Wie wird der kommende Winter?29. November 2024Pünktlich zum Beginn des meteorologischen Winters am 1. Dezember treten wieder eine Reihe von Experten auf den Plan, die die Winterwitterung vorhersagen wollen. So wird zB hier gesagt, dass wir den kältesten Winter seit Jahren bekommen werden, nämlich seit Beginn des Ukraine Krieges. Nun haben wir seit Beginn des Ukraine Krieges im Februar 2022 gerade mal zwei Winter erlebt, von denen der eine, 2023/2024 extrem mild und der andere, 2022/2023 ebenfalls mild war, aber eine Kälteperiode im Dezember 2022 aufwies, die diesen Monat im Vergleich zum Mittel 1991 – 2020 zu kalt ausfallen ließ, aber nicht im Vergleich zum Zeitraum 1961 – 1990. Argumentiert wird weiter, dass sich durch eine plötzliche Stratosphärenerwärmung ein Aufspalten des Polarwirbels, besonders im Spätwinter, abzeichnen würde, was erfahrungsgemäß zu Kälteperioden in Europa, aber auch im östlichen Teil der USA führen könnte. Auch wir haben uns hin und wieder mit Winterwitterungsvorhersagen beschäftigt. Dabei haben wir meist zwei simple Indikatoren verwendet, die aber eine hohe Eintreffwahrscheinlichkeit aufweisen. Der eine Indikator, den wir erst vor einigen Jahren entdeckt und verwendet haben, ist der September Temperatur Indikator für Mitteleuropa (s. die genauere Erläuterung hier und hier). Er besagt, dass, wenn die Temperaturabweichung (auf Grundlage der sog. Baur Temperaturreihe von Mitteleuropa vom Mittel 1761 – 1970) im September mehr als + 2° C beträgt, die Abweichung von der Mitteltemperatur im darauffolgenden Winter in allen Fällen positiv ist, der Winter also zu mild werden wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass zwischendurch keine kürzeren, teilweise intensive Kälteperioden auftreten können (wie zB im Februar 2012 und im Februar 2021), sondern lediglich, dass der Winter insgesamt zu mild ausfallen wird. Die Voraussetzungen für diese Regel sind seit Ende des 2. Weltkrieges 15 mal eingetreten, letztmalig 2023, und in allen Fällen war der darauffolgende Winter zu mild. Auch in diesem Jahr, 2024, ist der September in Deutschland mehr als 2°C zu warm ausgefallen. Allein auf dieser Grundlage lässt sich die Vorhersage wagen, dass der Winter 2024/2025 insgesamt zu mild ausfallen wird. Der zweite Indikator, den wir in der Vergangenheit verwendet haben, beruht auf einer Witterungsregel des Klima- und Witterungsforschers Franz Baur. Sie besagt, dass man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen insgesamt zu milden Winter erwarten kann, wenn in Norddeutschland sowohl der Zeitraum vom 1. – 10. Dezember als auch der Zeitraum vom 1. – 15. Dezember im Rahmen einer Westwetterlage um mindestens 2° C zu mild ausfällt. Nun wissen wir heute, am 29. November 2024, natürlich noch nicht, wie sich die Temperaturen bis Mitte Dezember entwickeln werden. Doch es gibt auf Grundlage der numerischen Wettervorhersagen einige Anhaltspunkte. So erwartet das amerikanische GFS Modell bis zum Ende des Vorhersagezeitraums (13. Dezember 2024) fast durchgehend positive Temperaturabweichungen , nur gelegentliche negative Abweichungen. Die Wetterlage soll bis über den 10. Dezember hinaus durch eine starke Westströmung bestimmt werden; nur gelegentlich kommt es zu kleineren Kaltluftausbrüchen, die aber erst südlich der Alpen größere Wetterwirksamkeit entwickeln. Auch dann bleibt es in Norddeutschland bei Luftzufuhr von der noch warmen Nordsee für die Jahreszeit zu mild. Zu beachten ist hierbei, dass in diesen Wetterkarten die Temperaturabweichungen auf den Zeitraum 1981 – 2010 bezogen sind, ein Zeitraum, der bereits erheblich wärmer war, als der Basiszeitraum der Baur Reihe (1761 – 1970) und dass deswegen bereits geringe positive Temperaturabweichungen 1981 – 2010 wesentlich größere positive Abweichungen bezogen auf den Zeitraum 1761 – 1970 zur Folge haben. Auch auf Grundlage des zweiten Indikators sagen wir deswegen einen insgesamt zu milden Winter 2024/2025 vorher, was aber nicht bedeuten soll, dass es keine kürzeren winterlichen Abschnitte geben kann, sondern nur, dass der Winter insgesamt zu mild wird. |
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