Hat man beim “Spiegel” etwas dazu gelernt?

26. Juni 2022

Der “Spiegel” ist in Deutschland so etwas wie das inoffizielle Zentralorgan des Klima - Alarmismus und der Energiewendepropaganda.

Kaum eine Ausgabe, ohne dass die ”Klimakrise”, ein Begriff, den die weltweit vernetzten linksgerichteten Medien frei erfunden haben, groß herausgestellt wird und mit nicht enden wollenden Katastrophenmeldungen eindrücklich ins öffentliche Bewußtsein gedrückt wird.

Begleitmusik dazu ist die angeblich notwendige Abschaffung der fossilen Energienutzung, um das 1,5° Ziel einzuhalten und die Vorgabe einer “Klimaneutralität” bis 2045. Die fossile Energieversorgung, die heute etwa 80% des gesamten Energieverbrauchs weltweit ausmacht, soll vollständig durch Erneuerbare, im Wesentlichen durch Wind und Sonne, ersetzt werden.

Dies sei auch sowohl physikalisch als auch technisch problemlos möglich und würde sogar gegenüber dem bestehenden Energieversorgungssystem Kosten sparen.

Unterstützt wird das mediale Teppichbombardement durch Aktivitäten von Klimaaktivisten, wie Extinction Rebellion, FFF, der letzten Generation etc., von denen sich einige auf der Straße festkleben, um Aufmerksamkeit zu erheischen, die ihnen natürlich von der Politik und den Medien umgehend gewährt wird.

Alles Teil des öko – radikalen medialen Angriffs auf die Bürger, bei dem Aktivisten sich u. a. nicht entblöden zu behaupten, mit Windrädern im Wald könne man Waldbrände verhindern.

Um so mehr überrascht es, in einem der öko – radikalen Leitmedien in Deutschland, dem “Spiegel”, einen Artikel zu lesen, der die Ressourcen Problematik einer Umstellung der Energieversorgung von fossilen auf erneuerbare Energien darlegt.

Erneuerbare haben im Vergleich zur fossilen Energieversorgung nämlich einen erheblich höheren Rohstoffbedarf – eine Tatsache, die zwar Experten allgemein bekannt ist, ihren Weg aber noch nicht in die Mainstream Medien, und am allerwenigsten in die linksgerichteten, öko-radikalen Medien gefunden hat. Denn das würde ja ihr klima- und energie-extremistisches Narrativ untergraben.

Der “Spiegel” Artikel ist paywalled, weswegen an dieser Stelle einige der bemerkenswerteren Aussagen im Wortlaut zitiert werden sollen:

Zitat Anfang:

• Es braucht reale Ressourcen: Projektpläne, Flächen, Ingenieure, Monteure. Und dazu wieder jede Menge Rohstoffe: Stahl, Zement, Metalle. Bezogen auf die installierte Leistung liegt der Materialbedarf bei den Erneuerbaren um ein Vielfaches über dem von fossilen Kraftwerken. In einem E-Auto werden im Schnitt sechsmal so viel mineralische Ressourcen verbaut wie in einem Benziner oder Diesel, hat die Internationale Energieagentur (IEA) errechnet.

• Die deutsche »Net-Zero«-Wirtschaft soll, so der Plan, auf sehr lange Sicht komplett ohne Brennstoffkosten auskommen. In den nächsten Jahren werden ihre Energie- und Rohstoffpreise aber unvermeidlich steigen – mit Kollateralschäden für den Standort.

• Je schneller und dringlicher die grüne Transformation, desto teurer könnte sie kurzfristig werden.« Der Bruch mit Russland verschärft den Effekt dramatisch.

• Ein sofortiges Gasembargo könne die Wirtschaft »implodieren« lassen, hat Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz gewarnt. »Unverantwortlich« wäre das Experiment, so BASF-Chef Brudermüller.

• Ein geordneter (Gas) Ausstieg brauche vier bis fünf Jahre. Und: Tatsache sei, dass »die russischen Gaslieferungen bisher die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie sind«. Der anstehende Wohlstandsverlust wäre also weit mehr als eine vorübergehende Kriegsnotlage. Die Frage ist, ob energieintensive Industrien überhaupt noch eine Zukunft in Deutschland haben, wenn sich ihre Inputs drastisch und dauerhaft verteuern.

• Die Materialien, die für Solarpanels, Windräder, Leitungen und Batterien benötigt werden, haben sich schon vor dem Krieg massiv verteuert….Der Teilrauswurf der weltgrößten Rohstoffmacht aus den Lieferketten verschärft nun die Lage. Eine aktuelle Studie des DIW Berlin erwartet langfristig Preisrekorde bei den wichtigen Metallen.

• Der Ressourcenhunger von Greentech ist gewaltig. Analysten sind sich einig, dass der Bergbau massiv verstärkt werden muss, um die »Net-Zero-Carbon«-Infrastruktur zu errichten. Schon in einer konservativen Szenariorechnung der Energieagentur IEA steigt etwa der Bedarf an Lithium bis 2040 um den Faktor 20, der an Kobalt um den Faktor 6. Die Nachfrage nach Kupfer verdoppelt sich fast. Die Metallressourcen werden zum neuen Öl.

• Die Kosten der Energie gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Industrie. Wenn früher oder später der Gasimport aus den Russlandpipelines beendet wird, bleibt als Alternative fast nur noch Flüssigerdgas (LNG, Liquefied Natural Gas). Die USA und Katar wollen liefern, doch der Aufwand ist unvermeidlich höher: Verflüssigung durch sehr starkes Herunterkühlen (rund minus 160 Grad), Transport per Spezialschiff, dann wieder Regasifizierung. LNG wird zwar weltweit gehandelt, sodass die fatale Abhängigkeit von einzelnen Partnern schwindet. Zugleich konkurrieren die Importeure in Europa und Asien aber künftig direkt miteinander. Volatilere und höhere Preise dürften die Folge sein. Der Verlust des günstigen russischen Gases wird zum strukturellen Nachteil. Im Vorteil sind jene, die verlässliche und preisgünstige Quellen direkt vor Ort haben – etwa die USA.

• BASF-Chef Brudermüller sieht aber auch ein ganz anderes Szenario: »Wenn es in Australien viel Solarenergie zur Erzeugung von grünem Wasserstoff und auch viel Eisenerz gibt, warum soll man den Stahl dann nicht gleich dort herstellen statt in Deutschland?« Gleiches gelte für die Chemie

• Die Geografie der Weltwirtschaft werde sich »massiv wandeln«, energieintensive Produktionen eben dort hingehen, wo Erneuerbare billig sind.

Zitat Ende.

Zusammenfassend bedeutet das also:


Massive Preissteigerungen sowohl kurz bis mittelfristig bei fossilen Energieträgern durch den Ausschluss russischer Energien aus dem europäischen Markt und der klimapolitischen Maßnahmen gegen die fossile Energienutzung als auch mittel bis langfristig massive Preissteigerungen bei den Rohstoffen, die für den geplanten Ausbau erneuerbarer Energien benötigt werden. Die “Energiewende” und Net – Zero werden sehr teuer.

Also keine Kostensenkungen durch den Ersatz fossiler Energieversorgungssysteme durch erneuerbare Energien, anders als oft von den Proponenten der Erneuerbaren behauptet (Wenn dem so wäre, wieso brauchen Erneuerbare noch Subventionen? Und wenn dem so wäre, wieso sind abgeschriebene Anlagen auch nach 20 Jahren Förderung nicht wettbewerbsfähig? Wobei man sagen muss, dass sie gegenwärtig aufgrund der drastisch gestiegenen Strompreise in der Tat wettbewerbsfähig sind und derzeit keine Subventionen bräuchten, aber trotzdem bekommen).

Einige der Einzelaussagen sollen zusätzlich kommentiert werden:

• Bezogen auf die installierte Leistung liegt der Materialbedarf bei den Erneuerbaren um ein Vielfaches über dem von fossilen Kraftwerken.

Das ist ein interessanter Hinweis, der doch einige Fragen hinsichtlich der Ressourcen- und Umweltfreundlichkeit der Erneuerbaren aufwirft.

Inhaltlich ähnliche Schlussfolgerungen wurden bereits hier und hier gezogen, weswegen man davon ausgehen muss, dass dass derartige Aussagen qualitativ zutreffend sind.

Hinzu kommt der Aspekt, dass sich der genannte Materialbedarf auf die installierte Leistung bezieht.

Da erneuerbare Stromerzeugungsanlagen aber erheblich geringere Kapazitätsfaktoren haben, als fossile, ist der Materialbedarf pro erzeugte kWh Strom um ein Vielfaches höher, als der Bedarf pro Einheit installierter Leistung. Denn der Kapazitätsfaktor bestehender Windkraftanlagen an Land beträgt in Deutschland etwa 20%, der von Photovoltaikanlagen nur ca. 10%.

Fossile und nukleare Kraftwerke haben demgegenüber Kapazitätsfaktoren von 80 – 90%. Das bedeutet, bezogen auf die erzeugte KWh Strom, ist der Materialbedarf von Windkraft Anlagen nochmal um den Faktor 4 höher als beim Vergleich mit der installierten Leistung und bei Photovoltaikanlagen um den Faktor 8 – 9.

• Die deutsche »Net-Zero«-Wirtschaft soll, so der Plan, auf sehr lange Sicht komplett ohne Brennstoffkosten auskommen. In den nächsten Jahren werden ihre Energie- und Rohstoffpreise aber unvermeidlich steigen – mit Kollateralschäden für den Standort.

Das hört sich nicht nach einem Wettbewerbsvorteil für die deutsche Wirtschaft an, sondern ganz klar nach einem Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu den Ländern, in denen entweder die fossilen Energiekosten oder die erneuerbaren Kosten niedriger sind, als in Deutschland (oder Europa).

Z. B. sind die fossilen Energiekosten in den USA deutlich niedriger als in Europa, aber auch die erneuerbaren Kosten, da beispielsweise die Windenergie Kapazitätsfaktoren aufweist, die fast doppelt so hoch sind, wie in Deutschland und die Photovoltaik hat in den sonnenscheinreichen Regionen des amerikanischen Südwestens mehr als doppelt so hohe Kapazitätsfaktoren (s. z. B. Tab. 1 und Abb. 6 hier ), weswegen die Kosten und der Materialaufwand pro KWh erzeugten Stroms erheblich geringer sind, als in Deutschland.

Net – Zero wird, wie im Artikel ausgeführt, mit “Kollateralschäden für den Standort” einhergehen. Net – Zero und der Ausbau Erneuerbarer wird zu einer Verschiebung zulasten von Volkswirtschaften, wie Deutschland, führen, die stark von Importen nicht nur fossiler Energieträger, sondern auch von Rohstoffen abhängig sind, die für die “Energiewende” benötigt werden.

• Je schneller und dringlicher die grüne Transformation, desto teurer könnte sie kurzfristig werden.

Diese Erkenntnis deckt sich mit Studien, die zu dieser Frage durchgeführt wurden. Und sie konterkariert das Bestreben von Klimaminister Robert Habeck, wir müssten nun noch schneller und noch dringlicher die Erneuerbaren ausbauen, um uns aus der Abhängigkeit von russischer Energie zu lösen.

Unterschlagen wird dabei, dass der Ausbau Erneuerbarer extrem teuer wird und dass erneuerbare Energien fossile nur teilweise ersetzen können. Die Versorgungsunsicherheit mit fossilen Energien wird durch die Versorgungsunsicherheit mit Erneuerbaren ersetzt, zu deren Ausbau erhebliche Mengen an strategischen Rohstoffen benötigt werden, die künftig nur zu deutlich höheren Preisen verfügbar sind, als gegenwärtig.

Zudem unterliegen Erneuerbare (vor allem Wind und Sonne) den Launen der Natur (wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint, wird auch kein Erneuerbarer Strom erzeugt). Die Kapazitätsfaktoren von PV Anlagen liegen in Deutschland bei etwa 10, die von WKAs bei ca. 20%; traditionelle Kohle oder Atomkraftwerke weisen Kapazitätsfaktoren von ca. 80 – 90% auf. Wo soll der Strom herkommen, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint, was offenkundig sehr häufig vorkommt, sonst lägen die Kapazitätsfaktoren höher.

Ferner kann der Ausbau Erneuerbarer zwar die Stromproduktion erhöhen, hilft aber wenig bei der Deckung des Wärmeenergiebedarfs von Wohngebäuden, der gegenwärtig überwiegend mit Erdgas oder Heizöl gedeckt wird.

• Der Ressourcenhunger von Greentech ist gewaltig. Analysten sind sich einig, dass der Bergbau massiv verstärkt werden muss, um die »Net-Zero-Carbon«-Infrastruktur zu errichten. Schon in einer konservativen Szenariorechnung der Energieagentur IEA steigt etwa der Bedarf an Lithium bis 2040 um den Faktor 20… Wenn der Bergbau weltweit massiv verstärkt werden muss, um den Ressourcenhunger von Greentech zu befriedigen, bedeutet dies einen massiven Anstieg der CO2 Emissionen und der Umweltzerstörung vor Ort (s. auch hier).

Denn der Betrieb von Bergwerken ist mit einem sehr hohen Energieaufwand verbunden, der mit fossilen Energien gedeckt werden wird.

Zudem führt die massive Ausweitung des Bergbaus zu massiver Umweltzerstörung vor Ort. So ist beispielsweise der Wasserbedarf bei der Gewinnung von Lithium extrem hoch.

Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten:

In dem zitierten Spiegel Artikel werden eine Reihe von Problemen dargelegt, die mit dem Übergang vom bestehenden fossilen Energieversorgungssystem zu einem erneuerbaren System auftreten.

Die Probleme sind in der Fachliteratur und aus einschlägigen Studien gut bekannt.

Neu – und etwas überraschend – ist, dass sie in einer Publikation dargelegt werden, die sich politisch – ideologisch der Energiewende, einer scharfen CO2 Minderungspolitik bis hin zu Net – Zero in 2045 verpflichtet sieht.

Vielleicht setzt sich ja jetzt etwas mehr klima- und energiepolitischer Realismus in den Kreisen der kompromisslosen Verfechter der “Energiewende” durch.

Nous verrons.