IEA World Energy Outlook 2025: Starker Anstieg des Energieverbrauchs und der CO2 Emissionen in den Nicht – OECD Ländern4. Dezember 2025Wir haben in der Vergangenheit häufiger dargelegt, dass das größte Energie- und CO2 Wachstum in den Nicht – OECD Ländern, den Entwicklungs- und Schwellenländern, und nicht in den OECD Ländern, den Industrieländern, auftritt. Gegenwärtig sind die Nicht – OECD Länder für etwa 71% der CO2 Emissionen, Tendenz steigend, und die OECD Länder demnach für etwa 29% verantwortlich, Tendenz fallend. Wir haben weiterhin gezeigt, dass es für das Weltklima nahezu bedeutungslos ist, um wieviel die OECD Länder ihre CO2 Emissionen in den kommenden Jahrzehnten reduzieren, da selbst das Erreichen einer Nullemission dort, aber ein weiterer Anstieg der CO2 Emissionen der Nicht – OECD Länder wie in der Vergangenheit, nur zu einer Verringerung der globalen Erwärmung führt, die in der natürlichen Schwankungsbreite des Klimas liegt, also kaum nachweisbar wäre. Selbst eine merkbare Verringerung der Emissionsanstiegsrate in den Entwicklungsländern würde wenig an diesem Befund ändern (s. zB hier ). Die Internationale Energie Agentur (IEA) hat kürzlich ihren diesjährigen World Energy Outlook 2025 veröffentlicht. Das Executive Summary ist hier einsehbar. Der vollständige Bericht umfasst mehr als 500 Seiten und kann hier gelesen werden. Eine Bewertung der wichtigsten Ergebnisse findet sich ua hier. Der IEA Energy Outlook betrachtet verschiedene denkbare energiepolitische Szenarien für den Energieverbrauch der kommenden Jahrzehnte. Die einzelnen Szenarien werden im Executive Summary aufgeführt und erläutert. Grundsätzlich ist eine Wende zu den klassischen Prämissen der Energiepolitik erkennbar, denn Sicherung und Bezahlbarkeit des Energieeinsatzes nehmen jetzt einen höheren Stellenwert ein, als noch vor wenigen Jahren. Welches sind die wichtigsten Ergebnisse?1. Fossile Energien werden länger einen wichtigen Beitrag zur Deckung des Weltenergiebedarfs leisten, als bislang angenommen. Auch nach 2030 wird jetzt mit keiner drastischen Abnahme des fossilen Anteils an der Weltenergieversorgung gerechnet. Möglicherweise ist der Höhepunkt des fossilen Anteils erst um 2050 herum zu erwarten. Der Einsatz von Erdgas soll stark ansteigen, der von Öl etwa stagnieren, der weltweite Kohleverbrauch soll nach 2030 sinken, obwohl er in einigen Regionen, wie in Süd- und Ostasien, weiter steigen soll 2. Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Energiebedarfsdeckung wird steigen - besonders derjenige der Photovoltaik in sonnenscheinreichen Regionen der Entwicklungs- und Schwellenländer -, die dominante Rolle fossiler Energien soll bis 2050 aber erhalten bleiben 3. Die größte Zunahme des Energiebedarfs wird in den Entwicklungs- und Schwellenländern außerhalb Chinas erwartet, wie zB in Indien, Indonesien und in Afrika 4. Der weltweite Stromverbrauch soll wesentlich stärker steigen, als der Energieverbrauch insgesamt 5. In den Industriestaaten und in China wird mit einem deutlichen Anstieg des Strombedarfs durch den Ausbau von Datenzentren, wie zB durch die KI, gerechnet 6. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien entstehen neue Abhängigkeiten und Vulnerabilitäten in der Versorgung mit kritischen Mineralien, die für den Ausbau erneuerbarer Energien unerlässlich sind, wie zB Seltene Erden. Die VR China nimmt hier eine marktbeherrschende Stellung ein; ebenso in der Produktion von Photovoltaikzellen und Speicherelementen, bei denen China 80 – 90% des Weltmarktes beherrscht 7. Obwohl die Kohle in vielen OECD Ländern wegen klimapolitischer Beschlüsse de fakto aus dem Energiemix entfernt wurde, wird sie in den Nicht – OECD Ländern auch künftig eine wichtige Rolle spielen, wie zB in China, Indien, Indonesien und Vietnam 8. Die Kernenergie wird künftig eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Sicherung der Energieversorgung spielen, besonders in den Entwicklungs- und Schwellenländern, wie zB China und Indien. Bis 2035 wird mit einer Zunahme der weltweiten Erzeugungskapazität von 30% gerechnet Welche klimapolitischen Schlussfolgerungen ergeben sich aus dem IEA World Energy Outlook?Aus gegenwärtiger Perspektive wird nicht damit gerechnet, dass in 2050 eine weltweite Net – Zero Emission erreicht werden kann. Auch unter Berücksichtigung derjenigen Länder, die Verpflichtungen nach dem Pariser Klimaabkommen eingegangen sind, ist lediglich mit einer Emissionsminderung von 20 Gt in 2024 auf 15 – 17 Gt bis 2035 zu rechnen. In Abb. 1.4 auf S. 36 hier sind die möglichen CO2 Emissionen für einzelne Szenarien in unterschiedlichen Regionen gezeigt. In 2035 sollen die CO2 Emissionen demnach im Current Policy Szenario CPS etwa gleichhoch wie 2024 bei 38 Gt liegen und im stringenteren Minderungsszenario STEPS bei etwa 35 Gt. In 20250 sollen sie nach CPS bei knapp unter 38 Gt liegen, und nach STEPS bei knapp 30Gt. Der Anteil der Industrieländer soll nach CPS von gegenwärtig ca. 11 Gt auf ca. 9 Gt sinken, sowohl in 2035 als auch in 2050. Nach STEPS soll er sich bis 2035 kaum verändern, um bis 2050 auf ca 7 Gt zu sinken. Der prozentuale Anteil der Industrieländer würde dann sowohl in 2035 als auch in 2050 unter 25% sinken, von gegenwärtig ca. 29%. Keines dieser für möglich gehaltenen Szenarien rechnet in den Industrieländern mit Net – Zero in 2050. Weltweites Net – Zero scheint völlig ausgeschlossen zu sein; erst recht Forderungen auf Weltklimakonferenzen nach einer Emissionsminderung von 43% bis 2030 oder auch 60% bis 2035 im Vergleich zu 2019. Trotz des erwarteten drastischen Ausbaus Erneuerbarer Energien sollen die weltweiten CO2 Emissionen in 2050 nur wenig unter den gegenwärtigen liegen; allenfalls ein Rückgang von derzeit 38 auf knapp 30 Gt wird in einem stringenten Szenario für denkbar gehalten. Auf die globale Erwärmung bezogen bedeutet dies, dass das 1,5° Ziel auf keinen Fall mehr erreicht werden kann und das die Erwärmung in 2100 eher bei 2 – 3° liegen soll im Vergleich zum Mittel 1850 - 1900. Bei Fortdauer der gegenwärtigen Erwärmungsrate von ca. 0,16° pro Jahrzehnt wären es gegenüber heute etwa 1,2° und insgesamt ungefähr 2.3° gegenüber der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aus Abb. 1.4 ist auch ersichtlich, dass das Schicksal des Weltklimas in den kommenden Jahrzehnten weniger in den Händen der Industrieländer liegt, deren Emissionen bereits heute weniger als 30% betragen, als in den Händen der Entwicklungs- und Schwellenländer, deren Anteil an den Emissionen von heute 71 auf 75% bis 2035 und 2050 steigen soll. Wichtig ist hierbei zu berücksichtigen, dass die weiter zurückliegenden Emissionen der Industrieländer bereits zu einem großen Teil von den Ozeanen und der terrestrischen Biosphäre aus der Atmosphäre entfernt wurden, weswegen der weitaus größte Teil der CO2 Emissionen nur eine atmosphärische Verweilzeit von ungefähr 50 Jahren hat und die deswegen nicht mehr klimawirksam sind, während die höheren Emissionen der Entwicklungs- und Schwellenländer erst in den letzten 3 – 4 Jahrzehnten aufgetreten sind und in den kommenden Jahren auftreten werden, weswegen sie jetzt und in Zukunft den überwiegenden Teil der Klimawirksamkeit ausmachen und ausmachen werden. Rigorose CO2 Sparmaßnahmen in den Industrieländern werden nicht in der Lage sein, den Erwärmungstrend in einem Maße zu verringern, der über die natürliche Klimavariabilität hinausgeht, wie wir bereits hier und hier dargelegt haben. ZusammenfassungZusammenfassend lässt sich festhalten, dass die neue Weltenergieprognose der IEA die Aspekte der Versorgungssicherheit mit Energie mehr in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen rückt und nicht mehr primär CO2 Minderung und einen vollständigen oder weitgehenden Übergang auf Erneuerbare Energien, wie Wind und Sonne, sondern die Auffassung vertritt, dass fossile Energieträger auch in 2050 eine große Rolle spielen werden, obwohl der Ausbau der Erneuerbaren große Fortschritte machen wird. Auch die Kernkraft soll massiv ausgebaut werden. Net – Zero Szenarien werden als wenig wahrscheinlich angesehen und die CO2 Emissionen sollen in 2050 auch in stringenteren Szenarien kaum mehr als 20% unter den heutigen liegen. Für das Weltklima bedeutet dies, dass das 1,5° Ziel mit Sicherheit nicht eingehalten wird und dass die globale Erwärmung bis 2100 gegenüber der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei etwa 2,4° liegen dürfte, etwa 1,2° über dem bis heute gemessenem Anstieg von etwa 1,1° C. |
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