Hört auf die Wissenschaft – auf eure eigene Gefahr!

30. Januar 2021

Hört auf die Wissenschaft! War in den letzten Jahren der Schlachtruf u. a. von Greta und ihrer schulschwänzenden Anhänger, der FFF aber auch der XR Bewegung und einer Riege von Alarmisten, die den heiligen Gral der letzten Erkenntnis in der Klimawissenschaft für sich in Anspruch nahmen.

Mit Wissenschaft meinen sie den Teil der Wissenschaft, der ihr Narrativ, ihre Argumente und ihre Forderungen unterstützt – wobei sie den Teil der Wissenschaft, der ihr Narrativ, ihre Argumente und ihre Forderungen nicht unterstützt, entweder ignorieren, als irrelevant oder als die Meinung von “Klimaleugnern” abtun.

Denjenigen, die sich in dieser Weise auf die Wissenschaft berufen, ist möglicherweise nicht klar, dass sich der wissenschaftliche Erkenntnisstand fortlaufend ändert – das ist eines der Grundprinzipien der Wissenschaft: Sicher geglaubtes Wissen durch Forschung zu hinterfragen und es dann möglicherweise zu korrigieren, oder sogar ganz zu verwerfen.

Das ist der natürliche Gang des wissenschaftlichen Fortschritts. In der Klimadebatte berufen sich viele auf “die Wissenschaft” und wollen damit lediglich eine Legitimation für ihre Meinung schaffen. Diese Leute sind nicht daran interessiert den Erkenntnisfortschritt voranzutreiben oderauch nur das ganze Spektrum wissenschaftlicher Erkenntnisse wiederzugeben, sondern nur daran, ihren vorgefassten Meinungen einen Anstrich von Seriösität zu verleihen und sie durch einen Hinweis auf “die Wissenschaft” zu legitimieren.

Dass sich der wissenschaftliche Erkenntnisstand im Laufe der Zeit wandelt und dass manchmal das, was man irgendwann in der Vergangenheit für wissenschaftlich erwiesen und für richtig hielt, in der Zukunft als unrichtig herausstellt, zeigt sich in dieser Zusammenstellung hier, in der eine Reihe von Beispielen aufgeführt ist, wie sich der Erkenntnisstand in der Umwelt- und Klimawissenschaft in den vergangenen 50 Jahren gewandelt hat.

Diese Zusammenstellung zeigt vor allem, dass apokalyptische Vorhersagen über den Zusammenbruch von Ökosystemen, die in der Regel mit einem Forderungskatalog zur Veränderung der Gesellschaft verknüpft waren, nicht eingetroffen sind.

Das System dahinter scheint darin zu bestehen, Angst vor der Apokalypse zu schüren, um gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Das eigentliche Ziel scheint weniger zu sein, die Apokalypse abzuwehren, als die Gesellschaft mit einem künstlich geschaffenem Angstsyndrom vor der Apokalypse umzuerziehen. Die Mission ist quasi biblisch – religiöser Natur (s. z. Beispiel Offenbarung Kapitel 6, Vers 1 – 17; die vier Reiter der Apokalypse).

Die schönsten, teilweise irren, aber nie eingetroffenen Vorhersagen aus den vergangenen 50 Jahren, die aber seinerzeit den wissenschaftlichen Erkenntnisstand widerspiegelten, sind:

- 1967: Paul Ehrlichs Vorhersage, es sei bereits jetzt zu spät, weltweite Hungerkatastrophen im Jahre 1975 zu vermeiden, die Nahrungsmittelproduktion würde nicht reichen, die Bevölkerungsexplosion müsse eingegrenzt werden

- 1969: Paul Ehrlich sagt voraus, dass die Umweltverschmutzung in 20 Jahren die Menschheit ausgelöscht haben wird

- 1970: James P. Lodge vom National Center for Atmospheric Research sagt voraus, durch die Luftverschmutzung wird das Sonnenlicht geschwächt und bis zum Jahr 2000 wird es eine neue Eiszeit geben

- 1970: Paul Ehrlich sagt voraus, dass in den USA ab 1974 das Wasser und ab 1980 die Lebensmittel rationiert werden müssen

- 1971: Schneider und Rasool von der NASA und der Columbia Universität sagen eine neue Eiszeit voraus. Die Temperatur der Erde werde durch die Luftverschmutzung um 6° sinken. Deswegen müsse man die Nutzung fossiler Energien, bei der Staubpartikel freigesetzt werden, die zur Abkühlung führen, beenden

- 1972: George Kukla, Brown University, Providence, Rhode Island, sagt neue Eiszeit bis 2070 voraus. Dadurch wird es zu einer Zunahme extremer Wetterereignisse, wie Stürme und Überschwemmungen kommen

- 1974: Mehrere Medienberichte über eine bevorstehende Eiszeit, die sich auf Forschungsergebnisse führender amerikanischer Universitäten beziehen

- 1976: Stephan Schneiders Buch: ” The Genesis Strategy” Warnung vor der heraufziehenden Eiszeit, die den Konsens unter den Klimaforschern widerspiegelt

- 1978: Klimaforscher sehen kein Ende des Abkühlungstrends in der Nordhemisphäre; nur wenig später setzt eine Erwärmung ein

- 1980: Forscher berichten, der saure Regen vernichtet Fischbestände in vielen Seen. 10 Jahre später stellt sich heraus, dass der saure Regen nicht hierfür verantwortlich war

- 1988: James Hansen, NASA, sagt starke Zunahme von Dürren in den USA voraus. 1988 war die letzte extreme landesweite Dürre in den USA

- 1989: UN Klimaexperte sagt voraus, dass bereits im Jahr 2000 einige Länder vom Meeresspiegelanstieg überschwemmt würden. Kein Land wurde bis heute vom Meeresspiegelanstieg überschwemmt

- 1989: James Hansen sagt voraus, dass der Westside Highway in New York in den kommenden 20 – 30 Jahren überschwemmt werde. Er ist es bis heute nicht.

- 2000: David Viner, UK Met Office: Es wird keinen Schnee mehr geben. Die Kinder werden nicht mehr wissen, was Schnee ist. In einigen Regionen gibt es jetzt viel weniger Schnee, in der Nordhemisphäre insgesamt ist die Schneebedeckung jedoch nicht zurückgegangen, sondern eher etwas angestiegen

- 2004: Das Pentagon veröffentlicht eine Studie, derzufolge England im Jahre 2020 ein sibirisches Klima haben und viele europäische Städte im Meer versinken würden. Atomkriege, Megadürren und Revolten würden die Welt überziehen

- 2008: James Hansen, NASA: Die Arktis wird in 5 – 10 Jahren im Sommer eisfrei sein. Die Eisausdehnung der Arktis ist im Trend zurückgegangen, hat aber das Minimum des Jahres 2012 nicht mehr und das Minimum von 2007 kaum noch unterschritten

- 2009: Prince Charles sagt, wir haben nur noch 12 Jahre, um die Welt zu retten. Der Preis des kapitalistischen Wirtschaftssystems und der Konsumgesellschaft sei zu hoch

- 2013: Die US Marine sagt eine eisfreie Arktis für den Sommer 2016 vorher. Sie ist bis heute im Sommer nicht eisfrei

Soviel zu einigen umweltwissenschaftlichen Glanzstücken der letzten 50 Jahre. In den meisten Fällen stammen die hier zitierten Aussagen von seriösen Wissenschaftlern, die geglaubt haben, was sie seinerzeit gesagt und sich ernsthafte Sorgen um das Fortbestehen der Menschheit gemacht haben.

Aber wieviele haben die Stärke der Selbstreflektion besessen, zu erkennen, dass sie sich geirrt haben, wenn einige Jahre später erkennbar wurde, dass ihre Vorhersagen nicht eingetroffen sind?

Einige müssen sich wohl den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nicht die Sorge um Menschheit und Umwelt umgetrieben hat, sondern dass sie mit dem Schüren von Angst entweder ihre Karriere vorantreiben wollten oder gänzlich andere, ideologische, vielleicht auch religiöse Ziele verfolgt haben.

So wie es auch heute in der Klimadiskussion immer noch der Fall ist. Es ändert sich wenig…. Plus ca change, plus c`est la meme chose…

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:

Das Klima erwärmt sich und Treibhausgase sind in den letzten Jahrzehnten eine der Hauptursachen (weitere Ursachen sind natürliche Parameter, wie die positve Phase der PDO und der AMO). Mehr CO2 in der Atmosphäre führt zu einem wärmeren Klima, das wissen wir schon seit Svante Arrhenius, 1896.

Aber die wissenschaftlichen Fragen, um die es geht, sind nicht, ob CO2 ein Treibhausgas ist, oder ob es wärmer geworden ist, sondern darum, wieviel wärmer es künftig wird, wie groß der Beitrag der Treibhausgase an der beobachteten Erwärmung war, welche Rolle natürliche Parameter spielen, wie sich andere Klimaparameter ändern werden, ob es mehr oder weniger Niederschläge geben wird, wo, in welcher geografischen Verteilung, ob extreme Wetterereignisse zu – oder abnehmen, wo, in welcher geografischen Verteilung usw. usf.

Die Klimawissenschaft ist keine harte Wissenschaft, sondern eine eher weiche, deren Ergebnisse von einer Reihe von Szenarienannahmen bestimmt wird, deren Erkenntnisse ein breites Spektrum überdecken und die sich zudem fortlaufend ändern.

In Klimamodellvorhersagen fliessen Szenarienannahmen vieler Wissenschaftsbereiche ein, wie z. B. Annahmen über Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaftsentwicklung, Emissionsentwicklung, geochemische Annahmen über den Verbleib der emittierten Treibhausgase in der Atmosphäre, die Treibhauswirkung dieser Gase, Rückkopplungsprozesse in der Atmosphäre, Temperaturanstieg hierdurch, Auswirkung auf andere Klimaparameter, wie Niederschläge, extreme Wetterereignisse usw.

Ändert man nur eine von den vielen Annahmen, die hier einfliessen, gelangt man häufig schon zu völlig anderen Klima - Ergebnissen.

Daraus ersieht man eigentlich schon, dass sich der wissenschaftliche Erkenntnisstand fortlaufend ändert und dass es “DIE Wissenschaft” eigentlich gar nicht gibt, sondern nur ein breites Spektrum wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Diejenigen, die sich auf “DIE Wissenschaft” berufen sollten ein Mindestmaß an Geschichtsbewußtsein haben und sich daran erinnern, wie oft sich “DIE Wissenschaft” in den letzten Jahrzehnten verändert hat und wieviele falsche Vorhersagen gemacht wurden.

Hätte man jede dieser Vorhersagen für bare Münze genommen, hätte man sehr viele gesellschaftliche Fehlentscheidungen getroffen.