleuropäischen Temperaturreihe von Franz Baur für den August 2015 standen jedoch erst Ende September zur Verfügung, weswegen sich der Rückblick auf den Sommer verzögert hat.

Der Sommer 2015 war der wärmste seit 2003, womit die hier geäußerte Erwartung eingetroffen ist. Auch die zu Anfang der Monate Juli und August geäußerte Erwartung, dass diese Monate jeweils mindestens 3° zu warm ausfallen werden, hat sich bewahrheitet.

Nicht nur das: Der Sommer 2015 war nach 2003 der zweitwärmste der gesamten Temperaturreihe seit 1761, kann also von der Temperatur her als außergewöhnlich gelten. Besonders hoch waren die Temperaturabweichung im südlichen Mitteleuropa, nämlich an den Stationen Wien und Basel der Baur´schen Temperaturreihe. In Wien wurde im Juli eine Abweichung von 4,2° und in Basel 5,0° gemessen, im August 4,4° bzw. 3,4°, für Sommermonate aussergewöhnliche Werte.

Diese extreme Hitze umfasste auch den gesamten Alpenraum inkl. den nördlichen Mittelmeerraum, weswegen dieser Sommer für die Alpengletscher sehr ungünstig war und man davon ausgehen muss, das sehr viel Gletschereis verloren gegangen ist.

Die positiven Temperaturabweichungen waren im Norden und Westen Mitteleuropas deutlich geringer; in De Bilt lagen sie im Juli und August unter 2°.
Deswegen war der Temperaturgradient über Mitteleuropa von Südost nach Nordwest gegenüber den Normalwerten deutlich verschärft, weswegen an der Grenze zwischen kühler Luft über dem Ostatlantik und der Heißluft über dem mitteleuropäischen Festland häufiger als sonst Gewittertiefs entstanden sind, die zwischendurch immer wieder für eine Niederschlagsspende sorgten, sodass der Sommer zwar etwas zu trocken ausfiel, aber insgesamt nicht als sehr trocken bezeichnet werden kann.

Erheblich zu trocken waren in einigen Regionen Deutschlands das Frühjahr und der Frühsommer, aber nicht mehr der Hochsommer.

Wie ist dieser Sommer in den durch Treibhausgase verursachten Klimawandel einzuordnen?
Treibhausgase haben sicherlich einen Beitrag zur Erwärmung geleistet, ob sie aber ursächlich für Hitzesommer in Mitteleuropa waren, ist fraglich, wie z. B. bereits hier genauer ausgeführt.

Ferner wurde hier bereits auf die meteorologischen Ursachen der diesjährigen Sommerhitze hingewiesen, nämlich eine mehrfache Wiederholung von Wetterlagen, bei denen vor einem kräftigen Tief über dem Ostatlantik Heißluft von Nordwestafrika auf dem kürzesten Landwege über Spanien und Frankreich nach Mitteleuropa geführt wurde.
Während derartiger Wetterlagen wurden auch an einigen Orten neue Temperaturrekorde in Deutschland aufgestellt, so z. B. in Kitzingen am Main und in Berlin – Dahlem am 4. Juli 2015, allerdings wurde das alte Maximum in beiden Fällen lediglich um 0,1° überschritten.

Normalerweise liegt in unseren Breiten im Sommer vor der westeuropäischen Küste ein kräftiges Hochdruckgebiet, ein Ausläufer des Azorenhochs, an dessen Nord- und Ostseite über Mitteleuropa eine West- bis Nordwestströmung vorherrscht, die uns in der Regel kühle und wechselhafte Witterung beschert, also den ganz normalen deutschen „Mistsommer“.

Wenn sich die Verteilung und Anordnung von Hoch- und Tiefdruckgebieten nun so ändert, dass anstelle einer kühlen Nordwest- bis Westströmung eine heiße Südwest- bis Südströmung nach Mitteleuropa hereinweht, wird leicht verständlich, wieso es dann erheblich wärmer ist als sonst.

Unter Klimaforschern wird diskutiert, ob Treibhausgase zu einer Änderung der Zirkulationsverhältnissse führen können.
Die Ergebnisse sind nicht schlüssig: Während einige argumentieren, durch den Treibhauseffekt käme es zu mehr sog. meridionalen Wetterlagen, also einen vestärkten Nord – Süd Austausch, wie in diesem Sommer, argumentieren andere, die übliche West – Ost Strömung werde sich verstärken, wieder andere können in ihren Modellrechnungen keine signifikante Änderung in den Zirkulationsmustern erkennen, wenn die Treibhausgaskonzentration erhöht wird.

Was man über Europa im Sommerhalbjahr beobachten kann, ist eine langfristige Zunahme der südlichen Strömungskomponente in den letzten Jahrzehnten, was schlussendlich die Ursache der beobachteten Erwärmung nicht nur der Sommer sondern auch der Sommerhalbjahre war.

Wenn die Zirkulationsmuster anders aussehen, wie z. B. im August 2014, als ein mit Kaltluft erfülltes Tief und eine verstärkte Nordwestströmung über Mitteleuropa lagen, gibt es keine heiße Witterung, sondern kühle und wechselhafte, was nochmals den entscheidenden Einfluß der atmosphärischen Zirkulation auf Witterungsanomalien in Deutschland unterstreicht.