Fake Science und Fake News: Der Klimawandel hat Deutschland erreicht

29. Juli 2018

Die ungewöhnlich lang anhaltende trockene und warme (zuletzt auch heiße) Witterung der letzten Wochen und Monate hat absehbar viele Experten (auch selbst ernannte) auf den Plan gerufen, die der Auffassung sind, die teilweise extreme Witterung der letzten Wochen und Monaten sei ein Zeichen für den Klimawandel. Der Klimawandel habe also Deutschland erreicht und jetzt sehen wir, wie er sich auf Deutschland auswirkt .

Wir hatten bereits hier die Ursachen der extremen Witterung in den Monaten April und Mai zu analysieren versucht. Unser Ergebnis war, dass die Ursache für die extreme Witterung in einer lang andauernden sog. Blockierungs Wetterlage über Skandinavien und Nordwesteuropa zu suchen und wohl auch zu finden ist.

Ob derartige Wetterlagen im Zuge der durch Treibhausgase bedingten globalen Erwärmung zunehmen sollen, ist Gegenstand der aktuellen Klimaforschung. Es gibt gegenwärtig aber auf der Grundlage von sowohl Klimabeobachtungen als auch von Klimamodellrechnungen keine eindeutigen Hinweise darauf, dass derartige Wetterlagen häufiger werden sollen.

Vor allem hat es über Europa in den vergangenen Jahrzehnten im Sommerhalbjahr keine Zunahme derartiger Blockierungswetterlagen gegeben: Im Gegenteil hat die Stärke der Westströmung eher etwas zu- aber nicht abgenommen, wie es der Fall sein müsste, wenn Blockierungswetterlagen häufiger würden.

Diese Wetterlagenkonstellation ist nun nicht nur für die extreme Witterung in den Monaten April und Mai 2018 verantwortlich, sondern auch für die in den Monaten Juni und Juli 2018.

Die Monate Juni und Juli 2018 waren dabei zwar sehr warm, aber nicht extrem warm.
Extrem war jedoch die Fortdauer der Niederschlagsarmut, die vor allem im Norden und Osten Deutschlands teilweise katastrophale Ausmasse annahm. In einigen Regionen ist seit Anfang April 2018 nur ein Bruchteil der normalen Niederschlagsmenge gefallen.

An dieser Stelle muss auch darauf hingewiesen werden, dass die aus der April Witterung und aus der Witterung Anfang Juni abgeleiteten Vorhersage eines zu nassen Hochsommers in Deutschland natürlich nicht eingetroffen ist.

Die Witterung in diesem Jahr scheint so extrem, dass sie alle Regeln sprengt.

Doch wie extrem ist die Trockenheit in diesem Jahr, wenn man sie mit der Klimageschichte vergleicht?

In der hier häufiger zitierten Klimamessreihe von Prof. Franz Baur reichen die Niederschlagsmessungen für das Flächenmittel in ganz Deutschland westlich der Oder bis zum Jahr 1851 zurück.

Wir betrachten in dieser Reihe drei Werte, nämlich die Niederschlagsabweichungen während der gesamten Vegetationsperiode April – September, für die Sommermonate Juni – August sowie für die frühe Vegetationsperiode April – Juni. Die frühe Vegetationsperiode ist für die Landwirtschaft wegen des Gedeihens der Feldfrüchte von besonderer Bedeutung.

Das aussergewöhnliche in diesem Jahr ist nicht nur die Dürre im Sommer, sondern eine Dürre sowohl in der frühen Vegetationsperiode als auch im Sommer.

Diese Episoden werden durch die Niederschlagsabweichungen während der gesamten Vegetationsperiode April – September gut erfasst.

Natürlich wissen wir heute noch nicht, wie die Niederschläge im August und September sein werden, deswegen können wir auch nicht abschliessend sagen, wie 2018 die gesamte Vegetationsperiode ausfallen wird.

Die Niederschläge in den Baur Messungen sind als Abweichungen vom Normalwert in Liter/m2 angegeben. Betrachten wir zuerst die Jahre, in denen die Sommerniederschläge extrem niedrig waren. Als Schwelle für “extrem niedrig” (Dürre) wählen wir Niederschlagsabweichungen von mehr als – 80 Liter/m2.

In folgenden Jahren trat hiernach ein extrem trockener Sommer auf (aufgelistet nach dem extremsten zuerst):

1911: - 119.0

1983: - 113.0

1976: - 105.0

1904: - 99.0

2003: - 85.0

1887: - 82.0

1869: - 81.0


Auf die gesamte Vegetationsperiode April – September angewandt, ergibt sich folgendes Bild:

1911: - 150.0

1959: - 134.0

1947: - 120.0

1976: - 114.0

1919: - 108.0

1929: - 103.0

1921: - 103.0

2003: - 98.0

1904: - 94.0

1868: - 93.0

1857: - 87.0

1865: - 86.0

1874: - 82.0

1934: - 80.0

In der frühen Vegetationsperiode April – Juni ergibt sich die Rangfolge der Dürrejahre wie folgt, wenn wir die Jahre betrachten, in denen die Abweichungen mehr als – 50 Liter/m2 betragen:

1893: - 104.0

1865: - 77.0

1883: - 74.0

1976: - 71.0

1870: - 66.0

1915:- 63.0

1934:- 59.0

1911:- 55.0

1881:- 54.0

1988:- 50.0

2018 lag die Abweichung bei - 45 Liter/m2.

Statistisch gesehen treten derartige Dürren also etwa alle 10 - 15 Jahre auf. Zwischen den 1850er und den 1880er Jahren scheint es aber eine Zusammenballung von Dürrejahren gegeben zu haben. Nicht auszudenken, wenn so etwas jetzt passieren würde, dann wären auch noch die allerletzten Zweifel an der Richtigkeit der Klimakatastrophenthese ausgeräumt......

Sind Dürren im Sommerhalbjahr in den letzten Jahrzehnten häufiger geworden? Mit Sicherheit nicht.

Der einzige Dürresommer seit 1983 trat 2003 auf; 2003 war aber lange nicht so extrem wie 1911, 1983 oder 1976. 2003 war ein aussergewöhnlicher Hitzesommer, aber lange nicht so extrem trocken wie 1911, 1976 oder 1983.

Betrachten wir die gesamte Vegetationsperiode April – September, dann steht sogar 2003 erst an achter Stelle, mit anderen Worten: Früher hat es deutschlandweit wesentlich extremere Dürren im Sommerhalbjahr gegeben als in den vergangenen Jahrzehnten.

Das gilt besonders für Dürren in der frühen Vegetationsperiode April – Juni. Das Ausmass der letzten schweren Dürre im Jahr 1976 wurde auch 2018 nicht annähernd erreicht: Die Abweichung betrug – 45.0 l/m2 und 1976 - 71.
In der Rangfolge seit 1851 erscheint 2018 erst auf Platz 14.

Wie das Sommerhalbjahr 2018 wird, wissen wir natürlich abschliessend noch nicht. Das Besondere an 2018 war und ist die ungleiche Niederschlagsverteilung zwischen Nord- und Süddeutschland. Süddeutschland war überwiegend feucht und Norddeutschland trocken bis extrem trocken. Insgesamt lagen die Niederschläge deutschlandweit zwischen April und Juni unter dem Mittelwert, die Extremwerte, die früher in einigen Jahren gemessen wurden, sind jedoch keineswegs erreicht worden – obwohl die Dürre regional in Teilen Nord- und Ostdeutschlands extrem war.

Kehren wir zu unserer Eingangsfrage zurück, nämlich: Hat der Klimawandel Deutschland erreicht?

Diese Frage hätte man mit der gleichen Berechtigung auch 1893, 1904, 1911, 1919, 1947, 1959 oder 1976 stellen können. Denn in jenen Jahren herrschten noch extremere Dürrebedingungen als heuer. War es damals der vom Menschen verursachte Klimawandel? Mit Sicherheit nicht.

Vielmehr gehört das Auftreten von extrem trockenen Sommern oder Sommerhalbjahren zur natürlichen Schwankungsbreite des Klimas in Deutschland.

Da extrem trockene Sommer oder Sommerhalbjahre in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland nicht häufiger geworden sind, ist es abwegig zu behaupten, der vom Menschen gemachte Klimawandel sei für die diesjährige Dürre verantwortlich.


Man möchte denjenigen, die das behaupten (und hierzu zählen leider auch Fachleute, die es eigentlich besser wissen müssten), empfehlen, sich vielleicht mal mit der Fachliteratur und den tatsächlichen Messdaten zu befassen, bevor sie in den Medien groß herumtönen.

Vergleichbares hatten wir aber schon während der Dürre in den USA 1988, der Dürre in Ostdeutschland 1992, oder während des Hitzesommers 2003 gesehen. Auch damals wurde immer wieder behauptet, dies sei ein “Beweis” für den menschengemachten Klimawandel. Und von nun an würden Hitze- und Dürresommer immer häufiger. Und in den Folgejahren kamen dann keine Hitze und Dürresommer, sondern feuchte und vergleichsweise kühle Sommer.

Gelegentlich hört man dann auch das Argument: Bis jetzt sehen wir zwar noch keine Zunahme von Dürren, aber in den nächsten Jahrzehnten werden sie häufiger, weil unsere Klimamodelle das so zeigen.

Das wird aber schon seit 30 Jahren behauptet, etwa seit der “Warnung vor einer drohenden Klimakatastrophe” durch die Deutsche Physikalische Gesellschaft im Jahre 1986 oder der Senatsanhörung des amerikanischen Klimaforschers James Hansen während einer Dürre in den USA im Sommer 1988.

Auch wenn man meint, erst bei einer künftigen Verdoppelung des CO2 Gehaltes der Atmosphäre müssten Dürren häufiger werden, dann sollte man sich daran erinnern, dass wir in der Wirkungssumme aller Treibhausgase – also nicht nur CO2, sondern Methan, FCKWs, N2O, Ozon – bereits heute etwa 80% einer CO2 Verdoppelung erreicht haben.

Also bei 80% Einwirkung einer CO2-Verdoppelung soll es noch keinen Effekt geben, erst bei 100%?

Dazu fällt einem nur ein: Das glaubt ihr doch selbst nicht.


Denn Dürren sind seit den 1980er Jahren trotz des Treibhausgasanstiegs in der Atmosphäre weder in den USA noch in Deutschland noch weltweit häufiger oder extremer geworden.

Ein paar Worte zur Hitze: Seit einigen Tagen ist es in Deutschland nicht nur warm, sondern heiß. Als heiße Tage warden Tage definiert, an denen die Höchsttemperatur 30° C überschreitet. Seit den 1980er Jahren hat sich die Anzahl dieser Tage in Deutschland etwa verdoppelt (s. auch hier ). Jedoch hat ihre Häufigkeit seit den 1990er Jahren nicht weiter zugenommen.

Will heißen: Sowohl in den 2000er als auch in den 2010er Jahren war sie nicht höher als in den 1990er Jahren. Extreme Hitzetage sind also seit den 1990er Jahren nicht häufiger aufgetreten (obwohl die Mitteltemperaturen im Sommer weiter etwas gestiegen sind, s. hier).

Allerdings widersprechen diese Tatsachen dem politisch und medial gewünschten Narrativ. Die Politik braucht zur Durchsetzung drastischer klimapolitischer Massnahmen, wie dem Klimaschutzplan 2050, Schreckensszenarien.

Die Medien sind nur an Katastrophen interessiert, nicht an wissenschaftlichen Feinheiten. Klimawissenschaftler werden in der Öffentlichkeit, in den Medien und in der Politik nur wahrgenommen, wenn sie Katastrophen verkünden.

Zudem wird die Klimaforschung zu mehr als 90% vom Staat, also mit Steuergeldern, finanziert. Um von diesem Kuchen ein Stück abzubekommen muss man auf die Katastrophe setzen, vor ihr warnen. Nur dann fliessen die Gelder. Niemand bekommt Geld, wenn er sagt, die Katastrophe kommt doch nicht.

Und niemand bekommt Forschungsgelder vom Staat, wenn er die politisch gewünschte Linie nicht mitfährt.

Das führt zu einem System, das sich selbst und das Narrativ von der Klimakatastrophe immer wieder bestätigt, also quasi in einer "echo chamber" gefangen ist.

Die verfilzten Interessen zwischen der Klimawissenschaft, der Politik, der Forschungsförderung und den Medien sorgen dann dafür, dass nicht wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse an die Öffentlichkeit gelangen, sondern Fake Science und Fake News.