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Die Bedeutung der „Hockey Stick“ Kurve in der Klimadebatte

20. März 2010

Bereits hier sind wir detaillierter auf die Hockey Stick Kurve, ihre Bedeutung im IPCC Prozess und im Zusammenhang mit Climategate eingegangen.

Nun mag man argumentieren, das sei alles der Streit um des Kaisers Bart. Zwar haben die e-mails eindeutig gezeigt, dass die beteiligten Klimaforscher versucht haben, die letzten Jahrzehnte als außergewöhnlicher darzustellen als sie in Wirklichkeit waren, aber was soll`s, es ändert nichts daran, dass es wärmer geworden ist, der Mensch daran die Hauptschuld trägt, und dass es vor allem künftig noch viel wärmer werden wird.

Unabweisbar ist zunächst die bereits dargelegte Schlussfolgerung, das die beteiligten Wissenschaftler versucht haben, vorhandene wissenschaftliche Ergebnisse so „umzubiegen“, dass sie in ihr subjektives Weltbild passten, die MWP und die LIA seien – anders als in praktisch Hunderten von klimawissenschaftlichen Veröffentlichungen dargelegt - nicht existent gewesen.

Einige besonders pikante Details wurden dabei aus den e-mails bekannt: Nämlich dass die Temperaturrekonstruktion aus den Baumringanalysen, die die Grundlage des Hockey Sticks bilden, zwischen 1980 und Ende der 1990er Jahre auf fallende Temperaturen hinwiesen, aus den Thermometermessungen aber bekannt ist, dass genau in der Zeit die Temperaturen stark gestiegen sind. Dieses Problem wurde als Divergenzproblem bekannt, und die Autoren standen vor der Frage, wie es zu lösen sei („hide the decline“). Sie lösten es dadurch, dass sie die letzten 20 Jahre der Kurve nicht mit Baumringdaten darstellten, sondern durch Thermometerdaten ersetzten, die dann den gewünschten, starken Anstieg zeigten. Diese etwas fragwürdige Methode („the trick“) war auch einigen Teilnehmern des e-mail Verteilerkreises nicht ganz geheuer, denn sie wirft die Frage auf, wenn die Baumringe nicht die gegenwärtige Wärmeperiode zeigen, dann ist es denkbar, dass – aus welchen Gründen auch immer -, sie auch nicht die Mittelalterliche Wärmeperiode MWP zeigen könnten, sie also grundsätzlich fragwürdig für Temperaturrekonstruktionen sind.

Über diese Bedenken haben sich die Autoren der Kurve, die dann auch Mit- Autoren des maßgeblichen Kapitels im IPCC 2001 waren, hinweggesetzt, vermutlich wohl deswegen, weil der Wunsch zu groß war, die Einzigartigkeit der gegenwärtigen Wärmeperiode nachzuweisen.

Denn wenn man akzeptiert, dass es eine vergleichbare – oder sogar noch wärmere Periode als jetzt – bereits vor ca. 800 – 1000 Jahren gab, ohne dass der Mensch die Ursache hierfür war, dann ist es zumindest denkbar, wenn auch nicht 100 %ig plausibel, dass auch die gegenwärtige Wärmeperiode der Ausdruck natürlicher Klimaschwankungen ist oder sein könnte. Das war genau die Botschaft, die man nicht vermitteln wollte, sondern man war darauf erpicht nachzuweisen, der Mensch sei hierfür verantwortlich.

Der eigentliche und tiefere Sinn der Hockey Stick Kurve war also, Argumente für den menschlichen Einfluss auf das Klima zu liefern, und hierbei störte die MWP, und deswegen musste sie weg. Für IPCC 2007 wurde das dann nochmals etwas anders, aber fast noch nachdrücklicher in Szene gesetzt, was ebenfalls in den e-mails sehr detailliert dokumentiert ist. Der Eindruck, der sich beim Studium dieser mails aufdrängt, ist doch recht deutlich, dass es den Autoren um die Verteidigung einer These geht, und nicht um die Vermittlung objektiver wissenschaftlicher Erkenntnisse. Denn dieser These widersprechende Argumente wurden schlichtweg ignoriert oder für irrelevant erklärt.

Im Kern führt die Hockey Stick Debatte zur Frage, ob - oder zumindest in wieweit - der Mensch für die rezente Wärmeperiode verantwortlich ist und ob die theoretischen Modellprojektionen des Klimas für die Gegenwart und die Zukunft realistisch sind.

Auch wenn sie im Grundsatz soweit richtig sind, dass eine steigende Treibausgaskonzentration eine Erwärmung bewirkt, ist damit lange noch nicht die Frage beantwortet, wie groß diese Erwärmung für eine bestimmte Konzentration ist.

Hier genau liegt die Krux der Modellvorhersagen und der Hockey Stick Kurve: Wenn der Hockey Stick die Schlussfolgerung zuließe, der gesamte Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte sei eine Folge menschlicher Emissionen, könnte man auch mehr Zutrauen in Computer-Simulationen haben, die einen größeren Temperaturanstieg in der Zukunft vorraussagen. Wenn das nicht der Fall ist, dann müsste man auch diesen Simulationen mit mehr Misstrauen begegnen.

Obwohl man so oder so berücksichtigen sollte, dass der jüngste Temperaturanstieg lediglich bei etwa 0,15 °C pro Jahrzehnt gelegen und sich damit nur am unteren Rand der vom IPCC genannten Bandbreite bewegt hat. Hinweise auf einen dramatischen Temperaturanstieg oder gar eine Beschleunigung des Klimawandels gibt es derzeit nicht, trotz gelegentlicher anders lautender Meldungen, die - um die Worte des WBGU aufzugreifen – in einigen Medien kritiklos verbreitet werden.