Die Extremwetterlüge

10. Juli 2012


Seit vielen Jahren haben wir uns daran gewöhnt, von den Medien gebetsmühlenartig eingehämmert zu bekommen, dass in einem wärmeren Klima Wetterextreme, vor allem Stürme, Überschwemmungen und Dürren zunehmen werden oder sogar schon zugenommen haben, obwohl es dafür kaum eine wissenschaftliche Grundlage gibt. Nirgends tritt der „Disconnect“ zwischen Klimawissenschaft und Medien stärker in Erscheinung als hier.
Auf Climatetruth haben wir bereits häufiger darauf hingewiesen (s. z. B. hier und hier ). Information und Wissen wurden und werden durch die Meinungsmacher, aber auch durch einzelne Wissenschaftler, weiterhin durch Indoktrination, Manipulation und Propaganda ersetzt.
Das schlimmste scheint jedoch zu sein, dass die Autoren jener Desinformation sich wahrscheinlich noch nicht einmal im Klaren darüber sind, dass sie Information durch Fehlinformation, Indoktrination und Propaganda ersetzen.

Wir wissen, dass weltweit in den letzten Jahrzehnten weder Dürren noch tropische Wirbelstürme noch Tornados zugenommen haben.
Wir wissen ferner, dass in Europa in den vergangenen Jahrzehnten weder die Schäden durch Stürme (Barredo, 2010) noch durch Überschwemmungen (Barredo, 2009) zugenommen haben.

In Deutschland haben in den vergangenen Jahrzehnten weder Stürme, noch Extremniederschläge (maximale Tagesmenge eines Jahres) zugenommen.

In der letzten Zeit sind einige Arbeiten in der Fachliteratur erschienen, die dieses Bild bestätigen und abrunden.

Interessant erscheint eine Arbeit von Reinhard Böhm (2012)von der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geophysik, in der langfristige Schwankungen von Wetterextremen in Österreich in den letzten 250 Jahren analysiert werden .

Ergebnis: Das Klima ist in den letzten Jahrzehnten zwar wärmer geworden, aber nicht extremer.

Climatruth Leser wird das wenig überraschen, denn wir haben bereits hier eine vergleichbare Schlußfolgerung für das Wetter und Klima in Deutschland abgeleitet.


Besonders die Frage nach Extremniederschlägen in Deutschland wurde von einigen Autoren eingehender untersucht.
Zolina et al (2008) konnten beispielsweise zeigen, dass ihrer Definition von Extremniederschlägen zufolge (Überschreitungshäufigkeiten des 95 und 99 Perzentils) zwischen 1950 und 2004 extreme Niederschläge im Winter zu- im Sommer aber abgenommen haben.

Das grundsätzliche Problem bei der Analyse dieser Frage ist aber, dass es allgemeinen Einschätzungen zufolge mehr als 20 Arten der Definition von Extremniederschlägen gibt, von denen einige, auf den gleichen Datensatz angewandt, eine Zunahme, andere eine Abnahme zeigen können (z. B. Sen Roy und Balling, 2009) .
Zudem kann sich ein Trend innerhalb des betrachteten Zeitraums durchaus ändern.

Dies wird in einer interessanten Arbeit von Lupikasza et al (2011) bestätigt, in der Extremniederschlagstrends an 43 Wetterstationen in den südlichen Teilen Polens und der ehemaligen DDR, bzw. den heutigen neuen Bundesländern untersucht werden. Im Nordwesten reicht das Untersuchungsgebiet bis nach Magdeburg und bis zum Brocken in Sachsen-Anhalt.

Die Autoren analysieren acht verschiedene Definitionen von Extremniederschlägen und betrachten zudem 30-Jahrestrends dieser Parameter innerhalb des Zeitraums 1951 – 2006, also beginnend mit 1951 – 1980 und endend mit 1977 - 2006. So wird es u. a. möglich, Trends dieser Parameter innerhalb des Zeitraums zu untersuchen, in dem sich das Klima in Mitteleuropa tatsächlich erwärmt hat, nämlich in den letzten 30 Jahren. Im Rahmen der Klimadebatte wäre es wenig relevant, wenn Extremniederschläge beispielsweise zwischen 1955 und 1985 zugenommen hätten, da sich ja das Klima während dieser Periode überhaupt nicht erwärmt hat.

Die Autoren finden heraus, dass sich die Trends sowohl innerhalb des Zeitraums 1951 – 2006, als auch im Vergleich zwischen Polen und Deutschland, aber auch in den einzelnen Jahreszeiten deutlich verändert haben.

Betrachtet man den gesamten Zeitraum 1951 – 2006, dann haben extreme Niederschläge im Süden der Ex-DDR bzw. der neuen Bundesländer - unabhängig von der Definition – generell zugenommen, im benachbarten Süden Polens hingegen abgenommen, dies besonders im Winter und im Sommer, weniger stark im Frühjahr und im Herbst (Abb. 2 in Lupikasza et al, 2011).

Sieht man sich im Vergleich dann die Trends innerhalb aufeinander folgender 30-Jahresperioden an, ergibt sich je nach Jahreszeit ein differenzierteres Bild: In der Ex-DDR im Frühjahr eine Zunahme bis etwa 1990, dann eine Abnahme aller 30-Jahrestrends, die nach 1990 enden, im Sommer eine Zunahme bis in die 1990er Jahre, aber keine Zunahme mehr bei 30-Jahrestrends, die 2006 enden, im Herbst keine signifikanten Änderungen und im Winter eine signifikante Zunahme.
Im südlichen Polen hingegen sind die Winter bis Anfang der 2000er Jahre durch abnehmende Extremniederschläge gekennzeichnet, ebenso wie die Herbste. In den Frühjahren sind extreme Niederschläge hingegen häufiger geworden, und in den Sommermonaten ist keine signifikante Zunahme zu beobachten, nachdem Extremniederschläge zwischen den 1960er und den 1990er Jahren – anders als im benachbarten Süden der Ex-DDR - drastisch abgenommen hatten (Abb. 3 – 6 in Lupikasza et al, 2011).

Was lernen wir daraus: Es gibt während der Zeit, in der sich das Klima in Mitteleuropa erwärmt hat, nämlich etwa seit den 1970er/1980er Jahren und 2006, keine einheitlichen signifikanten positiven Trends bei acht verschiedenen Definitionen von Extremniederschlägen, mit Ausnahme der Winter im Süden der Ex-DDR und der Frühjahre im südlichen Polen.

Die Erwärmung Mitteleuropas hat also nicht zu einer generellen Zunahme von Extremniederschlägen hier geführt,
sondern es zeigt sich ein regional sehr differenziertes Bild von nur vereinzelten regionalen und saisonalen Anstiegen.
Innerhalb des 56-jährigen Zeitraums von 1951 bis 2006 gibt es fast beliebig viele 30-Jahrestrends, die entweder eine Zu- oder Abnahme von Extremniederschlägen zeigen, unabhängig davon, ob es wärmer oder kälter geworden ist.
Auf jeden Fall lässt sich nicht der Schluss ziehen, ein wärmeres Klima in Deutschland ginge mit extremeren Niederschlägen einher.

Weltweit zeigt der IPCC Bericht über Extremwetter Vergleichbares, besonders für Schäden, die nicht auf eine vom Menschen verursachte Erwärmung zurückgeführt werden können (s. z. B. hier).