Alle Jahre wieder……

28. Januar 2016

kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der Klimarückblick auf das vorausgegangene Jahr.

Und was für ein Jahr es war! Endlich wieder mal ein Erfolgserlebnis für Klimaalarmisten, die in den letzten Jahren sehnsüchtig auf ein El Nino Ereignis warteten, um endlich diese blöde globale Erwärmungspause hinter sich zu lassen.

War 2014 noch lediglich um 0,01°C wärmer (und damit statistisch in keiner Weise signifikant) als das vorherige wärmste Jahr, so übertraf 2015 das bislang wärmste Jahr um ca. 0,15°C.

Und lag damit mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen für die Extrawärme durch ein El Nino Ereignis ( hier und hier ). Dass die Wärme in 2015 von Einigen als vom Menschen verursacht dargestellt wird, war absehbar und folgt dem Muster vergangener El Nino Jahre.

Einziger Wermutstropfen für die Klimaalarmisten hierbei: Die von Satelliten gemessenen Temperaturen der sog. Tropospäre, zwischen etwa 2 – 9 km Höhe in der Atmosphäre zeigen kein Rekordjahr in 2015, sondern hier blieb 1998, ein extremes El Nino Jahr, das wärmste Jahr.

Das überrascht etwas, denn die Troposphäre erwärmt sich in El Nino Jahren stärker, als die von verschiedenen Forschergruppen ermittelten Bodentemperaturen.
Über die Ursache hierfür mag man spekulieren, das Vertrauen in die Bestimmung von globalen Temperaturtrends durch verschiedene Forschergruppen ist ohnehin ziemlich lädiert, nachdem immer wieder neue Korrekturen zu immer wieder anderen Temperaturtrends für die vergangenen Jahrzehnte geführt haben.

Ferner sollte man davon ausgehen, dass der grösste globale Erwärmungsschub durch El Nino noch bevorsteht: Denn normalerweise dauert es 3 – 6 Monate, bis sich die Erwärmung über dem östlichen tropischen Pazifik global ausbreitet.
Das war auch 1997/98 oder auch 2009/10 so. Der Höhepunkt des diesjährigen El Nino Ereignisses wurde wohl im Dezember 2015 erreicht. Deswegen ist mit einiger Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass 2016 noch wärmer als 2015 wird.

Ab Jahresmitte 2016 wird das El Nino Ereignis zuende gehen und 2016/17 könnte möglicherweise sogar ein La Nina Ereignis heraufziehen, das in 2017 und möglicherweise auch in 2018 zu einer deutlichen Abkühlung gegenüber 2015/16 führt, vergleichbar zu 1999/2000 und 2011/12. Starke El Nino Ereignisse wurden in der Vergangenheit fast durchweg von ca. zwei (global kühlen) La Nina Jahren gefolgt (s. dazu die Tabelle der MEI Werte von Klaus Wolter; El Nino Jahre haben darin positive Werte und La Nina Jahre negative).

Wie war 2015 in Deutschland?



Die nachfolgende Diskussion erfolgt – wie schon öfters hier – auf der Grundlage der bis 1761 zurückreichenden mitteleuropäischen Temperaturreihe des Witterungsforschers Franz Baur, die eine sehr hohe Korrelation zu den Temperaturen der Wetter- und Klimastationen in Deutschland aufweist und deswegen als repräsentativ für Deutschland gelten kann.

2015 war – wie schon 2014 – ein sehr bemerkenswertes Jahr. Nicht ganz so warm wie 2014, war 2015 das zweitwärmste Jahr seit 1761, knapp vor 2007. Der Unterschied zwischen 2007 und 2015 ist allerdings statistisch nicht signifikant.
Der Sommer 2015 war der zweitwärmste nach 2003 und der Dezember 2015 war mit deutlichem Abstand zum Dezember 1974 der wärmste überhaupt; auch der November 2015 war der wärmste seit 1761.
Insgesamt kann man also den Eindruck gewinnen, als schritte der Klimawandel auch in Deutschland weiter voran.

Um die vergangenen Jahre in einen längerfristigen Kontext einzuordnen, sind in der folgenden Tabelle die Temperaturabweichungen (vom langjährigen Mittel 1761 – 1970) aufeinanderfolgender mehrjähriger Zeitabschnitte dargestellt. In der letzten Spalte dieser Tabelle wird das 6-Jahresmittel 2010 – 2015 zum Vergleich gezeigt. Der tabellenhafte Vergleich längerer Zeiträume wird hier gegenüber Trendberechnungen bevorzugt, da Trendrechnungen sehr empfindlich auf Anfangs- und Endpunkte reagieren und Mißbrauch Tür und Tor öffnen, weil jeder sich seinen Anfangs- und Endpunkt so auswählen kann, wie es in seine Argumentation passt. Längerfistige Mittelwerte sind demgegenüber stabiler und aussagekräftiger.

Temperaturabweichungen vom Mittel 1761 - 1970 in °C

1961 – 1990 1990 - 1999 2000 - 2009 2010 - 2015
Jahresmittel 0,54 1,21 1,75 1,76
Winter 0,86 1,84 1,87 1,70
Frühjahr 0,44 1,39 1,94 1,80
Sommer 0,18 1,04 1,52 1,66
Herbst 0,70 0,54 1,56 1,69
Nov - März 0,87 1,71 1,99 1,91
Apr - Sept 0,22 0,88 1,57 1,50


Man erkennt aus dieser Tabelle, wie auch bereits hier gezeigt, dass der größte Temperatursprung in Mitteleuropa zwischen der Zeit vor 1990 und den 1990er Jahren stattgefunden hat.

Seit den 1990er Jahren und dem letzten 6-Jahreszeitraum 2010 – 2015 ergibt sich ein differenzierteres Bild: Die Jahresmitteltemperatur ist zwischen den 1990er und den 2000er Jahren um ca. 0,5°C gestiegen, aber in 2010 – 2015 im Vergleich zu 2000 – 2009 nicht mehr. Auch in Deutschland hat es demnach – trotz der warmen Jahre 2014 und 2015 - eine Erwärmungspause gegeben.

Aufgeteilt nach Jahreszeiten ergibt sich ein differenzierteres Bild:
Die Wintertemperaturen haben sich zwischen den 1990er und den 2000er Jahren wenig verändert und sind im letzten 6-Jahresabschnitt etwas gesunken. Die Frühjahre haben sich zwischen den 1990er und den 2000er Jahren mehr als ein halbes Grad erwärmt und sind seither geringfügig kühler geworden.
Die Sommer haben sich weiter erwärmt und sind 2000 – 2009 etwa ein halbes Grad wärmer als in den 1990er Jahren gewesen und sind im letzten 6-Jahreszeitraum noch mal ca. 0,14°C wärmer geworden.

Am wärmsten ist es seit den 1990er Jahren im Herbst geworden; 2000 – 2009 war etwa 1°C wärmer als 1990 – 1999 und auch in den vergangenen 6 Jahren ist es noch einmal ca. 0,13° wärmer geworden.

Betrachtet man die Vegetationsperiode April – September, dann gab es sowohl eine starke Ewärmung zwischen den 1980er und den 1990er Jahren als auch zwischen den 1990er und den 2000er Jahren, aber keine weitere Erwärmung in 2010 – 2015.
Auch die Winterhalbjahre November – März haben sich seit den 1990er Jahren nur unwesentlich erwärmt und sind in 2010 – 2015 sogar geringfügig kühler als 2000 – 2009.

Egal, wie diese Schwankungen innerhalb der vergangenen 25 Jahre ausgesehen haben, wichtig ist, dass die letzten 25 Jahre mit Abstand die wärmsten seit 1761 waren. Im Mittel lagen die Temperaturen um ca. 1,6°C über den Mittelwerten 1761 – 1970, im Winter etwas höher, im Sommer etwas niedriger. Gegenüber der klimatologischen Basisperiode 1961 – 1990 lagen sie hingegen lediglich ca. 1° höher, da diese Periode bereits im Vergleich zu 1761 – 1970 deutlich wärmer war.

Sie haben damit einen Anstieg erreicht, der wesentlich höher als in globalen Mittel ist und mit dem man Klimamodellen zufolge erst in einigen Jahrzehnten gerechnet hat. Ein 2°C wärmeres Klima im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ist in Mitteleuropa bereits jetzt schon de facto Realität.

Ist das nun eine Folge des menschlichen Einflusses auf das Klima? Dieser Frage haben wir uns bereits hier zugewandt und sind zum Ergebnis gekommen, dass die entscheidende Ursache für den Temperaturanstieg der vergangenen Jahrzehnte nicht der Treibhausgasanstieg ist, sondern geänderte Zirkulationsmuster über dem Ostatlantik und Europa: Nämlich eine verstärkte West- bis Südwestströmung im Winterhalbjahr und eine verstärkte Südwest- bis Südströmung im Sommerhalbjahr.

An dieser Einschätzung hat sich auch dann nichts geändert, wenn man die Daten bis Ende 2015 der gleichen statistischen Analyse unterzieht, wie hier dargestellt.
Diskutieren kann man darüber, ob Treibhausgase die Ursache für die geänderten Zirkulationsmuster sind, besonders für eine verstärkte Meridionalzirkulation (wie hier in den letzten Jahren im Sommerhalbjahr beobachtet) durch eine verstärkte Erwärmung der Arktis.
Dieser Frage ist man in Klimamodellrechnungen (z. B. Barnes und Polvani, 2015 und den darin zitierten Arbeiten) nachgegangen, aber ohne eindeutiges Ergebnis.

Einige Rechnungen kommen zum Ergebnis, dass im Sommerhalbjahr die Meridionalzirkulation (Nord – Südströmungen) zunehmen und die Zonalzirkulation (West – Ostströmungen) abnehmen könnte. Im Winterhalbjahr sind die Modellergebnisse ebenfalls uneindeutig, denn hier ist ebenfalls nicht klar, ob durch Treibhausgase die Westströmung in den mittleren Breiten (milde Winter bei uns) zu- oder abnehmen könnte.

Viel wird im Zusammenhang mit der globalen und regionalen Erwärmung darüber spekuliert, ob Klima- und Wetterextreme zunehmen werden.

In der Tat stellt die Behauptung, Wetterextreme werden in einem wärmeren Klima zunehmen das zentrale Narrativ des medialen und politischen Diskurses über den Klimawandel dar, so z. B. jüngst hier.

Eine Studie von Böhm (2012) z. B. konnte diesen Zusammenhang zwischen einem wärmeren Klima und zunehmenden Witterungsextremen in Mitteleuropa nicht nachweisen. Böhm´s Schlussfolgerung: Wärmer ja, extremer nein. Eine ähnliche Einschätzung hatten wir 2011 bereits hier abgegeben

Um zusätzliches Licht in die Frage zu bringen, ob Wetterextreme im wärmeren Klima der vergangenen Jahrzehnte zugenommen haben, sollen in der folgenden Tabelle die zeitlichen Verläufe folgender Parameter an der Wetterstation Berlin – Dahlem dargestellt werden:

Anzahl der Gewittertage, Anzahl der Tage mit Niederschlagsmengen von mehr als 10 mm, maximale tägliche Niederschlagsmenge in einem Jahr, Anzahl der Sturmtage mit mehr als Windstärke 8, Anzahl der Sommertage (Höchsttemperatur über 25°) und Anzahl der heißen Tage (Höchsttemperatur über 30°).

1955 - 1990 1991 - 2000 2001 - 2010 2011 - 2015
Gewittertage 29,1 27,9 24,1 24,2
RR mehr als 10 l 12,8 11,8 14,1 12,4
Maximale Tagesmenge 36,4 30,5 35,8 36,6
Sturmtage mehr als 8 Bft 27,9 27,8 33,0 27,2
Sommertage 32,2,8 44,3 47,0 42,6
Heiße Tage 5,6 10,1 11,3 11,8


Die Anzahl der Gewittertage hat generell leicht abgenommen, trotz der deutlichen Erwärmung in den letzten Jahrzehnten.
Keine nennenswerte Veränderung hat es bei den Extremniederschlagstagen gegeben, auch nicht bei den Sturmtagen, ähnlich wie bereits hier und hier für andere Regionen in Deutschland gezeigt.

Drastische Veränderungen hat es jedoch bei der Zahl der sog. Sommertage und der heißen Tage gegeben. Wie bereits hier auch für andere Stationen in Deutschland gezeigt, setzt sich diese Entwicklung in den vergangenen 5 Jahren fort. Die Zahl der Sommertage ist im Vergleich zum Basiszeitaum 1955 – 1990 nach 1990 um ca. 40% und die Zahl der heißen Tage um ca. 100% gestiegen.

Interessant ist allerdings, dass sich weder die Zahl der Sommer- noch die der heißen Tage nach 2000 signifikant verändert hat, obwohl die Sommertemperaturen weiter gestiegen sind (s. o.). Die einfache Gleichung wärmere Sommer gleich mehr Sommertage und mehr heiße Tage ist demnach nach der Jahrtausendwende nicht ganz richtig.
Offenbar ist die statistische Verteilung etwas komplexer als Viele vermuten. Die Erwärmung der Sommermonate hat sich nämlich stärker in einer Abnahme sehr kühler Monate als in einer Zunahme sehr heißer Monate gezeigt; desgleichen hat die Anzahl von Sommern mit sehr wenigen warmen Sommertagen stärker abgenommen, als die Zahl von Sommern mit vielen warmen und heißen Tagen zugenommen hat(s. dazu auch die Abbildungen hier ). Demzufolge sind die Sommer in den letzten Jahren wärmer, aber auch ausgeglichener geworden.

Berlin kann als repräsentativ für Nordostdeutschland gelten, andere Wetterstationen in Deutschland können natürlich ganz andere Ergebnisse aufweisen.
Allerdings sollte man darauf hinweisen, dass die Trends der Sommertage und der heißen Tage in Deutschland sehr ähnlich zu denen in Berlin verlaufen sind, so dass die generalisierten Aussagen möglicherweise für ganz Deutschland gültig sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich das Klima in Mitteleuropa in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erwärmt hat, der Erwärmungstrend in den letzten 10 – 15 Jahren schwächer geworden ist und dass Wetterextreme nicht zugenommen haben, wenn man von einer drastischen Zunahme warmer und heißer Sommertage absieht (die im Vergleich zur Zeit vor 1990 zugenommen haben, aber seit den 1990er Jahren nicht mehr).
Viele Leute mögen aber durchaus nichts dagegen haben, wenn die Zahl warmer Sommertage und -monate in Deutschland zunimmt. Erwärmung ja, Katastrophe nein.

Das Narrativ von der Klimakatastrophe und der vermeintlichen Notwendigkeit, die Wirtschaft „tief“ dekarbonisieren zu müssen, um die Klimakatastrophe, koste es was es wolle, abzuwenden, lässt sich immer weniger aufrecht erhalten:

Denn nicht der Klimawandel bedroht Deutschland, sondern die Klimapolitik!