Elektromobilität in China: Vorbild für Deutschland?

29. Januar 2017

Kürzlich konnte man einen Artikel auf Spiegel Online lesen, in dem Chinas Vorreiterrolle bei der Elektromobilität gelobt wurde (China fährt schon vor).

So seien in 2016 mehr als 500000 Hybrid- und Elektrofahrzeuge, davon etwas mehr als 400000 reine Elektrofahrzeuge, zugelassen worden, gegenüber 2015 eine Steigerung von mehr als 50%.

In Deutschland hingegen sei der Absatz in 2016 trotz der Einführung einer Kaufprämie gegenüber 2015 gesunken.

Was man in dem Spiegel Beitrag vermisst, ist eine Darlegung der Gründe, weswegen die Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen in China so stark gestiegen sind.

Das vom Spiegel zitierte CAM Institut in Bergisch – Gladbach hätte es eigentlich wissen müssen und man fragt sich, weswegen diese Informationen nicht vermittelt oder vom Spiegel nicht veröffentlicht wurden.

Denn vor kurzem wurde in der Fachzeitschrift „Energy Policy“ ein Beitag veröffentlicht, in dem die Gründe für den starken Zulassungsanstieg in China genau analysiert und dargelegt wurden
(Paywalled, $19.95, wird von mir auf Anfrage als pdf zugesandt).

Die Hauptgründe sind:

1. Ein de-facto Zulassungsverbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor in den größten Städten Chinas. Dies wird administrativ durch eine extrem restriktive und sehr teure Zuteilung von KfZ Kenzeichen für traditionelle Fahrzeuge und die kostenfreie nicht limitierte Zuteilung für Elektro bzw. Hybridfahrzeuge erreicht.

2. Die Zahlung von generösen direkten und indirekten Subventionen (lt. Tabelle 3 in diesem Beitrag zwischen $24000 und $28000 pro Fahrzeug in Shanghai)

Problematisch ist allerdings weiterhin die Ladeinfrastruktur, die den weiteren Zuwachs der Elektromobilität bremst. Teilweise werden „innovative Lösungen“ in Marke Eigenbau angewandt, wie z. B. mit Verlängerungsschnur aus dem Küchenfenster.

Was auf lange Sicht nicht durchzuhalten ist, ist die Zahlung extrem hoher Subventionen. Falls China sein Ziel umsetzen will, bis 2020 zwei Millionen Elektrofahrzeuge auf die Strasse zu bringen, wird mit einer Verdoppelung der Subventionen gegenüber heute auf 15 Mrd. USD gerechnet.

Berichtet wurde von Fällen, in denen Einhundertausend Yuan an Subventionen für einfach konstruierte Fahrzeuge vereinnahmt wurden, die dann für Fünfzigtausend Yuan weiterverkauft wurden. Die Differenz von Fünfzigtausend Yuan flossen den Vorbesitzern als Gewinn in die Tasche.

Bei der Zulassung bzw. Vergabe von Kennzeichen für Elektrofahrzeuge werden in den jeweiligen Städten örtliche und regionale Fahrzeughersteller bevorzugt, sodass das Zulassungssystem überdies sogar innerhalb Chinas ein protektionistisches Handelshemmnis darstellt.

Die Hauptmotivation für die Förderung der Elektromobilität in China ist die katastrophale Luftqualitätssituation in den Städten, besonders im Winter.
Allerdings ist es eher fraglich, ob KfZ mit moderner Abgasreinigung die Hauptverursacher des Smogs sind.
Ursache des Smogs in China sind hohe Feinstaub- und SO2 Emissionen bzw. Umgebungsluftkonzentrationen. Die Ursache hierfür liegt mehr im Kohleeinsatz in nicht abgasgereinigten Anlagen, wie z. B. in der Gebäudeheizung und in kleineren und mittelgroßen Industrieanlagen.

Kohlekraftwerke werden in China bereits seit etwa 10 Jahren abgasgereinigt, weswegen ihr Beitrag an der Luftverschmutzung in China stark rückläufig ist.

Auch CO2 Emissionen werden durch den Ausbau der Elektromobilität nicht deutlich gesenkt, da der Strom zum Aufladen der Fahrzeuge überwiegend aus Kohlekraftwerken stammt.

Im obigen Spiegel Beitrag wird zusätzlich noch Norwegen als leuchtendes Beispiel für die Einführung der Elektromobilität genannt. Der Marktanteil von Elektrofahrzeugen liegt dort bei mehr als 25%.

Norwegen bietet Kaufanreize etwa in Höhe des Verkaufspreises der Fahrzeuge, pus eine Reihe zusätzlicher Anreize. Norwegens Stromversorgung wird fast ausschliesslich durch CO2-freie Wasserkraft erbracht, weswegen dort eine Umstellung von Benzin auf Strom in der Tat CO2 einspart.

Ist China ein Modell für Deutschland? Wenn man ein sofortiges Zulassungsverbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und hohe Subventionszahlungen wie in China bejaht, dann ja. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass Finanzminister Schäuble vor Schmerzen laut aufjaulen würde, ganz zu schweigen von der Automobilindustrie, der auf einen Schlag der gesamte deutsche Markt wegbrechen würde.

Die Einführung des chinesischen Modells in Deutschland würde einer öko-diktatorischen Massnahme gleichkommen, die viele in der Grünen Bewegung wohl sehr begrüßen würden, die aber von der großen Mehrheit abgelehnt würde.
Was in einer kommunistischen Diktatur möglich ist, ist nicht unbedingt ein Vorbild für einen demokratischen Staat und eine soziale Marktwirtschaft.

Man hätte sich gewünscht, dass der Spiegel Beitrag diese Zusammenhänge ebenfalls dargelegt hätte. Das ist nicht der Fall gewesen.

So bleibt der Eindruck zurück, dass nicht die Suche nach Wahrheit, Information und Analyse Ziel des Beitrages gewesen sind, sondern die Vermittlung links – liberaler, genauer gesagt grün – alternativer Propaganda, um die Einführung der Elektromobilität zu forcieren.

Der Beitrag zeigt wieder einmal, dass die links – liberalen Massenmedien eine der Hauptquellen von Fake News im Umweltbereich sind, nicht durch die bewußte Verbreitung von Lügen, sondern durch die bewußte oder auch unbewußte verzerrte Darstellung von Sachzusammenhängen und durch das Weglassen wesentlicher Informationen, die zu völlig anderen Schlußfolgerungen führen würde.